Murmillo-Archiv

Samstag, 30. April 2016

UND: A. KOLLING: GRABUNGEN IM RÖMISCHEN VICUS SCHWARZENACKER

in: Ausgrabungen in Deutschland, Teil 1, Bonn 1975, S. 434 ff.
sowie: Ders.: FUNDE AUS DER RÖMERSTADT SCHWARZENACKER UND IHRER NAHEN UMGEBUNG, Homburg/ Saar 1971.

NOCH EIN HINWEIS: M. KLEE: ARCHÄOLOGISCHER FÜHRER BADEN-WÜRTTEMBERG

Stuttgart 1986.

HINWEIS: M. GRÜNEWALD: DIE RÖMER IN WORMS

Stuttgart 1986.
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Der grüne Wald ist der schönste Wald.-Hessischer Dichter der Spätromantik.

HINWEIS: H. ERDMANN: LEBEN UNTER RÖMISCHER HERRSCHAFT

Die Römerzeit im heutigen Baden-Württemberg, Villingen-Schwenningen 1986.

HINWEIS: HARTMANN D. BAATZ (F.-R.): DIE RÖMER IN HESSEN

Stuttgart 1982.

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (23): NACH THEODOR MOMMSEN: "ES GELANG NICHTS MEHR VON BEDEUTUNG."

CIVILIS nächster Schritt war ein "kleiner Ausflug" nach TRIER. Damit dies auch klappt, nahm er seine ganze (zweifelhafte) Streitmacht mit (sicher ist sicher): BATAVER, GERMANEN, GALLISCHE INSURGENTEN. Und, was das Beste an der Sache war: Die römische Armee in Trier war wesentlich schwächer als sein bunter Haufen. Die Krieger des CIVILIS besetzten nun das römische Lager und die Moselbrücke, fingen jedoch an, vorzeitig zu plündern. CERIALIS aber, der römische Befehlshaber, "seine Unvorsichtigkeit durch glänzende Tapferkeit wiedergutmachend", "schlug" die Germanen aus dem Lager "hinaus". MOMMSEN bemerkt dazu lakonisch:
"Es gelang nichts mehr von Bedeutung."
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Diesen Satz können auch die meisten Schüler in ihren Lebenslauf (spätestens ab Klasse 8) schreiben. Doch das nur am Rande bemerkt.
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"DAS WAR DAS ENDE DES GALLISCHEN REICHES."-THEODOR MOMMSEN

Teil 22 finito; siehe PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT
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Donnerstag, 28. April 2016

O ALTE BURSCHENHERRLICHKEIT: EIN SEHR SCHÖNES STUDENTENLIED AUS ALTER ZEIT

Das waren noch rechte Studenten, nicht solche Nerds und "Hipsters" und was es sonst noch so gibt mit Wollmützen (Marke Kondom) auf dem Kopf oder diese Heinis mit albernen "Magenbrothütchen". Die konnten wenigstens noch Fechten, wohingegen der heutige Softi-bzw. Funktionsstudent allein schon beim Anblick blanken Stahls sich das Höschen einnässen würde.
O QUAE MUTATIO RERUM!
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch noch unseren Fechtkanal "MURMILLO-FECHTEN MIT HIEB UND STICH" auf YOUTUBE jedem anempfehlen, der ein Freund dieser edlen und ritterlichen Sportart ist.
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VIDETE: DIEREICHSBURG. BLOGSPOT (MEDIUM AEVUM), unsere Mittelalterseite (siehe linke Spalte: Netzwerk); unbedingt ansehen!
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KURZE BUCHVORSTELLUNG: WOLFRAM ZU MONDFELD: DRACHENSCHIFFE GEGEN ENGLAND

Die Eroberung Englands durch die Normannen 1066-Hintergründe und Verlauf der Schlacht bei Hastings.
Arena-Verlag.
siehe: DIEREICHSBURG. BLOGSPOT

Mittwoch, 27. April 2016

HINWEIS: MILITES-BEDENSES. DE

Die Reenactmentgruppe stellt eine ganze Einheit der LEGIO XXII PRIMIGENIA dar. Es wird die komplette Ausbildung einer solchen Einheit nachempfunden. Doch auch das zivile Leben kommt nicht zu kurz. Sehenswert!
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LEGIO PRIMIGENIA XXII: AUF: LIVIUS. ORG

Die Legion wurde um 39 nach von CALIGULA zusammen mit ihrer Zwillingslegion XV PRIMIGENIA von Kaiser CALIGULA aufgestellt. Es ist möglich, daß die 22. und 15. LEGIO zur Unterstützung der 21. und 14. gedacht waren. Die 22. LEGIO operierte in GERMANIEN.
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Auf der Seite LIVIUS. ORG finden sich auch Bilder von Legionsstempel.

Montag, 25. April 2016

INFO: DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (19)

VOCULA, das Ende eines tapferen Mannes-das Gallische Reich des CLASSICUS-die RHEINARMEE kapituliert vor den eigenen Auxilien (Niedergermanien, 70 nach Christus).
Legite: PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT
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decurio

Sonntag, 24. April 2016

Donnerstag, 21. April 2016

WAS HEISST "JA; ACH RICHTIG!" IN ANTWORTEN?

ETIAM!
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etiam=auch, sogar, noch (immer), immer wieder, selbst obendrein, gar.
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WAS IST EINE "AMBESTRIX/ ESTRIX"?

Eine Frau, die zuviel frißt.

ÜBERSETZUNG von "Die Verhältnisse in Germanien (14)": Teil 2

Haec male eventura facile perspici poterat. Germanis, quibus concursus frequens ex dextra parte Rheni erat (Germani, ad quos frequentes...concurrerunt), in proelio victoriam reportaverunt (vicerunt). Defectio equitatus Batavi causa (eius rei) erat (cuius rei causa...), qui Veteris Castris stativa habebat (in praesidio erat), sicut habitus malus equitum Ubiorum ut (tamquam; itemque) Treverorum. Qui (Hi) seditionem se adiunxerunt, cum principia (praetorium) exercitus inferioris obsessa (obsessum) est (obsidebatur; oppugnabatur).
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by decurio; copyright

ÜBERSETZUNG von "Die Verhältnisse in Germanien (14)": Teil 1

Civilis, qui parvo numero copiarum ordinariarum ("regularium"; disciplina militari assuefactarum), sed evocationi (dilecto) universa (universo) Batavorum, Cannenefatorum ac Frisiorum praeerat, ex patria impetum fecit/ facturus erat. Primum apud Rhenum relicta (reliqua) praesidiorum, quae e pagis septentrionalibus expulsa erant, sicut numerum classis "Rhenanae", qui protinus transfugit, quod magna ex parte in Bataviis consistebat (e Bataviis compositus erat), aggressus (adortus) est. Etiam cohors Tungrorum (ad illum) perfugit.
"Prima defectio numeri Gallici erat; qui ex copiis Italicis intererat, occisus aut captus est."
Et Mommsenius (scribere) pergit:
"Is successus (eventus bonus) Germanos ad dextram Rheni ripam habitantes movit (motum Germanorum effecit)."
Hae gentes "in pugnam (proelium) se coniecerunt/ se praecipitaverunt": Chauci ac Frisii (ora), Bructeri (Amisia superior; Lupia), Tencteri (media Rheni pars, adversus Coloniam), parum (inferiore modo) Usipi, Mattiaci, Chatti. Flaccus nunc legiones duas (ambas) inferiores (infirmas) (e) Veteris Castris exire (ad proelium proficisci) iussit.
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by decurio; copyright

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (14): NACH THEODOR MOMMSEN: DER GERMANISCHE AUFSTAND-ERSTE MILITÄRISCHE AKTIONEN

"CIVILIS, an der Spitze einer kleinen Zahl regulärer Truppen, aber des Gesamtaufgebots der Bataver, Cannenefaten und Friesen, ging aus der Heimat zum Angriff vor."
Mommsen
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Zuerst griff er am Rhein die Reste der Besatzungen an, die aus den nördlichen Gauen vertrieben worden waren, sowie eine Abteilung der Rheinflotte, die sofort überlief, da sie zum Großteil aus Batavern bestand. Auch eine Kohorte der TUNGRER wechselte die Seiten.
"es war der erste Abfall einer gallischen Abteilung; was von italischen Mannschaften dabei war, wurde erschlagen oder gefangen."
Und MOMMSEN fährt fort:
"Dieser Erfolg brachte endlich die rechtsrheinischen Germanen in Bewegung."
Folgende Völkerschaften "warfen sich in den Kampf": Chauker und Friesen (Küste), Bructerer (obere Ems; Lippe), Tencterer (Mittelrhein, gegenüber Köln), "in minderen Maße" Usiper, Mattiaker, Chatten.
FLACCUS gab nun den Befehl, daß die beiden schwachen Legionen von VETERA ausrücken sollten. Daß dies nicht gutgehen konnte, war abzusehen. Die Germanen, die zahlreichen überrheinischen Zulauf hatten, gewannen das Treffen. Grund war u.a. der Abfall der batavischen Reiterei, die in Vetera stationiert war, sowie "die schlechte Haltung der Reiter der UBIER wie der TREVERER". Diese schlossen sich dem Aufstand an, als das Hauptquartier des unteren Heeres belagert wurde.
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So war das damals!

Mittwoch, 20. April 2016

HINWEIS: DTV-LEXIKON DER ANTIKE: 5 TEILE

1) Philosophie, Literatur, Wissenschaft; 4 Bd. e
2) Religion, Mythologie; 2 Bd.e
3) Kunst; 2 Bd. e
4) Geschichte; 3 Bd.e
5) Kulturgeschichte; 2 Bd. e
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DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (13): NACH THEODOR MOMMSEN-HORDEONIUS FLACCUS: "EIN HOCHBEJAHRTER PODAGRISCHER MANN, OHNE ENERGIE UND OHNE AUTORITÄT"

Als der Statthalter UNTERGERMANIENS zum Kaiser geworden war, übernahm der bisherige Statthalter OBERGERMANIENS als commander-in-chief beide Rheinheere. Dieser Mann hieß HORDEONIUS FLACCUS, ein-laut MOMMSEN-alter, gichtiger Mann, energielos, ohne Autorität, der insgeheim zu VESPASIAN hielt und der Truppe deswegen verdächtig war. Um diese zu beruhigen, ließ er immer zuerst den Adlerträgern ungeöffnet Briefe der Regierung aushändigen, damit diese sie den Soldaten vorlesen konnten. Das sagt schon alles.
Die militärische Stärke der Römer war wie folgt:
Hauptquartier in VETERA: LEGIO V; LEGIO XV; LEGAT: MUNIUS LUPERCUS
NOVAESIUM (Neuß): LEGIO XVI; LEGAT: NUMISIUS RUFUS
BONNA (Bonn): LEGIO I; LEGAT: HERENNIUS GALLUS
Diese 4 Legionen (unteres Heer) hatten es zunächst mit den Aufständigen zu tun.
MOGONTIACUM (Mainz, wie es singt und lacht): LEGIO IV MACEDONICA; LEGIO XXII; dort befand sich zwar HORDEONIUS FLACCUS, faktisch führte aber "der tüchtige Legat" DILIUS VOCULA das Kommando (nach dem Motto: laß mich mal machen, Alter). Das spricht Bände!
VINDONISSA: LEGIO XXI; sie nahm an diesen Vorgängen nicht teil; vielleicht war sie zu dieser Zeit sogar ganz nach Italien abgezogen worden.
Das obere Heer hatte damals nur drei Legionen, da die 4. obergermanische Legion anno 58 nach Kleinasien abgerückt war (vgl. TACITUS, ann. 13, 35).
MOMMSEN bemerkt dazu:
"Die Legionen hatten durchgängig nur die Hälfte der vollen Zahl, und die meisten Soldaten waren Halbinvalide oder Rekruten."
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Na dann, auf in den Kampf!
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murmillo

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (12): NACH THEODOR MOMMSEN-DER CIVILISAUFSTAND GEHT WEITER

MOMMSEN stellt nun einen Vergleich mit der Erhebung unter ARMINIUS an: Beim Aufstand des CIVILIS übernahmen die Alen und Kohorten die Funktion des cheruskischen "Landsturms".
Dazu MOMMSEN: "und wenn der treulose Offizier des Varus (=Arminius; "Hermann der Cherusker"; Anmerk.d.Verf.) seine Nation aus der Römerherrschaft erlöste, so handelte der batavische Führer im Auftrag Vespasians, ja vielleicht auf geheime Anweisung des im stillen Vespasian geneigten Statthalters seiner Provinz, und richtete sich der Aufstand zunächst lediglich gegen Vitellius."
Die Lage der Römer war prekär: Die Truppe hatte jetzt nicht nur die rechtsrheinischen Germanen gegen sich, sondern auch die linksrheinischen-also fast alle. MOMMSEN bemerkt:
"die Rollen waren solcher Art, daß es fast leichter schien, sie zu wechseln als sie durchzuführen."
CIVILIS wollte erst einmal abwarten, was bei der Sache herauskommt: ein Kaiserwechsel oder die Vertreibung der Römer aus Gallien.
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das team

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (11): NACH THEODOR MOMMSEN: CIVILISAUFSTAND

Während dies geschah, wurde VESPASIAN im Osten zum Kaiser ausgerufen. VITELLIUS erteilte daher den BATAVERKOHORTEN Marschbefehl in Richtung Italien. Bei den BATAVERN selbst befahl er Aushebungen. VESPASIANS Agenten nahmen inzwischen Kontakt zu den BATAVISCHEN OFFIZIEREN auf und versuchten dies natürlich zu verhindern. Die BATAVER sollten einen Aufstand machen, um die Truppen in GERMANIEN zu binden. CIVILIS nahm diesen Vorschlag an. Er ging zu seinen Leuten, um deren Einverständnis zu bekommen, was ihm leicht gelang (nach dem Motto: Was? Ein Aufstand? Da machen wir doch mit! Besser, als sich im Dorf langweilen.). Auch die CANNENEFATEN und FRIESEN gaben selbstredend ihr o.k.-Doch hören wir MOMMSEN:
"Bei jenen brach der Aufstand aus; die beiden Kohortenlager in der Nähe wurden überfallen und die römischen Posten ausgehoben; die römischen Rekruten schlugen sich schlecht..."
CIVILIS ließ seine Kohorte kommen-angeblich um gegen die Aufständischen zu kämpfen-und nahm dann auf deren Seite am Angriff gegen die Römer teil. Dem VITELLIUS kündigte er zusammen mit drei germanischen Gauen die Gefolgschaft auf. Diejenigen BATAVAER und CANNENEFATEN, die gerade dabei waren von Mainz aus nach Italien aufzubrechen, forderte er auf, sich dem Aufstand anzuschließen.
MOMMSEN schreibt: "Das alles war mehr ein Soldatenaufstand als eine Insurrektion der Provinz oder gar ein germanischer Krieg."
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murmillo

Dienstag, 19. April 2016

HINWEIS: DTV-LEXIKON DER ANTIKE

TEIL IV: Geschichte, 3 Bd.e
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durchlesen!

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (10): NACH THEODOR MOMMSEN: BETRIACUM

Auf dem Marsch nach BRITANNIEN, als die LEGIONEN bei den LINGONEN (Langres) lagerten, fielen sie von GALBA ab und riefen den VITELLIUS zum neuen Kaiser aus. Die BATAVER zögerten zunächst, schlossen sich dann aber an. Dieses Schwanken legte ihnen VITELLIUS zum Nachteil aus. Dennoch traute er sich nicht, den Anführer der BATAVER zur Rechenschaft zu ziehen. Die BATAVER marschierten mit den LEGIONEN von UNTERGERMANIEN nach ITALIEN und "hatten mit gewohnter Tapferkeit in der Schlacht von BETRIACUM für VITELLIUS gefochten, während ihre alten Legionskameraden ihnen in dem Heere OTHOS gegenüberstanden."
Und MOMMSEN schreibt weiter:
"Aber der Übermut dieser Germanen erbitterte ihre römischen Siegesgenossen, wie sehr sie ihre TAPFERKEIT anerkannten..."
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Man kann es eben nicht jedem recht machen. Die römischen Generale trauten den BATAVERN nicht und versuchten sie zu teilen. Dies hätte fast einem General das Leben gekostet. Ärgere keinen Bataver!
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Danach sollten die BATAVER die 14. LEGION nach BRITANNIEN eskortieren. Bei Turin gab es dann eine Schlägerei zwischen beiden. Die Legion marschierte  alleine nach BRITANNIEN weiter, die BATAVER gingen nach GERMANIEN.
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murmillo


DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (9): NACH THEODOR MOMMSEN: DIE BATAVISCHEN HILFSTRUPPEN-CIVILIS

Auch die Stimmung bei den BATAVERN, CANNENEFATEN und FRIESEN war nicht sonderlich gut. Hinzu kam, daß deren Kontingente sich zufälligerweise in Gallien befanden! So befand sich die große Masse der BATAVISCHEN TRUPPEN, insgesamt 8000 Mann (!), bei der 14. LEGION, die zusammen mit dieser einige Zeit beim Rheinheer gestanden waren. Unter KAISER CLAUDIUS waren sie nach BRITANNIEN gekommen,
"wo dieses Korps kurz zuvor die entscheidende Schlacht unter PAULLINUS durch seine unvergleichliche Tapferkeit für die Römer gewonnen hatte; von diesem Tag an nahm dasselbe unter allen römischen Heeresabteilungen unbestritten den ersten Platz ein."
NERO, neidisch auf diesen Erfolg, erteilte der Truppe Marschbefehl in den Orient (ganz schön weit-und das alles zu Fuß!). Die Legion folgte, die BATAVER aber weigerten sich. Der Aufstand in Gallien hatte "ein Zerwürfnis zwischen der Legion und ihren Hilfstruppen herbeigeführt." Dies hatte vielleicht auch damit zu tun, daß zwei BATAVISCHE OFFIZIERE, die Gebrüder PAULUS und CIVILIS "ohne jeden Grund und ohne Rücksicht auf vieljährige treue Dienste und ehrenvolle Wunden" verhaftet wurden. Der Grund war angeblicher Hochverrat. PAULLUS wurde hingerichtet! Der Abfall der BATAVISCHEN TRUPPEN hatte "wesentlich" zum Sturz des NERO beigetragen. GALBA ließ CIVILIS frei "und sandte die BATAVER in ihr altes Standquartier nach BRITANNIEN zurück."
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murmillo

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (8): NACH THEODOR MOMMSEN-UNRUHEN IN GALLIEN-INSURREKTION DES VINDEX

Inzwischen war Gallien "in der furchtbarsten Aufregung". Der VINDEXAUFSTAND war "an sich nicht gegen die Herrschaft Roms, sondern gegen den dermaligen Herrscher gerichtet." Es war nichtsdestoweniger ein Kampf zwischen den Rheinarmeen und "dem Landsturm der großen Mehrzahl der keltischen Gaue". Die Stimmung zwischen Provenzialen und Soldaten war angespannt. Dies zeigt ein schreckliches Beispiel: Im Gau der HELVETIER wurde ein Kurier aufgegriffen. Daraufhin rückten Marschkolonnen und Truppen aus Rätien von zwei Seiten ein, plünderten, verjagten die Bewohner aus ihren Verstecken in den Bergen, töteten viele oder verkauften sie gemäß Kriegsrecht! AVENTICUM (Avenches) ergab sich ohne Gegenwehr, wurde daber dennoch geschleift. Nicht der Kaiser wurde gefragt, sondern die Soldaten des Hauptquartiers:
"diese saßen über das Schicksal der Stadt zu Gericht und nur der Umschlag ihrer Laune rettete den Ort vor der Zerstörung."-Die Stimmung bei den Provinzialen war aufs äußerste gespannt. Ein gewisser MARICCUS aus dem Stamm der Bojer, die von den Haeduern abhingen, hielt sich für einen "Gott auf Erden" und wollte die keltische Freiheit wiederherstellen. Er hatte-wie alle falschen Propheten- scharenweise Zulauf.
"Indes kam auf die Erbitterung im Keltenland nicht allzu viel an. Eben der Aufstand des VINDEX hatte auf das deutlichste gezeigt, wie völlig unfähig die Gallier waren, sich der römischen Umklammerung zu entwinden."
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Unfähige Gallier-an dieser Stelle: Gruß an alle Franzosen!

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (7): NACH THEODOR MOMMSEN

Die Armee hatte nunmehr zwei Aufgaben:
1) die Kontrolle Galliens
2) die rechtsrheinischen Germanen davon abzuhalten, in Gallien einzufallen.
Die Insurrektion eines gewissen VINDEX wurde niedergeschlagen. Nach dem Sturz NEROS wurden vom Heer in Spanien, den Rheinarmeen sowie von der Kaisergarde Nachfolger ausgerufen. Anfang 69 nach überschritt der größte Teil des Rheinheeres die Alpen, "um auf den Schlachtfeldern Italiens auszumachen, ob dessen Herrscher Marcus oder Aulus heißen werde."-Mai 69 nach: VITELLIUS wird Kaiser.-Durch eilige Aushebungen in Gallien wurden die Lücken im Rheinheer notdürftig ausgefüllt:
"aber daß es nicht die alten Legionen waren, wußte das ganze Land, und bald zeigte es sich auch, daß jene nicht zurückkamen."
Das Heer war anscheinend zu einem eigenen Machtfaktor geworden:
"Hätte der neue Herrscher die Armee, die ihn auf den Thron gesetzt hatte, in seiner Gewalt gehabt, so hätte gleich nach der Niederwerfung OTHOS im April wenigstens ein Teil derselben an den Rhein zurückkehren müssen; aber mehr noch die Unbotmäßigkeit der Soldaten, als die bald eintretende neue Verwicklung mit dem im Osten zum Kaiser ausgerufenen VESPASIAN hielt die germanischen Legionen in Italien zurück."
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Gut für die Germanen, denn so hatten sie es bloß mit "greenhorns" zu tun.
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Montag, 18. April 2016

ADDENDUM UND KOSTENLOSE INFO AN DIE GERMANEN-FANS

Teil 1-3 befindet sich auf unserer Militärseite PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT (siehe Leiste auf der linken Seite).
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das team

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (6): NACH THEODOR MOMMSEN

Wie schon bemerkt, war das Münsterland für die Herden der Legionen vorgesehen. Vor 2000 Jahren weideten dort viele glückliche Kühe und "grasten so vor sich hin". Eine andere Beschäftigung gab es ja nicht. Den GERMANEN allerdings war es verboten, sich dort niederzulassen. Vielleicht hatten ja die Römer Angst, daß die ihnen ihre Kühe klauten.
Den Schutz dieses Grenzgebietes sollten ausgerechnet die FRIESEN und CANNENEFATEN übernehmen. Weiter stromaufwärts verließ man sich auf Ödland! Römische Ansiedlungen gab es in diesen Regionen nicht. Ausnahme davon ist der ALTARSTEIN VON ALTENBERG (Kreis Mühlheim, am Dhünfluß).
Römische Einheiten werden wohl oft diese Gefilde sicherlich mit mulmigem Gefühl im Bauch durchstreift haben. Vielleich haben sie auch die Wege und Straßen gangbar gehalten. Dort werden sie auf Reste germanischer Bevölkerung wie auch auf wenige Kolonisten getroffen sein. MOMMSEN berichtet:
"...aber den Wegen wie den Besitzungen fehlte der Stempel der Dauerhaftigkeit. Man wollte hier nicht eine Arbeit von gleicher Ausdehnung und gleicher Schwierigkeit unternehmen, wie wir sie weiterhin in der oberen Provinz kennenlernen werden, nicht hier, wie es dort geschah, die Reichsgrenze militärisch schützen und befestigen. Darum hat den Unterrhein wohl die römische Herrschaft, aber nicht, wie den Oberrhein, auch die römische Kultur überschritten."
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Was für eine Prosa!
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murmillo

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (5): NACH THEODOR MOMMSEN: WAREN DIE FRIESEN TREU?

Zwar wurde auf das rechte Rheinufer verzichtet, aber die Besatzungen blieben (vorsichtshalber). Sowohl die CANNENEFATEN als auch ein Teil der FRIESEN war nach wie vor "reichsuntertänig".
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Darauf deuten die Truppenaushebungen (Eph. epigr. V, p. 274) hin. Dagegen scheinen die FRIESEN 58 nach unabhängig gewesen zu sein (vg.  TACITUS, Ann. 13, 54; so auch PLINIUS MAIOR (nat. 25, 3, 22), der sie für die Zeit des GERMANICUS "gens tum fida", also ein damals treuer Stamm, nennt.) Doch was zählt schon das Gestern. Gestern noch treu, heute schon wieder aufständig. Waren sie jetzt treu oder nicht? Ich glaube eher nicht oder nur, wenn es gerade sein mußte. Vermutlich waren die WESTFRIESEN-Gruß an alle Holländer an dieser Stelle-treu, die OSTFRIESEN unabhängig, also nicht unbedingt allzu treu. Dies paßt auch gut mit der Unterscheidung der FRISII und FRISIAVONES bei PLINIUS (nat. 4, 15, 101) und der FRISII MAIORES und MINORES bei TACITUS (Germ. 34) zusammen. Wenn es stimmt, daß das Stammesgebiet der FRIESEN bis zur Ems reichte (Ptol. geogr. 3, 11, 7), dann saßen die von Rom abhängigen westlich der Yssel (und tranken "Friesengeist", um ihren Frust zu betäuben).
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murmillo (Abteilung Friesland)

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (4): NACH THEODOR MOMMSEN

Als nächstes probten die CHAUKER den Aufstand. Dies führte dazu, daß 41 nach der Statthalter PUBLIUS GABINIUS SECUNDUS eine Expedition gegen sie unternahm. 47 nach machte ein gewisser GANNASCUS, ein Cannenefate, die gallische Küste unsicher. Der von Kaiser CLAUDIUS zum Statthalter ernannte GNAEUS DOMITIUS CORBULO machte diesem Treiben ein Ende. Auch die FRIESEN, die immer für ein wenig Ärger gut waren, brachte er zur Räson. Damit dies auch so blieb, legte er eine Besatzung in ihr Land. Der Dienst im Friesenland war bestimmt nicht allzu lustig (Sturmfluten, s-teife Brise, Land unter, jeden Tag Matjeshering usw.). Daraufhin wollte CORBULO die Ems überschreiten und sich die CHAUKER vorknöpfen, erhielt aber vom Kaiser gegenteiligen Befehl. Es wurde ihm sogar darüber hinaus noch befohlen, das rechte Rheinufer zu räumen. Dies geschah nicht etwa durch militärischen Druck der Germanen, sondern höchstwahrscheinlich aufgrund der geplanten Eroberung Britanniens. CLAUDIUS war allem Anschein nach der Meinung, daß die Truppe beidem nicht gewachsen sei. Also wurde das rechte Rheinufer geräumt. MOMMSEN schreibt:
"Daß der Befehl ausgeführt ward (sic) und es auch später dabei blieb, beweist das Fehlen der römischen Militärinschriften am ganzen rechten Unterrhein."
(Ausnahmen: Übergangspunkte, Ausfallstore, Deutz gegenüber Köln).
Auch die Militärstraße verlief auf dem linken Ufer, dem Rheinlauf folgend. Dagegen war der Verlauf der Verkehrsstraße gerade.
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murmillo-team

Sonntag, 17. April 2016

FRIESENAUFSTAND 28 NACH CHRISTUS

Macht mit beim Friesenaufstand. Nur noch wenige Plätze frei. Bewerbungen unter...Es gibt gute Unterhaltung und reiche Beute!
PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT

DIE AMSIVARIER MOCHTEN KEINE BEHÖRDEN

siehe: Germanische Verhältnisse (3) auf: PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT (Leiste auf der linken Seite)
Gedenke, mich in die Stammesliste einzuschreiben (komme leider etwas zu spät dafür; born too late!).
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WO LAG DER "CAESISCHE WALD"?-GAB ES IHN ÜBERHAUPT?

MOMMSEN erwähnt ihn zwar, sagt aber nur, daß TIBERIUS eine Grenzstraße im Münsterland gegenüber dem unterrheinischen Hauptquartier in einiger Entfernung vom Fluß gezogen habe, da zwischen der Straße und dem Fluß der "CAESISCHE WALD" liege. Doch sei dieser seiner Lage nach nicht näher bekannt.
Siehe auch: PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT (siehe Aufstellung unserer anderen Blogs links).
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Die Klärung dieser Frage wäre doch ein gutes Thema für die "Masterarbeit" eines jungen, hoffnungsvollen Altertumswissenschaftlers oder klassischen Archaeologen!-THEMA: WO LAG DER GEHEIMNISVOLLE CAESISCHE WALD?-ODER: ICH FAND DEN CAESISCHEN WALD!-ODER: DER CAESISCHE WALD-EINE REINE ERFINDUNG.-Oder für die Fans phantastischer Bücher: DER CAESISCHE WALD LAG AM AMAZONAS. EINDEUTIGE BEWEISE!!!
(siehe auch das Volkslied: Im (caesischen) Wald und auf der Heidi, sorry, Heide.)
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murmillo (Abteilung: Wald)

WAS GENAU SIND "SWASHBUCKLING MOVIES"?-WELCHE FILME ZÄHLEN DAZU?

Sehr schöner Bericht über das Fechten!

GERMANISCHE VERHÄLTNISSE (1): NACH THEODOR MOMMMSEN: RÖMISCHE GESCHICHTE

Auf unserer Militärseite: PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT (siehe Aufstellung "links"!

FECHTEN (KAMPFSPORT & KAMPFKUNST MIT NICHT-DISTANZ-WAFFEN)


ANNÄHERUNGEN...


I. FECHTEN ALS SPORT


1. Olympisches Sportfechten (Romanische Schule)

File:Final Trophee Monal 2012 n08.jpg

Das Olympische Sportfechten gilt heute als DAS Fechten schlechthin. Es entstand aber historisch aus einem speziellen Kontext, nämlich der späten Romanischen Fechtschule. Besonders das französische Fechten mit leichten Waffen beeinflusste das Sportfechten sehr.

Gefochten wird mit 3 Waffenarten: Florett, Degen und Säbel. Dabei ist der Säbel die einzige Waffe, mit der neben Stichen auch Hiebe erlaubt sind.
Die Trefferzonen sind unterschiedlich. Beim Florett der Rumpf, beim Degen der ganze Körper ("vom Scheitel bis zur Sohle") und beim Säbel der Körper einschließlich Kopf oberhalb der Gürtellinie. 
Gefochten wird auf einer Planche, was das Fechten fast nur zweidimensional auf Linie ermöglicht.
Die Waffen sind sehr leicht, so dass mit Schutzweste und Maske kaum gefährliche Verletzungen auftreten. Über der Weste werden bei Florett und Säbel noch elektrische Westen zur Trefferanzeige getragen (beim Degen ist das nicht nötig, weil der ganze Körper Trefferfläche ist).
Allerdings wird das Fechten durch die leichten Waffen im Vergleich zum Historischen Fechten unrealistisch schnell.


2. Kendo



Kendo ist der Begriff für eine versportete japanische Schwertkampfkunst.
Die Kombattanten kämpfen im Wettkampf nicht mit Schwertern aus Metall oder Holz, sondern mit dem Shinai genannten Bambusschwert. Dieses ist sehr leicht und flexibel.
Im Training können aber durchaus Holzschwerter und selten Metallschwerter eingesetzt werden. Ausserdem gibt es zur Muskelstärkung besonders schwere Übungsschwerter aus Holz.
Das Shinai besteht aus gespaltenem Bambus und liegt in unterschiedlichen Griffarten und Schwerpunkten vor. Man unterscheidet besonders zwischen kopflastigen (sehr viele) und grifflastigen Shinais.

Die möglichen Trefferflächen wurden im Kendo sehr eingeschränkt. Man darf nur Hiebe zur Stirn, den Flanken des Bauches und zu den Unterarm-Handschuhen durchführen. Stiche sind zur verstärkten Kinnplatte erlaubt. Manchmal werden auch diese eingeschränkt.

Eine koreanische Spielart des Kendo ist das Kumdo.


3. Jogo do Pau





Jogo do Pau ist ein portugiesischer Stockkampf. Früher hat man diese Kunst zur Selbstverteidigung und führ Ehrenhändel benutzt. Vorzüglich wurden für diesen Zweck Langstöcke benutzt. Diese wurden meistens am Ende (und nicht in der Mitte geführt).
Durch die Versportung wird Jogo do Pau mit abgedämpften Stöcken sowie weitreichendem Körperschutz betrieben. Standardmäßig kann man einen 1 m - Stock oder einen 1,50 m-Stock einsetzen.



II. FECHTEN ALS KUNST & HISTORISCHES FECHTEN


1. Deutsche Schule


Fechtbuch v. Joachim Meier

Die Deutsche Fechtschule entstand im Spätmittelalter v. a. im Reichsgebiet und umfasste ein Bündel von Waffen. Die Hauptwaffe war das Langschwert (Langes Schwert), aber sie kannte auch Dolch, Dussak, Einhandschwert, Stock, Langmesser usw. und waffenlose Techniken.
Die Quellen der Deutschen Fechtschule gehen bis auf das 13. Jhd. zurück. Man geht aber davon aus, dass schon frühere Fechtstile einbezogen wurden. Es liegen viele Quellen zu dieser Fechtschule vor, von denen auch oft der Autor bekannt ist.
Sowohl auf dem Schlachtfeld als auch in den privaten Schulen bekam das Fechten bald Konkurrenz durch Fernwaffen wie Langbogen und Armbrust sowie durch die aufkommenden Feuerwaffen.
Die Deutsche Schule blieb aber noch bis ins 17. Jhd. lebendig, in einigen Einflüssen auch länger.
Das älteste bekannte Fechtbuch ist das Towerfechtbuch I. 33. Es ist in lateinischer Sprache geschrieben und enthält Fechtanleitungen mit Einhandschwert und Buckler. Der Autor ist ein unbekannter Mönch.
Bekannte Fechtautoren sind Johannes Liechtenauer (14. Jhd.; schulbildend, aber kein Werk erhalten), Hans Talhoffer (15. Jhd.), Sigmund Ringeck (15. Jhd.), Peter von Danzig (15. Jhd.), Paulus Kal, Johannes Lecküchner (15. Jhd.; Langmesser), Fabian von Auerswald (15./16. Jhd.), Albrecht Dürer (15./16. Jhd.), Paul(us) Hector Mair (16. Jhd.).

File:Hans Talhoffer.jpgFile:Paulus Kal-Buckler.jpgFile:Cgm 582 92r.jpg
Talhoffer (Portrait), Paulus Kal (Cgm 1507), Lecküchner (Cgm 582)



Talhoffer (Tafel 23), Dussakfechten


2. Romanische Schulen (Italien, Spanien Frankreich)



Die Romanischen Fechtschulen sind das Ergebnis des Aufkommens des Stossfechtens. Im ausgehenden Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit kamen bessere Methoden der Stahlherstellung auf. Ein anderer Hintergrund der veränderten Fechtweise war die Tatsache, dass es immer bessere Feuerwaffen gab und die Fechtwaffe nur noch Zweit-, Duell- oder Zivilwaffe wurde.
Am Anfang war das Stossschwert vom Bau kaum anders als die mittelalterlichen Hiebschwerter. Doch dann kam das Rapier auf, also eine lange und schwere Stichwaffe, deren Griff schon eher für das Stichfechten ausgerichtet war. Die Hand wurde zunächst durch verzierte Querstangen geschützt, später durch einen Korb mit Stichblatt oder gar durch eine geschlossene Glocke.
Das Rapier war noch sehr schwer und wurde oft noch mit einer Zweitwaffe wie Linkhand-Dolch (Main Gauche), Buckler (Handschild) oder Tuch.
Zuerst kam die Italienische Fechtschule auf, aus der sich dann die Spanische Schule entwickelte. Die Spanier hatten elegantere Griffe und geschmeidigere Klingen konstruiert.
Einen grossen Fortschritt machte die Französische Fechtschule. Die Waffen wurden viel leichter, eleganter und kompakter. Das Fechten wurde geschmeidiger und schneller. Eine Bewaffnung der linken Hand war nun nicht mehr möglich - ja gar nicht mehr sinnvoll!
Da das Fechten jetzt kaum noch militärischen Sinn machte, betrieb man es für zivile Kämpfe, Duelle oder einfach als Show und zu Sportzwecken. Das schnelle Fechten mit leichten Waffen war zwar sehr spannend, die Bewegungen aber manchmal schon unrealistisch spritzig.
Hieraus entwickelte sich dann das Olympische Sportfechten.


3. Kenjutsu

File:Kenjutsu at the Japanese Garden.jpg

Kenjutsu ist die japanische Schwertkampfkunst. Sie hat im eine jahrhundertealte Tradition und trat unter verschiedenen Namen auf.
Das moderne Kendo beruft sich auch auf das Kenjutus, ist aber ein Produkt des 19. und 20. Jhd.s (es sei denn, man setzt beide Begriffe gleich, was in der Literatur auch vorkommen kann).
Im Kenjutsu ist z. B. die Beinarbeit komplexer, während beim Kendo meistens in einseitiger Auslage "gestept" wird.
Bei den Hieben wird darauf geachtet, dass sie nicht nur auf bloßes Berühren aus sind, um einen Punkt zu bekommen, sondern dass ein klarer Schneidehieb erkennbar ist.


4. Bo Jutsu

Bojutsu demo01.jpg

Bo-Jutsu ist der japanische Stockkampf.
Als "typischer Bo" gilt der japanische Langstock, der ca./knapp 2 m lang ist, obwohl Bo an sich eigentlich nur Stock heißt.
Kürzere Stocktypen sind z. B. der Hanbo (unter 1 m) und der Tanbo (Tambo; ca. 60 cm).


5. Kobudo (Überschneidungen mit Bo-Jutsu)

Kata.jpg

Kobudo ist eine japanische Kriegskunst mit einfachen Waffen, sogenannten "Bauernwaffen".
In Gegenden, wo Menschen sich keine teuren Kriegswaffen leisten konnten oder durften, versuchten sie, Werkzeuge zu Waffen umfunktionieren. Diese Vorgehensweise gab es nicht nur in Asien, sondern auch in anderen Weltgegenden wie z. B. Europa.
In Japan war diese Kunst sehr ausgefeilt, besonders in Okinawa. Diese Inselgruppe befand sich in einem kulturellen Übergangsgebiet zwischen China und Japan.
Berühmte Kobudo-Waffen sind Sai (Kriegsgabel), Nunchaku (leichter Kriegsflegel), Kama (Kriegssichel), Tonfa (Winkelschlagstock) und manchmal Tekko (Schlagring). Auch Stöcke gehörten in gewisser Weise zum Kobudo.


6. Kung Fu/Wushu

File:Demonstrating Kung Fu at Daxiangguo Monestary, Kaifeng, Henan.JPG

In  den chinesischen Kampfkünsten spielten Waffen schon immer eine große Rolle. Die Liste der möglichen Waffen ist fast unbegrenzt. Einzelne Kung-Fu-Schulen geben aber bestimmten Waffen den Vorzug, z. B. dem Langstock, dem Schwert/den Schwertern oder den Schmetterlingsmessern (gemeint sind kurze, breite Schwertmesser, keine Balisong-Schmetterlingsmesser).
In den chinesischen Kampfkünsten können auch Kettenwaffen zum Einsatz kommen.


7. Arnis - Escrima - Kali (Philippinische Kampfkünste)



Philippinische Kampfkünste sind wie chinesische oder japanische sehr vielfältig. Sie haben Techniken mit Waffen und Techniken ohne Waffen.
Berühmte Waffen sind die Ratten-Kurzstöcke in Machetenlänge, heute ungefähr knapp 70 cm, oder Messer.


8. Nguni



Kampfkünste gibt es selbstverständlich nicht nur in Europa und Asien.
Auch in Afrika gibt es viele Kampfkünste mit und ohne Waffen oder mit beidem.
Ein Beispiel für afrikanischen Stockkampf ist der Nguni-Stockkampf, benannt nach einem Kampfstil der Nguni-Stämme. Begründer soll der berühmte Zulu-Kämpfer Chaka Zulu gewesen sein.
Gekämpft wird mit zwei unterschiedlich langen Stöcken und/oder einem mit Rindsleder bespanntem Schild.



III. AKADEMISCHES FECHTEN



Das Akademische Fechten hat besonders im deutschsprachigen Raum eine grosse Tradition.

Das Tragen von Waffen galt ursprünglich als besonderes Privileg bestimmter Schichten. Gleichzeitig waren Studenten auf den langen Wegen - es gab selbstredend noch keine Autos - auf die Möglichkeit zur Selbstverteidigung angewiesen.

Deutsche Studenten trugen zunächst die Waffen, sofern es ihnen erlaubt war, die sonst auch üblich waren. Durch die allgemeine Entwicklung hin zum Stichfechten war auch in Studentenkreisen der Degen beliebt.
Im 18. Jhd. war unter ihnen besonders ein kompakter Stoßdegen namens "Pariser" gebräuchlich.
Bei Duellen oder duellähnlichen Vergleichstreffen wurde entsprechend meistens auf Stich gefochten.
Das änderte sich erst zum 19. Jhd. hin, als man wieder zum Hiebfechten zurückkehrte.
Stichfechten hatte den Nachteil, dass man zwar äusserlich nur geringe Wunden davontrug, es aber innerlich zu schweren Blutungen kommen konnte. Besonders der "Lungenfuchser" war sehr gefürchtet, weil er damals kaum adäquat medizinisch behandelt werden konnte. Am gefährlichsten waren natürlich Herztreffer.

Die Entwicklung zum Hiebfechten nahm ihren Anfang wohl in Göttingen, wo man sich nach einem tödlichen Duell nach Alternativen umsah. Es entstand der "Göttinger Hieber". Aus diesem wurden dann die späteren "Schläger" entwickelt, wobei im Westen Korbschläger und im Osten Glockenschläger bevorzugt wurden.
Für schwere Duelle konnte der "akademische Säbel" eingesetzt werden, der eine schwerere und gebogene Klinge besass.
Im allgemeinen verloren aber Duelle ihren ursprünglichen vitalen Charakter und man sprach seit dem 19. Jhd. zunehmend von Mensur(en).





IV. THEATERFECHTEN


Das Theaterfechten (Bühnenfechten, Szenisches Fechten) ist eine von mehreren Fechtweisen neben Sportfechten, Historischem Fechten und Akademischem Fechten. Es findet auf einer Bühne oder im Film in einer Kulisse statt.

Das Theaterfechten ist gleichzeitig ein Segment des Bühnenkampfes (Stage Combat), der auch aus waffenlosem Kampf oder dem Kampf mit Feuerwaffen bestehen kann.


Ausbildung und Darstellung:

Die Ausbildung zum Theaterfechter/Bühnenfechter kann man bei speziellen Fechtlehrern ("Meistern") an öffentlichen Schauspielschulen oder an privaten Institutionen lernen. In Deutschland ist das Theaterfechten weniger institutionalisiert als in Frankreich oder in angelsächsischen Ländern. Man kann es inzwischen aber auch in einigen Sportfechtvereinen nebenher lernen.

Die Kunst des Theaterfechten kann man nicht nur auf Theaterbühnen und im Film bewundern. Es gibt inzwischen regelrechte Meisterschaften:

Im September 2006 (15.-17.) fand z. B. in Berlin die Erste Internationale Deutsche Meisterschaft im Szenischen Fechten statt. Weitere folgten 2009 und 2011. Leider haben es derartige Wettbewerbe in Deutschland schwer.

Szenisches Fechten: Meisterschaften



Eigenschaften des Theaterfechtens und Vergleich mit anderen Fechtarten:


Das Theaterfechten wir oft mit dem Sportfechten und dem Historischen Fechten verglichen.
Es enthält in der Tat Elemente aus beidem.

Die Waffen können dieselben sein wie im Sportfechten, also Florett, Degen oder Säbel. Meistens nimmt man der Grösse und Handlichkeit wegen einen Sportdegen oder einen Sportsäbel oder Modifikationen davon. Die können so aussehen, dass man eine breitere Klinge wählt, die Glocke (Handschutz) modifiziert oder einen stärkeren Knauf verwendet. Der Optik wegen gibt man französischen oder italienischen Griffen den modernen Pistolengriffen den Vorzug. Waffen mit Pistolengriffen lassen sich auch nicht so leicht aus dem Gürtel ziehen. Die Glocke kann neben Verzierungen auch Schnitte erhalten, damit die Waffe beim Schlag lauter klingt.
Statt Sportwaffen oder modifizierten Sportwaffen kann man aber auch stumpfe historische Waffen verwenden. Dann hat man eine fast unendlich grosse Auswahl. Auch Stöcke, Defensivwaffen wie Schilde oder Bauernwaffen wie Dreschflegel, Sicheln und Mistgabeln können zum Einsatz kommen.
Die Gefechte sind fast immer abgesprochen (choreographiert). Dafür wurden mit der Zeit regelrechte Notationssysteme entwickelt.
Die Trefferflächen sind natürlich nicht wie im Sportfechten begrenzt, meist vermeidet man aber Stiche zum Gesicht hin. Generell wird den gut sichtbaren Hieben gegenüber dem Stich der Vorzug gegeben. Hiebe werden weit ausholend und gut sichtbar ausgeführt, um pariert zu werden oder an ungefährlichen Stellen zu landen. Wird doch einmal ein Stich gesetzt, dann erfolgt dieser gerne ins Leere zwischen Arm und Rumpf.
Blitzaktionen wie beim Sportfechten, "geworfene" Stiche mit biegsamer Klinge oder gar ein Treffervorrecht gibt es natürlich nicht. Der Kampf findet auch nicht auf einer schmalen Fechtbahn (Planche) statt, sondern auf einer geräumigen Ebene - manchmal sogar mit Höhenunterschieden. Insgesamt wird beim Theaterfechten "barocker" gekämpft, als beim schnörkellosen Sportfechten und die Kämpfe sind abgesprochen und nicht ergebnisoffen.
Besonders theatralisch und damit unrealistisch sind Szenen, in denen ein Held gegen mehrere Gegner kämpft. Hat ein Fechter mehr als einen Gegner, kann er die Angriffe der weiteren Fechter kaum noch parieren. Die Gegner müssten von Blindheit geschlagen sein oder man überrennt den ersten Gegner und bekämpft dann die weiteren in Reihe.
Das Theaterfechten kennt auch Paraden, die im Sportfechten nie oder selten verwendet werden: Die Prim (Parade nach links mit Spitze nach unten), die Sixt (Kopfparade mit Spitze nach rechts) oder die Mühlenparade (Paradenwechsel zwischen Quint und Sixt).
Besonders unrealistische, aber lustige Showeinlagen sind das Verspeisen von Hähnchenschlegeln während eines Kampfes oder das gleichzeitige Parieren von mehreren Klingen!


Stile:

Im Theaterfechten kommen Waffen und Fechtstile aus unterschiedlichen Jahrhunderten zum Einsatz. Am beliebtesten ist der Mantel-und-Degen-Stil des 17. und 18. Jhd.s. Dafür nimmt man meistens Degen oder leichtere Säbel. Für Kämpfe unter Kavalleristen kann man auch schwere Säbel verwenden.
Für frühneuzeitliche Fechtdarstellungen aus dem 16. und 17. Jhd. verwendet man ein Rapier, das wie ein schwerer Degen mit stark verziertem Handschutz aussieht und oft mit einer Zweitwaffe in der linken Hand wie Linkhanddolch (Main Gauche), Handschild (Buckler) oder Mantel eingesetzt wird.
Geht man bis ins Mittelalter zurück, kommen Schwert oder Langschwert zum Einsatz. Einhandschwerter können auch mit einem Schild zusammen eingesetzt werden.
Antike Kämpfe werden mit dem römischen Kurzschwert Gladius oder der etwas längeren Spatha geführt. Vereinzelt werden Kämpfe - z. B. bei Gladiatoren - auch mit runden (gebogenen) Klingen ausgetragen.
Bei japanischen Darstellungen nimmt man ein Katana, das längere Daito oder eine ähnliche Waffe, bei chinesischen ein Jin oder ein Dao (Krummschwert).
Bei den unterschiedlichen Stilen können neben Klingenwaffen auch Stöcke oder andere Waffen wie z. B. Bauernwaffen zum Einsatz kommen.



Elegante Fecht-PR

QUELLEN/LITERATUR:

Die Bilder stammen aus dem Wiki-Fundus oder aus allgemein zugänglichen Internetquellen. Sollten dabei nachweislich Rechte tangiert worden sein, werden wir die Bilder ziehen.

Die Grundlagen der Texte sind allgemeine Internetrecherche, eigene Erfahrung und der Inhalt von Kampfsportlexika.

Besonders zu empfehlen:

Wolfgang Weinmann et. al.: Das Kampfsportlexikon von Aikido bis Zen;
                                               diverse Auflagen, z. B. 2012





Samstag, 16. April 2016

THEODOR MOMMSEN: RÖMISCHE GESCHICHTE

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fd/Theodor_Mommsen_2.jpg
Theodor Mommsen (Altersbild)

Jeder Altertumswissenschaftler muß "seinen Mommsen" gelesen haben!-
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murmillo

ADDENDUM: DIE CHAUKER

Östlich der drei genannten Stämme wohnten die CHAUKER (ich hätte sie beinahe vergessen und möchte mich auf diesem Weg bei dem ganzen Stamm entschuldigen). Die Chauker waren ein "Schiffer-und Fischervolk an der Nordseeküste". Sie lebten beiderseits der Weser (womöglich von der Ems bis zur Elbe). Sie wurden von DRUSUS unterworfen, wehrten sich aber-anders als die Friesen-tüchtig gegen die römische Herrschaft. Sie stellten dem GERMANICUS Mannschaften. MOMMSEN schreibt:
"Bei der abermaligen Räumung Germaniens im Jahre 17 scheint allerdings das arme und ferne, schwer zu schützende Chaukerland aufgegeben worden zu sein, wenigstens gibt es für die Fortdauer der römischen Herrschaft daselbst keine späteren Belege, und einige Dezennien nachher finden wir sie unabhängig."
(Ihre Bedeutungslosigkeit schützte sie wohl vor der Fremdherrschaft. "Was soll ich mit denen, die machen doch nur Ärger", wird wohl der Kaiser gesagt haben.)
Das Land westlich der unteren Ems blieb Reichsgebiet (wie die ganzen Niederrlande-Gruß an dieser Stelle an die Holländer!). Die Verteidigung gegen feindliche Germanen durften die "Seegaue" selbst übernehmen (und finanzieren).
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murmillo

GERMANISCHE STÄMME (1): DIE BATAVER, CANNENEFATEN, FRIESEN

Bei THEODOR MOMMSEN, RÖMISCHE GESCHICHTE, Bd 6, dtv, Buch 8, Kap. 4 lesen wir über diese drei Stämme:
Die germanischen BATAVER sind wahrscheinlich durch Drusus "auf friedlichem Wege mit dem Rheich vereinigt worden."
Ihr Siedlungsgebiet: Rheindelta, linkes Ufer sowie auf den von den Rheinarmen gebildeten Inseln, bis zum Alten Rhein und wahrscheinlich noch darüber hinaus (Antwerpen bis Utrecht und Leiden/ Seeland), ursprünglich keltisches Gebiet; Ortsnamen sind keltisch(!). der Name steckt heute noch in der Ortsbezeichnung "Betuwe" (Niederung zwischen Waal und Leck, Hauptstadt Noviomagus=Nimwegen.
Mommsen nennt sie-anders als die "unruhigen und störrigen Kelten (sic!)"-"gehorsame und nützliche Untertanen", die besonders im römischen Heer "eine Sonderstellung" einnahmen. Einer ihrer Gaue stellte 1000 Reiter und 9000 Krieger zu Fuß. Die Bataver blieben steuerfrei! Auch wurden gerne die Leibwächter des Kaisers aus ihnen rekrutiert. Kommandeure batavischer Abteilungen (die Offiziersrang innehatten) waren ausnahmslos geborene Bataver. Sie waren die besten Reiter und Schwimmer der Armee und galten als "Muster treuer Soldaten". An der Varuskatastrophe hatten sie keinen Anteil.
Auf dem anderen Rheinufer (Nordholland) wohnten die CANNENEFATEN, die durch TIBERIUS unterworfen wurden. Auch sie stellten den Römern Soldaten.
Die FRIESEN wohnten am Küstenland bis an die untere Ems. Sie wurden durch DRUSUS unterworfen und hatten eine ähnliche Stellung wie die Bataver. Anstelle einer Steuer mußten sie lediglich eine Anzahl von Rinderhäuten abliefern (ich hätte gedacht Matjesheringe!). Die Friesen stellten dem Imperium viele Krieger und waren treue Bundesgenossen. Dem GERMANICUS halfen sie beim Kanalbau wie auch bei seinen Nordseefahrten, die unglücklich verliefen.
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murmillo

Freitag, 15. April 2016

S. FISCHER-FABIAN: DIE ERSTEN DEUTSCHEN

Über das rätselhafte Volk der Germanen, Bastei Lübbe, 2003 Bergisch Gladbach, S. 158-182 (VI Gespenster im Moor).
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S. Fischer-Fabian, Jahrgang 1922, Jugend in Königsberg, Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten Heidelberg und Berlin mit Abschluß Promotion.
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DER TOLLUND-MANN (4): WER ER WAR

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/44/Tollundmannen.jpg
Der Kopf des Tollund-Mannes

Durch Pollenanalyse und mittels des sog. "Waldkalenders" konnte man herausfinden, daß der Tollund-Mann aus dem ersten Jahrhundert vor der Zeitrechnung stammt. Es spricht vieles dafür, daß er ein KIMBER, ein TEUTONE oder AMBRONE war. Diese Stämme haben Ende des 2. Jahrhunderts vor Christus Jütland verlassen. Allerdings sind nicht alle mitgezogen.
Die Todesursache des Tollund-Mannes war Hinrichtung oder Opferung. Über das Moor schreibt FISCHER-FABIAN:
"Das Moor war für die Germanen eine Stätte, an der man den Göttern, seien es die guten oder die bösen, nahe war. Unter der schwärzlich schillernden tückischen Oberfläche wohnten sie, zogen den Wanderer, der sich verirrt hatte, zu sich hinab, verteidigten ihr Reich gegen jeden Eindringling. Nachts kündigten sie von ihrer Gegenwart, wenn über den moderigen Sümpfen der bleiche Schein der Irrlichter schimmert.
Auch wir, die schrecklich Aufgeklärten, spüren, wenn wir uns in eines der wenigen noch erhaltenen Hochmoorgebiete Schleswig-Holsteins oder Niedersachsens wagen, etwas von dem Unsagbaren-Unnennbaren, was über dieser Urlandschaft zu schweben scheint, und verwenden dafür das Wort 'unheimlich'. Den Göttern im Moor, von denen wir nichts Genaues wissen, brachte man Opfer dar: um ihren Segen zu erbitten, um ihren Zorn zu besänftigen, um ihnen zu danken, um drohendem Unheil, wie Mißernten, vorzubeugen."
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Nicht sehr lustig, wenn man selbst das Opfer war.
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murmillo-team, Abteilung "Moorleichen"

DER TOLLUND-MANN (3)

Die rechte Seite der Moorleiche war deswegen so gut erhalten, weil sie mit den Humussäuren des Moorwassers in Berührung kam. Dadurch wurde sie "1a" konserviert:
"Die Huminsäuren unserer Hochmoore hindern die Mikroorganismen weitgehend daran, das zu tun, was sie in normalen Böden mit Leichen tun: sie langsam aufzufressen. Die Sauerstoffarmut wirkt zusätzlich konservierend."
Nur die Knochen werden entkalkt und lösen sich auf. Man kann ja nicht alles haben. S. FISCHER-FABIAN bemerkt:
"Der günstigen chemischen Zusammensetzung des Hochmoors ist es zu verdanken, daß wir uns von unseren Vorfahren ein Bild machen können, wie es weder literarische Beschreibung noch bildende Kunst hat überliefern können. Sie treten uns in einer Lebendigkeit gegenüber, die erschreckend und unheimlich zugleich ist."
Dazu PALLE LAURING: "Es ist das Gesicht eines schlafenden Menschen, eines Menschen, der soeben die Augen geschlossen hat und einen Moment schlummert...Wir glauben nicht an seinen Tod. Noch steckt lebendiges Menschsein hinter dem warmen, feinen Humor des Gesichts. Nach einem Weilchen wird er aufwachen. Er hat nur geschlafen-2000 Jahre lang...Es ist ein so vornehmes, seelenvolles Gesicht..."
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Ja, und dann, liebe Kinder, wird der Tollund-Mann kommen und euch holen und mit sich ins Moor nehmen.

DER TOLLUND-MANN (2)

Die Untersuchung der Moorleiche ergab: Leiche liegt auf rechter Seite, hat angezogene Knie, sieht aus wie schlafend, Ober körper fast ganz mit Haut bedeckt, linker Hüftknochen freiliegend, Geschlechtsteile o.k., innere Organe auch, Hirn geschrumpft, dennoch in "Topzustand", letzte Mahlzeit: Brei aus Gerste, Leinsamen, Knöterich plus Unkrautsamen (fein, fein); 12 h vor Exitus, Haar kurz, Bartstoppeln nach dem Tod nachgewachsen, wurde vorher sorgfältig rasiert, Mütze, die nach hinten spitz zuläuft, Material: Leder, mit Schnur unter Kinn festgebunden, Gürtel aus Leder, Leiche hat sonst nichts an ist also nackt, doppelt geflochtener Strick um Hals, Schlinge, Mann wurde eher erdrosselt als erhängt, da Halswirbel nicht gebrochen, rechte Seite am besten erhalten.
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Gute Nacht, liebe Kinder, schlaft gut! Morgen erzählt euch der Onkel die nächste Geschichte vom Tollund-Mann.

DIE BERÜHMTESTE MOORLEICHE ALLER ZEITEN: DER TOLLUND-MANN (1)

Als Arbeiter 1950 beim Torfstechen im Moor von Tollund eine Leiche entdeckten, glaubten sie an das Naheliegende: einen Mord. Sofort informierten sie die Kripo von Silkeborg. Diese stellte scharfsinnig fest: Kombiniere, es war ein Mord. Der Tote hatte nämlich einen Strick um den Hals. Also Mord, logisch! Allerdings sei der schon "ein wenig" verjährt. Auch der Täter sei nicht mehr aufzufinden, da zu lange her. Nicht unser Kompetenzbereich. Sollen die Vorgeschichtsforscher sich mit der alten Leiche rumschlagen.
Diese rückten auch prompt an, denn so eine "schöne" Moorleiche gibt es nicht alle Tage. Man baute einen riesigen Sarg um die Leiche, der 20 Zentner wog:
"Da der weiche Moorboden den Einsatz eines Kranfahrzeugs nicht zuließ, mußte man die älteste Verlademethode der Weltgeschichte anwenden, die Hauruck-Methode per Menschenkraft."
Dabei übernahm sich einer der Arbeiter und brach tot zusammen. Der Vorgeschichtler PETER VILHELM GLOB bemerkt:
"Das Moor dort forderte den einen Mann gegen den anderen. Die alten Götter nahmen einen neuen Menschen im Tausch gegen den Mann aus der Vorzeit."
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Was lernen wir daraus: Finger weg von Moorleichen! Und ja nicht die Götter der alten Germanen ärgern!

Donnerstag, 14. April 2016

KURZER STECKBRIEF DES QUINTILIUS VARUS AUS DER REIHE: GROSSE VERLIERER DER WELTGESCHICHTE

auf unserer Militärseite: PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT

DIE "GERMANIA" DES TACITUS: "DAS MORGENROT IN DER GESCHICHTE DER DEUTSCHEN"

So bezeichnete JAKOB GRIMM, Begründer der Germanistik und Altertumswissenschaftler, die berühmte Schrift des Römers CORNELIUS TACITUS, die von unseren Vorfahren handelt. Der korrekte wie vollständige Titel lautet: DE ORIGINE, SITU, MORIBUS ET POPULIS GERMANORUM.
In einem alten Studentenlied heißt es:
"An einem Sommerabend im Schatten des heiligen Hains-da lagen auf Bärenhäuten zu beiden Seiten des Rheins-verschiedene alte Germanen-als plötzlich mit höflichem Gruß-ein Römer kam-meine Herren-ich heiße Tacitus-Von ihres Volkes Gebräuchen-schreib ich eine Biographie-drum komm ich, Sie zu bitten-erklären sie mir die..." (soll sich irgendwie reimen, nach dem Motto: reim dich, oder ich freß dich; vgl.auch Allgemeines Deutsches Kommersbuch)
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TACITUS kennen heutzutage-o tempora o mores-nur noch einige Studenten und wenige Gymnasiasten. Es gibt eben heute kaum noch echte Bildung. Die meisten studieren irgendeinen undefinierbaren Medienkram, und die Gymnasiasten machen schnell ihr Pseudo-und Notabitur.
Früher konnte man noch wegen TACITUS sitzenbleiben. Dies ist heute leider nicht mehr der Fall, da TACITUS-wenn überhaupt-nur kurz gestreift wird. Wird er behandelt, dann wird er ganz schnell wieder "ad acta" gelegt, weil selbst der "blauäugigste" "paidagogos" einsehen muß, daß dieser Autor schlicht und ergreifend für die Schülergehirne "zu hoch" ist.
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S. FISCHER-FABIAN, DIE ERSTEN DEUTSCHEN, schreibt:
"Der Mann wurde einem gründlich und für alle Zeiten ausgetrieben! Und wenn bei späteren Klassentreffen die ergrauten Expennäler den Tacitus zu zitieren begannen, so geschah das weniger aus Liebe als aus Sentimentalität, denn 'Gehabte Schmerzen, die hab' ich gern.'"
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murmillo

Mittwoch, 13. April 2016

INFO: AD DISCIPULOS/ DISCIPULIS

1.) Zum Senecabrief 23: Haec, quibus...introrsus (Satz mit und ohne Kommata; vorläufige Lösung des Problems: 2mal auf ältere Posts gehen (Clickclick!)
2.) Dort ebenfall zu finden: TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI XIV, Kämpfe in Britannien (2) sowie
3.) AUS ALTEN LATEINBÜCHERN: Geschichte der armen Iphigenie.
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salutem plurimam!

H. NESSELHAUF: TACITUS UND DOMITIAN

HERMES 80, 1952, 222 ff.

N. P. MILLER: DRAMATIC SPEECH IN TACITUS

AMERICAN JOURNAL OF PHILOLOGY 85, 1964, 23 ff.

A. MEHL: TACITUS ÜBER KAISER CLAUDIUS

Die Ereignisse am Hof. München 1974.

S. MENDELL: TACITUS

The Man and His Work. New Haven 1957.

W. JOHN: DIE ÖRTLICHKEIT DER VARUSSCHLACHT BEI TACITUS

Göttingen 1950.

H. HARTKE; DER RETROSPEKTIVE STIL DES TACITUS ALS DIALEKTISCHES AUSDRUCKSMITTEL

KLIO 37, 1959, 179 ff.

D. HENRY UND B. WALKER: TACITUS UND SENECA

GREECE & ROME 10, 1963, 98 ff.

R. HANSLIK: TACITUS 1939-1972

LUSTRUM 1973-1974, 71 ff.

H. HÄUSSLER: TACITUS UND DAS HISTORISCHE BEWUSSTSEIN

Heidelberg 1965.

H. HAAS: VIRTUS TACITEA

GYMNASIUM 49, 1938, 163 ff.

A. DIHLE: SINE IRA ET STUDIO

RHEINISCHES MUSEUM 104, 1971, 27 ff.

J. BORZSÁK: DAS GERMANICUSBILD DES TACITUS

LATOMUS 28, 1969, 588 ff.

K. BÜCHNER: HAT TACITUS GEGLAUBT, DER UNTERGANG DES RÖMISCHEN REICHES STEHE UNMITTELBAR BEVOR?

THORIA. Festschrift W. Schuchhardt. Baden-Baden 1960, 43 ff.

J. BEWS: VERGIL. TACITUS, TIBERIUS UND GERMANICUS

Proceedings of the Virgil Society 12, 1972-1973, 35 ff.

K. CHRIST: GERMANENDARSTELLUNG UND ZEITVERSTÄNDNIS BEI TACITUS

HISTORIA 14, 1965, 62 ff.

CH. BULST: TACITUS UND DIE PROVINZEN

Ein Beitrag zur römischen Provinzialpolitik am Ende des 1. nachchristlichen Jahrhunderts. Diss. Heidelberg 1959.

F. KLINGNER: TACITUS UND DAS GESCHICHTSDENKEN DES 1. JAHRHUNDERTS.

MUSEUM HELVETICUM 15, 1958, 194 ff.

CORNELIUS TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI, LIB. XIV, CAP. 34-37: KÄMPFE IN BRITANNIEN: 61 NACH CHRISTUS(2)

Tacitus berichtet, daß man eine solche Menge an Feinden zuvor noch nie gesehen hatte (rhetor. Übertreibung um den eigenen Sieg größer erscheinen zu lassen).- Die Britannier hatten sogar ihre Frauen mitgebracht. Diese saßen auf Wagen am äußersten Rand der Ebene. BOUDICCA hatte ihre Töchter auf ihrem Wagen bei sich und fuhr zu den einzelnen Stammesaufgeboten. Sie hielt eine flammende Rede und sagte u.a., es sei nichts Neues bei den Britanniern, daß sie eine Frau in die Schlacht führe. Auch wolle sie Rache für die Schändung ihrer Töchter üben. Dann wies sie auf die römische Legion hin, die bereits vernichtet worden war.
Auch SUETONIUS hielt eine Rede, in der er u.a. dies sagte: Man solle "das Kampfgetöse und die leeren Drohungen der Barbaren" verachten. Die Gegenseite habe ja mehr Weiber als Krieger! Auch sollten die Römer zuerst ihre Speere werfen, dann in dichten Reihen gegen den Feind vorrücken und schließlich mit den Schildbuckeln und Schwertern den Feind niedermachen. Sie sollten "immer nur morden und nicht an Beute denken". Wenn sie siegten, würde ihnen dann die ganze Beute gehören!-Große Begeisterung.-Die Veteranen machten sich zur Pilensalve bereit.
Zunächst blieb die Legion stehen und benutzte die engen Schluchten als Deckung. Als die Feinde näherrückten, wurden die Speere geworfen. Dann rückte man in Keilformation vor. Auch die Bundesgenossen rückten vor. Der Ansturm insgesamt war "ungestüm". Die Reiter legten ihre Lanzen ein und schafften den Durchbruch. Das führte zur allgemeinen Flucht bei den Britanniern, die aber durch die im Wege stehenden Wagen behindert wurde, weil diese die Ausgänge versperrten (anscheinend hatten die Britannier damit nicht gerechnet; falsch gerechnet!).
Es folgte ein großes Gemetzel, in dem nicht einmal die Frauen geschont wurden! Leichenhaufen türmten sich, die noch durch die erschossenen Zugtiere vergrößert wurden. TACITUS schreibt (mitleidslos):
"Glänzend und den Siegen der alten Zeit nicht nachstehend war der an diesem Tag erworbene Ruhm. Einige berichten nämlich, daß 80 000 Britannier gefallen seien, während von unseren Soldaten nur ungefähr 400 getötet und nicht viel mehr verwundet wurden.. BOUDICA endete ihr Leben mit Gift."
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Übers. Carl Hoffmann; Goldmann
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murmillo

SENECA: BILLIGES VERGNÜGEN UND WAHRE FREUDE

Haec (Diese Dinge), quibus (durch die) delectatur vulgus (das Volk erfreut wird), tenuem habent (haben eine "dünne") ac perfusoriam voluptatem (und oberflächliche Lust; bringen nur kurzes und oberflächliches Vergnügen), et quodcumque (und alles, was) invecticium gaudium est (von außen herangeführte =äußerliche Freude ist), fundamento caret (entbehrt der Grundlage): hoc (dies; diese Freude; bezogen auf "gaudium"), de quo (wovon; worüber; von der) loquor (ich spreche), ad quod (zu welchem; wozu; zu der) te conor perducere (ich versuche, dich hinzuführen), solidum est (ist fest (gegründet) et quod plus pateat (und was sich mehr ausdehnt) introrsus (nach innen).
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oder: und von der Art, daß sie sich mehr nach innen ausdehnt (konsekutiver Nebensinn, durch den Konjunktiv zum Ausdruck gebracht).-Gemeint ist die innerliche Freude, das stille Vergnügen.
oder: et, quod plus pateat, introrsus= und nach innen (gerichtet), was/ welche sich mehr "ausdehnt"; d.h. die innere Freude ist größer als die äußere, deren Effekt schnell wieder vergeht. Daher ist das Konsumieren von Plunder immer nur ein flüchtiger "Kick". Kauft also nicht soviel Zeug. Immer daran denken: Omnia mecum porto=ich trage alles bei mir.
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Brief 23, 5)
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murmillo-Beratungsstelle
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AUS ALTEN LATEINBÜCHERN (2)

"Dianam ((daß) Diana)", inquit (sagte er), vitam Iphigeniae (das Leben der Iphigenie) pro cerva necata (für die getötete Hirschkuh) postulare (fordert) certum est (ist sicher; gewiß). Nisi deae paruerimus (Wenn wir nicht der Göttin gehorcht haben werden), numquam (niemals) Asiae oram (die Küste Asiens) videbimus (werden wir sehen)." Quibus verbis (Durch diese Worte) Agamemno valde territus est (ist Agamemnon sehr erschreckt worden), quod (weil) Iphigeniam filiam (seine Tochter Iphigenie) praecipue amabat (er besonders liebte). Frustra (Vergeblich) sacrificium iustum esse (daß das Opfer gerecht sei) negabat (verneinte er; er sagte, daß...nicht...). Sed universi Graeci (Aber alle Griechen) partim rogando (teils durch Bitten), partim postulando (teil durch Fordern) impetraverunt (erlangten), quod dea imperaverat (was die Göttin befohlen hatte). Ac statim (Und sogleich) nuntiatum est (ist gemeldet worden; wurde gemeldet) ventum secundum flare (daß ein günstiger Wind wehe). Calchas (Kalchas): "Iam (Schon; nun))", inquit (sagte er), " deam ((daß) die Göttin) nobis (uns) denuo propitiam esse (von neuem geneigt; gnädig ist) certum est (ist gewiß)!" Initium belli Troiani (Der Anfang des Trojanischen Krieges) adest (ist da).-(Porta)
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murmillo

AUS ALTEN LATEINBÜCHERN (1)

Graeci (Die Griechen) ad navigandum parati (zum Absegeln; In-See-stechen bereit) ventis adversis (durch widrige=ungünstige Winde) retinebantur (wurden zurückgehalten). Agamemnon enim (Denn Agamemnon) in silva (im Wald) cervam Dianae sacram (eine der Diana heilige Hirschkuh) necaverat (hatte getötet). Qua iniuria irata (Durch dieses Unrecht erzürnt) dea (die Göttin) ventos adversos (ungünstige Winde) concitaverat (hatte zusammengetrieben; erzeugt). Calchas (Kalchas), qui (der) rebus divinis (den göttlichen Dingen) praeerat (voranstand), de causa (über die Ursache) rerum adversarum (der widrigen Dinge=des Unglücks) interrogatus est (ist gefragt worden). Qui (dieser) iram Dianae ((daß) der Zorn der Diana) Graecis obesse (den Griechen schade; "entgegen sei") nuntiavit (meldete; verkündete). Graeci interrogaverunt (Die Griechen fragten): "Quo modo (Auf welche Weise) autem (aber) dea placabitur (wird die Göttin besänftigt werden)?" Tum Calchas invitus (Darauf Kalchas unwillig) IPHIGENIAM ((daß) Iphigenie) in ara Dianae (auf dem Altar der Diana) immolari debere (geopfert werden müsse) praedicavit (verkündete).
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murmillo
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Dienstag, 12. April 2016

RANSOMWARE



Ransomware, auch Erpressungstrojaner, Kryptotrojaner oder Verschlüsselungstrojaner, sind Schadprogramme, mit deren Hilfe ein Eindringling eine Zugriffs- oder Nutzungsverhinderung der Daten sowie des gesamten Computersystems erwirkt. Dabei werden private Daten auf einem fremden Computer verschlüsselt oder der Zugriff auf sie wird verhindert, um für die Entschlüsselung oder Freigabe ein „Lösegeld“ zu fordern. Ihre Bezeichnung setzt sich zusammen aus ransom, dem englischen Wort für Lösegeld, und ware, entsprechend dem für verschiedene Arten von Computerprogrammen üblichen Benennungsschema (Software, Malware etc.). Im zweiten Quartal 2012 gab es laut Kindsight Security etwa 123.000 neue Varianten.

 Quelle: Wiki 

Zusatzanmerkung: Bislang gibt es so etwas noch NICHT für Linux und Verwandte!  
     Es gibt so etwas aber schon ansatzweise für (Mac) OS X!

Montag, 11. April 2016

ADDENDUM: TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI, LIB. XIV, CAP. 29-39

=KÄMPFE IN BRITANNIEN
Zeit: anno 61 post Christum natum
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TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI XIV: KÄMPFE IN BRITANNIEN (1)

Kap. 33: "Alle Weiber, Greise, und wer sich durch die Annehmlichkeiten der Stadt zurückhalten ließ, wurden vom Feind niedergemacht. Dasselbe Schicksal hatte die Stadt VERULAMIUM...Daß an 70 000 römische Bürger und Bundesgenossen an den genannten Orten umgekommen sind, steht fest. Denn die Britannier machten keine Gefangenen, trieben auch keinen Sklavenhandel oder andere im Krieg übliche Handelsgeschäfte, vielmehr mordeten sie in aller Eile, hängten an den Galgen, verbrannten und kreuzigten, als ob sie sich bewußt wären, daß sie (später) mit dem Tod büßen würden, aber erst nach vorab geübter Rache."
(Übersetzung: Carl Hoffmann; Goldmann-Verlag)
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Keine Gentlemen!
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Gegenmaßnahmen der Römer: Nachdem der Feldherr SUETONIUS "mit bewundernswerter Entschlossenheit mitten durch die Feinde nach LONDINIUM" marschiert war, zieht er die Legio XIV, die Veteranen der Legio XX sowie Bundesgenossen (10 000) zusammen und will die offene Feldschlacht wagen (Kap. 34)
Ort des Geschehens: "Ebene mit engen Schluchten und Wald im Hintergrund" (Wo?)
Aufstellung der Römer: die Legionarii dichtgedrängt, leichte Cohortes auf beiden Seiten, auf den Flügeln Reiterei (ebenfalls dicht gedrängt)
Aufstellung der Britannier: großes Chaos: "die Truppen der Britannier dagegen schwärmten allenthalben in Haufen und Geschwadern umher."-Kann ja nicht gutgehen!
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murmillo team

OVID: HEROIDES 10: ARIADNE AN THESEUS

Dramatis personae:
Androgeus: Sohn des Königs Minos von Kreta, in Athen ermordet
Minos: König von Kreta; führt Strafexpedition gegen Athen durch; die Athener müssen Tribut zahlen: 7 Mädchen und 7 Jünglinge per annum als Menue für den Minotauros.
Minotauros: blöder Stiermensch, der gerne Jünglinge und Mädchen frißt; sitzt den ganzen Tag im Labyrinth und frißt und grunzt
Theseus: Athener Held, der es richten soll; mogelt sich unter die Jünglinge und Mädchen; "macht den Minotauros alle".-
Ariadne: Prinzessin von Kreta, big love mit Theseus; gibt ihm einen langen Faden (ein Wollknäuel), damit er wieder aus dem Labyrinth findet. Wird später von Theseus zum Dank auf Naxos hockengelassen.
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Themata: Verratene Liebe-Affekte der Verlassenen-Festhalten an der Liebe, auch wenn sie enttäuschend ist-Das Nicht-wahrhaben-Wollen gescheiterter Liebe.-Die ach so schönen Liebespläne, die platzen (ihre Flucht endet ja damit, daß er sie unterwegs ausbootet)-Törichtes Verhalten aus Liebe (sie hält ja an ihm fest)-Liebe als Starrsinn und Form der Dummheit.-Undankbarkeit.-
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das murmillo team

OVID: HEROIDES 9: DEIANIRA AN HERCULES

Die zweite Frau des Herkules, eines antiken Arnold Schwarzeneggers, war Deianira. Um sie zu kriegen mußte Herkules allerdings erst einmal den Flußgott Acheloos besiegen, der die unangenehme Angewohnheit hatte, die Gestalt zu wandeln. Doch Herkules, ein echter Profi, machte das mit links.
Später kamen Hercules und Deianira an den Fluß Euenos, wo ihnen der hinterhältige Zentaur Nessos anbot, Deianira über den Fluß zu setzen. Doch der geile Zentaur machte sich an Deianira mitten im Fluß ran. Herkules fand das nicht so gut und löste das Problem auf seine altbekannte Weise: Er tötete den Nessos. Als der gerade den Geist aufgab, riet er Deianira, aus seiner Wunde Blut aufzufangen. Damit solle sie des Herkules Gewand bestreichen, falls sie einmal   seine Liebe zurückgewinnen müßte. Und so geschah es dann auch: Herkules verliebte sich in Iole, und Deianira tat, wie ihr geheißen: Sie bestrich sein Gewand mit dem Blut des Nessos. Als Herkules das Gewand anzog, verbrannte es sein Fleisch. Die Schmerzen waren so unerträglich, daß er darum bat, ihn auf den Berg Oeta zu tragen, wo er sich auf einem Scheiterhaufen verbrennen ließ.
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ein "Minidrama"
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vgl. auch Sophokles
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Ich bekam auch einmal ein Nessusgewand, irgend so ein Billigprodukt, von meiner "lieben Schwägerin" aus Italien geschickt. Allerdings habe ich es überlebt. An dem Tag war es sehr heiß, und ich hatte geschwitzt. Als ich den Fetzen auszog, hatte ich rote Flecken.
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Themata: Die Geilheit eines Zentauren setzt eine Kette des Unheils in Gang.-Rache eines fiesen Zentauren.-Untreue und, daraus resultierend: Liebe, die nach gefährlichen, unerlaubten Mitteln greift, um sich selbst zu erhalten.-Liebe um jeden Preis erhalten wollen.-Liebe kann man nicht erzwingen.-Unausweichlichkeit des Unheils.-Späte Reue und Verzweiflung über das Geschehene.-Machtlosigkeit des Menschen.
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team murmillo

OVID: HEROIDES 8: HERMIONE AN OREST

Diese Geschichte wurde von mir bereits an früherer Stelle "beackert".
Dramatis personae: Hermione, Tochter des Menelaos, des Königs von Sparta.
Orestes: Sohn des Königs Agamemnon und der Klytaimnestra.
Aegisthos: Fieser Lover der Klytaimnestra. Das Verbrecherpärchen killt den armen Kriegsheimkehrer Agamemnon
Orest rächt sich blutig. Dafür wird er von den Erinyen verfolgt.
Inzwischen hatte Orest Hermione geehelicht, doch diese war bereits dem Sohn des Achill (Neoptolemos/ Pyrrhos) versprochen. Doch der hatte die Sache selbst in die Hand genommen und Hermione entführt. Hermione schreibt als Gefangene einen Brief an Orest. Dieser muß gut gewesen sein, denn Orest bringt den Pyrrhos zum baldmöglichsten Termin um die Ecke.
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Themata: Katastrophale familiäre Verwicklungen.-Mord aus Liebe (gleich zweimal).-Anstiftung zur Tat.
Die Liebe als unheilvolle Macht, der der Mensch rettungslos ausgeliefert ist.
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murmillo team

OVID: HEROIDES 7: DIDO AN AENEAS

Der Trojaner Aeneas floh mit den Seinen aus dem brennenden Troja. Auf seiner Irrfahrt gelangte er in die Gegend des späteren Karthago, wo Dido Königin war. Diese, selbst eine Geflüchtete (aus Tyros), nahm Aeneas gastlich auf. Doch Aeneas dankte es ihr schlecht.
Dido war eine überaus clevere "queen". Einst hatte  King Iarbas ihr soviel Land versprochen, wie auf eine Kuhhaut paßt: Dido schnitt die Haut in Streifen.
Bei einem Unwetter flüchten sich Dido und Aeneas in eine Höhle. Dort verlieben sie sich. Iarbas war davon wenig "amused" und ging zu Iuppiter. Dieser befahl daraufhin, daß Aeneas Dido verlassen müsse und weiterzuziehen habe.
Dido stürzt sich in einen brennenden Scheiterhaufen. Nette Geschichte.
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Thema: Wenn Frauen zuviel lieben.-Liebe, die zum Tod führt.-Folter der Hoffnung.-Grausamkeit der Liebe.-Unbedingte Liebe, die kein Wenn und Aber zuläßt.-Gefahren der Liebe.-Liebe, die zur Selbstzerstörung (autoaggressiv) führt.
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murmillo

OVID: HEROIDES 6: HYPSIPYLE AN IASON

Auf der Fahrt nach Colchis verschlug ein Sturm die Argonauten auf die Insel Lemnos. Dort trafen Iasons Männer auf ein Horror-Szenario: die Frauen besagter Insel hatten ihre Männer um die Ecke gebracht! Da sie jetzt keine Männer mehr hatten, sie hatten ja, wie bemerkt, sich derer entledigt, brauchten sie dringend Nachschub und boten Iason und seinen "merry fellows" die Ehe an. Hypsipyle verliebte sich in Iason; daraus entstanden zwei Söhne. Doch Iason, ein vielbeschäftigter Mann, mußte weiter nach Colchis, um das goldene Vlies zu "organisieren". Dazu mußter er drei Proben bestehen (Drachenkampf, Wettkampf mit Aietes etc.). Dabei half ihm die Zauberin Medea, die mit Iason flüchtete. Unterwegs "zerlegte" sie ihren Bruder in Einzelteile, um die Verfolger mit dem Einsammeln derselben aufzuhalten.
Hypsipyle wartet inzwischen natürlich, wie zu erwarten, vergeblich und schreibt Iason ein Briefchen, worin sie ihre Liebespein schildert (Bezug zum Medeabrief, Heroides 12).
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Thema: Ein Mann opfert die Liebe zu einer Frau für seine sog. Aufgabe, vgl. Aeneas (Manchmal muß ein Mann tun, was ein Mann tun muß, spricht John Wayne).-Opportunismus der Männer (Männer sind ja bekanntermaßen opportunistische Liebhaber). Daraus resultierendes Verbrechen und Unheil.
Liebe als unheilvolle Macht.
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team murmillo

OVID: HEROIDES 5: OENONE AN PARIS

Als Paris am Berge Ida weilte-sein Alter wollte ihn lossein, weil Hecuba einen komischen Traum hatte-verliebte sich die Brunnennymphe Oenone in ihn. Zum Dank dafür "kickte" er sie fort, um sich an Helena heranzumachen. Als er später vom Giftpfeil des Philoctetes verwundet wurde, lehnte sie es ab, ihm zu helfen. Nach seinem Tod packte sie aber die Reue, und sie beging Selbstmord.
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So kann es gehen.
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Thema: Treulosigkeit und Opportunismus des Paris sowie Rache aus enttäuschter Liebe, die ins Unglück führt.

SCHNURERS-RANCH

Der eine hat viele Haare, der andere wenig: ungerechte Welt.
Ich kenne aus meiner Jugend auch eine Ranch.Das war allerdings eine "berühmte" Irrenanstalt in Südhessen, genannt die "Philippsranch" oder auch die "Hoppla".
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SCHNURERS TECHNIK-RANCH

Schnurers Technik-Ranch ist wieder heiß:


Es geht in Folge 108 besonders um Erpressungs-Trojaner!


Sonntag, 10. April 2016

PORTA: LESE-UND ÜBUNGSBUCH I

Die PORTA (Pforte) war mein Lateinbuch am Gymnasium Gernsheim (1969-1976). Es gibt zwei Teile. Sie geht langsam und behutsam vor. Das Lernen ist "organisch" und pädagogisch. Anders als heutige Elaborate, will sie nicht alles sofort. Die PORTA ist ein sympathisches Buch, das besonders für "Klein-und Kleinstschüler" geeignet ist.
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das murmillo-Pädagogenteam

S. FISCHER-FABIAN: DIE ERSTEN DEUTSCHEN-ÜBER DAS RÄTSELHAFTE VOLK DER GERMANEN

"S. Fischer-Fabian räumt auf mit den Klischeevorstellungen von den ersten Deutschen: Sie waren keine biertrinkenden Rauhbeine oder nordische Übermenschen. Uns tritt stattdessen aus dem Dämmerlicht der Vorgeschichte ein Volk entgegen, in dem die Erdverbundenheit von Bauern mit der Kampfeslust von Hirtenkriegern aus dem Osten verschmolz. Von Anbeginn 'wohnten zwei Seelen in ihrer Brust'."
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"Aus archäologischen Funden, den Werken antiker Schriftsteller und zahllosen anderen Quellen entstand ein faszinierendes Bild der Geschichte unserer Vorfahren."
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Mit dem Biertrinken und den Raubeinen wäre ich da nicht so sicher... Was den Übermenschen betrifft: der kommt erst noch laut NIETZSCHE; Anmerkung des Verfassers.
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Cover, Rückseite.

JEAN-JACQUES HATT: KELTEN UND GALLO-ROMANEN

ARGUMENTUM:
1.) Die Geschichte der archäologischen Forschung in Frankreich
2.) Methoden und Techniken
3.) Kulturgeschichte im Lichte moderner Forschung und jüngster Funde
4.) Die La-Tène-Kultur nach archäologischen Zeugnissen
5.) DIE RÖMER IN GALLIEN
6.) Der galloromanische Urbanismus und seine Urprünge
7.) Die religiösen Einflüsse
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Reihe "Archaeologia Mundi"-J.-J Hatt ist (war?) Professor an der Uni Straßburg-ihm geht es vor allem um das keltische Element im römischen Gallien.
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OVID: HEROIDES 4: PHAEDRA AN HIPPOLYTUS

Phaedra ist unglücklich in ihren Stiefsohn Hippolytus verliebt. Dieser macht sich aber nichts aus Frauen. Er will lieber auf die Jagd gehen und Pferde züchten. Das gefällt der Venus nicht: Phaedra wird wahnsinnig. Als sie von Hippolytus einen Korb bekommt, erhängt sie sich. In einem Abschiedsbrief beschuldigt sie Hippolytus, er habe sich an sie herangemacht und sei schuld an ihrem Tod!
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Unglückliche, unerwiderte Liebe-Versündigung an einer göttlichen Macht-der Brief als Abschiedsbrief und Racheakt-Liebe, die in den Tod führt.
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murmillo

OVID: HEROIDES 3: BRISEIS AN ACHILLES

Achill hatt im Rahmen seiner "beruflichen Tätigkeit" als Cheftotschläger der Griechen viele Frauen erbeutet. Den Großteil machte er seinem Boss Agamemnon zum Geschenk (soviele Frauen schafft nicht einmal ein Achill!). Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Warum bin ich nicht Agamemnon!?
Nur Diomede und Brieseis behielt er. Achill hatte die drei Brüder der Briseis gekillt und in der Stadt ihres Vaters gewütet. Dennoch möchte sie gern seine Ehefrau werden! Was soll man von so einer halten?
Auch Chryseis, die Tochter eines Apollopriesters wurde erbeutet. Sie fiel allerdings Agamemnon zu, der sie nicht mehr rausrücken wollte. Also schickte Apollo den Griechen die Pest auf den Hals. Agamemnon rückt wohl oder übel die Tussi doch heraus und kommt auf einen genialen Einfall. Er will eine Ersatz-Tussi:  Briseis!-Geagt, getan, sie wird abgeholt. Achill ist sauer und "on strike" (zur Erinnerung: Die Ilias beginnt mit dem Zorn des Achilles.). Er denkt sogar daran, mit seinen Myrmidonen nach Hause zu segeln.
Briseis sitzt mittlerweile im Zelt des Agamemnon. Von dort schreibt sie dem Achill einen Brief: Lieber Achill, ich sitze hier im Zelt von dem alten Sack und denke nur an dich. Sei doch wieder lieb...
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Während bei Homer die Briseis nur eine Nebenrolle spielt, ist sie hier Hauptperson. Ovid nimmt nicht nur die weibliche Perspektive ein, sondern darüber hinaus auch noch die einer Beutesklavin. Obwohl Briseis nur eine Sklavin Achills ist, hat sie hier die Initiative. Was die Anführer der Griechen nicht schaffen, nämlich Achill zur Teilnahme am Kampf zu bewegen, schafft sie. Allerdings-und das kann sie ja nicht wissen, höchstens ahnen-wird dies Achill zum Verhängnis werden.
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Thema: Tragische sowie unbedingte Liebe einer Frau zu einem Mann, obwohl dieser ihrer Familie viel angetan hat. Briseis als das Gestalt gewordene "servitium amoris" (Liebesknechtschaft). Liebe als Verfallenheit (Briseis ist dem Achill "hörig"!).
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murmillones (nicht myrmidones)

OVID: HEROIDES 2: PHYLLIS AN DEMOPHOON

Es geht hier um ewige Treue und ein nichtgehaltenes Eheversprechen, also auch um Treulosigkeit.
Demophoon, Kriegsheimkehrer aus dem Trojanischen Krieg (und vermutlich ein wenig traumatisiert) gerät auf der Heimfahrt in Seenot. Seine Flotte rettet sich an die Küste Thraciens. Die dortige Königin Phyllis verliebt sich in den tollen Survival-Künstler (leider in den Falschen). Der verspricht ihr so ziemlich alles, muß aber noch schnell nach Athen was regeln. Sie wartet und wartet. Kein Demophoon in Sicht. Sie versucht ihn moralisch zu erpressen und droht mit Selbstmord. Demophoon kommt nicht. Sie tut es!
Irgendwann trudelt Demophoon doch ein (wo kommt der denn her?), aber: too late!-Sie ist mittlerweile in einen Mandelbaum verwandelt. Demophoon umarmt verzweifelt den Baum, der Baum treibt Blätter.-Jetzt erst blüht sie auf, doch nur als Mandelbaum. Sicher hätte sie sich dieses Aufblühen schon vorher gewünscht, als sie noch eine lebendige Frau war. Ein sehr elegischer Moment, der zumindest in mir elegische feelings wachruft. Traurige Angelegenheit, doch das ganze Leben ist eine solche. Wo es verspricht, hält es nicht, spricht Schopenhauer.
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THEMA: TREUEBRUCH, der zu SUIZID führt.-Liebe zu einem Nichtswürdigen, der einen ins Verderben stürzt!-Gefahr allzu übertriebener Liebe.
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das Netzwerk

OVID: HEROIDES 1: PENELOPE AN ODYSSEUS

Odysseus ist im trojanischen Krieg, und sein getreues bzw. dümmliches Eheweib Penelope hockt still daheim und wartet. Und wartet. Und wartet. Erst 10 Jahre (so ein Krieg dauert halt ein wenig), dann nocheinmal 10 Jahre (solange braucht er, um nach Hause zu kommen; Schiff hatte wohl Verspätung und so), macht 20 lange Jahre, wo die arme Frau Däumchen dreht. Doch wo ist Odysseus? Der Krieg ist doch schon längst rum, also Kriegsgeschichte. Der Kerl kommt einfach nicht nach Hause. Also wartet sie weiter. Doch sie bleibt nicht ganz passiv, sondern unternimmt eine Reihe von Aktivitäten, um nach ihrem Mann zu forschen (Brief, den sie einem Reisenden mitgibt; sie schickt ihren Sohn Telemachos aus etc. heute würde man einen Detektiv beauftragen; vielleicht hat er ja eine andere).
Als ob nicht alles schon schlimm genug wäre, wird sie auch noch von den Freiern bedrängt, die das Vermögen des Odysseus versaufen (also ihre materielle Basis zerstören).
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Worum es geht: In dem Brief geht es um UNBEDINGTE TREUE einer mehr oder weniger sitzen gelassenen Ehefrau ihrem mehr oder weniger (eher weniger) seriösen Gatten gegenüber, der es m.E. nicht verdient hat, daß man auf ihn wartet. Der Alte spielt Krieg und amüsiert sich, und sie soll keusch zuhause sitzen und warten, bis ihr Göttergatte sich gnädigst herbeiläßt, mal vorbeizuschauen. Tolles Ehekonzept, Glückwunsch! Ist das die Message Ovids? Wenn ja, dann gute Nacht. Also Nibelungentreue bis zur Selbstaufgabe. Penelope hätte besser die Koffer gepackt.
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ich

SPRUCH DES TAGES

Wer angibt, hat mehr vom Leben!

Freitag, 8. April 2016

RARE LATIN WORDS (4): WAS HEISST "WIEDEHOPF" AUF LATEIN?

Weiß man doch: UPUPA.
Geht nach der A-Deklination: upupa, upupae, upupae, upupam, upupa (mit langem End-A); den Plural erspare ich euch.

SELTENE LATEINISCHE WÖRTER (3): WAS HEISST EIGENTLICH "FRETTCHEN" AUF LATEINISCH?

Weiß man doch: VIVERRA oder putorius (furo); letztere Form ist nicht belegt, sondern erschlossen.
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"Hier stinkt es wie im Frettchenstall" muß daher heißen: Hic tamquam (ut; velut (bei einzelnen Wörtern)) in stabulo viverrarum male olet.
Oder: more (nach Art) stabuli viverrarum.

OVIDIUS: AMORES II, 1, 23-38: CARMINA SANGUINEAE DEDUCUNT CORNUA LUNAE

Vers 23=Gesänge holen die Hörner des blutroten Mondes herab
 Nachdem nun Ovid samt seinen Blitzen des Jupiter im wahrsten Sinne des Wortes abgeblitzt ist, versuchte er es mit Elegien erneut. Sie erwiesen sich als der bessere Tür-man könnte auch sagen "Dosen"öffner.
Vers 23-28  : Die Kraft der Dichtung (carmina): Gedichte können den Mond herabziehen=Zauberei; "carmina" kann auch "Zaubersprüche" heißen-können die Sonnenrosse zurückpfeifen-Schlangen können zum Explodieren gebracht werden (Arme Tiere ? Ach was, weg damit! vgl. auch Vergil, Eclogen 8, 71)-Wasser fließt zur Quelle zurück-und last, but not least: die Tür ging durch die "carmina" wie von Zauberkraft auf (die weichen Gesänge haben die harte Tür gleichsam weichgekriegt bzw. Ovid hat seine Thusnelda "weichgeklopft".
Vers 29-36 : Folgendes wäre absolut nicht zielführend gewesen: Singen über Achill-auch die Atriden hätten nichts gebracht-Chef-Irrfahrer Odysseus: Fehlanzeige!-
Nur eins war von Erfolg gekrönt: Corinnas Schönheit zu preisen (also schmierige Komplimente zu machen)-der Lohn: sie selbst (ipsa venit)-sie ist ein großer Lohn, denkt Ovidius (magna...merces; hier sieht man mal wieder, wie primitiv die Männer sind; niedere Gefühle und Beweggründe-Hoffen auf sexuelle Entlohnung etc.)-Also "tschüsikowski" ihr Helden (heroum clara valete-nomina=lebt wohl ihr wohlklingenden Namen der Helden; mit Zeilensprung (Enjambement?))
Vers 37 f.: Fazit: Die "formosae" sollen gnädig und huldvoll wie Burgfroleins auf seine "carmina" blicken.-Diese habe der "purpurne Amor" (purpureus...Amor) vorgesprochen (dictat; vergleiche unser "diktieren").
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Ja, und dagegen bin ich völlig machtlos, spricht der Dichter.
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Doch Ovid hatte zu früh gelacht. Seine Frivolität brachte ihm letztendlich eine saftige Strafe ein (in Form einer kleinen Kaffeefahrt ans Schwarze Meer nach Tomis; siehe EPISTULAE EX PONTO und TRISTIA) und die Zerstörung seiner bürgerlichen Existenz. Allerdings wurde er nur mit der "sanften" Variante der Verbannung bestraft, der sog. "relegatio".
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Ovid-Society Ltd.

OVIDIUS: AMORES II, 1, 1-22: EINGANGSGEDICHT: HOC QUOQUE COMPOSUI PAELIGNIS NATUS AQUOSIS

 Vers 1:=Auch dies habe ich geschrieben, geboren bei den "wasserreichen Paelignern" (Volk um Corfinium; gemeint sind die Abruzzen)
Amores II, 1 ist programmatisch: Ovid will auch weiterhin Gedichte schreiben.
Vers 2: Ille ego nequitiae Naso poeta meae=ich, jener Naso, Dichter meines Leichtsinns ("nequitia" ist ein zentraler Begriff bei Ovid und dürfte dem Kaiser nicht gefallen haben; mit "nequitia" führt man keinen Staat!)-Er handelt-wie immer-auf höheren Befehl (Amor)-er will auch nichts mit dem Theater zu tun haben; es ist ungeeignet für seine zarten Verse.
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Vers 5-10 : Seine Zielgruppe: Die Braut, Knabe, junger Mann, der vor Liebe brennt und sich wundert, daß Ovid genau über ihn Bescheid weiß.-Er identifiziert sich mit dem Dichter: der besingt ja genau meinen Fall!
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Vers 11-22  : Ovid besang einst Götterschlachten (Gigantomachie)-er hatte schon die Blitze Jupiters in der Hand-da verschloß ihm die Freundin die Tür: boing!-da hat er ganz schnell Jupiter und seine Blitze vergessen-er entschuldigt sich dafür (sorry, Jupiter, aber...)-die Waffen des Jupiter halfen nicht, die Tür war härter-da nahm er wieder seine "alten Waffen" zur Hand (seine Elegien) und schon-Sesam öffne dich-war die Tür wieder offen.
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Club junger Ovid-Enthusiasten e. V.

OVIDIUS GENERALITER (4)

1.) DIE "FASTI": PROPERZ hatte den Plan römische "Aitia" zu verfassen, ließ ihn aber fallen. Er wollte "die ätiologischen Legenden der Stadt in Form einer Periegese" darstellen (periegeomai=Medium: herumführen; periegesis=Umriß). Ovid wählte anstelle des topographischen ein chronologisches Gestaltungsprinzip. Er wollte anhand des römischen Kalenders, die Feste und ihre Ursprünge beschreiben. Vorbild war das Kollektivgedicht der Alexandriner, besonders die "Aitia" des KALLIMACHOS.
2.) "In Ovids Heroides werden mythische Gestalten wie in einem Drama lebendig, aber es ist ein lyrisches Monodrama, das zu einem einzigen Monolog verdichtet ist."
(Quelle ?)
3.) "Die Idee poetischer Episteln dieser Art war neu, und Ovid war mit Recht stolz auf seine Originalität. Ein Brief ist, nach einer antiken Definition, ein halbierter Dialog, und die Heroides sind überdies nur halbe Briefe."
4.) "Die Begleitumstände der Fabel bilden lediglich den Hintergrund für die einsame Person auf der Bühne, und das Stück enthält keine Handlung außer dem Strom von Gedanken und Gefühlen, die durch ihre zarte Seele fließen, und außer ihrem beredten Protest gegen Dinge, die sie nicht ändern kann. Im Bereich des Gefühls passiert viel; im Bereich des Materiellen ereignet sich nichts, solange die Szene andauert. Die wirklichen Ereignisse spielen alle in der Vergangenheit und in der Zukunft, und der Partner, den sie anredet, ist für sie unerreichbar. So stellen wir fest, daß die Kunst Ovids sich wieder einmal auf einer Ebene bewegt, die sich von der gewöhnlichen Wirklichkeit unterscheidet."
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Quelle (?)
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das Syndikat

OVIDIUS GENERALITER (3)

 In der "Ars" war Ovid das erste Mal mit einer großen "kompositionstechnischen Aufgabe-schweres Wort!- beschäftigt". Es gibt allerdings Konstruktionsfehler im 3. Buch, und in den "Remedia" hatte er zunehmend keine Lust auf "Komponieren". Man hat den Eindruck, er wollte nur noch eins: schnell fertig werden. Er strebte nach Höherem und wandte sich der erzählenden Dichtung zu. Allerdings wollte er nicht mit VERGIL wetteifern. Ovid erkannte, daß er gegen ihn keine Chance gehabt hätte! Er witterte litearischen Lorbeer auf dem Feld des sog. Kollektivgedichtes. also faßte er den Plan, das hellenistische Kollektivgedicht in römische Form umzugießen.
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das team

OVIDIUS GENERALITER (2)

1.) Die Liebenden in der Elegie sind nicht durch eine Ehe oder sonstigen Kuhhandel aneinander gebunden: "ihre Beziehung beruht allein auf ihrer Liebe".-
2.) Ovid schöpfte die Anregungen zu den HEROIDES aus dem ARETHUSA-BRIEF des PROPERTIUS (IV, 3).-Allerdings entnahm Ovid seine Gestalten einer viel weiter zurückliegenden Vergangenheit (dadurch hatte er mehr Spielraum und konnte dem Leser Einblick in das Liebesleben berühmter Gestalten aus uralter Zeit geben, was seinem Dichten größere Bedeutung verlieh)
3.) In den AMORES berichtet Ovid von eigener und fremder Liebe. In der "Ars amatoria", den "remedia amoris" und den "medicamina faciei" tritt er als Lehrer der Liebe (praeceptor amoris) auf.
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Was verdient man eigentlich so als "praeceptor amoris"?
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4.) Ovid erschuf einen neues Genus: das erotische Lehrgedicht. Es gibt aber auch die Meinung, Ovid habe nichts Neues erfunden. Elegien in der Form des Lehrgedichts gab es schon in der HELLENISTISCHEN ZEIT, man denke nur an den PERIPLUS des ZENOTHEMIS, den man gelesen haben muß! Daß Ovid davon formell beeinflußt war, ist aber unwahrscheinlich (doch, wer weiß!).
5.) Die subjektive Liebeselegie hat einen lehrhaften Zug. Der Dichter erzählt sozusagen aus dem "Nähkästchen" und teilt dem Leser seine ach so reichen Erfahrungen mit, die er angeblich alle gemacht hat. Auch Tricks werden (kostenlos) verraten. Ovid, der Trickreiche!
6.) TIBULLUS, das Schwein, behandelt in seinem DELIABUCH I, 4, 9 f. die Knabenliebe, ja er gibt sogar-horribile dictu- eine Anleitung, eine Gebrauchsanleitung dazu, so to speak. Es gibt die Theorie, Ovid habe sich dadurch inspirieren lassen, den "philogunos eros" (Frauenliebe?-Ich konnte das Wort im Griechischwörterbuch nicht finden) ganz ähnlich, allerding in weit größerem Rahmen darzustellen. Die "Ars" nimmt den ersten Rang unter seinen didaktischen Elegien ein.
(Quelle ?)
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murmillo-team (Abteilung für angewandte Elegien)

OVIDIUS GENERALITER (1)

Ovidius hat folgendes Konzept von der Liebe: "sie nimmt einen voll in Anspruch"; sie "versetzt einen sozusagen in eine neue Sphäre, abgesondert von der übrigen Menschheit"; es geht den Elegikern um einen "leidenschaftlichen Geisteszustand".
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Bei Verliebten zweifelt man oft an deren Geisteszustand. So sagen die alten Chinesen-und die müssen es ja wissen, denn die waren mächtig weise-daß die Liebe eine Form des Wahnsinns sei. Wenn so ein alter Chinese verliebt war, galt er als wahnsinnig. Wie kommt es aber, daß es so viele Chinesen gibt, wenn die Liebe als "irrer Seelenzustand" angesehen wird (diskreditiert wird)? Es gibt ja zweifellos jede Menge Chinesen. Irgendwo müssen die ja herkommen. Nun ja, so dachten halt nur die Weisen, und die wollte eh keine Frau!
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Der Verfasser
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Quelle: Küppers oder Martini?-Die Zitate sind losen Kopien entnommen, die aus meiner Studienzeit stammen, was noch vor dem Krieg war. Leider habe ich es damals versäumt, den Namen des Aurors darauf zu vermerken.
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murmillo Gmbh

EGO QUOQUE SALUTEM PLURIMAM DICO

1.) Es gibt viel zu viele Betriebssysteme, die mein armes Steinzeitgehirn überfordern.
2.) Saft: gut!-Banane heißt auf Lateinisch "quantum scio" (as far as I know) MUSA PARADISICA.
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decurio

GRÜẞE!

Hallo!

Mir hat der "Kurzbesuch" sehr Spass gemacht. Ich hoffe, die Fruchtsäfte schmecken. Ich teste gerade die neue Digicam aus.

Ich stelle gerade zwecks mobiler Telefone fest, dass dort die Betriebssystemfrage noch nicht so klar zu beantworten ist:
Android ist zwar eigentlich ein Linux, aber sehr stark von Google modifiziert. Windows und iOS sind sowieso kommerziell.
Blackberry OS ist auch kommerziell, dazu noch ein "Minderheitenprogramm". Immerhin basiert es auf QNX, das aus der Unix-Familie kommt.

Aber wo bleiben die Freien OS?
An relativ freien Linuxen gäbe es: Ubuntu Phone/Touch, Tizen, Firefox OS und Sailfish OS.

Donnerstag, 7. April 2016

OPTIMISMUS: SCHOPENHAUER CONTRA LEIBNITZ-UNHEILE WELT VERSUS THEODIZEE, MEILLEUR DES MONDES POSSIBLES

AUF: NOVA-AETAS. BLOGSPOT (unserer endzeitlichen Neuzeitseite)
Zum Thema Optimismus stand mal in der Zeitung in einer Satire über einen Politiker:
Draußen vom Walde komm ich her,
allüberall auf den Tannenspitzen,
sah ich Optimisten sitzen.
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murmillo-team

SELTENE LATEINISCHE WÖRTER (3): WAS HEISST BUCHDRUCKEREI?

Weiß man doch: OFFICINA TYPOGRAPHICA
Buchdrucker=typographus
Buchdruck=ars typographica, war noch nicht erfunden, also gab es auch dieses Wort nicht!
Der Buchbinder ist-by the way-der "glutinator".
Buch heißt "liber" oder "volumen", Buch führen "tabulas conficere".
Kleines Buch="libellus".
Caesars 2. Buch über den Gallischen Krieg=liber alter (beliebter Witz: Caesar habe das 2. Buch seinem Vater (seinem Alten) gewidmet; "liber alter"=heißt aber "das andere Buch", also das zweite.)
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murmillo-team

OVIDIUS: AMORES I, 15, 31-42:...CARMINA MORTE CARENT

31-38  := Das Gedicht entbehrt des Todes; kennt nicht den Tod.-dagegen: Kieselsteine und die Pflugschar unterliegen dem Zahn der Zeit (nicht so das Gedicht!)-Dichtung steht höher als die Herrscher dieser Welt (subversiv!)-höher als Gold-nur das dumme Volk bewundert Schätze (mein Haus, mein Auto...mein Staubsauger...)-er hingegen wünscht sich, a) daß ihm Apoll den Becher reicht-daß b) sein Haar mit Myrte umkränzt wird-und c) daß Liebende ihn lesen-
39-42: Neid gibt es nur unter Lebenden-wenn tot, dann kein Neid mehr-dann wird man durch seinen Ruhm (durch sein Verdienst) "beschützt".
Schlußdistichon:
Érg(o) etiám cum mé suprémus adéderit ígnis=daher, wenn auch mich das letzte Feuer aufgefressen haben wird (Hexameter)
vívam pársque meí// múlta supérstes erít=werde ich (denoch) leben und ein großer Teil meiner (selbst=der beste Teil=sein opus, seine Dichtung) wird "überlebend" sein (mich überleben; fortdauern).
(Pentameter)
(es gibt eine ähnliche Stelle bei Horaz (Ode 3, 30), wo der Dichter davon spricht, daß ihn Libitina, die Todesgöttin, meiden wird)
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erg(o) etiam: SYNALÖPHE=Verschleifung zur Hiatvermeidung: auch Elision genannt, bei "Zusammentreffen von Vokal im Auslaut (oder Vokal+m) mit Vokal des folgenden Wortes im Anlaut (oder h+Vokal)";
"Bei der Verschleifung wurde die Schlußsilbe nur kurz angeschlagen: meist wird sie heute nach späterer Weise ganz unterdrückt (elidiert). Bei folgendem est wird nicht der auslautende Vokal elidiert, sondern das anlautende e (Aphairesis)."
 Hermann Throm: Lat. Grammatik;
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decurio

OVIDIUS: AMORES I, 15, 1-30 : (SCHLUSSGEDICHT): QUID MIHI, LIVOR EDAX, IGNAVOS OBICIS ANNOS

1-6  :=Was wirfst du, nagender Neid, mir die trägen Jahre vor...-ingeniique vocas carmen inertis opus=und nennst das Gedicht ein Werk eines faulen Genies: ganz klar, hier geht es wieder einmal um Selbstrechtfertigung; der Römer hatte ewig den Komplex, geistige Arbeit ständig rechtfertigen zu müssen (z. B. Cicero-nur Arbeit für den Staat z. B. als Soldat, Politiker oder Redner genoß uneingeschränktes Ansehen)- Vorwurf 1, daß er kein Soldat ist-der Vorwurf 2, daß er kein Winkeladvokat ist-Vorwurf 3, daß er kein Volksredner ist und seine Stimme verkauft (prostituisse)-diese sollen entkräftet werden (rhetorisch!)-Einwandvorwegnahme.
7 f.  : 1-3 sind für Ovid "allzuvergänglich" (mortale). Er hat daher einen ganz anderen Lebensentwurf: a) ewiger Ruhm b) sein Gedicht soll in der Welt immer erklingen (ewig in Erinnerung bleiben=eine Art von Unsterblichkeit)
8-30  : Seine Vorbilder: Homer, Hesiod, Kallimachos (sie wird man immer preisen)-auch wenn es an Gehalt fehlt, so ist doch die künstlerische Form, das was zählt-weitere Beispiele: Sophokles, Arat, Menandros, Accius, Varro, Jason, Lukrez (sein Gesang wird erst untergehen, wenn Himmel und Erde vergeht (also bis auf weiteres nicht), Tityrus, Aeneas (man wird sie lesen, solange Roma die Erde beherrscht; also ziemlich lange), Tibullus (solange es die Waffen Amors gibt; also forever), Gallus (er wird im Westen und Osten bekannt sein, also so ziemlich everywhere), seine Thusnelda Lycoris.
(Dichterkatalog)
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decurio (wenn ich meine Rekruten (tirones), diese Kanickel (isti cuniculi),  beim Lesen von Liebeselegien erwische, gibt's gleich was auf die Ohren in form eines Geländemarsches)

INFO AN DIE OVID-FANGEMEINSCHAFT E. V.

Vor ca. 6 Monaten habe ich Amores I, 1-13 mehr oder weniger gründlich und vollständig behandelt, was ich an meiner schrecklich verkritzelten Goldmann-Ausgabe, die ich im letzten Jahrhundert billig auf dem Flohmarkt erstanden habe, ersehe, falls das jemand interessiert. Es gibt da einen geheimnisvollen Knopf (button), der sich "Murmillo Archiv" nennt. Das M. A. ist fast so geheimnisvoll wie das "archivio segreto" des Vatikans. Durch diese Taste kommt man ins Adyton. Allerdings ist meine Erinnerung etwas getrübt, was bei Männern meines verehrungswürdigen Alters nicht ungewöhnlich ist.
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decurio (kurz bevor er sich selbst in Rente schickte)

OVIDIUS: AMORES I, 14, 45-56 (SCHLUSS): NUNC TIBI CAPTIVOS MITTET GERMANIA CRINES

45-50  :Nun wird dir Germanien "gefangene" Haare schicken (=die Haare Gefangener; blondes Haar (Greisenhaar) war bei den Römern begehrt)-Unterworfene machen dich durch diese Gabe sicher (tuta...eris)-Corinna wird erröten, wenn man ihr "falsches" Haar bewundert-sie wird sich sagen: man bewundert mich für Gekauftes-in Wahrheit, so sagt sie sich, bewundert man "pro me" (anstelle von mir) eine germanische Sugambrerin, der das Haar einst gehörte (man bewundert also den falschen Schein)-sie wird sich schmerzlich an die Zeit erinnern, als das Lob noch ihrem echten Haar, also ihr selbst galt-
51-54: sie schämt sich und weint-sie betrachtet wehmütig ihr altes Haar, das sie im Schoß hält, wo es nicht hingehört
55-56: Er macht ihr Mut: Weg mit dem Schmerz; dieser währt nicht ewig; bald wirst du wieder dich selbst im Spiegel sehen mit deinem eigenen Haar, das nachgewachsen ist.
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Die haben Probleme!
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vgl. auch PROPERTIUS 2, 18 b (Gedicht aufs Haarefärben); Haare galten als erotisch!
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decurio (meine Rekruten tragen ihr Haar kurz, sind überhaupt nicht erotisch und sehen alle völlig bedeppert aus)

OVIDIUS: AMORES I, 14, 31-44 : FORMOSAE PERIERE COMAE

31-38  :=Die schönen Haare sind "zugrunde gegangen"=dahin; futsch!-Apoll und Bacchus hätten gern solches Haar gehabt-Vergleich mit dem Haar der von Apelles gemalten Venus, wie sie gerade vom Meer geboren wird und ihr nasses Haar in Händen hält (very erotic!)-Einschnitt: doch jetzt ist es "too late!"-Sie hat den Schaden selber verschuldet-sie ist eine Närrin-was trauerst du vor dem Spiegel um verblichene Schönheit-schau dich nicht mit dem Blick an, der dich kannte (du mußt dich jetzt anders ansehen)-vergiß, wie es war, wenn du dir noch gefallen willst: debes immemor esse tui=du mußt deiner uneingedenk sein!
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Harte Worte-aber berechtigt.
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39-44 : Die Vorwürfe werden noch dadurch gesteigert, daß sie weder von der Nebenbuhlerin mit Kräutern noch von einer thrakischen Hexe verzaubert wurde (was ihr Verhalten entschuldigen würde, nein, sie ist sehenden Auges in ihr Unglück gelaufen!)-auch keine Krankheit schadete ihr (doch, denn sie hat gewiß aus inneren Gründen an sich herumpfuschen lassen)-Neider fallen als Grund auch aus-die Sache ist so schlimm, da du es selbst getan hast!-du hast dein Haar "vergiftet": ipsa dabas capiti mixta venena tuo=du selbst gabst deinem Haupt vermischte Gifte! (also Gift, das du selber angerührt hast)
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decurio

OVIDIUS: AMORES I, 14, 1-30: DICEBAM MEDICARE TUOS, DESISTE, CAPILLOS

V1-2 :=Ich sagte, hör auf, deine Haare zu färben.
Denn: Tingere quam possis, iam tibi nulla coma est=schon ist dir kein Haar mehr, das du färben könntest.
Eine Warnung an all die eitlen Girlies, die ihr Geld zu einem dermeist schwulen Figaro tragen, der sich für einen großen Künstler und Starfriseur hält. Das Resultat ist oft leider wenig "starlike", dafür war es aber "sauteuer".
V 3-12: Beschreibung der Schönheit ihres Haars, vor dem "Eingriff".-Sie waren so schön, daß sie es gar nicht schmücken wollte.-Es war wie Seide aus China-Zart wie ein Spinnenfaden (ein etwas mißlungener Vergleich)-die Farbe war zwischen dunkel und golden-es war eine Farbmischung-Vergleich mit Zedern am Berg Ida.
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Ovid ist einfach nur ein Süßholzraspler (die Redaktion).
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Die Redaktion hat übrigens immer recht.
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V 13-30  : Sie hat kein Problemhaar: so wurde es nicht durch Nadel oder Kamm beschädigt-die Friseuse bekam auch "keine aufs Maul" (bei so manchem überteuerten Affen von Figaro wäre dies allerdings angebracht)-Ovid kann dies sogar bezeugen-sie habe auch nie die Friseuse mit der Nadel gestochen (das ist nett)-Ovid erinnert sich: sie ließ das ungekämmte Haar über ihr Lager fallen; dabei war sie halb aufgereckt, auf einem Purpurtuch liegend (die Szene ist m.E. erotisch)-Vergleich einer Bacchantin, die sich nachlässig ins Gras wirft (wieder erotisch!)-obwohl so zart, mußte ihr Haar viel aushalten (vexatae...comae=die gequälten Haare; Hyperbaton: dazwischen steht: quanta tulere=wieviel ertrugen sie; das gequälte Haar trägt viel Schmerz in sich!-Vorwurf: warum tust du dir das an?)-dabei war es doch so fügsam; es nahm sogar die Tortur mit dem Brenneisen hin, damit künstliche Locken daraus entstehen-Ovid ist entsetzt!-scelus est=das ist ein Verbrechen (an der Natur)-es ist doch schön, wie es ist-er spricht das Brenneisen an: schone das Haupt-es hat keine Gewalt verdient bzw. daß es gebrannt wird-Nadeln sind besser geeignet, um es in Form zu bringen (erudit admotas ipse capillus acus=es "erzieht" ("unterrichtet"; unterweist) das Haar selbst die "hinzubewegten" Nadeln: also das Haar zeigt den Weg; es ist nicht passiv wie eine Hecke, die geschoren wird, sondern aktiv; Ovid ist hier auf der Seite der Natur und nicht der Künstlichkeit.
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decurio

Mittwoch, 6. April 2016

SELTENE LATEINISCHE WÖRTER (2): WAS HEISST "LECTICARIUS"?

Weiß man doch: Sänftenträger.-Toller Job, viel Bewegung und frische Luft; da kommt man rum, als Sänftenträger.-Schüler, die eine 5 oder gar 6 Schreiben, werden zu Sänftenträgern umfunktioniert. Da müssen sie nicht soviel denken.
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decurio (die müssen mich dann zum Exerzierplatz tragen und abends "ad tabernam vinum bibendi causa"=zur Kneipe des Wein Trinkens wegen, sozusagen)
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lecticarius, i, m (geht nach der O-Deklination, falls ihr's schon wieder vergessen habt)

OVID, EIN VERTRETER DER JÜNGEREN GENERATION DER AUGUSTÄISCHEN DICHTER

Jeder halbwegs gebildete Mensch kennt die augustäische Dichtertrias VERGIL, HORAZ, OVID. Zwar noch in die Zeit des AUGUSTUS gehörend, vertritt Ovid die jüngere Generation und ein neues Kunstwollen (größere Subjektivität, Psyche der Frau, die weibliche Perspektive, spielerische Elemente, Vorrang des Privaten, ein gewisser Immoralismus, um nur wenige zu nennen).
Dazu H. A. FORSTER: DIE LITERATUR DES KLASSISCHEN ALTERTUMS, EIN FÜHRER DURCH DAS SCHRIFTTUM DER GRIECHEN UND RÖMER, GOLDMANNS GELBE TASCHENBÜCHER, BD. 1423, ZÜRICH, O. J., S. 163 F.:
"Die bedeutendsten Köpfe jener Zeit stellten sich in den Dienst der kaiserlichen Erneuerungsidee; Vergil, Horaz und Livius. Ovid wurde von diesen Bestrebungen nicht mehr erfüllt; er ist der typische Spätling, dem die spielerische, allerdings bis zu höchster Vollendung gebrachte Kunst höher lag, als das Streben, das Volk sittlich zu heben. So müssen wir denn Ovid vor allem als Sprachkünstler ersten Ranges verstehen. Die Eleganz seiner Sprache, der Reiz seiner Bilder, die mit wenigen 'Pinselstrichen' hingezauberte Stimmung ist fortan unerreicht geblieben."
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Dennoch ist er gescheitert!
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decurio