Murmillo-Archiv

Mittwoch, 25. Juli 2012

SCHRIFTSYSTEME



1. Diese Darstellung aus Wikipedia zeigt die Schriftsysteme der Gegenwart. Sie ist auch für die Antike sehr interessant, weil sich dort schon die Vormachtstellung des lateinischen Alphabetes in weiten Bereichen des Mittelmeerraumes manifestierte. Im Osten blieb aber das griechische Alphabet stark (ursprl. variantenreich).
Die lateinische Schrift stammt aber - vermutlich durch etruskische Vermittlung - von griechischen Alphabeten ab, die ihrerseits von phönizischen Vorbildern abstammen.
Man muss sich im Kopf die antike politische Karte des Mittelmeerraumes vor Augen halten!
Erst in der Zeit der Entdeckungen am Ende des Mittelalters konnte die Lateinische Schrift aber ihren deutlichen Siegeszug antreten.
2. Eine weite Verbreitung erkennt man im indogermanischen Sprachraum bei der kyrillischen Schrift, die v. a. in Russland verwendet wird und aus griechischen und lateinischen Vorbildern gestaltet wurde.
Die kyrillische Schrift wird ausser in Russland auch in Bulgarien und Serbien verwendet und ist seit 2007 auch Amtsschrift in der europäischen Union. Sie ist benannt nach Kyrill von Saloniki (9. Jhd.), obwohl dieser eher Vorarbeiten geleistet hat.
Selbst in der Mongolei, die früher unter sowjetischer Kontrolle stand, herrscht die kyrillische Schrift vor. Es gibt aber traditionell noch eine eigene Schrift, die aussieht wie "hängende Zapfen" und von oben nach unten und von links nach rechts geschrieben wird (diese Kombination ist ungewöhnlich). Diese Schrift wurde 1208 von einem uigurischen Schreiber auf Befehl Dschingis Khan entworfen, der seinerseits sich an uigurischen Vorbildern orientierte, die selber wiederum aramäische und damit phönizische Vorbilder hatten.

3. Sehr einflussreich sind auch die indischen Schriften. Die bekannteste ist sicher die Devanagari.
Devanagari ist eine Silbenschrift, deren Konsonanten einen inhärenten Vokal haben.
Indische Schriften können von den Zeichen her eher linear oder eher rund sein. Man führt das auf den Beschreibstoff zurück. Faserige pflanzliche Materialien können bei runden Ritzungen leicht zerstört werden.
Devanagari stammt von der Brahmi-Schrift ab, die ihrerseits von phönizischen Vorbildern abstammt.
Man erkennt also wie bei lateinischen und griechischen Alphabeten auch hier das phönizische Vorbild.
Die frühen Hochkulturen am (H)Indus waren aber vermutlich schriftlos.

4. Im (hamito-)semitischen Sprachraum regiert die arabische Schrift klar. Sie wird nicht nur im arabischen Sprachraum verwendet, sondern auch in Persien und bis nach Westchina hinein.
Die hebräische Schrift existiert auch noch bzw. wieder. In der Antike war noch die aramäische Schrift im östlichen Mittelmeerraum bis über Mesopotamien hinaus weit verbreitet. Von ihr stammt die hebräische Schrift und bedingt auch die arabische Schrift ab. Ihrerseits hat die aramäische Schrift wie so viele Schriften phönizische Vorbilder.
Berühmte Schriften früher Hochkulturen wie die ägyptische Hieroglyphenschrift oder die aus Mesopotamien stammende Keilschrift existieren leider nicht mehr (oder nur museal).

5. In Fernost behauptet die chinesische Schrift auch im Computerzeitalter ihre Vormachtstellung. Stark ist aber auch die japanische Schrift, die z. T. auf chinesischen Hanzi/Kanji beruht und z. T. auf den Silbenschriften Hiragana und Katakana. Letztere wurden aber auch nach chinesischem Vorbild modelliert.
Die koreanische Schrift wurde dagegen erst 1446 durch einen Erlass geschaffen. Sie ist zwar eine Buchstabenschrift, diese Buchstaben werden aber zu Silben gruppiert. Optisch sollte sie wohl der an die chinesische Schrift angelehnt sein, strukturell ist sie das aber keineswegs. Manchmal und v. a. früher wurden aber die koreanischen Schriftzeichen auch mit chinesischen Zeichen vermischt.

Abschliessend sollte man noch einmal betonen, wie wichtig die phönizische Schrift einst als Vorbild für viele andere Schriften war, obwohl sie heute schon lange nicht mehr in Gebrauch ist. Bis auf die chinesische Schrift und sich an diese anlehnenden Schriften in Ostasien stammen fast alle verbreiteten Schriften auf der Welt letztlich von phönizischen Vorbildern ab.

Freitag, 20. Juli 2012

RÖMERSATIRE 2: DE MACRIANO

Anno post Christum natum trecentesimo septuagesimo primo (=371 n.) VALENTINIANO IMPERATORE
MACRIANUS, dux ALEMANNORUM, qui aegrotus erat, AQUIS MATTIACIS (in Wiesbaden) in thermis (in aquarum calentium fontibus) ad morbos curandos (Rheuma!) lavabat.
Balneator (Bademeister) Romanus: "Visne gausapam (Badetuch), o MACRIANE, dux potentissime?!"
"Non velle MACRIANUS (M. nicht wollen). Velle servas balneareas. Ubi esse puellas?"
"Puellas pro vino mutavimus!"
"Stupide, mente capte! Macrianus velle cervisiam, sed subito, fac cito!"
"Cervisiam non iam habemus."
"Ego e capite tuo poculum facere"
Balneator fugit multum clamans.
Interea Mogontiaci (Lokativ!). VALENTINIANUS valde irascitur: "Captate istum MACRIANUM!"
Tum Legionarii AQUAS MATTIACAS accedunt MACRIANUM captandi (comprehendi) causa.
Unus ex eis: "Melius esset hastas abicere (die Flinten ins Korn werfen). Iste hostis acerrimus est."
Alter legionarius: "Sic est, periculosus est. Utinam Romae essem!"
Deinde milites cantare incipiunt tam magna voce, ut socii Macriani hoc audiant.
Miles barbarus MACRIANI (Germanice in Latinum conversum): "MACRIANE, o dux noster potentissime, Romani veniunt. Cantant! Quid faciamus (coni. dubitativus)?"
MACRIANUS: "Mea lectia (Sänfte), cito, properare!"
Sic feriae MACRIANI finiti sunt. Ipse cum suis elabitur (verschwand) ex oculis Romanorum in silvas (saltus), qui TAUNUS nominantur. Neque ullus homo (nemo) quidquam de illo  (umquam) iterum audiebat.
(Text und Idee by EREC)
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Zu Macrianus s. auch: ARMIN UND RENATE SCHMID: DIE RÖMER AN RHEIN UND MAIN, Frankf. 1972, S. 186:
"Eine der letzten Episoden aus AQUAE MATTIACORUM ist uns überliefert: 371 n. Christus kurierte der Alamannefürst MACRIAN sein Rheuma in den Thermalquellen. VALENTINIAN wollte sich den Fürsten schnappen und setzte von Mainz aus eine starke Abteilung in Marsch. Doch das römische Heer war anscheinend nicht mehr das, was es einmal war. Der undisziplinierte Haufen machte unterwegs einen solchen Lärm, daß die Germanen, rechtzeitig gewarnt, ihren rheumatischen Fürsten in eine Sänfte packen und mit ihm in den Taunuswäldern verschwinden konnten."
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EREC


Donnerstag, 19. Juli 2012

BONN: AUXILIARKASTELL UND LEGIONSLAGER

Name der Stadt: hergeleitet von einer keltisch-germanischen Siedlung
an dieser Stelle: Anlage eines Miltärlagers: CASTRA BONNENSIA (BONNA)

1.) DAS AUXILIARKASTELL:
 zwischen 20 u. 10 v. Chr.: militärischer Stützpunkt (heute Minoritenplatz u. Rathaus)
Ausgrabungen 1952: Reste eines viereckigen Kastells (2. Jahrzehnt v.)-später durch Auxiliarkastell (Erde-Holz, dann Stein) überbaut
(Das ältere Lager aus augusteischer Zeit könnte eines der 50 Kastelle sein, die DRUSUS, der Stiefsohn des AUGUSTUS, auf linksrheinischem Gebiet angelegt hat (um 15 v.), um eine Basis zu schaffen für die von AUGUSTUS geplante Offensive gegen GERMANIEN.)
Garnisonen des Lagers (vor dem BATAVERAUFSTAND 69/ 70 n.): mehrere Kavallerie-und Infanterieeinheiten (s. Soldatengrabsteine)
a) ALA POMPONIANI GALLORUM
b) ALA I TUNGRORUM
c) ALA LONGINIANA
d) COHORS I THRACUM
e) COHORS V ASTRURUM
Das Lager bestand bis ins 3. Jh.
südlich davon (heute Adenauerallee): das LAGERDORF=VICUS

2.) DAS LEGIONSLAGER
30-40 n.: Auflösung des DOPPELLEGIONSLAGERS KÖLN und VERLEGUNG der LEGIO I GERMANICA nach Bonn
Zweck: Schutz eines Rheinübergangs; genaue Stelle: wo sich das Mittelrheintal zum Niederrhein öffnet und die Sieg in die rhein. Tiefebene eintritt; ca. 1 km nördl. des Auxiliarlagers
Name: CASTRA BONNENSIA
Bauzeit: um 35
Lage: auf einer Fläche, die steil vom Rheinufer ansteigt und weite Sicht ins Rheintal gewährte
Bauweise: Holz-Erde-Bau; nach der Zerstörung im BATAVERAUFSTAND in Stein
Zeit: bis ins 4. Jh.
450 n: fränkische Siedlung
Zivilort: BONNA zwischen Legionsfestung und Auxiliarlager (heute Bertha-von-Suttner-Platz), nicht zu verwechseln mit der "CANABAE LEGIONIS" (Lagervortstadt); westlich der Festung vermutet
(1928/ 30: Grabungen unter dem MÜNSTER: CELLA MEMORIA, wohl für die Heiligen CASSIUS und FLORENTIUS, sowie Fundamente der spätröm. MÄRTYRERKIRCHE, Weihesteine, Altäre der kelt-germ. Muttergottheiten, wahrscheinl. von naheliegendem heil. Bezirk stammend)
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Römerstraße=VIA PRINCIPALIS
Badener Straße=VIA PRAETORIA
Nordstraße=VIA DECUMANA
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dazu RUDOLF PÖRTNER:
"Das amtliche Bonn ruht zum größten Teil auf römischen Fundamenten"
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der quadratische Grundriß der Legionsfestung: heute noch im Straßenbild erkennbar (Augustinusring-Rheindorferstraße-Rosental-Fritz-Schroeder-Ufer)
Lage des Südtores: durch röm. Grabstein eines Fahnenträgers (mit Feldzeichen) in der Wand eines Hauses gekennzeichnet
Nordtor: Grabstele eines Soldaten der 1. Legion
Südostecke: Sitz der Burschenschaft Alemannia: Sandsteinrelief: röm. Soldaten beim Saufen mit germanischen Kriegern; lat. Inschr.: Castris per Alemannos captis ululandum est Romanis cum lupis vel potius ulpibus=Nachdem das Lager durch die Alemannen erobert (eingenommen) worden war, mußten die Römer mit den Wölfen oder vielmehr mit den Füchsen heulen.
(Viktor v. Scheffel läßt grüßen!)
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Fund eines Inschriftensteins aus dem Flußbett der Sieg (Nov. 1969). Darauf steht: Die I. MINERVISCHE LEGION habe die "Aurelianischen" Viehweiden erweitert.
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I. LEGION GERMANICA: von etwa 35-70 n.; nach dem Tod NEROS (68) in die Wirren des Aufstands der rhein. Legionen verwickelt; wegen schmählichen Verhaltens im BATAVERAUFSTAND (68/ 70) aufgelöst (muß ein Sauhaufen gewesen sein!)
Zunächst folgte die LEGIO XXI RAPAX (später nach Mainz verlegt).
83 n: I. LEGION MINERVIA (von DOMITIAN begründet; Minerva war die Schutzgottheit des Kaisers); erhielt wegen ihrer Loyalität im SATURNINUS-AUFSTAND den Titel "pia fidelis" (89 n.)
(ANTONIUS SATURNINUS: Mainzer Legionskommandeur)
Abkommandierungen der Legion nahmen am 2. DAKERKRIEG des TRAJAN (105/6) teil sowie am PARTHERKRIEG des MARC AUREL (162/ 65). Teile der Legion kämpften im östl. Kaukasus (Alontasfluß); s. auch die Inschrift eines Soldaten für die AUFANISCHEN MUTTERGOTTHEITEN (Dank für die glückliche Rückkehr in die Garnison am Rhein.)
Und jetzt singen wir alle: Wa-rum ist es am Rhein so schön...?
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AUS: JOACHIM VON ELBE: DIE RÖMER IN DEUTSCHLAND. Ausgrabungen, Fundstätten, Museen, eingeleit. v. Rudolf Pörtner, Berlin, Stuttg., 1977, S. 63 ff.
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EREC




Mittwoch, 18. Juli 2012

DIE EINLEITUNG DES PLATONISCHEN DIALOGS CHARMIDES: "WENN ER NUR KOMMT"

Die Einleitung des Dialogs besteht aus 3 Kapiteln:

KAP. 1:

Hier entfaltet PLATON die Szenerie des Dialogs (Ort, Zeit der Handlung, Anlaß, Akteure).
SOKRATES kehrt von der Belagerung von POTIDAIA zurück. Er war am Abend zuvor zurückgekommen und genießt es, an die bekannten Plätze zu gehen, da er lange fort war. In der PALAISTRA des Taureas trifft er viele Leute, meist Bekannte. Unter ihnen ist CHAIREPHON, der ihn freudig begrüßt. PLATON bezeichnet ihn als heftig, wir würden sagen 'aufdringlich'.
CHAIREPHON fragt: "O Sokrates, wie bist du davongekommen im Gefecht?"
SOKRATES: "So, wie du siehst."
CHAIREPHON fragt aus 2 Gründen:
1.) wegen der Aktualität der Nachricht über das Gefecht
2.) Er ist besorgt: Das Gefecht war sehr hitzig und viele bekannte Männer sind darin geblieben!
Noch einmal versichert sich CHAIREPHON:
"Du warst doch, fragte er, bei dem Gefecht?"
"Ich war dabei."
SOKRATES wird nun aufgefordert zu erzählen, um die Informationslücken seiner Zuhörer zu füllen.
CHAIREPHON geleitet ihn an seinen Platz neben KRITIAS, einen Hauptredner des DIALOGS. Dann erzählt er von dem Heer, woran jeder interessiert ist.
"...der eine fragte dies, der andere jenes."

KAP. 2:

Er fragt nun, was mit der Weisheitsliebe und (jetzt rückt er endlich raus) mit den Jünglingen sei.
Dem griechischen Ideal der "kalagathia" entsprechend, fragt SOKRATES, ob sich einige davon durch Körper oder Geist oder beides ausgezeichnet hätten.
Als eine ganze Schar (Buhlknaben) hereinkommt, bemerkt CHARMIDES, daß dies die Vorläufer dessen seien, der für den Schönsten gehalten wird. Dies sei sein Vetter CHARMIDES. Und als er dies sprach, da trat CHARMIDES ein.

KAP. 3:

SOKRATES erklärt nun, daß es diesbezüglich mit seiner Urteilskraft nicht weit her sei, finde er doch alle schön. CHAIREPHON und die Männer preisen den CHARMIDES über alle Maßen, doch SOKRATES wendet ein, daß es zur vollkommenen Schönheit noch einer-allerdings entscheidenden-Kleinigkeit bedürfe:
daß er auch in der Seele wohlgebildet sei. Und SOKRATES fordert seine Mitunterredner auf, eher diese als die Gestalt zu betrachten. SOKRATES schlägt ein Gespräch vor. KRITIAS ist sofort einverstanden. CHARMIDES wird u.a. als nachdenklich geschildert. Unter einem Vorwand, er wolle ihn einem Arzt (SOKRATES) wegen seiner Migräne vorstellen, läßt er ihn rufen. SOKRATES hat nichts gegen diesen kleinen Trick, "wenn er nur kommt".
Nur scheinbar ist die Urteilskraft des SOKRATES bezüglich der Schönheit unkritisch (sokrat. Ironie), will er doch den CHARMIDES einer eingehenden Seelenprüfung unterziehen. Dies soll im Gespräch geschehen. Dazu muß CHARMIDES erst einmal kommen. Käme er nicht, würde alles zunichte gemacht werden, das Gespräch, der Prozess der Wahrheitsfindung, käme nicht in Gang. CHARMIDES muß also kommen.
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SOKRATES sah nicht nur aus wie ein SATYR, er war auch einer. Schon damals wurde er mit dem SILEN verglichen. Um es klar zu sagen: SOKRATES gierte Knaben hinterher, er gibt es sogar zu:
"allein ich hatte auch auf die Knaben acht, wie keiner von ihnen anderwärts hinsah".
SOKRATES, der "dirty old man" im Philosophenmantel!
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Und es kommt noch besser:
"Und was hindert, daß du dich gegen ihn anstellst, als wüßtest du ein Mittel wider den Kopfschmerz?-Nichts, sprach ich, wenn er nur kommt.-Er wird schon kommen, sagte Kritias.
(4. Charmides und S. Seine Rolle als Arzt) Was denn auch geschah. Er kam und verursachte uns großes Gelächter. Denn jeder von uns, die wir saßen, drückte seinen Nebenmann weg, um Platz zu machen, damit er sich neben ihn setzen möchte, so daß von denen, die am Ende saßen, der eine aufstehen mußte und der andere platt zur Erde fiel...Hernach aber, als Kritias ihm sagte, ich wäre der, welcher das Mittel wüßte, und er mich, ich kann gar nicht beschreiben wie, mit seinen Augen ansah und ansetzte, als wolle er fragen, und nun alle in der Palaistra uns ganz im Kreise umringten, da, du Herrlicher, sah ich ihm unter das Gewand und entbrannte und war nicht mehr bei mir..."
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Dazu muß man ja nicht mehr viel sagen. Ich wäre deswegen dafür, den Dialog umzutaufen: Mein Vorschlag: Das Schwulchen und die alten Männer!
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EREC


Dienstag, 17. Juli 2012

DIE ZWEI SPRACHEN DES LATEIN: PARS SECUNDA

ad 1) In den Komödien der PLAUTUS und TERENZ kommen vor allem die niederen Schichten zu Wort (Köche, Friseure, Türsteher, Händler, Nutten, Zuhälter, gerissene Bedienstete u. dergl. Volk):
Bsp.e:
malum!=verflucht!
turbas dare=Krach machen
os opprimere=den Mund halten (VOSSEN, S. 75)
ehem opportune!=da bist du ja (gut, dich zu treffen)!
quid fit?= was ist los mit dir?
in tutost omni' res=alles in Ordnung (o.k.)
dividuom face!=mach halbe-halbe!
quid istuc, Sanniost=he, Sannio, stimmt es...
ei, miseriam!==au, das tut weh (verdammt)!
omitte mulierem!=laß los die Frau (Finger weg von der Frau)
em, serva=he, paß doch auf!
quid hoc reist?=was geht hier vor?
o hominem inpurum!=Dreckskerl!
abi prae strenue ac fores aperi!=vorwärts, los, die Tür mach auf!
i intro nunciam!=geh schon hinein!
em, sic volo!=ja, so ist's recht!
ausculta!=halt, nun hör' mal zu!
(TERENZ: ADELPHOE (die Brüder), Reclam, 1. u. 2.Akt.)
Hier nun einige Bsp.e aus PLAUTUS:
dic quicum fabulare?=sag, mit wem sprichst du?
quicum nisi tecum=mit dir, mit wem sonst
egone?=ich?
tune!=ja, du!
unde nisi domo=von zuhause, von wo sonst
quid iam?=wie denn das?
fer aequo animo!=nimm's leicht!
quid istuc quasost?=was heißt das? (wie bitte?)
iam/ bene vale=nun leb' wohl
abi iam!=hau schon ab!

ad2) Eine witzige Wandinschrift in Pompeji lautet:
"Nycerate, vana succula, que amas Felicione et at porta deduces, illuc tantu in mente abeto."
(=Nykerate, du nichtsnutziges Ferkel, die du den Felicio liebst und ihn mit vors Tor nimmst, das sollst du gut bedenken.)
(que=quae, Felicione=Felicionem, abeto=habeto: Imperativ II)
(VOSSEN, S. 76 u. CIL 4, 2013)

ad 3) Ein Steinmetz (8, 146) schreibt inkorrekt:
"quisque hanc memoriam lexerit (korrekt: legerit) sit illo (korrekt: illi) semper bene."
(=Jeder, der diese Gedenktafel gelesen hat, dem sei es immer zum Guten!)

ad 4) Kein Beispiel gefunden.

 ad 5) Auf einem Papyrus (4. Jh.) lesen wir:
con matrem für klass: cum matre
(cum+Akk. statt Abl.)
sopera für supra (vgl. ital sopra)
(CLAUDIUS TERENTIANUS an seinen Vater)

ad 6) Es ist eine Liste aus dem 4. Jh. überliefert. Der falschen wird jeweils die korrekte Form gegenübergestellt:
calida, nicht calda
auris, nicht oricla (vgl. frz. oreille)
pauper mulier, nicht paupera mulier
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An diesen Beispielen wurde deutlich, wie das VL ein Eigendasein im Schatten des klassischen Lateins führte. Doch war es wirklich ein Schattendasein? Wir dürfen nicht vergessen, daß wir durch die Konzentration auf das klassische Latein eine verzerrte Optik haben.
Es ist amüsant zu sehen, daß im VL Dinge möglich sind, für die man im Lateinunterricht eine glatte 5 bekäme.
Ein gutes VL-Buch ist längst überfällig. Mein Vorschlag für den Titel: "Fluchen wie die alten Römer".-
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EREC
DIE ZWEI SPRACHEN DES LATEIN: PARS PRIMA
F. BODMER: "Die Sprachen der Welt" schreibt:
"Während fünf Jahrhunderte gab es zwei Sprachen im römischen Reich, beide Latein genannt. Während die Umgangssprache ständig im Fluß war, blieb die Literatursprache über eine Zeitspanne statisch..."
(F. Bodmer: Die Sprachen der Welt, Köln, Berlin, o.J., S. 362.)
Neben dem Hochlatein der Literatur gab es zu allen Zeiten eine Nebenströmung: die gesprochene Sprache oder das VULGÄRLATEIN von lat. vulgus=Volk, Masse, Menge, auch: Pöbel. Laut DUDEN versteht man unter VULGÄRLATEIN das Latein des Volkes. Dazu BODMER:
"Die Sprache, die sich allmählich durch das ganze Imperium ausbreitete, war nicht das klassische Latein CICEROS. Es war das Latein, wie es vom gewöhnlichen Volk gesprochen wurde. Seit Latein eine literarische Sprache geworden war (im dritten Jahrhundert v. Chr.), hatte sich ein scharfer Unterschied zwischen der Umgangssprache und der Sprache der Gebildeten herausgebildet."
 (ders., S. 361)
Ganz ähnlich äußert sich C. VOSSEN in seinem überaus amüsanten Büchlein "MUTTER LATEIN UND IHRE TÖCHTER". Er unterscheidet darin zwei Sprachebenen:
1.) das offizielle, fixierte Latein (seit CICERO fast unverändert): VOSSEN bezeichnet es als "pompöse Fassade"
2.) das Latein des mündlichen Umgangs (zu Hause, in den Tavernen, auf der Straße).
(C. VOSSEN: Mutter Latein und ihre Töchter, Frankf., 1973, S. 73.)
Der Grammatiker und Rhetoriker QUINTILLIANUS (2. Jh.) betont, daß die gesprochene wie die geschriebene Sprache jeweils eigenen Gesetzen unterliege.
(INSTITUTIO ORATORIA I, 6, 1.)
Wie andere "grammatici" versucht er "die wahre Latinitas" gegen den verderbten "sermo cotidianus, plebeius, vulgaris" zu verteidigen. (Vergeblich: mob rules!)
(Das VL wird auch "sermo rusticus, usualis" oder "pedestris" genannt.)
Wie entstand das VL?
Während das klassische Latein festen Normen folgt, entzieht sich die Volkssprache der Kontrolle durch die Grammatik. Die einfachen Menschen (also fast alle!) ließen sich eher vom VL der Händler und Legionäre beeinflussen als vom Behördenlatein. Der einfache Mann verstand Hochlatein erst gar nicht und befaßte sich damit nur notgedrungen (VOSSEN, S. 74). Das Latein eines CICERO (ganz zu schweigen von HORAZ oder LUKREZ) überstieg ganz einfach den Horizont der großen Masse (wie das ja heute noch so ist). Das VL jedoch kam dem einfachen Mann entgegen, war für ihn anziehender, sprach ihn mehr an, war eben seine Sprache.
Das Problem des VL ist seine (mangelnde) Faßbarkeit. Wir besitzen bedauerlicherweise nicht genug Material zu einer vollständigen Rekonstruktion (BODMER, S. 362).
Was haben wir vorliegen? Folgende Zeugnisse sind auf uns gekommen:
1.) In der Literatur: a) die turbulenten Komödien des PLAUTUS und TERENZ (wahre Fundgruben des VL, allerdings auf literarischer Ebene)
b) Die Satire: PETRONIUS ARBITER: SATYRICON, darin: die berühmte "CENA TRIMALCHIONIS", die Beschreibung einer antiken Fresserei!
2.) Wandkritzeleien (Grafitti), meist boshaften und anrüchigen Inhalts
3.) Grabinschriften (Epitaphe), oft von ungebildeten Steinmetzen
4.) Verfluchungstafeln, sog. "tabulae defixionum"
5.) Papyri
6.) Grammatiker, die fehlerhafte Ausdrücke tadeln
BODMER nennt nun eine Reihe von Wörtern, die in den Schriftdokumenten nirgends erscheinen:
(a.a.O., S. 363)
captiare=jagen
ausare=wagen
cominitiare=beginnen (vgl. das ital. Wort!)
coraticum=Mut (vgl. Ital.)
misculare=mischen
nivicare=schneien
Weiterhin nennt er zwei Hauptcharakteristika des VL:
1.) das VL war weniger stark flektierend
2.) es hatte eine regelmäßigere Satzstellung
(ders., S. 366)
Veränderungen deuteten sich schon früh an. Seit dem 3. Jh. v. war das Kasussystem im Schwinden (Aufgehen des Instrumental im Ablativ, weitgehender Zusammenfall des Ablativ mit dem Dativ, Herabsinken des Lokativ zu einem bloßen Schatten, oft Nichtbeachtung des Vokativ, also doch "Marcus, veni!", nicht "Marce!").
(S. 370)
Anders als die Hochsprache machte das VL reichlichen Gebrauch von Präpositionen. Dadurch wurden die Kasusendungen überflüssig, deren Funktion von den Präpositionen übernommen wurde (S. 370 f.).
Die Präpositionen bringen die Wortbeziehungen viel deutlicher zum Ausdruck als Endungen es vermögen.
Bsp:
rosa   -rosa   -rosa
rosae  -rose   -de rosa
rosae  -rose   -ad/ pro rosa
rosam -rosa   -rosa
rosa    -rosa   -de/ cum rosa
Man erkennt hier ganz deutlich die Tendenz des VL, den Formenreichtum zu vereinfachen, zu reduzieren. Auch die Deklinationen unterliegen dieser Tendenz. So geht die U-Deklination in die O-Deklination über ("domu" wird zu "domo").
Zunehmend wichtig wird die A-Deklination. Zur Verdeutlichung übernimmt "ille" (Demonstrativpronomen) die Funktion des bestimmten Artikels.
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EREC

Samstag, 14. Juli 2012

Donnerstag, 12. Juli 2012

RAOUL SCHROTT, HOMER UND DIE MESOPOTAMISCHEN MYTHEN:



http://www.youtube.com/watch?v=mH0K5ioG0Go

http://www.youtube.com/watch?v=3xzgFNXz4pQ&feature=related


OVID: METAMORPHOSEN I, 5-88: DAS URCHAOS (2)

Vers 10-14:

nullus adhuc (noch immer kein) mundo praebebat (gab der Welt) lumina ("Lichter" (dichterischer Plural; Licht) Titan (der Titan=Helios=Sol=Sonnengott, Sohn des Hyperion; hierauf bezieht sich "nullus")
nec nova (und auch nicht neue) crescendo (durch Wachsen; Zuwachs) reparabat (stellte wieder her) cornua (die "Hörner"; Spitzen der Mondsichel, die sich zum Vollmond füllt) Phoebe (die "Leuchtende", Name der Mondgöttin; Diana)
nec circumfuso (und auch nicht in der umgebenden, "umfließenden"; weder...) pendebat (hing; schwebte) in aere (in der Luft; hierauf bezieht sich "circumfuso") tellus (die Erde)
ponderibus librata suis (durch ihr(e) Gewicht(e) das Gleichgewicht haltend; durch ihre Masse); ins Gleichgewicht gebracht), nec bracchia (und auch nicht ihre Arme; noch...) longo
margine (auf dem langen Rand) terrarum (der Länder) porrexerat Amphitrite (=Frau Neptuns; Göttin des Weltmeeres).
---
circumfundere, fudi, fusum=um etw. herumgießen; pass. umgeben
aes, aeris: die untere Luftschicht, in der die Menschen leben im Gegensatz zum Aether (obere, feurige Luftschicht, Wohnung der Götter)
librare=ins Gleichgewicht bringen; pass. das Gleichgewicht halten
porrigere, rexi=ausstrecken, ausbreiten
---
Hyperion: s. auch FRIEDRICH HÖLDERIN: HYPERION oder der Eremit in Griechenland.
Aether: s. auch das Gedicht HÖLDERINS AN DEN AETHER:
"Treu und freundlich, wie du, erzog der Götter und Menschen
Keiner, o Vater Aether! mich auf..."
(In dem Gedicht finden sich auch diese wunderschönen Zeilen:
"Aber des Aethers Lieblinge, sie, die glücklichen Vögel,
Wohnen und spielen vergnügt in der ewigen Halle des Vaters!
Raums genug ist für alle. Der Pfad ist keinem bezeichnet,
Und es regen sich frei im Hause die Großen und Kleinen.
Über dem Haupte frohlocken sie mir, und es sehnt sich
auch mein Herz
Wunderbar zu ihnen hinauf; wie die freundliche Heimat
Winkt es von oben herab...")
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Das ist wahre Dichtung! Doch "back to Ovid". Hören wir den "großartigen Suchier":

"Noch goß der Titan nicht in das Weltall leuchtende Strahlen,
noch nicht füllte aus durch Zuwachs Phöbe die Hörner.
Eigenes Gewicht auch hielt noch nicht frei schwebend die Erde
in der umfließenden Luft, noch breitete Amphitrite
nicht weithin an dem Rand daliegender Länder die Arme:
(...)"

Im Vergleich dazu: P. O. Naso: Met., in dt. Hexameter übertragen u. mit dem Text herausgegeben v. E. Rösch, (Ernst Heimeran Verlag München 1961 (Tusculum-Bücherei, hrsg. v. H. Färber u. M. Faltner, S. 7:

"Damals spendete noch ihr Licht keine Sonne dem Weltall,
ließ kein neuer Mond im Wachsen entstehn seine Hörner,
schwebte noch nicht, ringsum von Luft umflossen, die Erde,
ausgewogen im gleichen Gewicht, und hatte den langen
Rand der Länder noch nicht umreckt mit den Armen das Weltmeer."

Ich skandiere (nach bestem Wissen und Gewissen) wie folgt:

"Dámals spéndete nóch ihr Li´cht keine Sónne dem Wéltall,
li ´eß kein neúer Mónd im Wáchsen entstéhn seine Hö´rner,
schwébte noch ni´cht, ringsúm von Lúft umflóssen die Érde,
aúsgewógen im glei´chen Gewi´cht und hátte den lángen
Ránd der Lä´nder noch ni´cht um réckt mit den Ármen das Wéltmeer."
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Die Sicht Ovids mutet fast modern an. Heute wissen wir, daß es lange Zeit dauerte, bis die Sterne zu leuchten anfingen. Auch hatte die Erde anfangs keine Atmosphäre aus Sauerstoff, die sich erst bilden mußte.
Zunächst war die Erde flüssig und heiß, dann gab es einen Urozean. Man nimmt an, daß es einen zusammenhängenden Urkontinent  (Pangea?) gab, aus dem sich dann die Kontinente entwickelten. Man weiß heute, daß z.B. Afrika und Südamerika einst zusammenhingen und dann langsam auseinandergedriftet sind (sog. Kontinentaldrift; s. auch Alfred Wegener).
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EREC
OVID: METAMORPHOSEN, I, 5-88: DAS URCHAOS (WELTENTSTEHUNG)

LIB. I, v. 5-9:

Ante mare (Vor dem Meer) et terras (und den Ländern) et (und), quod omnia tegit (was/ der alles bedeckt) caelum (vor dem Himmel; vor dem alles bedeckenden Himmel)
unus erat (war ein (einziges)) toto (auf dem ganzen) naturae vultus (Aussehen der Natur; hierauf bezieht sich "unus") in orbe (auf dem Erdkreis; hierauf bezogen: toto),
quem dixere CHAOS (das sie Chaos nannten; das Ungeordnete=Zustand vor dem Schöpfungsakt, das Ungestalte, Gestaltlose etc.), rudis indigestaque moles (eine rohe ungestalte (gestaltlose, ungeschlachte) Masse)
nec quicquam nisi pondus iners (und nichts als ein "träges Gewicht") congestaque (und zusammengehäufte) eodem (ebendahin; an ein und dieselbe Stelle)
non bene iunctarum (nicht gut verbundener) discordia semina (uneinige Elemente; zwieträchtige Atome, die sich abstoßen; hieauf bezogen "congestaque") rerum (der Dinge; hierauf bezogen "non bene iunctarum").

Goldmann-Übersetzung von R. Suchier:
"Vor dem Meer und dem Land und dem alles bedeckenden Himmel
war in dem ganzen Bereich der Natur ein einziges Aussehn,
das man Chaos genannt, ein verworrenes rohes Gemenge,
anderes nicht als träges Gewicht und zwistige Keime,
trübe zusammen gehäuft zu lose verbundenen Stoffen."
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Der Anfang erinnert ein wenig an die Genesis.
Im Anfang sah es überall gleich aus. Hat sich nicht viel geändert, verglichen mit heute!
eine rohe ungestalte Masse, nichts als ein träges Gewicht: Beim Anblick einer besonders dicken Kommilitonin kam mir dieser Ovidvers immer in den Sinn!
Chaos: griech. to chaos, gen. -ous: "das gähnend Leere" (s. auch die Gehirne vieler Schüler)
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EREC

OVID: METAMORPHOSEN I, 1-4: PROOEMIUM

 Vers 1-4: Ovids dichterisches Programm und Götteranruf

In nova (In neue) fert animus (treibt mich der Wille; "mein Herz bringt mich dazu"; drängt mich) mutatas dicere formas (verwandelte Gestalten zu besingen; Formen; Wesen) corpora (Körper; bezogen auf "in nova"): di (ihr Götter), coeptis (dem Vorhaben; Beginnen; Ansinnen)-nam vos (denn ihr) mutastis et illas (habt auch jene verwandelt)-
adspirate meis ("sendet günstigen Wind" für mein; seid meinem (erg. coeptis=Vorhaben) günstig; steht meinem Unterfangen bei) primaque ab origine mundi (vom ersten Ursprung der Welt; vom Uranfang)
ad mea (bis zu meinen) perpetuum (das ununterbrochene) deducite (führt ans Ziel) tempora (Zeiten; hierauf bezieht sich "ad mea") carmen (Lied, Gedicht; hierauf bezieht sich "perpetuum").

Meine Übersetzung:
Es steht mir der Sinn danach, über Gestalten zu dichten, die in neue Körper verwandelt wurden: ihr Götter, seid meinem Vorhaben gewogen-denn auch ihr habt jene (einstmals) verwandelt-
und führt (geleitet) meine Dichtung ohne Unterbrechung vom ersten Ursprung der Welt bis zu meinen Zeiten.

An dieser Stelle darf ich dem Leser die alte Goldmann-Übersetzung nicht vorenthalten:

"Künden will ich, wie sich Gestalten in andere Körper
wandelten. Götter, o seid-ihr habt ja auch sie gewandelt-
meinem Beginnen geneigt, und vom Uranfange der Schöpfung
führt bis auf unsere Zeit des Gedichts fortlaufenden Faden."
(Reinhart Suchier "spielt hier den Ovid")

EREC skandiert wie folgt (für alle Ewigkeit):

Ín nova fért animús mutátas dícere fórmas (Betonung auf dem "di"; kein i-Punkt!)
córpora: dí coeptís-nam vós mutástis et íllas (Betonung auf "di", "-tis" und "il-")
ádspiráte meís primáqu(e) ab orígine múndi (Betonung auf "-is" u. auf "-ri")
ád mea pérpetuúm dedúcite témpora cármen.
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So sei es!
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dicere: h. "singen von"; verkünden
coepta, orum, n. Pl.=Vorhaben
et: kann in der Dichtung nachgestellt werden: et illas oder et mutastis (auch jene oder auch ihr habt verwandelt)
apsirare alicui rei=etw. begünstigen
deducere=geleiten (als Beschützer)
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aus: Klett: altsprachl. Texte: P. Ovidius Naso, bearb. von K-H Pridik, Teil 1, Stuttg. u. a., 1998, S. 15.
       Exempla 7: Lat. Texte: Ovid Metamorphosen (Vandenhoeck u. Ruprecht), bearb. v. H-J. Glücklich,
       Göttingen 2001, S. 13.
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mutatas formas: Mutanten sehe ich jeden Tag vor meiner Haustür!
primaque ab origine mundi ad mea...tempora: da hat er sich viel vorgenommen, der "Ovidios"! (Sind ja dann auch 15 "Bücher geworden mit einigen tausend Versen.)
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EREC


Mittwoch, 11. Juli 2012

CURSUS 41: ANTIGONE (sog. "blaues Kästchen")

SIMPLEX SIGILLUM VERI: DAS EINFACHE IST KENNZEICHEN DES WAHREN

Das Zitat habe ich bei Schopenhauer gefunden. Dort lesen wir:
"Bei mir hingegen, als wo die Sachen beim rechten Ende angegriffen sind, fügt sich Alles von selbst, Jedes tritt in's gehörige Licht, keine Fiktionen sind erfordert, und SIMPLEX SIGILLUM VERI..."
NACH: A. SCHOPENHAUER: PARERGA UND PARALIPOMENA I, 1, Zürich, 1977, S. 90.
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gesichtet by EREC
FRANCIS BACON (Bako de Verulam; 1561-1626): DEFINITION UND AUFGABE DER PHILOSOPHIE
"ea demum vera est philosophia, quae mundi ipsius voces fidelissime reddit, et veluti dictante mundo conscripta est, et nihil aliud est, quam ejusdem simulacrum et reflectio, neque addit quidquam de proprio, sed tantum iterat et resonat."
(De dignitate et augmentis scientiarum, L. 2, c. I 3)
=Dies ist endlich (erst) die wahre Philosophie, die die Äußerungen (Worte, Sätze, Aussagen) der Welt selbst aufs genaueste wiedergibt, und,  (gleichsam) als ob die Welt diktierte, aufgeschrieben (verfaßt) (worden) ist, und nichts anderes ist, als das Abbild und die Widerspiegelung derselben, und auch nicht irgendetwas aus dem Eigenen hinzufügt (und nichts aus...), sondern nur (lediglich) wiederholt und wiedergibt (resonare=widerhallen).
SCHOPENHAUER setzt hinzu:
1.)"Sie muß demnach eine Aussage in abstracto vom Wesen der gesamten Welt seyn, vom Ganzen wie von allen Theilen."
2.) "daher die Fähigkeit zur Philosophie eben darin besteht, worein PLATO sie setzte, im Erkennen des Einen im Vielen und des Vielen im Einen. Die Philosophie wird demnach eine Summe sehr allgemeiner Urtheile seyn, deren Erkenntnißgrund unmittelbar die Welt selbst in ihrer Gesammtheit ist, ohne irgend etwas auszuschließen: also Alles, was im menschlichen Bewußtseyn sich vorfindet: sie wird seyn eine vollständige Wiederholung, gleichsam Abspiegelung der Welt in abstrakten Begriffen..."
(Hier schließt sich das lat. Zitat von oben an.)
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AUS: ARTHUR SCHOPENHAUER: DIE WELT ALS WILLE UND VORSTELLUNG I, 1. Teilband, Zürich 1977 (Diogenes-Ausg.), (erstes Buch: Welt als Vorstellung), S. 124.
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Ein legitimer und sehr redlicher Standpunkt, der zeigt, daß Philosophie keine "Spinnerei" sein muß, wie landläufig viele denken, denen in Wirklichkeit abstraktes Denken zu hoch ist. Schopenhauer soll einmal gesagt haben, er habe bewiesen, daß man Philosoph sein könne, ohne Narr zu sein.

1.) Philosophie=Aussage über das Wesen der Welt.
2.) Dies geschieht in abstrakter Form (Abstraktionsfähigkeit als Befähigung zur Phil.)
3.) Erkenntnis des einen im vielen und vice versa.
4.) Phil.=Summe allgemeiner Urteile
5.) Erkenntnisgrund= Welt als Ganzes (Totalität)=alle Bewußtseinsinhalte
6.) Phil.=vollständige Wiederholung und Abspiegelung der Welt (in abstrakter Form; Begriffsbildung).
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Dies ist natürlich nichts für "Alltagsköpfe" (AdV.) und sonstige "philiströse Naturen".
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An dieser Liste (von Kriterien) kann man sehr schön überprüfen, ob man die Befähigung zur Philosophie hat oder ob man eher ein "historischer Kopf" ist.
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EREC


Sonntag, 8. Juli 2012



ÜBER DIE LEGION

VEGETIUS, ein berühmter und gelehrter Schreiber, sagt in seinem Buch mit dem Titel 'Epitoma', daß das römische Volk durch keine Sache den Erdkreis unterworfen habe, außer durch Waffenübung, Lagerdisziplin und militärische Erfahrung (cap. 1,1).
Das Leben in der Provinz wurde zum Großteil vom Miltärwesen bestimmt. Obwohl die Römer die Grenzen des Reichs immer mehr ausdehnten, ist die Anzahl der Legionen unter Augustus vermindert worden. Es gab nun 22 Legionen. Weil die Römer die Germanen sehr fürchteten, sind acht Legionen an den Rhein geschickt worden. Die Legion bestand aus 60 Zenturien, die Zenturie aus 80 Soldaten (=10 Zeltgemeinschaften). Sechs Zenturien sind eine Kohorte, zehn Kohorten eine Legion. 480 Soldaten taten in einer Kohorte Dienst, daher bestand eine Legion aus 4800 Soldaten. Außerdem leisteten noch 120 Reiter in der Legion Kriegsdienst. Der Zenturie stand der Zenturio voran, der Legion der Legionslegat, der aus der Klasse der Senatoren war, und sieben Tribunen. Jede Zenturie hatte auch einen Optio (Stellvertreter), einen Fahnenträger, einen Hornist und Parolenträger. Die Zenturionen der ersten Kohorte wurden "erster Ordnung" genannt. Der höchste Zenturio war der "erste Wurfspeer", in dessen Zenturie sich der Adler befand. Der Lagerpräfekt stand dem Lager voran.
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EREC ("primus pilus")




GERUNDIUM UND GERUNDIVUM

1.) Das Gerundium ersetzt die obliquen Kasus des Inf. Präs.:
ars legendi=die Kunst des Lesens
Def.: Das G. ist ein Verbalsubstantiv. Es handelt sich ursprünglich um das substantivisch verwendete Neutrum des Gerundivums. Es bezeichnet die Handlung ohne den Begriff der Notwendigkeit.
Bsp.:
legere=das Lesen
legendi=des Lesens
legendo=dem Lesen
ad legendum=zum Lesen
legendo=durch das Lesen

2.) Def.: Das Gerundivum ist ein passives Verbaladjektiv. Es bezeichnet die Notwendigkeit, aber auch die Möglichkeit. Ursprünglich ist es wohl ein altes participium medii oder passivi.
Es bezeichnet, was getan werden muß/soll, verneint, was nicht getan werden soll oder darf.
attributiv: vir laudandus=vir laudabilis=ein zu lobender Mann; ein Mann, der anerkannt werden muß/soll.
prädikativ: Liber legendus est=das Buch ist ein zu lesendes=das Buch muß gelesen werden.
Als Verbalsubstantiv vertritt es den Infinitiv ohne den Begriff der Notwendigkeit. Es läßt sich so durch ein Substantiv ersetzen:
in natura cognoscenda=in cognitione naturae=bei der Erkenttnis der Natur.
Gerundium oder Gerundiv-das ist hier die Frage und für viele Schüler eine crux! Doch verzweifelt nicht, o meine Schüler. Hier ist die Lösung:
1.) Ist es nicht Singular Neutrum, dann muß es ein Gerundiv sein. Glaubt mir, o meine Schüler.
2.)Ist es doch Singular Neutrum
und lehnt sich in KNG (Kasus Numerus Genus) nicht an ein Bezugswort an und hat es gar ein Akkusativobjekt bei sich, dann ist es ein Gerundium.
So einfach ist das!
Also sprach Zarathustra.
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"Der Name Gerundiv (gerundivum) ist von dem grammatischen Musterbeispiel 'gerundus' (statt 'gerendus') hergeleitet und besagt nichts über das Wesen dieser Form. Es ist eine Streitfrage, ob sich das Gerundiv aus dem Gerundium entwickelt hat oder umgekehrt."
BAYER-LINDAUER: LAT. GRAMMATIK, neu bearb. v. K. Bayer u. J. Lindauer, Bamberg,München, 2012, S. 182, Anm. 1.
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EREC (Firma Education and Drill limited)

DAS GERUNDIUM

Laut "Menge": Repetitorium der lat. Syntax und Stilistik vertritt das Gerundium die casus obliqui des inf. praes. activi: siehe Par. 448-454.
Gleich am Anfang findet sich ein schönes Beispiel:
spatium arma capiendi=die Zeit, die Waffen zu ergreifen
Weitere Beispiele:
ad beate vivendum=zum glückseligen Leben (gibt es nicht, A.d.V.)
Athenas erudiendi gratia missus est=Er wurde der Erziehung halber nach Athen geschickt (damit er erzogen würde; hat aber nichts gebracht, A.d.V.)
studium pugnandi=Kampflust
Dialectica est ars vera ac falsa diiudicandi=Die Dialektik ist die Kunst, richtig von falsch zu unterscheiden.
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EREC (dialecticus)


PROPYLAIA 55A
Über die Philosophen vor Sokrates
Übersetzung aus dem Altgriechischen: by Erec

Fast alle Menschen haben nun bei den Griechen zu philosophieren gelernt und und werden, wie es natürlich ist, (bei ihnen) lernen. Denn obwohl sich die Wissenschaften sowie die Künste in gewaltiger Weise vermehrt haben, sind doch die ersten Grundlagen aus der Philosophie der Griechen genommen worden. Als erste sagten die Milesier, daß der Urgrund des Alls entstanden sei oder daß er Wasser sei, wie Thales sagte, oder die Luft, wie Anaximenes, oder wie Anaximander, das Unbegrenzte.
Heraklit aber, der Ephesier, glaubte, daß der Kosmos aus dem Feuer entstanden sei, und lehrte, daß alles immer fließe und fließen wird und niemals sich ermüdet.
Pythagoras wiederum, der Mann aus Samos, sagte, daß die Menschen unsterbliche Seelen erlangt (erhalten) haben, die, wenn sie sündigen, hinübergehen (übergehen) werden zu schlechteren Lebewesen, damit sie Strafe zahlen, wenn sie aber fromm sind, zu besseren werden.
Die Pythagoreer glaubten außerdem (noch), daß die Zahl der Ursprung sei.
Die Eleaten, die sich dem Heraklit widersetzten, verkündeten, daß das Ganze der Natur sich nicht bewege, sondern ruhe (feststehe).
Anaxagoras aus Klazomenoi spricht, daß das All zusammengesetzt sei aus (in Bezug auf die Menge) unbegrenzten Samen, diese Samen aber würden durch den Geist bewegt werden.
Demokrit wiederum, der Abderite, bewies, daß jeder Sache geringste (kleinste) Teile zugrunde liegen, die nicht mehr geteilt werden können (nicht fähig seiend, geteilt zu werden), die sie deswegen Atome genannt haben.-

Erec
CURSUS 42: "Mihi quidem sententiae vestrae..."
Situation: VERCINGETORIX ist in ALESIA eingeschlossen. Ein Teil der Gallier will die Kapitulation, ein anderer ist für einen Ausfall. Da spricht CRITOGNATUS:

Mir freilich gefallen eure Meinungen (Ansichten) überhaupt nicht, weder die derer, die sich den Römern ergeben (ausliefern) wollen, noch die von denen, die einen Ausfall billigen (für einen Ausfall sind).
Jene will (möchte) ich außer Acht lassen (übergehen), die schändlichste Knechtschaft fälschlicherweise Übergabe nennen.
Ich setze mich mit diesen auseinander, die durch einen Ausfall wagen, sich dem Tod auszuliefern (auszusetzen).
Dieses ist Willensschwäche (Schwäche des Mutes), nicht Tapferkeit: den Mangel (nämlich) nicht länger ertragen zu können.
Warum vertraut ihr nicht unseren Verwandten und Blutsverwandten, die mit ungeheuer großen (gewaltigen) Truppen hierher aufgebrochen (marschiert) sind?
Schon morgen kann es geschehen, daß jene ankommen.
Weil wir auf ihre Hilfe vertrauen (auf deren Hilfe/ Unterstützung vertrauend), wollen wir die Mühen ertragen! (Indem/ Dadurch daß wir...können wir...)
Zusammen mit diesen (ihnen) wird es uns gelingen, die Belagerung zu sprengen.
Dann werden die Feinde, die sich schon über die Niederlage der Gallier freuen, erfahren, daß sie sich vergeblich gefreut haben.
Dann wird es geschehen, daß wir in diesem Krieg siegen.
Denkt daher an ganz Gallien! Laßt durch euren Tod nicht eure Freunde im Stich!
Macht, was unsere Vorfahren im Krieg der Kimbern und Teutonen (gegen die Kimbern...) zu tun gewagt haben!
Als diese durch eine ähnliche Not(lage) gezwungen waren, fristeten sie ihr Leben mit den Körpern derjenigen, die durch Alter zum Krieg unnütz zu sein schienen (Erklärung: sie fraßen sie auf!).
Wenn ihr deren (ihr) Beispiel der Freiheit wegen nachahmen werdet, werdet ihr dies mit vollem Recht tun.
Die Kimbern und Teutonen waren nicht gewohnt (pflegten nicht), im Gebiet derer zu bleiben, die sie im Krieg besiegt hatten.
So sind sie einst aus Gallien herausgegangen und niemals zurückgekehrt.
Sie ließen uns Rechte, Gesetze, Gebiet, Freiheit (d.h.ließen diese unangetastet). Suchen die Römer etwas anderes zu erreichen (Streben die Römer nach...) oder wollen sie etwas anderes, außer ("wenn nicht"), weil sie durch Haß (Neid) veranlaßt (verleiet) sind (durch Haß veranlaßt), sich in unserem Gebiet niederlassen und uns ewige Knechtschaft (Sklaverei) auferlegen? (Rhetorische Frage! Scheinfrage= verkappter Aussagesatz: Antwort: Nein!)
Denn niemals führten sie unter (zu) anderer Bedingung Krieg.
Seht auf andere Gebiete (Gegenden) und Völker, die von den Römern in ewiger Sklaverei unterdrückt werden, nachdem sie "befriedet" (= euphemistisch für "besiegt") wurden (die, von den Römern besiegt, in ewiger...).
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Toller Plan, was da Critognatus vorhat! Gab's da keinen Aldi in der Nähe?
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EREC (in linguam teutonicam multa nocte transtulit)
Plaudite!

Freitag, 6. Juli 2012

SCRIPTA 6:

DE LEGIONARIIS

Augusto imperante miltes viginti annos stipendia merebantur, postea viginti quinque annos. Post militiam praemia acceperunt (duodecim milia sestertiorum). Uno anno miles nongenti sestertios merebatur.Praeterea, Imperator eis post missionem honestam non modo civitatem dedit, sed etiam conubium cum uxore permisit.
Veterani in vexillo veteranorum militabant. Exercitatio armorum bis in die erat armis duplicis ponderis ligneis. Post agmen vespere castra vallo fossaque firmata exstruebantur. Sub vesperum cena erat (triticum, caseum, oleum, laridum, acetum). In castris milites saepe thermas visitabant. Circum castra canabae sitae erant, quo milites vespere ire solebant (ut supra dictum est) et ubi saepe feminae eorum vivebant. Multa alia de vita eorum sepulcris miltum scimus: inscriptiones saxorum ad nos loquuntur! Multos mature mortuos esse docemur.
Arma legionarii sunt: primum, pilum, deinde gladius, postremo scutum. Tria genera gladiorum sunt: Hispaniensis, Mogontiacum, Pompeianum. Quorum longitudo erat pedum ad paulo plus quam duos (unus pes=30 cm) atque pondus librarum non plus quam quattuor et dimidia pars (libra=0,333 g). Primum genus acumen acutum habet. Augusto imperatore aliud genus gladii cum acumine multo longiore est, ut inventum est prope Mogontiacum et in flumine Tamesi. Tertium genus acumine triquetra erat. Gladius ad cingulum militare (balteum) in vagina pulchre ornata ad dextram partem gerebatur. Praeterea legionarius pugionem habebat.
Pilum telum grave legionarii est. Permagni momenti est hoc telum ordinem hostium disturbans pugnamque cum gladio praeparans, cuius longitudo ad plus quam sex pedes atque pondus circiter librae sex erat. Pilum pedum ad centum a milite bene exercitato mitti potuit. Acumen pili ex bello Variano (anno IX p.Chr.n., id est DCCLXII ab urbe condita=a.u.c.) prope Osnabrück (Kalkriese) inventum est.
Scutum militis semirotundum erat, sed Augusto regnante angularem et cavum fiebat, ut est inventum in Syria (Dura-Europos). Scutis milites hostes aggredi solebant, ut Tacitus in libris suis, qui 'Annales' et 'Historiae' inscribuntur, narrat. Scuta auxiliorum plana et semirotunda erant.
Galea caput, genas, cervicemque protegit.
Tria genera loricarum sunt: lorica harmata, segmentata, squamata. Lorica harmata a miltibus maxime anteponebatur. Lorica super subarmale gerebatur. Expediti saepe sine lorica pugnabant, velut in sepulcro Flavolei Cordi (legio XIV Gemina) videmus. Flavoleius fundam, telum leve et clipeum tenet.
Postquam expediti proelium coeperunt, milites pilis omnibus missis stricto gladio scutis hostes aggrediebantur. Legionarii instructi erant acumine gladii hostes petere.
Hic narratio de Germania et de Romanis antiquis finitur. Spero eam vos delectavisse.---
---
EREC










SCRIPTA PROPRIA 5: eigene Texte

DE LEGIONE

Vegetius, scriptor clarus et doctus, in suo libro, qui 'Epitoma' inscribitur, dicit populum Romanum nulla re orbem terrarum subegisse, nisi exercitatione armorum, disciplina castrorum experientiaque militari (cap. 1,1).
Vita in provincia magna ex parte a re militari determinabatur. Cum Romani terminos Imperii magis magisque propagarent, numerus legionum sub Augusto minutus est. Nunc viginti duo legiones erant. Cum Romani Germanos magnopere vererentur, octo legiones ad Rhenum missae sunt. Legio ex sexaginta centuriis constabat, centuria ex octoginta militibus (=decem contubernia). Sex centuriae cohors una sunt, decem cohortes legio una. Quadringenti octoginta milites in cohorte militabant, ergo legio ex quattuor milibus octingenti militibus constabat. Praeterea, centum et viginti equites in legione militabant. Centuriae centurio praeerat, legioni legatus legionis, qui ordine senatoris erat, et septem tribuni. Omnis centuria quoque optionem, signiferum, cornicinem et tesserarium habebat. Centuriones primae cohortis primi ordines nominabantur. Summus centurio primus pilus erat, cuius in centuria aquilifer versabatur. Praefectus castrorum castris praeerat.
---
EREC






PHAEDRUS, lib.3, 15:

Der Hund zum Lamm
Einem Lamm, das unter Ziegen blökte, sagte ein Hund:
„Du irrst in törichter Weise; deine Mutter ist nicht hier“
und er zeigte (ihm) die (auf die) weit (in der Ferne) (von der Herde) abgesonderten Schafe.
„Nicht jene suche ich, die, wenn es (dem männlichen Schaf) gefallen hat, empfängt (schwanger wird), hierauf die unbekannte Last in festgesetzten Monaten (eine bestimmte Anzahl von...) trägt
und endlich die Leibesfrucht ausstößt, wenn sie herabfällt;
sondern jene, die mich nährt, indem sie mir ihre Brust gibt
(wörtl.: „nachdem die Brust (Euter) hinbewegt worden war“)
und ihre Kinder um die Milch bringt, damit sie mir nicht fehlt.“
---
by EREC


PHAEDRUS 3, 15, Teil 2:

„Dennoch ist dir jene wichtiger (lieber), die dich hervorgebracht (erzeugt) hat.“-“So ist es nicht (Nein). Woher wußte jene, ob ich schwarz oder weiß geboren werde (würde; Konj. Imp.)?
Nun weiter: wenn sie es gewollt hätte, ein Weibchen zu gebären, was hätte sie ausrichten können (tun können; was hätte es genützt), da ich doch als Männchen geschaffen wurde?
Sie hat mir allerdings eine große Wohltat an meinem Geburtstag erwiesen,
daß ich zu jeder Stunde den Metzger erwartete! (ironisch?)
Warum soll sie, die keine Macht beim Zeugen besaß (wörtl.: deren keine Macht...gewesen ist; gen. Possessivus als Relativ), mir wichtiger sein als diese (abl. Comparativus), die sich erbarmt hat (Mitleid hatte) mit dem am Boden Liegenden (wörtl.: des am Boden...=Ohnmächtigen, unbeachtet Daliegenden, Niedergeschlagenen etc.)
und die mir aus eigenem Antrieb (von sich aus) liebevolles Wohlwollen erwies?
Die Güte „macht“ die Eltern (aus), nicht die Notwendigkeit (Not, Zwangslage).“
Der Autor wollte mit diesen Versen zeigen,
daß die Menschen sich den Gesetzen (Vorschriften) widersetzen, durch Wohltaten aber eingenommen werden.---
Übersetzung: by Erec

RÖMISCHE DRILLCOMMANDS: Auf folgende Weise unterrichte ich meine Schüler (sozusagen mein pädagogisches Konzept)

venite=antreten!
abite=wegtreten
state=stillgestanden
movemini=rührt euch
scuta sursum/dorsum=Schilde auf/ab
pergite=Marsch!
aequatis passibus=im Gleichschritt
consistite=halt
ad dextram/sinistram=nach rechts/links
laevum, laevum=links, links
oculos ad dextram/sinistram=Augen rechts/links
retro=kehrt
gladios stringite=zieht blank
tollite pila=fertig zum Pilenwurf
progredere=vortreten
regredere=zurück ins Glied
pila sursum/dorsum=Speere hoch/ab
pila inclinite=Speere senkt
in aciem venite=in Linie antreten
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EREC (drillmaster und "Lateinspanker")
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Ich empfehle hierzu folgendes "Opus magnum":

Dr. Marcus JUNKELMANN: DIE LEGIONEN DES AUGUSTUS: Der römische Soldat im archäologischen Experiment,  Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein, 1986.
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Das Buch (nicht ganz billig) hat 313 Seiten, 24 Textabbildungen, 80 Tafeln mit 31 Farb-und 126 Schwarzweißabbildungen.
Legendär geworden ist der "Römermarsch" des Dr. Junkelmann "cum commilitonibus suis". Besonders amüsant ist das Photo Tafel 8a: Paßkontrolle am Brenner, 13. Mai 1985 (Zwei italien. Beamte erledigen Paßformalitäten am Schreibtisch, rechts davon einer aus der Junkelmanntruppe in röm outfit! Die beiden Beamten stehen sozusagen vor ihren eigenen "Vorfahren".)
Während meiner 4jährigen Tätigkeit als Lateinlehrer an der Volkshochschule Ludwigshafen (in den 90ern) habe ich einen von Junkelmanns "merry fellows"  auf etwas merkwürdige Weise kennengelernt.
Ich zeigte ein Bild herum, auf dem einer der Truppe (mit Vollbart) zu sehen war. Später erhielt ich einen Brief, in dem mir ein Kursteilnehmer mitteilte, daß ich ihm sein eigenes Porträt vor die Nase hielt.
Und da sage einer das Leben eines Lateinlehrers sei langweilig! Minime!)
Doch zurück zum Buch: Das Buch enthält, wie schon gesagt, viele eindrucksvolle Photos wie Tafel 11 (Durchmarsch durch Innsbruck, 15. Mai 1985) oder Tafel 51 a (Wirkung einer Pilensalve aus 5 m Entfernung auf eine Wand aus 3 cm starken Fichtenholzbrettern; wollte ich nicht abkriegen!).
Die (für den Unterricht hilfreichen) "drillcommands" (ausgearbeitet von Prof. Stroh; bene fecisti) entnahm ich der Liste S. 277. Zwei weitere möchte ich hier noch hinzufügen:
retro!=kehrt!
cursim!=im Lauschritt
(Ich danke Dr. Junkelmann für diese "pädagogischen" Tips.)
Kurzum: Ich kann das Buch nicht genug empfehlen. Liebe Schüler, kauft auch weniger elektronischen Plunder und schafft euch dieses Buch an. Das ist ein ausdrücklicher Befehl.
---
EREC




















PHAEDRUS 3, 12:

Übersetzung: by Erec

Das Huhn zur Perle

Als ein Huhn (eine Henne) auf einem Misthaufen Futter suchte, fand es eine Perle.
Es sprach: „Als so große Sache liegst du an unwürdigem Ort!“
(Du bist eine so große Sache und liegst an unwürdigem Ort. Obwohl du eine...,liegst du...)
Wenn jemand, verlangend nach deinem Wert, dies gesehen hätte,
wärst du einst (längst) zu deinem früheren Glanz zurückgekehrt
(hättest du wieder deinen alten Glanz bekommen).
Weil hingegen ich dich gefunden habe, dem Futter viel lieber ist,
kann es weder dir noch mir irgendetwas nützen.“
Dies erzähle ich für jene, die mich nicht verstehen.

Mögliche Erklärung: Wie für das Huhn die Perle von keinem Nutzen ist, weil es lieber frißt, so schätzen auch viele die „Perlen“ der Dichtung gering. Das sind diejenigen, die den Dichter nicht verstehen (Idee: Fr. Maturi, Mannheim).
Ganz richtig erkennt das Huhn (in einem lichten Moment!), daß es auch der Perle nicht nützen kann. Es hat kein Verständnis für das Wertvolle. Das Huhn hat vor allem zwei Ziele:
  1. Futter suchen und fressen
  2. auf dem Misthaufen hocken bleiben
    So sind auch die meisten Menschen nur ihrem Bauche ergeben ohne Sinn für das Höhere!
    Sie wollen lieber auf ihrem Misthaufen (das ist ihr banales Alltagsleben) sitzen bleiben.
    Die Perle zeigt erst ihren alten Glanz in der Hand dessen, der sie zu schätzen weiß. Genauso ist ein Buch in den Händen eines Ignoranten ohne Wert. Ja, es kommt sogar oft vor, daß solche Leute noch abschätzig darüber urteilen.
    Ich wurde einmal vom Hausmeister (im Dialekt) gefragt:
    „Für was braucht man all diese Bücher hier bei Ihnen?“
    Mir lag auf der Zunge: „Für was braucht man sowas wie dich?“
    Zum Schluß noch ein Zitat vom großen Schopenhauer:
    „Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, liegt es da allemal am Buche?“ (das Zitat stammt ursprünglich von Lichtenberg).-
    ---
    EREC ("Schopenhauerianer")



"PRIMA LECTIO": PHAEDRUS ist häufig neben NEPOS der erste Autor, der gelesen wird ("unteres Lektüreniveau")

Phaedrus 4, 20: Die Schlange. Schädliches Mitleid.

Wer den Bösen Hilfe bringt, der wird es bald (nach einer gewissen Zeit; Weile) bedauern (dem wird es leid tun).
Irgendein Mann nahm eine Schlange mit (hob sie auf), welche vor Kälte starr war und wärmte (hegte) sie mitleidig, jedoch gegen sich selbst gewandt (auf seine Kosten) mit dem Bausch seines Gewandes.
Denn als sie wiederhergestellt war (sie sich erholt hatte), tötete sie den Mann sogleich.
Als eine andere (Schlange) diese nach dem Grund für die (Un-)Tat fragte, antwortete sie:
„Damit nicht irgendeiner lernt, den Bösen zu nützen.“

Empfehlung: PRIMA LECTIO: erste lat. Lesestücke, von F. P. Waiblinger, München, 1989 (dtv)
darin z.B.: De mundo eiusque habitatoribus=Über die Welt und ihre Bewohner
                Vera et ficta=Wahres und Erfundenes
                Fabellae=Fabeln
Das Buch ist zweisprachig und eignet sich zum Selbststudium (für die heutigen Schüler ein Fremdwort!).
Anschaffung ist Pflicht!
---
EREC

TITUS LIVIUS: 59v-17n

Livius erzählt die Geschichte Roms in 142 Büchern! Das Werk beginnt mit der Gründung Roms (a.u.c.=ab urbe condita) und endet im Jahre 9 v. Livius schließt mit dem Tod des Drusus, ohne allerdings die Schlacht im Teutoburger Wald zu schildern. Man geht davon aus, daß ihn der Tod bei der Arbeit ereilte!
Mit Vergilius teilt Livius das sog. augustäische Lebensgefühl: Nach 100 Jahren Bürgerkrieg wurde die Friedensära des Augustus als Segen empfunden und begrüßt. Ganz so friedlich war es dann doch nicht! Man denke nur an das Desaster im Teutoburger Wald, wo drei römische Legionen untergingen.
Doch glaubte man, daß nun eine Art "Goldenes Zeitalter" wie vor Anbeginn der Zeiten angebrochen sei! Wie zu Anfang der römischen Geschichte, so empfand man, herrsche jetzt Friede und sei die Zeit den Göttern nahe.
Politisch stand Livius auf Seiten der zu Ende gehenden Res Publica.
Die Geschichtsschreibung des Livius ist eine moralische Geschichtsscgreibung: rechtes Handeln wird gerühmt, verfehltes getadelt.
Livius war zu meiner Schulzeit (70er Jahre) noch Pflichtlektüre (11. Klasse). An ihm schieden sich wahrlich die Geister! Der heutige Schüler, der oft schon am Lehrbuch oder gar Caesar scheitert, ist dem nicht mehr gewachsen.
Vom Werk des Livius ist uns ungefähr noch ein Viertel enthalten:
Buch 1-10: bis zum Jahr 293 v.
Buch 21-45: 218-167v.
zwei Palimpsestfragmente von Buch 91
zwei Fragmente über den Tod des Cicero von Seneca dem Älteren.
Quelle: K. Büchner: Röm. Lit.gesch., Stuttg. 1980.
---
Erec ("Livianer")

VINDOLANDA-TABLETS

Die sog. Vindolanda-tablets, die man jetzt auch online betrachten kann, sind für die provinzialrömische Archaeologie von unschätzbarer Bedeutung. Sie gewähren einen Blick zurück in längst vergangene Zeiten, als das Imperium noch florierte. Der Blick des Betrachters wird an den Rand des Imperiums gelenkt, genau genommen an einen Außenposten des Reichs. Im nebligen Norden Englands liegt hinter dem Hadrianswall das Auxiliarkastell Vindolanda, errichtet 85-92 n., neu errichtet in Stein 163 n.
Dort kamen seit den 70ern des letzten Jahrhunderts ungefähr 1000 Holztäfelchen ans Tageslicht, die sich glücklicherweise durch die anaeroben Bedingungen des Bodens erhalten haben.
Die Schreibtafeln gehören zu den dramatischen Funden lateinischer Texte des letzten Jahrhunderts. Sie katapultieren den Interessierten Betrachter direkt zurück in das Alltagsleben römischer Soldaten, die vor knapp 2000 Jahren am Hadrianswall Militärdienst leisteten. Besonders interessant ist dabei, daß es sich vorwiegend um Germanen vom Stamm der Bataver handelte.
Die Texte auf den Tafeln gewähren einen hervorragenden Einblick in das Leben am Wall. Wir gewinnen durch sie zahlreiche neue Erkenntnisse (so z.B. die Stärke der Tungrerkohorte).
Auch viele Namen treten uns nun aus dem Dunkel der Geschichte entgegen. Personen, die längst verstummt sind, sprechen zu uns über die Jahrhunderte hinweg und erzählen uns viele Details aus ihrem Leben.
Eines dieser tablets ist z.B. das tablet 225. Es it ein Brief eines gewissen Cerialis an Crispinus. Die Art wie Cerialis Crispinus anspricht (Dominum meum) legt nahe, daß dieser wohl ein bedeutender Mann, vielleicht von senatorischem Rang, gewesen sein muß. Auch könnte er ein Tribun oder legionis legatus gewesen sein.

Übersicht über das tablet:

Zeile 1: Adressat Crispinus
2: Rückkehr des Grattius Crispinus
3-5:Cerialis ergreift die Gelegenheit zum Gruß
6-9: Er wünscht, daß Crispinus wohlauf sei und seine Hoffnungen einträfen.
9-11: Crispinus habe dies von ihm verdient
13: Zuerst solle ein gew. trefflicher Mann namens Marcellus gegrüßt werden.
14: Cerialis nennt ihn mein Gouverneur (consularem meum)
15: Dieser biete eine Gelegenheit zu...?
16: C. "gebe der Freunde/von den Freunden..." (?)
17-18: Crispinus sei durch dessen Präsenz ihm sehr zu Dank verpflichtet
19-20: Bitte um Erfüllung von Erwartungen
21-24: Bitte um Freunde, damit er einen angenehmen Militärdienst habe. Dies schreibe er aus Vindolanda, aus dem Winterlager.

Es ergeben sich nun folgende Fragen:

1.)Von wo kehrt Crispinus zurück? (Von einem anderen Lager oder von einer civitas oder aus dem Feld?)
2.) Was ist die spes, die Crispinus hat?
3.)Wieso hat er das von Cerialis verdient?  (Steht er in dessen Schuld?)
4.)Worauf vertraut er?
5.)Wer ist Marcellus?
6.) Was für eine Gelegenheit bietet er?
7.)Warum gibt er ihm Freunde an die Hand? Welche Freunde?
8.)Warum ist Crispinus für die Präsenz des Marcellus dankbar?
9.)Was erwartet Cerialis?
10) Wieso soll er mit Freunden versehen werden? Wozu?
11)Warum bittet er um einen angenehmen Miltärdienst? Empfindet er seinen gegenwärtigen als zu hart oder hat er Angst vor künftigen Strapazen?
Licet "speculari".
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EREC (direkt vom Hadrianswall)

Donnerstag, 5. Juli 2012

A-UND E-KONJUGATION: eigene Übungssätze

NARRATIO DE TRIBUS PORCELLIS
Erzählung von den drei kleinen Schweinchen

Tres porcelli in silva HABITANT.
Die drei kleinen Schweinchen wohnen im Wald.
Ibi casam (villam) HABENT / POSSIDENT.
Dort haben / besitzen sie ein Haus.
Lupus malus porcos parvos CAPTARE STUDET.
Der böse Wolf bemüht sich (trachtet danach), die kleinen Schweine zu fangen.
Ursus porcos ADIUVAT.
Der Bär unterstützt die Schweine (hilft den...).
Contra lupum PUGNANT.
Sie kämpfen gegen den Wolf.
Lupus villam porcorum DELERE STUDET, sed frustra!
Der Wolf sucht das Haus der Schweine zu zerstören, doch vergebens!
Porci parvuli fortunam bonam HABENT.
Die kleinen Schweine haben Glück.
Tandem lupum SUPERANT (viribus unitis).
Schließlich besiegen sie den Wolf (mit vereinten Kräften; Einigkeit macht stark!)
Victoria de lupo magna est.
Der Sieg über den Wolf ist groß.
Porci et ursus de lupo TRIUMPHANT et valde GAUDENT.
Die Schweine und der Bär triumphieren über den Wolf und freuen sich sehr.
Vesperi, cenam PARANT et vinum POTANT.
Abends bereiten sie das Essen und trinken Wein.
Porci multum RIDENT.
Die Schweine lachen viel.
Lupus malus FLERE DEBET.
Der böse Wolf muß weinen.
Lupus in exilium ad Pontum ire DEBET.
Der Wolf muß ins Exil ans Schwarze Meer gehen.
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EREC
O-DEKLINATION: eigene Übungssätze

Romani saepe cum Germanis pugnant (dimicant).
Die Römer kämpfen oft mit den Germanen.
In Germania multi populi habitant velut Cimbri Teutonique.
In Germanien wohnen viele Völker wie z.B. die Kimbern und Teutonen.
Cimbri Teutonique in Imperium Romanum migrant.
Die Kimbern und Teutonen wandern in das römische Reich (ein).
Germanis oppida non sunt.
Die Germanen haben keine Städte (dativus possessivus: Den Germanen sind keine Städte.).
In Germania multa castra Romanorum sunt.
In Germanien sind viele Lager der Römer.
Germani castra Romana oppugnant.
Die Germanen greifen das römische Lager an. (Recht so!)
Sub vallum pugnant.
Sie kämpfen (unten) am Wall.
Romani multa aedificia pulchra in Germania aedificant.
Die Römer bauen viele schöne Gebäude in Germanien.
Arminius Cheruscus erat.
Arminius war ein Cherusker.
Arminius contra Romanos pugnat.
Arminius kämpft gegen die Römer.
Marcus Caelius centurio erat.
Marcus Caelius war ein Zenturio.
In bello Variano pugnat.
Er kämpft im Varianischen Krieg.
Monumentum Marci Caelii ex Colonia Traiana hodie Bonnae est.
Das Denkmal des Marcus Caelius aus Xanten ist heute in Bonn.
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Spruch des Tages: MINIMA NON CURAT PRAETOR.=Der Prätor (hoher Beamter) kümmert sich nicht um geringfügige Dinge.
Praetor sum. Ergo minima non curo!
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EREC (seit heute Prätor)

Mittwoch, 4. Juli 2012

DIE LEGIONEN DES RÖMISCHEN REICHS: NACH MARCUS JUNKELMANN: DIE LEGIONEN DES AUGUSTUS

1) LEGIO I GERMANICA: Spanien, Gallien, 9 n. vermutlich in Mainz, 14 n. in Köln, dann: in Bonn
2.) LEGIO II AUGUSTA: Spanien, nach der Varusschlacht nach Germanien verlegt; von 43 n. bis zum Ende der röm. Herrschaft (frühes 5. Jh.) in Britannien
3.) LEGIO III AUGUSTA (pia fidelis); Afrika; 238 n: damnatio memoriae und Auflösung!
4.) LEGIO III CYRENAICA: Ägypten; Arabien; noch um 400 existent!
5.) LEGIO III GALLICA (caesarisch): Syrien, noch um 400!
6.) LEGIO IV MACEDONICA (caesarisch): Spanien; unter Caligula od. Claudius: Mainz
7.) LEGIO IV SCYTHICA: Syrien, (während des Pannon. Krieges) Moesien, Syrien; noch um 400!
8.)LEGIO V ALAUDAE: Gallien, Spanien, Gallien,14 n. zs. mit LEGIO XXI RAPAX in Xanten; Moesien; wohl 92 n. gegen die Sarmaten untergegangen!
9.) LEGIO V MACEDONICA (caesarisch): Spanien,(während des Pannon. Krieges) Moesien (?), Dakien; noch um 400!
10) LEGIO VI FERRATA (fidelis constans): Syrien, Palästina; nach dem 3. Jh. nicht mehr nachweisbar!
11) LEGIO VI VICTRIX (caesarisch): Spanien, 69 n: Germanien: Neuß, Xanten; unter Hadrian: Britannien; existiert noch um 400!
12.) LEGIO VII MACEDONICA (Claudia pia fidelis; caesarisch): Moesien, (im Pannon. Krieg) nach Illyrien; in Moesien bis ins 5. Jh!
13.) LEGIO VIII AUGUSTA (urpr. GALLICA; caesarisch): vermutl. im Osten, (im Pannon. Krieg) nach Illyrien, um 70 n: Germanien (Straßb.), dort noch bis mindestens 4. Jh.
14.) LEGIO IX HISPANA: Spanien, 14 v. Illyrien (?),43 n. nach Britannien verlegt, dort z.Z. des Hadrian untergegangen!
15.)LEGIO X FRETENSIS (caesarisch): Syrien, Judaea, noch um 400!
16.) LEGIO X GEMINA (caesarisch): Spanien, Pannonien, Spanien, 70/1 Nijmegen; dann: Wien; bis ins 5. Jh!
17) LEGIO XI ACTIACA (Claudia pia fidelis): Illyrien, 70/1 Windisch, Mosien; dort bis ins 5. Jh.
18.) LEGIO XII FULMINATA: Afrika( Äggypten?), (im Pannon. Krieg) nach Syrien, Judaea, 70 n. Cappadocien; dort bis ins 5. Jh!
19.) LEGIO XIII GEMINA: Illyrien, Obergermanien, Windisch, Pannonien, Dacien; dort bis ins 5. Jh.
20.) LEGIO XIV GEMINA (Martia Victrix): Illyrien, Germanien, 14 n. Mainz, 43 n. Britannien, Pannonien, bis ins 5. Jh. in Carnuntum
21) LEGIO XV APOLLINARIS: Illyrien, Carnuntum, Orient, Ägypten, Judaea, Carnuntum, Cappadocien; noch bis ins 5. Jh!
22) LEGIO XVI GALLICA: Oberitalien od. Illyrien (?), Raetien, Germanien, Mainz, 43 n. Neuß
23) LEGIO XVII: Aquitanien, spät. 15 v. am Rhein, 9 n. untergegangen (Varusschlacht)!
24) LEGIO XVIII: item
25) LEGIO XIX: Gallien, Alpenfeldzug, Dangstetten, Niedergermanien; gleiches Schicksal wie XVII und XVIII!
26) LEGIO XX (Valeria Victrix): Spanien (?), Oberitalien od. Illyrien, Germanien: Köln, Neuß, ab 43 n. Britannien; dort bis Ende 4. Jh. nachweisbar!
27) LEGIO XXI RAPAX: Oberitalien, Alpenfeldzug, Augsburg-Oberhausen (?), 6 n. Xanten (?), Windisch, zwei mal über die Alpen in einem Jahr(!), Bonn, 83 n. Mainz, 89/ 90 Pannonoien, wohl im Kampf gegen Daker vernichtet
28) LEGIO XXII DEIOTARIANA: Ägypten, untergegangen (2. jüd. Krieg)
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Die Philologen und sonstige Schöngeister dürfen (auch wenn es nicht in ihr Weltbild paßt) eines nicht vergessen: Das ganze röm. Reich war auf dem Militär aufgebaut. Ohne das Militär keine Eroberungen (Provinzen). Ohne Provinzen "no money", um es ganz banal auszudrücken. Ohne Geld kein röm. Reich. Und kein Heer, das die Grenzen beschützt und sichert.
(So waren z.B. die ganzen Prachtbauten mit dem Geld finanziert, das aus den Provinzen floß!)
Ein Dichterling wie Ovid z.B. konnte seine Verse nur machen, weil die Legionen in den Provinzen Wache schoben. Ich glaube nicht, daß die Verse eines Dichters irgendwelche Barbaren beeindruckt hätten!
Diese hatten nur Repekt vor militärischer Macht und Gewalt. Gewalt ist zwar keine Lösung, aber keine Gewalt manchmal auch nicht. Die Römer waren Machtpolitiker und Realisten genug, um dies zu wissen. Schließlich mußte der Laden laufen! Dazu war Machterhalt absolut notwendig! Germanen konnte man nicht mit Gelegenheitsgedichten kommen. Sie dachten in Kategorien von Kampf, Krieg, Ruhm und vor allem: Beute!
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EREC (selbst Germane)


Dienstag, 3. Juli 2012

ÄGYPTISCHE PHARAONEN

http://novatlan.blogspot.de/2012/06/agyptische-pharaonen.html

bis morgen lernen! ;-)
CAESAR:  I, 14, 2: ORATIO OBLIQUA (2)

Qui si alicuius iniuriae sibi conscius fuisset, non fuisse difficile cavere;
Wenn sich dieses "auch nur des geringsten Unrechtes" (Klett) bewußt gewesen wäre, dann wäre es nicht schwierig gewesen, sich davor in acht zu nehmen;

sed eo deceptum, quod neque commissum a se intellegeret, quare timeret, neque sine causa timendum putaret.
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ergänze, wie folgt:
sed populum Romanum eo deceptum (esse), quod neque (quicquam) commissum (esse)...intellegeret...neque timendum (esse) putaret.
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a) Aber (gerade) darin sei es (das röm. Volk) getäuscht worden (habe es sich getäuscht), daß es der Meinung sei, nichts verschuldet zu haben, weswegen es Angst haben müßte (müsse)  (weswegen es etwas zu fürchten habe), und glaube, daß man ohne Grund  (grundlos) keine Furcht haben müsse ("nicht zu fürchten sei").
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b)...daß es weder begreife, daß von ihm etwas begangen worden sei, weshalb es etwas zu fürchten habe, noch glaube, daß man grundlos etwas fürchten müsse.
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TEUBNER, S. XVI (grammat.-stilist. Regeln): "Namentlich in Folgesätzen wird der lat. Konj. Impf., der die Gleichzeitigkeit mit der Haupthandlung bezeichnet, im D. durch den Konj. Plusqpf. wiedergegeben."
Bsp. Neque repertus est quisquam, qui mortem recusavit.=Und niemand hat sich gefunden, der den Tod verweigert hätte.
Also:...da es weder begriffen hätte...noch geglaubt hätte...
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committere=auch: etwas verüben
timeret: Konj: dubitativus oder indir. Interrogativsatz
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Erklärung:
1.) das röm. Volk dachte, es sei ohne Schuld
2.)  ohne Grund brauche man sich nicht  zu fürchten
3.) doch darin hat es sich getäuscht!
Dies ist rhetorisch wirksamer, als wenn man lediglich sagt:
Wir sind unschuldig! Ihr habt uns trotzdem angegriffen! Außerdem muß man ohne Grund keine Angst haben.
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Ganz klar, was Caesar damit intendiert: Die Helvetier sind die Bösen. Wir sind die reinsten Unschuldslämmer! Wir dachten in unserer unschuldigen Art, es brauche ein Motiv. Doch darin haben wir uns bitter getäuscht. Wir haben uns ganz furchtbar in euch geirrt. Denn ihr Helvetier handelt gegen alle menschlichen Regeln und verstoßt gegen das fairplay.
Die Logik daraus:
Da ihr solche "bad guys" seid,  ist unser "schöner" Krieg natürlich (in guter röm. Tradition) ein "bellum iustum" (ein "gerechter Krieg").
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Die Übersetzung des Bange-Verlages verwendet statt "es" das männliche Personalpronomen, also "aber darin habe er sich getäuscht"; ganz ähnlich die Tuskulum-Ausgabe des Heimeran-Verlages.
Cäsar steht hier stellvertretend für das gesamte röm. Volk.
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EREC


ORATIO OBLIQUA: CAESAR, BELL. GALL. I, 14: eine schwierige Stelle (1)

His Caesar ita respondit:
ergänze: legatis
(Diesen (Gesandten) antwortete Caesar so (wie folgt):
eo sibi minus dubitationis dari, quod eas res, quas legati Helvetii commemorassent, memoria teneret, atque eo gravius ferre, quo minus merito populi Romani accidissent.
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eo minus...quod...atque eo gravius...quo minus= um so weniger..., weil...und desto schwerer..., je weniger
(Abl. mensurae)
Aus: B. G.TEUBNERS SCHÜLERAUSGABEN griech. u. lat. Schriftsteller, des C. Julius Caesar Gallischer Krieg, hrsg. v. Prof. F. Fügner...Leipzig, Berlin, 1902, S. 16 (Anmerkungen).
Der abl. mensurae (des Maßes) auf die Frage "um wieviel"?
"Der Ablativ bezeichnet bei Komparativen und komparativischen Begriffen das Maß, (durch das=) um das eine Sache von der anderen verschieden ist." STEHLE, Lat. Gramm., S. 87.
memoria tenere=im Gedächtnis festhalten, sich sehr wohl erinnern (stärker als "meminisse"
graviter (se aus sibi zu entnehmen) ferre=schmerzlich empfinden
merito=nach Verdienst (abl. modi)
accidissent: erg. ""eas res": übersetze etwa: je unverdienter es das röm. Volk getroffen habe
(TEUBNER)
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eo, quod=dadurch, daß; deswegen, weil
dubitatio=Zweifel (wie er sich zu entscheiden habe)
eo gravius-quo minus=um so viel schwerer-um wieviel weniger: umso schwerer, als nicht...
merito alicuius=durch j-s Schuld
Aus: Altsprachl. Texte, Klett, C. Iulius Caesar, De bello Gallico, Stuttg. 1982, S. 22.
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eo minus..., quod=um so weniger..., als
dubitatio, -onis=Zögern, Zweifeln: gen. part. zu "minus"
commemora(vi)ssent
eo gravius (ferre), quo minus...=um so schwerer (daran tragen), je weniger...
Aus: Ratio, Caesar, der Gallische Krieg, Kurzausgabe, C. C. Buchner, Bamberg, 1992, S. 30
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ÜBERSETZUNG:
Umso weniger werde ihm daher "Zweifel gegeben" (gebe es für ihn Zweifel), weil er diese Angelegenheiten (evtl. Punkte), die die helvetischen Gesandten erwähnt hätten, im Gedächtnis (in Erinnerung) habe ("halte", "hielte", "behielte"), und desto schwerer trage er daran (desto schmerzlicher empfinde er es), je weniger sich diese Dinge durch das Verschulden des römischen Volkes ereignet hätten.
(Alles klar?)
Auf deutsch:
1.) Für Caesar gibt es jetzt kein Zweifeln mehr, wie er sich zu entscheiden habe.
2.)Grund: die von den Helvetiern berichteten Dinge
3.) Diese sind passiert, ohne daß das röm. Volk daran Schuld sei (habe) (Schuldlosigkeit des röm. Volkes, was für ihn die Sache noch unerträglicher macht).
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So sei es!
EREC


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Montag, 2. Juli 2012

SCRIPTA PROPRIA 4: DE CASTRIS ET ALIIS (ÜBER DAS LAGER UND ANDERE DINGE)

Castra vallo fossaque et turribus munita quattuor portas habebant, per quas milites viam praetoriam principalemque intrabant.
(Das mit Wall und Graben und Türmen befestigte Lager hatte vier Tore, durch die die Soldaten die Haupt-und Querstraße betraten.)
Via praetoria media per castra ferebat.
(Die Hauptstraße führte mitten durch das Lager.)
Quibus viis castra quadripertita erat.
(Durch diese Straßen war das Lager viergeteilt.)
Quae ad principia et praetorium convenerunt.
(Diese trafen sich am Stabsgebäude und bei der Wohnung des Kommandeurs.)
In cunctis castris valetudinarium, sacellum, fabricas, forum aliaque aedificia, ubi milites habitabant, inesse oportebat.
(In allen Lagern mußte es ein Krankenhaus, Fahnenheiligtum, Werkstätte, ein Versammlungsplatz und andere Gebäude, wo die Soldaten wohnten, geben.)
Circum castra canabae fiebant, ubi indigenae, fabri, mercatores et caupones vivebant.
(Um die Lager entstanden die Vorstädte, wo die Einheimischen, Handwerker, Kaufleute und Wirte lebten.)
Cum legionarii homines simplices essent, vesperi saepe huc veniebant cauponam visitandi causa.
(Weil die Legionäre einfache Menschen (Gemüter) waren, kamen sie abends oft hierher, um eine Wirtschaft aufzusuchen.)
Ibi vinum, feminae et cantus erat.
(Dort gab es Wein, Frauen (Weib) und Gesang (wine, women and song!).)
Nemo est, qui eum cantum studiosorum nesciat: mihi est propositum, in taberna mori...
(Es gibt niemand(en), der nicht dieses Lied der Studenten kennt: mir ist bestimmt (ich habe mir vorgenommen!), in der Kneipe zu sterben...)
Posteris temporibus apud populum fabula de muro diaboli oriebatur, memoria signorum, quae milites nocte facibus dabant.
(In späteren Zeiten entstand beim Volk die Sage von der Teufelsmauer, eine Erinnerung an die (Feuer) Zeichen (Signalfeuer) (genitivus obiectivus), die die Soldaten nachts mit Fackeln gaben.)
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EREC (el commandante)
SCRIPTA PROPRIA 3: DE LIMITE (ÜBER DEN LIMES) ET DE AUXILIIS (AUXILIARIBUS) (UND ÜBER DIE HILFSTRUPPEN)

Romani illam munitionem aedificabant, quae nobis nomine limitis nota est, provinciam defendendi causa.
(Die Römer bauten jene Befestigung, die uns heute unter dem Namen Limes bekannt ist, um die Provinz zu verteidigen.)
Initium eius erat ille rivus prope Confluentes, cui nomen 'Vinxtbach' est.
(Sein Anfang war jener Bach in der Nähe von Koblenz, der den Namen 'Vinxtbach' (ad fines!) hat.)
Limes ad Abusinam ad ripam Danuvii (sitam) ferebat.
(Der Limes führte bis Einig am Ufer der Donau.)
Is ex vallo fossaque et turribus (ad numerum nongenti) constabat.
(Dieser bestand aus Wall und Graben und Türmen (ungefähr 900)).
Circiter sexaginta castra auxiliorum ad limitem sita erant.
(Zirka 60 Lager der Hilfstruppen waren am Limes gelegen.)
Aut cohors aut ala (miliaria vel quingenaria) inerant.
(Entweder eine Kohorte oder eine Reiterabteilung (eine zu 1000 Mann oder zu 500) befanden sich darin.)
Sedecim turmae (=quadringenti octoginta viri) ala quingenaria sunt.
(16 Schwadronen (=480 Mann) sind eine 500er-Reiterabteilung.)
Duces cohortis aut alae praefectus atque tribunus sunt, dux turmae decurio est.
(Die Führer einer Kohorte oder einer Reiterabteilung sind der Präfekt und der Tribun, der Führer einer Schwadron ist der Dekurio.)
Arma equitum cassem, spicula, veruta, hastam, spatham (ensem) et clipeum fuisse notum est.
(Es ist bekannt, daß die Waffen der Reiter der Helm, Spikulum, Verutum (leichte Speere), Lanze, langes Schwert und ovaler Schild gewesen sind.)
Constat Arminium, illum illustrem liberatorem Germaniae, qui Quinctilium Varum in saltu Teutoburgiensi deviceret, ducem aut turmae aut alae fuisse.
(Es steht fest, daß Arminius, jener berühmte Befreier Germaniens, der Quinctilius Varus im Teutoburger Wald besiegte, der Anführer entweder einer Schwadron oder einer Reiterabteilung war.)
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EREC (praefectus)