Murmillo-Archiv

Freitag, 25. Mai 2012

CURSUS 30: WIE LANGE NOCH, CATILINA?
In welcher Stadt leben wir, versammelte Väter? Welchen Staat haben wir? In Etrurien ist gegen das römische Volk ein Lager aufgestellt worden, dessen Feldherr-welch' Frechheit!-noch kurz zuvor in den Senat gekommen ist. Ihr fragt, wer er ist (sei), welches Verbrechen er vorhat ("im Geiste wälzt"). Dieser Mensch ist das Haupt der Verschwörung, täglich denkt er über unseren Untergang, über das Verderben dieser Stadt nach. Merkst du etwa nicht, Catilina, daß deine Pläne offenliegen? Glaubst du etwa, daß ich nicht weiß, was du in der letzten Nacht getan (getrieben) hast, wo du gewesen bist, welche Männer du zusammengerufen hast, welche Pläne beschlossen worden sind? Du fragst, auf welche Weise ich dies alles erfahren habe.Sowohl höre als auch sehe als auch fühle ich, was von dir und den Deinen gedacht wird, was getan wird, da nichts meiner Sorgfalt entgeht. Und ich weiß ganz genau, warum ihr in tiefer Nacht im Haus des M. Laeca zusammengekommen seid: Du hast befohlen, daß deine Leute die Stadt durch einen Brand zerstören, du hast befohlen, daß deine Leute mich in meinem Bett kurz vor Tagesanbruch töten. Wagst du etwa zu leugnen? Ich werde mich dafür einsetzen, daß du als Staatsfeind abgeurteilt wirst, und ich werde nicht ruhen. Schon habe ich gegen dich, Catilina, einen schwerwiegenden (gewichtigen) Senatsbeschluß (in der Hand). Aber auch wenn (obwohl) erlaubt wird, daß du mit der Höchststrafe "versehen" wirst/die Todesstrafe erhältst, werde ich dennoch nicht befehlen, daß du getötet (beseitigt) wirst. Nur dieses (allein dies) fordere ich von dir: geh' weg, verschwinde, verlasse die Stadt! In Rom wird dich nichts mehr erfreuen, weil du von meinen vielen (zahlreichen) Wachmannschaften bedrängt (observiert) wirst. Die Augen und Ohren vieler werden dich immer und überall bewachen. Alle haben dich von allen Seiten umstellt. Bis wohin schließlich/endlich wird deine Gegenwart unseren Zorn noch "entzünden"/ erregen.
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Das ist wahre Rhetorik: Das sind die Worte des Cicero.- Nach: MARCUS TULLIUS CICERO: ORATIONES IN CATILINAM
EREC

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