Murmillo-Archiv

Donnerstag, 26. April 2012

ALTSÄCHSISCH: Wortschatz

Das AS steht für das nicht vorliegende Westgermanisch. Dagegen ist Ostgermanisch belegt, leider in "verpfaffter" Form durch die Wulfila-Bibelübersetzung ins GOTISCHE.
Hier nun ein kleiner AS-Wortschatz, um einen Eindruck zu gewinnen. Für jeden Germanen Pflicht!
A: alowaldo= Allherrscher (Berufsziel!); acus=Axt; asck=Speer (Handwerkszeug des Kriegers)
B: bed=Bett (Hier wollte keiner sterben! Man nannte das "Strohtod".); bok=Buch (damit konnte man weniger anfangen).
C/K: kraft=Macht, Heeresmacht (ganz wichtig!)
D/T: thegan=Dienstmann, Krieger (vgl. Degen); thing=Sache, Gerichtsversammlung (Thingstätte in HD!); thurst=Durst ( hatte man immer; vgl. auch das engl. Wort)
E: ellian=Eifer, Mut, Kraft, Tapferkeit (Kardinaltugenden der Kriegergesellschaft)
F/V: folc=Volk, Kriegsvolk
G: gudhamo=Kriegsgewand
H: helpa=Hilfe
I/Y: idal=leer, nichtig, eitel (ist alle Welt...AdV)
L: linta=Schild aus Lindenholz
M: middilgard=Welt, Erdkreis
N: namo=Name
O: oga=Auge
P: pik=Peche, Höllenfeuer, vgl. lat. pix, picis f.=Pech, Teer
Q: quena=Eheweib (vgl. engl. queen)
quik=lebendig, frisch, munter (quicklebendig! engl- quick)
R: riki=Reich; rinc=Mann
S: sibbia=Sippe; skado=Schatten (vgl. shadow); skip=Schiff
T: tunga=Zunge (vgl. engl. tongue)
U: urheto=Herausforderer, Kämpfer, Krieger
W: wraca=Rache (vgl. engl. wrath=Zorn, Grimm)
EREC (der Böse)



PORTA I, XXVII/63, Teil 2:
Tum navigiis aestu deportatis (Nachdem dann die Schiffe durch die Flut weggetragen worden waren,) prima luce (beim ersten Licht; bei Tagesanbruch) litora Britanniae (die Küsten Britanniens) sub dextra manu (zur rechten Hand) procul (von fern; in der Ferne) spectata sunt (wurden erblickt). Cuncti milites, (Alle Soldaten,) etiam qui adhuc (auch die bis jetzt) dormiverant (geschlafen hatten), subito (plötzlich) timore (von Furcht) impleti erant (waren erfüllt worden). Quorum querelas (Deren/ihre Klagen) audivi: (hörte ich:
"Quo modo ("Auf welche Weise) ad oram Britanniae aut Galliae saltem (zur Küste Britanniens oder Galliens wenigstens) perveniemus? (werden wir gelangen?) An semper (Oder immer) ventis aestuque (durch Winde und Flut) agitabimur?" (werden wir hin-und hergeworfen werden?") At imperator (Doch der Feldherr) intrepidus stabat (unerschrocken stand da) et commutationem aestus (und den Wechsel der Flut) expectabat (erwartete er). Nam navigia (Denn daß die Schiffe) sex fere horis post (fast sechs Stunden später) aestu (durch die Flut) ad litora Britanniae (zu den Küsten Britanniens) apportari debere (getragen werden mußten) sciebat (wußte er). Postremo (Schließlich) nos (daß wir) orae appropinquare (uns der Küste näherten) manifestum erat (war offensichtlich). Pervenimus (Wir gelangten) ad insulam (zur Insel) meridiano fere tempore." (ungefähr/fast zur Mittagszeit.")---
Ü: EREC (Firma Education and Drill lim.)
Ihr müßt "intrepidus/i" sein in Lateinarbeiten!
Und hier noch ein paar Worte in eigener Sache (I've got s.th. to say...):
Die "alte Porta", die viel vom Charme alter Lehrbücher hat (Bleistiftzeichnungen, Sprichwörter), geht langsam voran und ist sehr pädagogisch aufgebaut. Ein Satz ergibt sich aus dem anderen, vieles kann man sich denken (es sei denn, man denkt nicht, was es mehr gibt, als man denkt). Ganz anders die heutigen Lehrbücher: Mit vielen bunten Bildchen und mit allerlei Schnickschnack wird um die Aufmerksamkeit derer gebuhlt, die es eh nicht wissen wollen, was wenig Würde hat. Denn so spricht Schopenhauer (und der muß es wissen): Die Wissenschaft ist eine spröde Geliebte, die sich niemandem an den Hals wirft, der es nicht will!
Des weiteren gehen die heutigen Elaborate zu schnell voran. Dazu Freund Nietzsche: Der Wissenschaft ist das lento angemessen! Merkt euch das!
Schließlich: Sie wollen zuviel zur gleichen Zeit (alle Deklinationen, Konjugationen etc.). Das nix gut!
Hier spiegelt sich unsere heutige Zeit wider. Alles ist "hoppla-hopp", also pseudo.
Resultat: Überforderung, Inselwissen, also Pseudo (Schein)wissen, Scheinniveau (also gar keins)!
Es ist eine Vermessenheit zu glauben, man könne Latein mit der "Brechstange" machen. Bestes Beispiel hierfür sind die Latinumskurse, die ich für "Selbst-)Betrug halte. Da glauben doch tatsächlich Leute in ihrer Arroganz, daß sie das, was andere in neun Jahren (bis zur Oberprima!) in ehrlicher Arbeit von der Pike auf gelernt haben, in sechs Wochen -irgendwie mal so- hinkriegen (hinpfuschen  wäre der treffendere Ausdruck).
Allora: Lernt also schön langsam, eins nach dem anderen, immer schön systematisch und methodisch.
Latein hat einen hohen Grad an Systematik und hat es nicht verdient, daß so ein Schüler hudelt.
EREC (magister et dominus).-

PORTA I, XXVII/63, Teil 1: die "gute alte Porta" war mein Lateinbuch am Gymnasium. Mit diesem "nett" und gefällig gemachten Buch habe ich Latein gelernt. Es begleitete mich durch die Jahre 1971 (Spätsommer)-ca. 1975 (Gymnasium Gernsheim/am Rhein). Ich halte es heute noch in Ehren!
Quintus (Quintus) Gnaeo et Tito fratribus (den/seinen Brüdern Gnaeus und Titus) de bello Britannico (vom britannischen Krieg) narrat (erzählt)
Proxima hieme (Im nächsten Winter) Quintus cum manu comitum (Quintus mit einer Schar Begleiter) e castris domum (aus dem Lager nach Hause) venit (kommt/kam) ibique (und dort) fratribus (den Brüdern) de duabus expeditionibus Britannicis (über die zwei britannischen Feldzüge) narrat (erzählt er):
"Eheu, pueri, ("Ach, Jungs,) eam navigationem (daß diese Seefahrt) periculosissimam fuisse (sehr gefährlich gewesen ist) nescitis (wißt ihr nicht). Primo Galliae portibus (Zuerst in den Häfen Galliens) dies circiter XXV (ungefähr 25 Tage) continebamur (wurden wir aufgehalten); nam 'Coro', vento adverso validoque , (denn durch den Corus, einen widrigen und starken Wind,) ab itinere (von/an der Reise) impediti sumus (sind wir gehindert worden). Deinde 'Africus', ventus secundus, (Darauf der Afrikus, ein günstiger Wind,) flabat, (blies) et ad solis occasum (gegen Sonnenuntergang= nach Westen) magna cum laetitia (mit großer Fröhlichkeit) per aequora (durch das Meer) navigavimus (segelten wir). De tertia fere vigilia (Ungefähr von der dritten Nachtwache an) cum Caesare (mit Caesar), qui ventum et undas (der den Wind und die Wellen) observabat (beobachtete), sermonem habuimus (hatten wir ein Gespräch) de inaudita eius expeditionis magnitudine (über die nie dagewesene (unerhörte) Größe dieses Feldzuges.)
Ü: EREC
Mit "magna cum laetitia" müßt ihr Latein lernen, sonst wird das nichts!
(Erec, master and commander)

Montag, 23. April 2012

IRISCH


Dia dhuit.                                                        Hallo.
Conas tá tú?                                                    Wie geht es Ihnen?
Dia is Muire dhuit.                                           Hallo. (Erwiderung)
Tá mé go maith.                                              Mir geht es gut.
Cad is ainm duit?                                             Wie ist Ihr Name?
(Is) mise ...                                                     Ich bin ...
Tá mé i mo chónaí i ...                                     Ich lebe/wohne in ...
le do thoil                                                        bitte                  
Go raibh maith agat.                                        Danke.
Slán.                                                               Wiedersehen.                




Tar isteach.                                                     Komm(t) herein.
Tá fáilte romhat.                                              Bitte! Gerne!
Go raibh maith agat.                                        Danke.
Tá sé fuar/tirim.                                               Es ist kalt/trocken.
Tá, cinnte.                                                       Ja, genau. („tatsächlich“)
Seo do sheomra.                                             Das ist Ihr Zimmer.
Tá an tae réidh.                                               Der Tee ist fertig.

Sonntag, 22. April 2012

LIMESFORSCHUNG: Gundwissen 1: DAS FELDBERGKASTELL
Lage: am kleinen Feldberg
Kategorie: Hilfstruppenlager für Aufklärungsabteilung
Belegung: Exploratio Halicanensium Alexandriana, eine berittene Kundschafterabteilung, (s. Inschr. auf Sockelstein für Büste der Kaiserin Julia Mamaea; das Denkmal, das wohl im Fahnenheiligtum stand, wurde nach der Ermordung ihres Sohnes Alexander Severus (222n.-235) zerstört (sog. damnatio memoriae!)
Die Einheit war ein sog. "numerus", bestehend aus ca. 150 Mann. Die numeri gehörten zu den Hilfstruppen (auxilia). Der numerus war wohl der Saalburg unterstellt und gehörte zum Wehrbereich der legio XXII in Mainz.
Errichtung: Mitte 2. Jh. n. (Holz-Erde-Bau); Anf. 3. Jh. Umbau in Stein; Mitte 3. Jh. zs. mit dem Limes aufgegeben.
Fläche: o,7 ha.
Funktion: Überwachung eines Limesabschnittes und Sicherung eines Limesdurchgangs.
Bauelemente: rechteckige Befestigung (Graben, Erdwall oder Steinmauer), Ecken abgerundet, vier Tore mit Doppeltürmen, Ecktürme, in der Mitte des Lagers das Stabsgebäude (principia) mit Fahnenheiligtum (sacellum), unterirdischer Schatzraum (Kriegskasse; Ersparnisse der Soldaten); Kastellbad zw. Limes und Lager.-
Zivilsiedlung südl. des Lagers, sog. "canabae" (davon kommt übrigens unser Wort "Kneipe"!).
Den Besuch des Kastells kann ich nur jedem "Limesfan" empfehlen. Ich selbst war in den 90er Jahren mit einem Freund dort. Es war ein sonniger Tag und über all dem lag eine friedliche (-ich möchte fast sagen-verwunschene) Atmosphäre. Der einst eisenklirrende Waffenplatz hatte sich in ein Idyll verwandelt. Verstummt sind für alle Zeiten die Stimmen der Soldaten, die Kommandorufe der Offiziere.
 Im Lager gibt es eindrucksvolle Reste zu bestaunen, jeder Stein ist Geschichte. Außerdem ist ein Besuch dort sehr lehrreich, falls man was lernen möchte. 
Erec




Freitag, 20. April 2012

DICTA
1.) Felix, qui potuit rerum cognoscere causas=glücklich, wer die Ursachen der Dinge zu erkennen vermag ( PUBLIUS VERGILIUS MARO, Georgica 2, 490).
2.) Beatus ille, qui procul negotiis=glücklich, wer fern der Geschäfte (QUINTUS HORATIUS FLACCUS, Epoden 2,1)
3.) Ducunt volentem fata, nolentem trahunt=den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen schleppt es (LUCIUS ANNAEUS SENECA, Epistulae morales ad Lucilium 107)
4.)Stat sua cuique dies=einem jeden ist sein Tag bestimmt (VERGILIUS, Aeneis 10, 467)
5.) Si vis pacem, para bellum=wenn du den Frieden willst, so bereite dich auf den Krieg vor (RENATUS FLAVIUS VEGETIUS, Epitoma rei militaris)
6.) Ridentem dicere verum=lachend die Wahrheit sagen (HORATIUS, Satiren 1; 1, 24)
7.) Roma locuta, causa finita=Rom hat gesprochen, die Sache ist erledigt (AURELIUS AUGUSTINUS, Sermo 131, 10)
8.) O tempora, o mores!=o Zeiten, o Sitten! (MARCUS TULLIUS CICERO, In Catilinam 1,1)
9.) O fallacem hominum spem!= o wie trügerisch ist die Hoffnung der Menschen (CICERO, De Oratore 3,2)
10.) Non omnia possumus omnes=nicht alle können wir alles (AMBROSIUS THEODOSIUS MACROBIUS, Saturnalia 6, 1, 35)
11.) Non omnis moriar=ich werde nicht ganz sterben (HORATIUS, Oden 3; 30,6)
12.) Aut prodesse volunt aut delectare poetae=entweder nützen oder erfreuen wollen die Dichter (HORATIUS, Ars poetica 3, 33)
13.) Multum, non multa=vieles, nicht vielerlei (C. PLINIUS SECUNDUS, Briefe 7, 9)
14.) Mors et fugacem persequitur virum=schnell holt (verfolgt) der Tod auch den flüchtigen Mann ein (HORATIUS, Oden 3; 2, 14).
15.) Multis ille bonis flebilis occidit=er starb, von vielen Guten beweint (HORATIUS, Oden 1; 24, 9)
16) Exegi monumentum aere perennius=ich habe mir ein Denkmal errichtet, dauerhafter als Erz (HORATIUS, Oden 3; 30, 1)
17) Non omne licitum honestum=nicht alles Erlaubte ist ehrenhaft
18.)Nil admirari!= nichts bewundern! (HORATIUS, Episteln 1, 6, 1. Der Ausspruch soll ursprünglich von Pythagoras (der mit dem "Satz"!) stammen)
19.) Sine ira et studio=ohne Haß und Eifer (Vorliebe)=unparteiisch, leidenschaftslos (TACITUS, Annalen 1, 1)
20.) O quantum est in rebus inane!=o wieviel Leeres (Nichtiges) gibt es in den Dingen; auf/in der Welt (AULUS PERSIUS FLACCUS, Satiren 1, 1)
TACITUS: VARUS taucht aus dem Sumpf auf (eine grausige Begebenheit aus den Annalen des Tacitus)
Nox per diversa inquies (die Nacht war aus verschiedenen Gründen unruhig), cum barbari (als/weil die Barbaren) festis epulis (bei Festmahlen) laeto cantu (mit fröhlichem Gesang) aut truci sonore (oder wildem Lärm) subiecta vallium (die Niederungen; Talgründe) ac resultantis saltus (und die widerhallenden Waldgebirge; Waldeshöhen) complerent (erfüllten; anfüllten), apud Romanos (bei den Römern) invalidi ignes (schwache Wachfeuer), interruptae voces (unterbrochene Stimmen; Laute; Worte), atque ipsi (und sie selbst) passim adiacerent vallo (überall am Wall (des Lagers) lagen), oberrarent tentoriis (bei den Zelten umherirrten), insomnes magis (mehr schlaflos) quam pervigiles (als wachsam). Ducemque terruit ( und den Führer=Feldherr erschreckte) dira quies (ein schreckliches/grausiges Traumbild): nam Quintilium Varum (denn Quintilius Varus) sanguine oblitum (mit Blut überströmt) et paludibus emersum (und aus den Sümpfen aufgetaucht) cernere et audire visus est (schien; glaubte; wähnte er zu sehen und zu hören; bildete er sich ein...) velut vocantem (wie einen Rufenden), non tamen obsecutus (dennoch (diesem) nicht folgend; willfahrend; nachgebend; dennoch folgte er...) et manum intendentis (und die Hand des "Ausstreckenden"; die er ausstreckte) reppulisse (habe er  zurückgestoßen; schien er...; habe er offenbar...). Coepta luce (bei Tagesanbruch) missae in latera legiones (die auf die Flanken geschickten/an den Flanken aufgestellten Legionen), metu aut contumacia (aus Furcht oder Eigensinn; Trotz), locum deseruere (verließen den Ort), capto propere campo (nachdem sie eilig ein Feld besetzt hatten) umentia ultra ( jenseits der Sümpfe).---
Die Germanen werden hier bei ihrer Lieblingsbeschäftigung gezeigt: beim Saufen und Grölen (ihr "fröhlicher Gesang"" war sicherlich keine musikalische Glanzleistung). Die Szene wirkt  unheimlich: der schaurige Gesang erfüllt die Täler und Waldeshöhen. Bei den Römern dagegen geht es weniger fröhlich zu: bange Stimmung und Verwirrung. Sie geben sozusagen keinen Pieps von sich! Von Partystimmung keine Rede!
Gesteigert wird dies alles noch durch den Alptraum des Feldherren, in dem ausgerechnet der tote Varus aus dem Sumpf auftaucht. Varus, Symbol der Niederlage, ein Trauma.
TACITUS wird heute an Schulen kaum noch gelesen. Wir haben noch Tacitus in der 11. Klassse (1976, Gymnasium Gernsheim am Rhein, Klassenlehrerin Fr. OSTRn. M. Metternich) übersetzt. An dieser Stelle meinen Dank an meine damalige Lateinlehrerin, der ich meinen Enthusiasmus für das Fach Latein und für alte Geschichte verdanke!
Tacitus ist u.a. wegen seiner brevitas schwieriger als Caesar und für den heutigen Schüler kaum noch zu bewältigen. Wer mit o.g. Text nicht viel anfangen kann, den warne ich ausdrücklich davor, Latein bis zum Abi zu wählen. Sagt später nicht, ich hätte euch nicht gewarnt! Es ist ein Kinderglaube, daß man das Fach Latein "auf die lockere Tour" (mal so!) bewältigen könne. Es bedarf dazu: Disziplin (von discere=lernen), eiserner Wille, Beharrlichkeit, enormer Fleiß, kontinuierliches Arbeiten, strenges Konstruieren, logisches Denken, Abstraktionsfähigkeit, gehörige Intelligenz etc.pp.-die Liste ließe sich noch ergänzen-und, last, but not least: Interesse und Liebe zum Fach. Also nichts für Luschen und falsche Fünfziger!
Erec (Firma Education and Drill)


MONA: eine Insel wird gestürmt!
Die Insel Mona (heute Angelsey), an der Westküste Englands gelegen, war vor 2000 Jahren der Hauptsitz der Druiden. Die Druiden (es soll heute noch welche geben!) waren die Priester und geistigen Führer der alten Britannier. Sie verfügten über ungeheures Wissen und ebensolche Macht, da man glaubte (allen voran wohl sie selbst), sie hätten einen direkten Draht ins Jenseits. Solche Männer sind immer gefährlich! Und den Römern waren sie allemal suspekt.
Wollte man Druide werden (wer will sowas?), mußte man 20 (!) Jahre in die Lehre gehen und das ganze Geheim-bzw. Pseudowissen auswendig lernen! 20 Jahre-dagegen sind unsere 12 Jahre Gymnasium ein Klacks. Und das auch noch bei einem einzigen Lehrer, der oft  auch noch ein alter Spinner war.
Doch zurück zur Insel Mona. Die Römer wußten, daß dort die Druiden hausen, allesamt böse, alte Männer mit großer Macht. Und sie wußten, daß von ihnen potentielle Gefahr ausgeht!
Paulinus Suetonius, Legat und Befehlshaber von Britannien, wollte nun diesem Treiben endgültig ein Ende und, wenn es geht, den Garaus machen. Paulinus hielt wohl nicht viel von Esoterik! Also griff er kurzum die Insel an.Er ließ eigens für die seichten Gewässer Schiffe mit flachem Kiel bauen. Die Reiter setzten an einer Furt über oder schwammen neben ihren Pferden her, wenn es etwas tiefer wurde.
Am Strand bot sich nun den Legionären ein grotesker Anblick:
Die Briten hatten sich in Schlachtreihe aufgestellt, was man noch als "normal" bezeichnen könnte. Doch mitten darunter verrückte Weiber, "die nach Art der Furien in schwarzen Gewändern und mit aufgelösten Haaren Fackeln in den Händen trugen. Ringsherum stießen Druiden, die Hände zum Himmel erhoben, schreckliche Verwünschungen aus." (Carl Hoffmann: Tacitus, Annalen, lib. 14, cap. 30, Goldmann Klassiker)
A warm welcome and good show! Zunächst waren die Römer geschockt.
"Dann aber feuerte sie der Feldherr an, und sie selbst ermahnten sich gegenseitig, doch nicht vor einer Schar von Weibern und Verzückten zu zittern." Recht so!
Ab da ging es vorwärts. Die Römer greifen an und schlagen die Briten. Fertig. Der ganze Hokuspokus hatte den Druiden nichts genützt! Die sogenannten "heiligen" Haine, Orte grausiger Rituale, werden zerstört und zu Brennholz verarbeitet. Recht so!
Doch dem militärischen Erfolg, der auch in ideologischer Hinsicht ein Sieg war, folgte ein politisches Desaster. Paulinus wurde mitten bei der "Arbeit" gemeldet, daß die ganze Provinz abgefallen sei!
Ab jetzt konnte er wohl nicht mehr über einen Mangel an Arbeit klagen. Was nun folgte, ist als Boudicca-Aufstand bekannt. Doch das ist eine andere story...
Erec

Mittwoch, 18. April 2012

Buchtip (auch diesmal: kostenlos!):
Walther Kranz: Die griechische Philosophie
Das Werk ist ein Klassiker, gut lesbar! Es reicht von den Vorsokratikern um 500 v. bis zum Ausgang der Antike. Prof. Kranz verfolgte damit zwei Ziele:
1.) es sollte ein "Seitenstück" zu seiner "Geschichte der griech. Literatur sein"
2) und es sollte den Weg zur Philosophie bahnen.
Philosophandum est!
Erec
CURSUS 40, 1-16: 24. August 79 n. Chr., ein Berg explodiert...
Schon viele Tage hindurch hatte die Erde gezittert.
Dann aber ist das Beben so vergrößert worden (wurde...größer;  ist so angeschwollen), daß wir glaubten, alles werde ausgelöscht. Eine große Furcht vor Einsturz befiel uns; daher setzten wir uns auf ein Feld, nachdem wir aus dem Haus herausgegangen waren.
Es war ungefähr die sechste Stunde des Tages, als wir sahen, wie aus dem Berg Vesuv Feuer und Flammen mit   allergrößter Gewalt in die Höhe hervorbrachen (schossen).
Und auf dem Gipfel des Berges ist eine ungeheuer große Wolke in den Himmel emporgestiegen (hat sich erhoben; ist..."emporgetragen worden"), aus der eine große Menge (der) Erde und Asche herabfiel (-regnete) und alles bedeckte.
Dann gab es für uns nicht mehr (keine) die/ eine Möglichkeit des Zögerns und Bleibens (zu zögern und zu bleiben), sondern die Zeit des Weichens und Weggehens (zu weichen...) war gekommen.
Sofort fliehen wir ("geben wir uns der Flucht hin").
Es folgt das äußerst erschreckte Volk; es bedrängt uns und stößt uns an.
Nachdem wir die Stadt verlassen hatten (nachdem wir aus der Stadt herausgegangen waren), machen wir halt (bleiben wir stehen). Wir sehen, daß das Meer durch das Zittern der Erde gewissermaßen zurückgestoßen (-gedrängt) wird.
Wir können nicht einmal mit Schiffen entkommen.
Dann steigt eine dunkle Wolke auf die Erde herab und meine Mutter sagte: "Ich bin bereit zum Sterben und ich werde gut sterben, wenn ich dir/für dich nicht die Ursache des Todes bin (gewesen sein werde). Des Lebens wegen (um zu leben),  fliehe ohne mich!"
Ü: Erec (Herr und Meister)
Ein wahrhaft apokalyptisches Szenario. Den Bewohnern der Region Neapel flog quasi der eigene Berg um die Ohren. Es müssen sich damals dramatische Szenen abgespielt haben (s. auch den t.v.-Bericht).
Wer es genau wissen will, der lese Plinius (der Jüngere; es gibt logischerweise auch noch einen Älteren), Briefe, lib. 6, ep. 16 et 20. Eindrucksvoll wird dort auch der Tod seines Onkel Plinius d. Ä. geschildert, der den Fehler machte, sich aus wissenschaftlicher Neugier zu sehr an das Geschehen heranzuwagen. Pech! Gefallen im dienste der Wissenschaft. Sehr heroisch!
Ich war 1980 selbst in Pompeji, welches damals beim Ausbruch des Vesuvs zusammen mit Herkulaneum verschüttet wurde, und war sehr ergriffen. Pompeji ist der "einmalige Glücksfall" einer vollständig konservierten antiken Stadt, sozusagen wie in einer Zeitkapsel. Es gibt dort Straßen, Plätze, Häuser, sogar ein "bordello" (mein erster Weg führte mich sogleich dorthin (aus streng wissenschaftlichen Gründen versteht sich!)). Faszinierend, aber auch makaber sind die konservierten Toten, die von Vulkanlava überzogen sind!
Sie werden im Moment ihres Todes gezeigt, man könnte meinen, die Zeit sei angehalten...
E.



Dienstag, 17. April 2012

Kostenloser Buchtip von mir:
Hans Dieter Stöver: Der Verrat des Ambiorix
Gaius Volcatius Tullus (C. V. T.) ist im Geheimauftrag Caesars in Gallien und Germanien unterwegs. Er soll
1.) mit den Ubiern verhandeln (u.a. über deren Umsiedlung auf linksrheinisches Gebiet)
2.) das Versteck, die Pläne und Stärke des Ambiorix (Fürst der Eburonen) herausfinden.
Spannend und lustig geschrieben, mit lateinischen Redewendungen im Text!
Erec: Lesen! Befehl.
CAESAR, 1, 9, 4:
Itaque rem suscipit (daher übernimmt er die Angelegenheit) et a Sequanis impetrat (und erreicht von den Sequanern), ut per fines suos (daß durch ihre Grenzen; ihr Gebiet) Helvetios ire patiantur (sie dulden, daß die Helvetier gehen; sie die H. gehen  lassen), obsidesque uti (daß Geiseln) inter sese dent (sie untereinander geben; stellen), perficit (bringt er fertig; vollbringt er): Sequani (die S.), ne itinere (damit sie nicht vom Weg; Marsch) Helvetios prohibeant (die Helvetier abhalten; hindern), Helvetii, ut (die Helvetier, daß/damit sie) sine maleficio et iniuria (ohne böse Tat und Unrecht) transeant (hinübergehen; durchziehen).-
Ü: Erec, der Schreckliche
Ein Mann der Tat nach dem Motto: Laßt mich mal machen! Und tatsächlich: Er hat Erfolg. Da man niemand in diesem Leben trauen kann, werden Geiseln gestellt (zur gegenseitigen Absicherung), damals usus in solchen Dingen. Dumnorix kannte seine Landsleute. Traue niemand! Die Begründungen dafür lassen tief blicken! Es scheint, daß bei den Sequanern der Vertragsbruch gängige Praxis war und bei den Helvetiern (auch nicht viel besser) ein gewisses delinquentes Verhalten, also das Verüben von (wir würden heute sagen) Straftaten.
E.

CAESAR I, 9, 1-3:
Relinquebatur (es wurde übrig gelassen; blieb übrig) una per Sequanos via (ein einziger Weg durch die Sequaner hindurch; durch das Gebiet der S.), qua (auf dem) Sequanis invitis (gegen den Willen der Sequaner) propter angustias (wegen den Engpässen) ire non poterant (sie nicht gehen konnten). His cum (weil sie diese) sua sponte (aus eigenem Antrieb; ohne fremde Hilfe) persuadere non possent (nicht überreden konnten), legatos (Gesandte) ad Dumnorigem Haeduum (zu dem Haeduer Dumnorix) mittunt (schicken sie), ut eo deprecatore (um durch diesen Fürsprecher) a Sequanis impetrarent (es von den Sequanern zu erreichen). Dumnorix (D.) gratia et largitione (durch Gunst und Freigebigkeit) apud Sequanos plurimum poterat (vermochte bei den Sequanern sehr viel; hatte großen Einfluß) et Helvetiis erat amicus (und war den Helvetiern ein Freund), quod ex ea civitate (weil aus diesem Stamm) Orgetorigis filiam (die Tochter des Orgetorix) in matrimonium duxerat (er hatte in die Ehe geführt; geheiratet), et cupiditate regni adductus (und durch Gier nach Herrschaft veranlaßt; weil er durch...verleitet wurde; war; aus Machtgier) novis rebus studebat (bemühte er sich um neue Verhältnisse; strebte er nach... svw: plante er Umsturz) et quam plurimas civitates (und möglichst viele Stämme) suo beneficio  (durch sein Wohlwollen; seine Gunst; seiner Gunst) habere obstrictas volebat (er wollte verpflichtet haben; sich verpflichten).-
Übersetzung: Erec
Es gab damals noch keine highways durch die schöne Schweiz. Der Weg wird ein übler Trampelpfad gewesen sein. Interessant wäre, ob sich dieser heute noch archaeologisch nachweisen läßt.
Die Sequaner waren also am Drücker und bestimmten, wer durchziehen darf. Also wird Dumnorix vorgeschickt, denn der hatte, wie man sagt, bei den Sequanern "einen Stein im Brett". Dumnorix war nämlich großzügig (vielleicht auch wie viele Gallier etwas großspurig). Schon damals galt: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Außerdem war Dumnorix mit den Sequaneren in matrimonialer Hinsicht "verbandelt".
Ein weiterer Grund war: Dumnorix hatte Machtinstinkt  (also genau der richtige Mann, einer, der wußte, was er wollte). Er war machtgeil, wollte den Umsturz (eben aus diesem Grund) und wollte möglichst viele Stämme unter seine Fuchtel kriegen. Ein Mann mit (politischen) Zielen.
E.

Samstag, 14. April 2012

CAESAR, BELL. GALL. 7, 51: hohe Verluste!
Nostri cum (weil die Unsrigen) undique premerentur (von/auf allen Seiten bedrängt wurden), quadraginta sex centurionibus amissis (nachdem 46 Centurionen verloren waren; nach dem Verlust von...) deiecti sunt loco (wurden sie von dem Ort verdrängt; aus der Stellung herabgeworfen). Sed intolerantius Gallos insequentes (doch die maßlos (unerträglich, ungestüm) nachfolgenden Gallier) legio decima tardavit (hielt die 10. Legion auf), quae pro subsidio (die  als Hilfstruppe; Reserve; zum Schutz) aequiore loco (an günstigerer (ebener) Stelle) constiterat (sich aufgestellt hatte). Hanc rursus (diese wiederum) tertiae decimae legionis cohortes (die Kohorten der 13. Legion) exceperunt (nahmen auf), quae ex castris minoribus (die aus dem kleinen Lager) eductae (herausgeführt; nachdem sie...) cum T. Sextio legato (mit dem Legaten T. Sextius) ceperant locum superiorem (einen höher gelegenen Platz; eine Anhöhe besetzt; eingenommen hatten). Legiones, ubi primum (sobald die Legionen) planitiem attigerunt (die Ebene erreichten), infestis contra hostem signis (machten sie in Gefechtsstellung gegen den Feind Front; wörtl. stellten sie sich mit feindlichen Feldzeichen gegen den Feind auf; faßten Posto!). Vercingetorix ab radicibus collis (Vercingetorix vom untersten Teil des Hügels; vom Fuß des Hügels) suos intra munitiones reduxit (führte die Seinigen in die Verschanzungen zurück). Eo die (an diesem Tag) paulo minus septingenti (etwas weniger als 700) sunt desiderati (wurden vermißt; eingebüßt).
Erec
Bellum nec timendum ne provocandum,

nam pacta sunt servanda.

Freitag, 13. April 2012

CAESAR, BELL. GALL., lib. 7, cap. 4 (7. Kriegsjahr, 52 v. Chr.): Als der Arverner Vercingetorix anfing, Unruhe zu stiften (convocatis suis clientibus facile incendit), wurde er für Caesar zum Problem. (Anscheinend fiel es den Galliern schwer, Ruhe zu geben. Aufstände waren ein beliebter Volkssport, man hatte ja sonst nicht viel zu tun; das Freizeitangebot war relativ gering.) Deswegen die Worte "simili ratione" gleich am Anfang in betonter Stellung (gemeint sind ein gewisser Kotuatus und sein Kumpel, die die Karnuten aufgewiegelt hatten).
Daß es nicht schwer war, zeigt das Wort "facile". (Die alten Gallier waren also ein aufsässiger und rebellischer Haufen, leicht zu entflammen!). Sofort werden die Waffen herausgekramt (ad arma concurritur).
Caesar hatte trotz allem (fairer Sportsmann, der er war) eine recht hohe Meinung von Vercingetorix (summae potentiae adulescens). Wir erfahren ganz nebenbei, daß sein Vater (Celtillus)  vom eigenen Stamm einen Kopf kürzer gemacht wurde (Pech!), weil er nach der Königswürde griff (quod regnum appetebat). Das mochte man wohl nicht so!
Doch Vercingetorix scheint nicht nur Freunde gehabt zu haben. Sein Onkel und die übrigen Anführer verlieren die Nerven (Angst vor Caesar und davor, die eigene Stellung einzubüßen) und werfen ihn aus Gergovia hinaus. Vercingetorix war jedoch stur und machte auf eigene Faust weiter. Er führt eine Truppenaushebung durch, allesamt verworfene Subjekte und zwielichtige Elemente, wie Caesar bemerkt (egentium ac perditorum)!
(Ich stelle mir vor, wie er etwa sagt: "Wer macht mit? Es geht wieder einmal gegen die Römer. Und: Es gibt viel zu holen!")
Kurzum: Es dauert nicht lange und die (zweifelhafte)Truppe steht (hac coacta manu). Dann werden sie auf Linie gebracht (ad suam sententiam perducit).
Vercingetorix war ziemlich nachtragend. Diejenigen, die ihn zuvor rausgeworfen hatten, die wirft er jetzt selbst hinaus (a quibus paulo ante erat eiectus, expellit a civitate). Dann wird er auch noch "rex" genannt (dürfte ihm gefallen haben; für den Römer der Republik seit Urzeiten jedoch ein Reizwort!).
Es gelingt ihm nun eine Koaltion von Stämmen zusammenzutrommeln, die bis zum Ozean reicht (qui Oceanum attingunt). Selbstredend, daß er den Oberbefehl bekommt (ad eum defertur imperium), und zwar einstimmig (omnium consensu).
Da Vercingetorix seine Leute kennt und ihnen folglich nicht über den Weg traut, verlangt er Geiseln (obsides imperat). Dann das Wichtigste: wieviel Waffen jeder Stamm bereitzustellen habe (armorum quantum...).
Ohne Waffen, kein Krieg!
Vercingetorix nimmt sich besonders der Reiterei an (imprimis equitatui studet), er kannte also den Schwachpunkt der Römer!
Höchste Sorgfalt verbindet er mit höchster Strenge beim Kommando(Summae diligentiae summam imperii severitatem addit...). Zögerliche und Zweifler werden durch Strafandrohung gezwungen (magnitudine suplicii dubitantes cogit). Für große Vergehen wird man gleich hingerichtet und gefoltert. Selbst bei kleineren sind die Strafen (sagen wir) grausig! Er verfolgte damit zwei Ziele:
Warnung (ut sint reliquis documento) und
Abschreckung (...perterreant alios).
(Caesar erwähnt dies alles, um Vercingetorix offensichtlich in Mißkredit zu bringen. Er ist also nicht so objektiv, wie er tut, sondern oft (wie hier) tendenziös. Caesar will ja in Rom seinen Krieg "verkaufen" und als "bellum iustum" hinstellen. Die Römer führten immer "bella iusta", praktisch, so etwas! Schließlich brauchen wir auch nicht das böse Ende des Vercingetorix allzu sehr zu bedauern, hatte er doch selbst genug auf dem Kerbholz. Sicherlich kein angenehmer Zeitgenosse!
Text by Erec

Donnerstag, 12. April 2012

DREI GUTE DICTA aus der älteren EDDA (codex regius):
1.) Der Unkluge wacht alle Nächte hindurch und denkt über alles nach; dann ist er müde, wenn es Morgen wird, alle Mühsal ist (noch genauso), wie sie war.
(Osvidr madr vakir um allar naetr...)
Das könnte ich sein!
2.) Der Törichte denkt, daß alle, die ihm zulächeln, ihm Freunde sind; dann merkt er es, wenn er zum Ding (=Versammlung) kommt (er at thingi koemr), daß er wenig Fürsprecher hat.
3.) Der Törichte, der unter Menschen kommt, es ist am besten, daß er schweige; keiner weiß es, daß er nichts versteht, außer wenn er zu viel redet.
Mein Opa sagte immer: "Maul halten!"
Erec

RAGNAR: Er ist ein guter Mann!
"Erzählt mir von diesen Dänen", sagte er (der Schmied Ealdwulf) und warf einen mißtrauischen Blick auf die Kämpfer um Ragnar.
"Sie werden von Graf Ragnar angeführt", sagte ich.
"Das ist der Mann, der meinen Bruder getötet hat. Ein guter Mann."
"Er hat Euren Bruder umgebracht?"" Ealdwulf war sichtlich entsetzt.
"Dem Schicksal weicht nichts und niemand aus", sagte ich, um mir eine längere Erklärung zu ersparen.
B.Cornwell: Das letzte Königreich
Uhtred erweist sich mit diesem dictum als Vertreter der "Herrenmoral" ("vornehme Moral"). Dazu: Friedrich Nietzsche: Zur Genealogie der Moral
                 Der Wille zur Macht. Versuch einer Umwerthung aller Werthe/ Aus dem Nachlaß der Achtziger-
                 jahre
Zur christlichen Moral: Michael Tanner: Nietzsche:
"Die Moral, wie sie nach wie vor praktiziert wird, stammte zum größten Teil aus der hebräisch-christlichen Tradition, woraus folgt, daß ihr Ursprung in den Geboten des Gottes eines kleinen Stammes aus dem Vorderen Orient liegt und daß ihr Inhalt sich nicht sehr verändert hat...Daraus folgt, daß die Moral teilweise unverständlich geworden ist und andererseits ihre Geltung geradezu erzwingen muß, indem sie uns erst zu den Wesen macht, auf die sie sinnvoll angewendet werden kann, obgleich wir in mancher Hinsicht wissen, daß das falsch ist."
Dazu Nietzsche: aus dem Nachlaß der 80-er Jahre:
"Die Wurzel alles Üblen: daß die sklavische Moral der Demut, Keuschheit, Selbstlosigkeit, absoluten Gehorsams gesiegt hat-die herrschenden Naturen wurden dadurch 1. zur Heuchelei, 2. zur Gewissensqual verurteilt...Die Barbaren zeigten, daß Maßhaltenkönnen bei ihnen nicht zu Hause war...daß alle Mäßigung eine Schwäche sei, oder Alt-und Müdewerden..."
Erec
RAGNAR: "bibliophile Neigungen"/ übliches Vorgehen
Ragnar durchstöberte die kleine klostereigene Sammlung heiliger Bücher und riß von den kostbarsten Exemplaren die mit Edelsteinen besetzten Metalldeckel ab. Anschließend legten wir Feuer an alle Holzbauten.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Ein wahrer Bücherfreund! Vielleicht sollte ich ihn mal bei meinen beiden (unheroischen) Antiquaren vorbeischicken (zum Aufräumen)...
Erec
RAGNAR: kein Sinn für christliche Kunst und die Trinität
Wir plünderten Gegnesburh und ließen dann die Mönche ihren Schatz heben...Ragnar verteilte die Münzen an seine Männer und zerschlug dann die Meßkelche und die Elfenbeinschnitzerei mit seinem Schwert. "Eine verrückte Religion, die nur einen einzigen Gott verehrt."
"Ja, aber er ist dreigeteilt."
Das gefiel ihm. "Ein guter Trick", sagte er, "aber unnütz."
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Meßkelche und sonstiger Religionskitsch-weg mit dem Plunder!
Erec
RAGNAR: Aufteilung der Beute und kurze Anweisung an Uhtred
Sie (Brida) gehörte zu den gefangenen Frauen, und als Ragnars Männer damit anfingen, sie untereinander aufzuteilen, wurde das Mädchen von einer älteren Frau wie ein Geschenk an die Dänen nach vorn gestoßen. Brida schnappte sich einen Knüppel und schlug wütend auf die Frau ein...Ragnar lachte, weil er Kämpfernaturen liebte, packte das Mädchen aber schließlich und gab sie mir. "Paß auf sie auf", sagte er, "und vergiß nicht, das letzte Haus niederzubrennen."
Ich gehorchte.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Ganz und gar pragmatisches Vorgehen nach der Formel: Gegner besiegen-Beute machen-Beute verteilen-Dorf abfackeln-einen Saufen gehen. Ende.
Die Stelle gefällt mir besonders gut und ist nichts für Emanzen!
Erec
RAGNAR: grenzenloser Glaube an den Sieg!
"Sie werden uns belagern", sagte er. "Doch am Ende gewinnen wir. Dann wird Ledecestre und ganz Mercien uns gehören." Er sprach ruhig und gelassen, als wäre eine Niederlage ausgeschlossen.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Man muß an sich und seine Sache glauben. Zweifel ist schlecht! Wer zweifelt, verliert.
Erec
RAGNAR: 2. Auftritt: Wie Uhtred zu seinem Namen kam
-Im Sattel aber saß nicht Uhtred, sondern ein Mann mit sehr langem Haar in der Farbe stumpfen Goldes, Haar, das wie der Schwanz des Pferdes wehte, während er ritt. Er trug ein Kettenhemd, ein Schwert hing an seiner Seite, eine Streitaxt über seiner Schulter, und ich war sicher, denselben Mann vor mir zu haben, der tags zuvor auf den Ruderschäften getanzt hatte. Seine Gefährten waren in Leder und Wolle gekleidet, sie blieben auf ein Zeichen des langhaarigen Mannes zurück, der nun allein weiterritt und bis auf Pfeilschußnähe herankam. Doch niemand von uns an der Brüstung spannte einen Pfeil in die Bogensehne. Der Fremde brachte Uhtreds Pferd zum Stehen, blickte mit spöttischer Miene den Männern am Torhaus entgegen, verbeugte sich dann, warf etwas auf den Weg, riß das Pferd herum, trat ihm seine Hacken in die Flanken und preschte Richtung Süden davon, begleitet von seinen zottigen Männern.
Was er auf den Weg geworfen hatte, war der abgetrennte Kopf meines Bruders. Er wurde zu meinem Vater gebracht...und dann sah er mich an und sagte: "Von heute an heißt du Uhtred."
So kam ich zu meinem Namen.
B. Cornwell: Das letzte Königreich.
Ein großartiger Auftritt Ragnars: Wirkung ist alles!
Zugegeben, eine etwas ausgefallene Methode, seinen Namen zu erhalten! 
Erec



Dienstag, 10. April 2012

UHTRED: Dem Schicksal entgeht niemand!
-Das Schicksal ist, wie Ravn immer wieder betont hat, unausweichlich. Am Fuß des Schicksalsbaumes sitzen die drei Nornen und entscheiden über unser Leben. Wir glauben zwar, frei wählen zu können, doch in Wahrheit spielen sie mit uns.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Kein schlechter Glaube! Glaubt man an die Unentrinnbarkeit, kann dies Stärke, grimmige Entschlossenheit und Unerschütterlichkeit verleihen.
Erec
UHTRED: Fette Beute
-Ganz Wessex lag vor uns, und nach allem, was wir gehört hatten, war Wessex das reichste Land der Welt, reicher noch als das Frankenland, bevölkert von Nonnen und Priestern, die in ihren Häusern Gold und Silber horteten und uns wehrlos ausgeliefert waren. Wir alle würden reich werden.
Und so zogen wir in den Krieg.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Genau darum ging es: um Beute!
Erec

UHTRED:-"Waren die Römer Christen?", stellte ich die Frage, die mir auf dem römischen Anwesen in den Sinn gekommen war.
"Nicht immer", antwortete Ravn. "Sie hatten ihre eigenen Götter, bevor sie den Christenglauben annahmen, und von da an ging es mit ihnen steil bergab. Wo sind unsere Männer?"
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Nach Heinrich Heine mußte auf das "Gastmahl des Trimalchio" (Petronius) die christliche Fastenkur folgen. Das Christentum habe, so Heine, Roms imperatorische Schlachtenstimme zu Eunuchen-und Kastratengewimmer herabgewürdigt!
Imperatorische Grüße
Erec
UHTRED: Das Leben ohne Priester
-Der Hammer war das Zeichen von Thor, dem dänischen Gott, der fast so wichtig war wie Wotan, der bei den Dänen Odin hieß. Ich fragte mich manchmal, ob Thor vielleicht der bedeutendere Gott war. Doch eine Antwort darauf konnte mir niemand geben, denn es gab keine Priester bei den Dänen, was mir gefiel, denn Priester sagten einem immer nur, was man zu tun und zu lassen hatte, quälten einen mit ihren Lektionen und forderten einen ständig zum Beten auf. Das Leben ohne sie war viel angenehmer. Die Dänen nahmen ihre Götter anscheinend weniger wichtig, obwohl fast jeder Thors Hammer trug.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Wer schon einmal Priester-in meiner Familie selbsternannte-auf dem Hals hatte, dem ist dies aus tiefstem Herzen heraus gesprochen.
Die Wikinger wollten Beute machen und saufen, nicht beten und Psalmen singen! Daß dabei ab und zu ein nerviges Mönchlein über die Klinge sprang, ist nachvollziehbar.
Euer lieber Erec
UHTRED: Ein Mann tanzt auf den Rudern...
-Das Schiff an der Spitze hatte auf beiden Seiten zwölf Ruder. Es war noch gut zehn Längen von der Küste entfernt, als ein Mann an der Seite herabkletterte und wie ein Tänzer von einem Ruderschaft auf den nächsten sprang, wobei er auch noch ein schweres Kettenhemd und ein gezücktes Schwert trug. Wir beteten darum, daß er ins Wasser stürzte, was natürlich nicht geschah. Er hatte helle, sehr lange Haare, und als er die gesamte Länge der Ruderbank abgeschritten hatte, machte er kehrt und lief über die Schäfte zurück.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
 Der Tanz auf den Rudern symbolisiert Überlegenheit und Leichtigkeit. Aus diesem Gefühl heraus agierten die Wikinger. Sie waren sich ihrer Wirkung bewußt. Dagegen auf der Seite der Burgbesatzung: lähmender Schrecken.
Alles reine Kopfsache!
Erec
UHTRED: Prolog, Northumbrien, 866-867 A.D.: Sie kommen!
-Und da sah ich sie.
Drei Schiffe.
In meiner Erinnerung gleiten sie aus einer Nebelbank hervor, was vielleicht auch so war, doch Erinnerungen sind trügerisch, und meine anderen Bilder jenes Tages zeigen einen klaren wolkenlosen Himmel. Es gab also vielleicht gar keinen Nebel, doch mir ist so, als seien die drei Schiffe plötzlich wie aus dem Nichts von Süden her aufgetaucht.
Prächtige Langschiffe. Schwerelos schienen sie auf dem Wasser zu schweben, und ihre Ruder teilten die Wellen...Die Sonne glitzerte auf den feuchten Ruderblättern, die, wenn sie durchs Wasser gezogen wurden, die Schiffe nach vorn schnellen ließen. Ich war gebannt von ihrem Anblick.
Bernard Cornwell: Das letzte Königreich
Die Wikinger tauchten oft völlig überraschend aus dem Nichts auf. Allein schon ihr Auftreten löste namenlosen Schrecken aus! Schwertzeit, Beilzeit.
Die "lustigen" Kaperfahrten der Nordmänner  waren vor allem ein einträgliches Geschäft.. Es gab viel zu holen: Städte, Burgen, Kirchen, Klöster, Nonnen. Auch Lösegeld und Tribute verachtete man nicht.
Leider gibt es heute keine derartigen Jobs vom Arbeitsamt. Würde mich gleich freiwillig melden.
Erec
CAESAR,  I, cap. 7, 4-6: rogare, ut (sie bäten, daß;  fragten, daß) eius voluntate (mit seinem Einverständnis) id sibi facere liceat (dies zu tun ihnen erlaubt sei). Caesar, quod (weil Caesar) memoria tenebat (im Gedächtnis behielt) L. Cassium sonsulem (daß der Konsul L. Cassius) occisum (getötet) exercitumque eius (und sei Heer) ab Helvetiis pulsum (von den Helvetiern geschlagen) et sub iugum missum (und unter das Joch geschickt worden war), concedendum non putabat (glaubte er, daß er es nicht erlauben dürfe); neque (und nicht; auch nicht) homines inimico animo (daß Menschen von feindlicher Gesinnung; Sinnesart) data facultate (nachdem die Möglichkeit gegeben worden war) per provinciam itineris faciundi (wörtl.: "des durch die Provinz zu machenden Weges"=den Marsch durch die Provinz zu nehmen) temperaturos ab iniuria (sich vom Unrecht abhalten würden) et maleficio (und von Freveltat) existimabat (glaubte er). tamen (dennoch), ut spatium intercedere posset (damit ein Zeitraum verstreichen konnte), dum milites (bis die Soldaten), quos imperaverat (die er angefordert hatte), conveniant (zusammenkämen;-kamen), legatis respondit (antwortete er den Gesandten) diem se (daß er einen Tag) ad deliberandum (zum Überlegen) sumpturum (nehmen werde); si quid vellent (wenn sie etwas wollten), ad Id. Apr. reverterentur (sollten sie an den Iden des April wiederkommen).-
Erec
Und wer was von mir will, kann mich an den Iden des März 2035 besuchen! In diesem Sinne...
CAESAR, I, cap. 7, 1-3: Caesari cum (als Caesar) id nuntiatum esset (dies gemeldet worden war) eos (daß sie) per provinciam nostram (durch unsere Provinz) iter facere (den Weg zu machen; nehmen; marschieren) conari (versuchen), maturat (beeilt er sich) ab urbe proficisci (von der Stadt=Rom abzumarschieren, aufzubrechen) et quam maximis potest itineribus (und auf wie sehr großen Märschen; Tagesreisen er konnte=in so großen Tagesmärschen wie möglich; in möglichst großen...), in Galliam ulteriorem contendit (eilt er ins jenseitige Gallien) et ad Genavam pervenit (und gelangt nach Genf; und kommt...). Provinciae toti (der ganzen Provinz), quam maximum potest (eine wie große er konnte), militum numerum imperat (Zahl der/an Soldaten befiehlt er zu stellen)-erat omnino (es gab überhaupt; im ganzen) in Gallia ulteriore (im jenseitigen Gallien) legio una (eine einzige Legion);  pontem, qui erat ad Genavam (die Brücke, die bei Genf war; die Brücke bei Genf), iubet rescindi (befiehlte er, daß sie eingerissen werde). Ubi de eius adventu (sobald über seine Ankunft) Helvetii certiores facti sunt (die Helvetier benachrichtigt worden sind; wörtl: "sicherer gemacht..."), legatos mittunt (als Gesandte schicken sie) nobilissimos civitatis (die Vornehmsten des Stammes)-cuius legationis (von dieser Gesandtschaft) Nammeius et Verucloetius principem locum obtinebant (nahmen Nammeius und Verucloetius den ersten Rang ein)-, qui dicerent (die sagen sollten) sibi esse in animo (ihnen sei im Sinn; sie hätten vor) sine ullo maleficio (ohne böse Tat) iter per provinciam facere (den Weg durch die Provinz zu machen; zu marschieren), propterea quod (deswegen weil) aliud iter (einen anderen Weg) haberent nullum (sie keinen hätten).-
Erec
Ich bin aufrichtig froh, daß ich nicht Verucloetius heiße! Wenn ich mal einen Hund habe, nenne ich ihn so!

Donnerstag, 5. April 2012

UHTRED muß Buße tun (poenitentiam agite!): Das will die Kirche aus uns machen!
-Also tat ich es. Ich ging auf die Knie und rutschte unter den Augen der stummen Zuschauer durch den Matsch. Dann fing Aethelwold dicht neben mir laut heulend an, sich der Sünde zu bezichtigen. Händeringend warf er sich immer wieder der Länge nach auf den Boden und schluchzte, daß er bereue, und kreischte, daß er ein Sünder sei. Zuerst reagierte die Menge peinlich berührt, dann war verhaltenes Kichern zu hören. "Ich habe Frauen beigewohnt", brüllte Aethelwold in den strömenden Regen, "und es waren schlechte Frauen! Vergebung!"
Alfred war sichtlich erzürnt, doch er konnte niemanden daran hindern, sich vor Gott lächerlich zu machen. Oder glaubte er, daß Aethelwolds Reue aufrichtig war?
"Es waren so viele Frauen, daß ich mit dem Zählen nicht mehr nachgekommen bin", jammerte Aethelwold und schlug seine Faust in den Schlamm. "O Gott, ich bin verrückt nach dicken Brüsten. Ich sehne mich nach nackten Frauen, o Gott vergib mir!" Das Gelächter griff um sich, und alle Anwesenden mußten sich daran erinnern, daß auch Alfred, bevor ihn die Frömmigkeit ergriffen hatte, ein berüchtigter Schürzenjäger gewesen war. "Hilf mir, Gott!", flehte Aethelwold, während wir unseren Bußweg weiter entlangrutschten. "Schick mir einen Engel!"...Er machte wahrhaft einen Narren aus sich, doch weil man ihn ohnehin für einen Narren hielt, störte ihn das nicht. "Bewahre mich vor diesen Brüsten, Herr!" Jetzt ging auch Alfred.
B. Cornwell: Der weiße Reiter.
(Eine wunderschöne Entlarvung der Buße, die zeigt, was sie wirklich ist: eine groteske Commedyshow!)
Erec

UHTRED: über die Naivität der Priester
-"Mein Abt möchte, daß wir als Missionare ausziehen und die Dänen bekehren", antwortete er.
"Das solltet Ihr dann auch tun", sagte ich. "Auf die Art kommt Ihr bestimmt auf dem allerkürzesten Weg in den Himmel."
Er beachtete meine Bemerkung nicht.
B. Cornwell: Der weiße Reiter
UHTRED und der Friede:
-Die Ernte war eingebracht. Die Dänen hätten bei uns jetzt ausreichend Verpflegung für ihre Kämpfer gefunden, doch weder Guthrum noch Svein überquerte die Grenze...Midrith betete, daß der Friede andauern möge. Ich aber, jung und gelangweilt wie ich war, betete um das Gegenteil. Während sie den Christengott um Beistand bat, ging ich mit Iseult tief in die Wälder, um Hoder, Odin und Thor Opfer darzubringen. Und die Götter erhörten uns, denn im Dunkel unter dem Weltenbaum, wo die drei Spinnerinnen über unsere Geschicke entscheiden, wurde ein roter Faden in mein Leben gewebt. Dem Schicksal entrinnt nichts und niemand...
B. Cornwell: Der weiße Reiter
(Ganz logisch: Der Friede ist für den Krieger kontraproduktiv. Da ist er nämlich arbeitslos.)
Erec
UHTRED und die Frauen:
-In den restlichen drei Jahren wurde mir klar, daß Männer Scheißkerle sind.
"Alle?", fragte Leofric.
"Die meisten." Sie schenkte Leofric ein Lächeln und berührte sein Knie. "Du nicht."
"Und ich?", fragte ich.
"Du?" Sie sah mich an. "Dir würde ich nicht mal so weit trauen, wie ich spucken kann"...
(Ganz klar: Die Frau sucht einen Ernährer und keinen Krieger!)
Erec
UHTRED und das Angesicht Gottes:
Leofric brach das unangenehme Schweigen. "Alfred ist ein guter Mann."
"Zumindest versucht er, gut zu sein", meinte Eanflaed.
"Versucht er's nur?", höhnte ich.
"Er ist wie du", sagte sie. "Er würde über Leichen gehen, um sein Ziel zu erreichen, aber es gibt einen Unterschied. Er hat ein Gewissen."
"Du meinst wohl, er fürchtet die Priester."
"Er fürchtet Gott. Und das sollten wir alle. Denn eines Tages werden wir vor Gottes Angesicht stehen."
"Ich nicht", sagte ich.
(Zur weiteren Lektüre sei empfohlen: Friedrich Nietzsche: Zur Genealogie der Moral.-Ders.: Der Antichrist.)
Erec

UHTRED und die Priester: Glaubt nicht den Lügen der Priester! (Friedrich Nietzsche)
Eines Nachts suchte ein reisender Priester Obdach bei uns und bekräftigte, daß der Krieg gegen die Dänen vorüber sei.
"Aber sie stehen doch immer noch an der Grenze", sagte ich.
"Gott hat ihre Herzen besänftigt", beharrte der Priester, der mir sogar einzureden versuchte, daß Gott die Lothbrok-Brüder Ubba, Ivar und Halfdan getötet habe und die übrigen Dänen so entsetzt darüber seien, daß sie es nicht wagten, gegen Christen zu kämpfen.
"Das ist die Wahrheit, Herr", sagte der Priester feierlich.
"Ich habe selbst gehört, wie es in Cippanhamm gepredigt wurde. Der König war selbst zugegen und lobte Gott für seine Weisheit. Wir sollten unsere Schwerter zu Pflugscharen und die Speerspitzen zu Sicheln umschmieden."
Ich lachte über den Gedanken, Schlangenhauch in ein Ackergerät zu verwandeln und die Felder von Oxton damit zu pflügen, denn ich glaubte nicht das Geringste von dem Unsinn, den der Priester erzählte. Die Dänen warteten einen günstigen Moment ab, das war alles...
(Hier sieht man ganz deutlich, was die Pfaffen wollen: Sie wollen aus einem stolzen Krieger einen demütigen, verbauerten Ackerknecht machen. Also Macht ausüben! Erec.)
UHTRED ist ein netter Mensch: So tritt ein Krieger auf!
-Die Mönche hatten aufgehört, ihre Körbe zu flechten und hörten zu, doch der Priester unterbrach mich halb schreiend: "Vielleicht hat der Bischof doch einen Moment Zeit für Euch."
"Dann meldet ihm, daß ich gekommen bin," sagte ich freundlich.
"Seid Ihr Uhtred von Oxton?", fragte er.
"Nein", entgegnete ich. "Ich bin Graf Uhtred von Bebbanburg."
"Ja, gnädiger Herr."
"Mitunter auch bekannt als Uhtredaerwe", fügte ich hämisch hinzu. Uhtred der Böse."
"Ja, Herr", wiederholte der Priester und hastete davon.
B. Cornwell: Der weiße Reiter (The pale horseman).-
UHTREDS Philosophie: Hier unterhält er sich mit König Alfred, der ein übler Frömmler war:
-Nach längerem Schweigen lächelte er traurig. "Mein Gewissen läßt mir keine Hoffnung für diesen Kampf, aber als Christ muss ich glauben, daß wir siegen können. Gott wird uns nicht verlassen."
"Und das hier auch nicht", sagte ich und klopfte auf das Heft meines Schwertes.
"So einfach ist das?"
"Das Leben ist einfach", sagte ich. "Bier, Frauen, Kampf und Ruhm. Alles andere zählt nicht."
B. Cornwell: Der weiße Reiter.
UHTRED hat unseren Herrn Jesus nicht lieb: In dem Roman von B. Cornwell "Der weiße Reiter" (The pale horseman) findet sich diese amüsante Stelle:
-Es war einer jener seltenen Tage, an denen es ausnahmsweise nicht regnete. Die grünen Hügel leuchteten im Sonnenlicht, und ich saß auf dem Wall, zog Schlangenhauch aus der Scheide und machte mich daran, die beiden Schneiden mit einem Wetzstein zu schleifen. Aethelflaed wollte unbedingt einmal den Wetzstein benutzen. Sie legte die schwere Klinge auf ihren Schoß und führte mit gerunzelter Stirn den Stein über das Eisen.
"Wie viele Dänen hast du schon getötet", wollte sie wissen.
"Genug."
"Mama sagt, daß du unseren Herrn Jesus nicht lieb hast."
"Den haben wir doch alle lieb", sagte ich ausweichend.
"Wenn du unseren Herrn Jesus lieben würdest", sagte sie ernst, "könntest du doch noch mehr Dänen töten."

Sonntag, 1. April 2012

GERMANEN: Grundwissen: 2.) Die Friesen (...)
DIE FRIESEN und das Imperium

Wie der Stamm der Bataver (im heutigen Nordholland) wurden auch die Friesen von dem römischen Feldherrn Drusus auf friedliche Weise mit dem Imperium Romanum vereinigt. Dies war für die Friesen von Vorteil, mußten sie doch anstelle von Steuern nur eine Anzahl von Rinderhäuten an das Heer abliefern. Doch wie die Bataver mußten auch sie zahlreiche Mannschaften für die römische Armee stellen, und so lernte mancher Friese nolens volens lateinische Grammatik.
15 n. Chr. ritt römische Kavalerie unter Pedo durch Friesland und vereinigte sich mit Caecinna (4 niederrheinische Legionen) und Germanicus (4 obergermanische Legionen) an der Emsmündung.-
Später waren die Friesen mit Germanicus verbündet, den sie beim Kanalbau sowie bei seinen unglücklichen Nordseefahrten unterstützten (vielleicht hat man ja etwas nachgeholfen!). Irgendwann wurde es den Friesen zuviel, und sie kündigten den Römern: Pacta sunt servanda! Den Friesen war das egal! Sie erschlugen römische Beamte und belagerten das Kastell Flevum (bei der heutigen Insel Vlieland neben Texel).
Das war dann doch ein wenig zuviel, und die Römer mobilisierten beide Rheinheere. Doch der Staathalter Lucius Apronius patzte. Als die römische Flotte anrückte, gingen die Friesen vorsichtshalber nach Hause, rieben aber-in alter Freundschaft-noch mehrere römische Kontingente auf. Besonders gründlich verfuhren sie dabei mit der römischen Vorhut.-
47 n. versuchten es die Römer erneut unter Corbulo, doch Rom blies das Unternehmen ab und pfiff den Feldherren zurück. Zu gefährlich, zu teuer, zu wenig lohnend!
Unter Nero besetzten und bebauten die Friesen römisches Schutzgebiet und wurden vom Kommandanten nach Rom verwiesen. 58 n. reisten daher zwei friesische Häuptlinge nach Rom und erregten durch ihr urwüchsiges Auftreten nicht wenig Aufsehen. Die beiden erhielten zwar das römische Bürgerrecht (kostet ja nichts!), dennoch mußten die Friesen das Feld räumen.
68/9 n. schlossen sich die Friesen dem Aufstand des Civilis an. Die Römer wurden in Vetera (Xanten) belagert. Sicher werden auch hier die Friesen mit von der Partie gewesen sein. Dabei sein ist alles! Allzuviel Unterhaltung gab es ja schließlich nicht. Außerdem gab es in Vetera was zu holen (Beute, Waffen etc.).
Erec

Einige Gedanken zum KÄMPFEN:
Wie in vielen Dingen im Leben so kommt es auch beim Fechten und im Fach Latein auf die richtige Einstellung an. Wenn die Moral der Truppe nicht stimmt, dann hilft oft alle "schöne" Theorie nicht viel.
Also, liebe Schüler: Klagt nicht, kämpft!
Der Romanautor Bernard Cornwell, dessen "Wikinger-Trilogie" ich nicht genug empfehlen kann, schreibt in "Der weiße Reiter":
"Er (König Alfred) war ein kluger Mann, vielleicht so klug wie nur irgendeiner, doch vom Kriegshandwerk verstand er nichts. Er verstand nicht, daß es in der Schlacht nicht um Zahlen geht oder darum, Tafl-Steine zu bewegen, und nicht einmal darum, wer den Stellungsvorteil hat, sondern um Leidenschaft...Siegen kann jedoch nur, wer angreift...die Dänen waren dennoch im Vorteil, weil jeder Mann in ihrem Schildwall ein Krieger war, während die Hälfte unserer Männer aus den Fyrds von Defnascir, Thornsaeta und Hamptonscir Bauern waren."
"Ich war immer voller Bewunderung für die Dänen gewesen und hatte sie für die größten Kämpfer unter der Sonne gehalten. Sogar Alfred hatte mir einmal in einem düsteren Moment anvertraut, daß man vier Sachsen brauchte, um einen Dänen zu bezwingen, und das stimmte auch, aber nicht immer, und an diesem Tag stimmte es nicht, denn Sveins Männern fehlte die Leidenschaft...In diesem Moment geschah etwas Seltsames. Beocca und Pyrlig behaupteten, der Geist Gottes sei über unser Heer gekommen, und vielleicht war das wirklich so, denn mit einem Mal glaubten wir an uns. Wir glaubten an unseren Sieg, und wir rückten vor, Schritt für Schritt, und zum Schlag unserer Schwerter auf die Schilde riefen wir, daß der Feind sterben würde...Ich weiß nicht mehr, welche Beleidigungen ich ihnen zubrüllte an jenem Tag, nur daß ich brüllte, weiß ich noch und daß ich vor den anderen immer weiter vorrückte und von den Dänen forderte, daß wenigstens einer von ihnen kommen sollte, um mit mir Mann gegen Mann zu kämpfen."
Also: Eine gute Kampfmoral zu haben ist sicherlich keine schlechte Philosophie.Denn: Im Leben braucht man viel Mut.
Erec