Murmillo-Archiv

Donnerstag, 31. Oktober 2013

PARTICIPIUM CONIUNCTUM

Das sog. PC "gibt die Umstände an, in denen sich das Bezugswort zur Zeit der Prädikatshandlung befindet".
Es steht für einen Konjunktionalsatz. Folgende Möglichkeiten gibt es: 
Hypotaxe (Unterordnung):
1.) temporal: nachdem (vorzeitig), als, während, wenn (dann wenn), sobald als, iterativ: jedesmal wenn (sooft als)
2.) kausal: da, weil, alldieweil
3.) modal: indem; dadurch, daß; wobei
4.) konzessiv: obwohl, obgleich, obschon, wenn auch
5.) kondizional: wenn=falls (gesetzt der Fall)
Möglich sind auch zwei Hauptsätze (Beiordnung=Parataxe) oder ein präpositionaler Ausdruck.
ad 1) Cincinnato aranti nuntiatum est eum dictatorem esse factum.
Dem Cincinnatus wurde, als (während) er gerade pflügte, gemeldet, daß er zum Diktator ernannt worden sei.-Dem C. wurde beim Pflügen...-C. pflügte gerade den Acker: Da erhielt er die Nachricht, daß man ihn zum Diktator ernannt habe.
Wir haben also zwei "Geschehenskerne":
a) C. pflügt auf dem Acker.
b) Nachricht: Du bist ab heute Diktator.
(c) Widerspruch zwecklos!)
Wahrscheinlich wird er gesagt haben: "Macht mal langsam, Leute, ich muß erst noch den Acker pflügen, dann kann ich den Diktator spielen."- Wie dem auch sei, ich war nicht dabei.
Beim Übersetzen muß man sich also fragen: Wie hängen beide Aussagen logisch zusammen? Wenn man logisch denken kann und dies herausgefunden hat, muß man nur noch die richtige Konjunktion wählen.
ad 2) Helvetii repentino Caesaris adventu commoti legatos ad eum miserunt.=Weil die Helvetier von Cäsars plötzlichem Eintreffen (von seiner Ankunft) überrascht ("bewegt") waren, schickten sie Gesandte zu ihm.
ad 3) Solo senescere se dixit multa in dies addiscentem.=Solon sagte, daß er älter werde, indem (wobei) er täglich (von Tag zu Tag) hinzulerne.
(So alt und immer noch nicht ausgelernt!)
ad 4) Milites fortiter pugnantes victi sunt.=Obwohl die Soldaten tapfer kämpften, sind sie besiegt worden.
Das ist Pech. Verdammtes Pech!
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RUBENBAUER/ HOFMANN, COMPENDIUM LINGUAE LATINAE, STEHLE.
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Unterschied zum Ablativus Absolutus: Beim PC haben wir in der Regel ein Subjekt, beim Abl. Abs. deren zwei! Glaubt mir, es ist so, wie ich sage! (Mihi credite, ita est, ut dico!)
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imperatorische Grüße
Euer Imperator

FRÜHER (πρότερον) und SPÄTER (ὕστερον)

BOXEN FRÜHER...

Faustkämpfer auf antiker Vase.
Κάτθανε, Διαγόρα, οὐ καὶ ἐς Ὂλυμπον ἀναβήσῃ.
Stirb, Diagoras, du kannst nicht auch noch in den Olymp aufsteigen!

(= dich nicht mehr verbessern)


...UND BOXEN HEUTE!

Rocky Balboa an Schweinehälften.
Fighters fight! 
Kämpfer kämpfen!

Sonntag, 27. Oktober 2013

ICH ZOG MIT HANNIBAL

... nicht ich. Nein, so lautet der Buchtitel eines Jugendbuches aus der Reihe "dtv junior" von HANS BAUMANN (geb. 1914).
Worum es geht: Vor 2000 Jahren überschritt Hannibal mit einem riesigen Heer die Alpen, um Rom zu erobern. Seine Geheimwaffe sind 39 Elefanten.
"Auf einem dieser Elefanten, auf Suru, reitet ein junger Treiber. Aus seiner Sicht erleben wir das packende, abenteuerliche Drama dieses Feldzugs und das Schicksal des Feldherrn Hannibal zwischen Triumph und Niederlage. Die geschichtliche Tragödie aber wird überstrahlt von der naiven Freundschaft, die der junge Treiber zu seinem Elefanten Suru hegt."
(Cover, Rückseite)
Ein Geschwisterpaar trifft auf einen rätselhaften Alten, der in der Erde nach etwas sucht. Im Laufe des Gesprächs erfährt der Leser, daß der alte Mann den Hannibalzug mitgemacht hat.
Leseprobe (Anfang): "Tana und Morik kamen vom Wasserholen. Auf dem Rücken hatten das Mädchen und ihr Bruder je eine Hälfte des Tragesattels, unter dem der Esel, der mit ihnen die Flucht überstanden hatte, zum Brunnen getrottet war. Nicht ganz ein Jahr hatte der Esel durchgehalten, dann hatten sie ihn mit ausgedorrten Erdbrocken zugedeckt."
Ich habe erst wenige Seiten von dem Buch gelesen, doch glaube ich jetzt schon, daß die Geschichte packend ist. Auf jeden Fall ist sie schön geschrieben.
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HANS BAUMANN: ICH ZOG MIT HANNIBAL, dtv junior, 1975 München (zum ersten Mal erschienen: 1960, Enßlin und Laiblin Verlag).
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R.

Freitag, 25. Oktober 2013

ARMINIUS: EIN MANN PROBT DEN AUFSTAND

8 v. Chr. kehrte ARMINIUS vom Kriegsschauplatz auf dem Balkan heim. Dort hatte er geholfen, einen Aufstand gegen die Römer niederzuschlagen. Nun wechselte er die Fronten und zettelte selbst einen Aufstand gegen die Römer an. Öfter mal was Neues. Er wußte ja, wie das geht. Über die Gründe seiner Heimkehr wird spekuliert. Wahrscheinlich war es der Tod seines Vaters. Zuhause angekommen, bereitete er akribisch den Aufstand vor. Er war in militärischen Dingen sozusagen vom Fach. Die römische Armee selbst hatte ihn "fit" gemacht. S. FISCHER-FABIAN schreibt:
"Der gerade 24jährige hatte seine Lektion gelernt, die man ihm unter den römischen Adlern erteilt hatte. Daß er die römische Militärtechnik aus dem Effeff verstand, über Taktik und Strategie mehr wußte als seine Lehrer und überdies glänzend Latein sprach, darf bei der ihm bescheinigten 'raschen Auffassungsgabe' vorausgesetzt werden."
ARMINIUS wußte, daß die römische Armee in offener Feldschlacht nicht zu schlagen sei. Dies sagten ihm ganz sicher seine Kriegserfahrungen. Vorsichtig, wie er war, weihte er nur wenige in seine Pläne ein. Sein Motto war: Maul halten! Feind hört mit. ARMINIUS gelang es in der Folgezeit, viele Germanenstämme für den Aufstand gegen Rom zu gewinnen. Dabei handelte es sich um diese Stämme: CHATTEN, ANGRIVARIER, CHATTUARIER, USIPETER, TUBANTEN, KALUKONEN, MARSER, BRUKTERER. Dies zeigt vor allem eines: ARMINIUS war geschickt, beharrlich und charismatisch.
Und genauso geschickt legte er den VARUS aufs Kreuz:
"Und hier gelang ihm sein Meisterstück, nämlich QUINTILIUS VARUS derart zu verblenden, daß er den erbittertsten Feind für den besten Freund hielt. Er machte sich dabei die größte menschliche Schwäche zunutze, die Eitelkeit. VARUS war eitel auf seine zweifellos bedeutenden juristischen Fähigkeiten und ARMINIUS beutete diese Schwäche aus."
Dies ist vollkommen richtig. Man muß die Schwäche des Gegners ausnutzen. Und zu VARUS sei gesagt: Ein römischer Operettengeneral hat es nicht besser verdient. Zu seinem juristischen Fimmel: Die Juristerei ist in den germanischen Wäldern ein wenig deplaziert, lächerlich und machtlos.
VELLEIUS meint:
"Die Barbaren sind Menschen, die bei aller Wildheit äußerst gerissen sind, ja sie scheinen geradezu geboren zur Verstellung. Man sollte es kaum glauben, wenn man es nicht selbst erlebt hätte."
Den hätte man besser auch über die Klinge springen lassen.
Die Germanen machten sich unterdessen ihren Spaß mit VARUS. Sie erfanden Rechtsstreitigkeiten, damit der selbsternannte Jurist was zu tun bekam. Dann dankten sie ihm für seinen Gerechtigkeitssinn und das römische Rechtssystem. So geschehen im römischen Sommerlager, irgendwo an der mittleren Weser.
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QUELLE: S. FISCHER-FABIAN: DIE ERSTEN DEUTSCHEN. Der Bericht über das rätselhafte Volk der Germanen (mit 50 Abbildungen), Knaur, München, Zürich 1975, S. 207 f.
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Schöne Grüße aus den germanischen Wäldern
Euer ARMINIUS

Donnerstag, 24. Oktober 2013

DIE RÖMER IN WORMS

"In einer schattigen Parkanlage liegt das Mauerstück, das daran erinnert, daß auch das 'Königliche Worms' dereinst eine römische Stadt war.
Römerzeit und Mittelalter sind längst versunken. Aus der CIVITAS VANGIONUM ist eine Industriesiedlung geworden."
Mit diesen Worten beginnt R. PÖRTNER seine Beschreibung des antiken WORMS. 100 Reichstage, Kaiserpfalz, Bischofshof, ca. 50 Kirchen, 5 Burgen, 12 Tore zeigen, wie bedeutend WORMS einmal war.
Etwas pathetisch schreibt PÖRTNER: "Die Erde aber ist schwer von Geschichte, Tradition und Schicksal."
Doch schon vor den Römern gab es dort Besiedelung:
"Weit über die Römerzeit zurück, wurzelt ihr Dasein in der früh-und vorgeschichtlichen Welt."
Damals dürfte die Ansiedlung allerdings ein recht bescheidenes Dasein geführt haben.
Auf dem Hochufer des Rheins gelegen, überragt die Stadt die Rheinniederung wie eine Festung. Uralte Wege und Straßen treffen dort zusammen.
Die Geschichte dieses Raums läßt sich 5000 Jahre zurückverfolgen! Man fand Waffen, Geräte und Schmuck verschiedener Kulturen: Bandkeramiker, Michelsberger Menschen, Glockenbecherleute (Bronzezeit), Hallstattvölker (Eisenzeit).
Ganz poetisch schreibt PÖRTNER:
"Sie alle kamen und gingen, lebten und starben, bauten ihre Wohstätten und verließen sie wieder."
Dann kamen die KELTEN:
"Mit den Kelten der La-Tène-Zeit beginnt auch hier die Frühröte der geschichtlichen Überlieferung. Ein halbes Jahrtausend v. Chr. ließen sie sich hier nieder..."
"Wo heute Worms liegt, entwickelte sich in dieser Zeit eine stadtähnliche Siedlung, bedeutsam wahrscheinlich als Marktort und befestigter Stammesmittelpunkt mit dem Sitz eines Fürsten. Sie hieß BORBETOMAGUS, Stadt oder Ort der Borbet, der keltischen Sonnenfrau, die mit EMBEDE und WILBEDE, der Erd-und Mondfrau, eine vielgenannte mythologische Dreiheit bildete."
Nach den KELTEN kamen die GERMANEN:
"Dann kam die Zeit der germanischen 'Landnahme'. Mit den Scharen des ARIOVIST setzten die VANGIONEN, NEMETER und TRIBOKER über den Rhein, drängten die keltischen Stämme ins Moselland und begründeten um Worms, Speyer und Straßburg ihre kleinen Stammesstaaten."
Dann kamen die RÖMER:
"Sie hatten die Reste der eingesessenen Bevölkerung noch nicht aufgesogen, als CAESAR mit seinen Legionen zum Rhein marschierte und alles Land links des Stromes für römisch erklärte."
Die ansässigen Stämme unterwarfen sich und wurden zu Bundesgenossen. Dadurch hatten sie eine gewisse Autonomie. Allzu viel zu sagen, hatten sie wohl nicht. Sie bekamen von den Römern den undankbaren und vermutlich schlecht bezahlten Job, an der "nassen Grenze" Wache zu schieben und das Imperium vor Ihresgleichen zu schützen. Die Wacht am Rhein!
"Ihre geschichtliche Rolle hatten sie indes verspielt."
LUCANUS weist übrigens auf ihre weiten Hosen hin und vergleicht sie deswegen mit den Sarmaten. Doch dies ist nur eine Randnotiz. (Wer also in Worms mit weiten Hosen rumläuft-in den 70er Jahren waren dies viele-ist Vangione!)
Da man ja sehen muß, wo man bleibt, stellten die VANGIONEN den Römern einige schlagkräftige Kohorten. Diese wurden gegen die CHATTEN eingesetzt sowie für Grenzkämpfe in England. (Den VANGIONEN fehlte ein ARMINIUS. Der hätte ihnen ins Gewissen geredet, nicht gegen GERMANISCHE BRUDERVÖLKER zu kämpfen. Daher sei der Häuptling der VANGIONEN auf alle Zeiten verflucht und erhalte keinen Eingang in WALHALL.)
Durch die günstige Lage, schloß man auf die Anlage eines DRUSUSKASTELLS. Ganz sicher wurde eine REITERABTEILUNG nachgewiesen. Diese war von Mainz abkommandiert und wurde mehrmals durch Infanterie abgelöst. Man fand einen REITERGRABSTEIN und einige INSCHRIFTEN. Auf diesen werden AUXILIA erwähnt sowie die ERSTE KOHORTE DER RAETIER (aus Tirol und Vorarlberg) und die 7. KOHORTE DER BREUCER und schließlich die ERSTE KOHORTE DER THRACIER. Weiterhin werden erwähnt: eine ALA HISPANORUM, SCUBULORUM, SEBOSIANA, AGRIPPINIANA und INDIANA (keine Indianer!).
Auf etlichen Grabsteinen erfahren wir einiges über Soldaten, die pensioniert wurden.
Und hier noch eine schöne Geschichte: Es gibt eine Altarinschrift in England, in der ein VANGIONISCHER REITER namens AMANDUS genannt wird. Dieser war der Sohn des Germanen VELUGNUS und kam in DEVA (Chester) auf die Welt. Nach PÖRTNER läßt die Inschrift die "zarte Beziehung zwischen den vangionischen Reitern in England und den Töchtern der Insel" ahnen. Vangionen sind halt auch nur Menschen. Ich stelle mir gerade diese Situation vor. Die junge Britin stellt ihren vangionischen Freund ihrem Vater vor: "Vater, das ist Amandus, er hat einen festen Job bei der army. Amandus ist Vangione. Er stammt aus der Civitas Vangionum.
"Wo liegt das?"
"Irgendwo in Germanien am Rhein."
"Was sprechen die da?"
"Keine Ahnung, Vangionisch?"
"Sag' mal, sind das nicht die, die mit den Römern gemeinsame Sache gemacht haben?
"Keine Ahnung, frag' ihn doch selbst."
Amandus: "Das war mein Großvater. Die haben damals Geschenke dafür bekommen. Ich habe damit nichts zu tun. Ich bin nur einfacher Soldat, kein Politiker."
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Ob es wohl damals T-Shirts gab für junge Frauen mit folgender Aufschrift: My (boy)friend/ lover is "Vangione". Jedenfalls wurden keine archäologisch nachgewiesen. Hätten wohl die Zeiten nicht überdauert.
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R. PÖRTNER: MIT DEM FAHRSTUHL IN DIE RÖMERZEIT, Städte und Stätten deutscher Frühgeschichte, Prisma Verlag Gütersloh, 1987, S. 324-327.
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Ich habe eine besondere Beziehung zu Worms, da ich genau auf der anderen Rheinseite (in Hofheim) geboren bin, was allerdings schon eine Weile her ist. Vielleicht bin ich ja Vangione und weiß es gar nicht. Als Kind war ich mit meinen Großeltern unzählige Male in Worms, meist zum Einkaufen. Oft saßen wir auch am berühmten LUTHERDENKMAL oder gingen ins "Milano", um Eis zu essen. Ich war immer ganz selig, wenn ich im "Woolworth" oder im "Wiener Wald" Pommes und Bratwurst bekam. Bekam ich dann noch eine Schachtel Lego oder ein Donald-Duck-Taschenbuch war das Glück perfekt. Das war so in den frühen 70ern.
In Worms gibt es unten am Rhein das Naturfreundehaus, wo man gut essen kann und einen tollen Blick auf den Rhein hat. Nicht weit davon entfernt befindet sich das eindrucksvolle Hagendenkmal. Man sieht Hagen, wie er den Schatz der Nibelungen im Rhein versenkt. Konnte leider nie was finden. Ist ja auch schon lange her.
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R.

Dienstag, 22. Oktober 2013

VIS PHILOSOPHIAE

Vernehmt die Worte des MARCUS TULLIUS:

Nam efficit (Denn es bewirkt) hoc philosophia (die Philosophie dies): medetur animis (sie bringt den Seelen Heilung), inanes sollicitudines detrahit (sie vertreibt die nichtigen Kümmernisse; Sorgen), cupiditatibus liberat (sie befreit von den Begierden), pellit timores (sie vertreibt die Ängste; verscheucht die Angst). Sed haec eius vis (Aber diese ihre Kraft) non idem potest (vermag nicht dasselbe) apud omnis (bei allen); tum valet multum ((nur) dann ist sie sehr stark; bewirkt sie viel), cum est idoneam complexa naturam (wenn sie eine entsprechende (geeignete) Natur erfaßt hat.
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MARCUS TULLIUS CICERO, GESPRÄCHE IN TUSCULUM (=TUSCULANAE DISPUTATIONES), lat.-dt. mit ausführlichen Anmerkungen neu herausgegeben von Olof Gigon, Heimeran Verlag München, 1979, II. Buch, cap. 11 (S. 122).
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Bei Flachköpfen bewirkt die schönste Philosophie rein gar nichts! Im weiteren kritisiert CICERO diejenigen "Philosophen", die-um mit HEINRICH HEINE zu sprechen- Wasser predigen und Wein trinken:
Videre licet alios (Man kann andere sehen; "es ist erlaubt, andere zu sehen"; die einen) tanta levitate et iactatione (von so großer Leichtfertigkeit und Prahlerei; Eitelkeit), ut iis (daß es diesen) fuerit non didicisse melius (besser gewesen wäre, nicht gelernt zu haben), alios pecuniae cupidos (andere wiederum, die gierig nach Geld sind; "nach Geld gierige"), gloriae non nullos (wiederum einige, die nach Ruhm süchtig sind; "nicht keine"), multos libidinum servos (viele, die Knechte der Lüste sind), ut cum eorum vita (so daß mit ihrem Leben) mirabiliter pugnet oratio (in erstaunlicher Weise ihre Rede "kämpft; so daß...widerstreitet; also ihre Rede widerspricht ihrem Leben). Quod quidem (Freilich dies; dies allerdings gerade dies) mihi videtur (scheint mir) esse turpissimum (das schändlichste zu sein).
(cap. 12)
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Das geht an die Adresse aller falschen Propheten und Heilsbringer. GLAUBT NICHT DEREN LÜGEN!
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CAVETE!
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R.

ZWEI FUNDAMENTALE STATEMENTS FROM OLD ARISTOTLE



Old ARISTOTLE speaks:

1.) AUSSERDEM BEDÜRFEN DIE GLÜCKSELIGEN IN KEINER WEISE DES NÜTZLICHEN.
(NIKOMACHISCHE ETHIK 7, 1158 a7)
(Dazu sei anzumerken erlaubt, daß "old Aristotle" einen gutbezahlten Job hatte. Er war nämlich, wie jeder Gebildete weiß, Erzieher des großen ALEXANDER. Wenn das nicht nützlich ist...fürs Konto!)
2.) DER MENSCH IST NICHT DAS BESTE, WAS ES IM KOSMOS GIBT (Nik. Eth.).-Da muß jeder vernünftige Mensch zustimmen. Vor allem bei der Erziehung seines Zöglings Alexander ging einiges daneben.
Hat nicht auch SARTRE gesagt: Die Hölle, das sind wir!
Die Nichtigkeit des Menschen betont PINDAR, wenn er sagt: DER MENSCH IST EINES SCHATTEN TRAUM.
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Ad 1) Aristoteles war nicht gerade arm wie eine Kirchenmaus. WILL DURANT schreibt dazu:
"He was himself, by this time, a man of spacious income; and he had married into the fortune of one of the most powerful public men in Greece. Athenaeus (no doubt with some exaggeration) relates that Alexander gave Aristotle, for physical and biological equipment and research, the sum of 800 talents..."
Die Frage nach der Glückseligkeit war ein Hauptanliegen in der Ethik: "It came to him more clearly that above all questions of the physical world there loomed the question of questions-what is the best life?-what is life's supreme good?-what is virtue?-how shall we find happiness and fulfilment?"
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W. DURANT: THE STORY OF PHILOSOPHY, The lives and opinions of the world's greatest philosophers, cardinal giant edition, New York 1953, p. 54 and 74-75.
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Philosophandum est!
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R.

POPKULTUR FRÜHER UND HEUTE

 

 
Von Gladatorenspielen und Gelagen zu Miley Cyrus auf den VMA! (Karikatur: www.gyle.de)

Montag, 21. Oktober 2013

JULIAN UND ATHANASIUS

JULIAN war "Graecomane" und verehrte die heidnischen Götter, was ihm von christlichen Kreisen sehr krumm genommen wurde. Dennoch war er, seiner philosophischen Überzeugung gemäß, diesen gegenüber leider allzu tolerant:
"Am 4. Februar 362 verkündete ich Religionsfreiheit in der Welt. Jeder konne jeden Gott auf jede ihm beliebige Weise anbeten. Der KULT DER GALILÄER war nicht mehr Staatsreligion, und die galiläischen Priester waren nicht mehr von Steuern und Gemeindeabgaben befreit. Ich rief gleichfalls alle Bischöfe zurück, die CONSTANTIUS in die Verbannung geschickt hatte. Sogar dem schrecklichen ATHANASIUS gestattete ich zurückzukehren, obwohl ich nicht will, daß er wieder Bischof wird."
Das war wohl ein Fehler:
"Nicht lange danach erschien ATHANASIUS mit einer großen Bande von Fanatikern in der Stadt und nahm seine Stellung als Bischof wieder ein. Eine seine ersten Amtshandlungen war, die Frau meines Statthalters zu 'taufen'. Das ging zu weit. Ich verwies ATHANASIUS des Landes und stellte klar, daß für amtsenthobene Bischöfe die Rückkehr aus der Verbannung nicht die Rückkehr zur Macht bedeute, besonders nicht für solche, die listige Feinde des Griechentums waren."
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Zu den ATHANASIANERN:
"'Dreckige Athanasianer?' Gallus war älter als ich und kannte bereits den größten Teil unseres neumodischen Aberglaubens.
'Ich fürchte ja. Wir gehen wohl lieber.'
Ich aber wollte wissen, was ein Athanasianer sei.
'Irregeleitete Narren, die glauben, daß Jesus und Gott genau das gleiche sind...'
'Wo doch jeder weiß, daß sie einander nur ähnlich sind', sagte Gallus.
'Richtig. Wie es uns ARIUS-den euer Vetter, der göttliche Kaiser, so sehr bewunderte-gelehrt hat.'"
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AUS: GORE VIDAL: JULIAN, Goldmann-Verlag, Hamburg, Augsburg 1988, S. 351 f. u. 35.
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Ein geniales Buch!
"Im Wechselgespräch zweier griechischer Philosophen, hauptsächlich aber indem er JULIAN selbst die Feder in die Hand gibt, läßt GORE VIDAL die damalige Welt neu erstehen: die Begeisterung und den Kampf des jungen Kaisers für die alte Kultur, seine Kriegstaten, das Leben am Hof, an dem Mord Mittel der Politik war, die seltsame Verquickung der alten Welt mit der revolutionären Kraft des Christentums."
("Buch")
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GORE VIDAL wurde 1925 in Westpoint (im Bundesstaat New YORK) geboren. Er war Marineoffizier und Kriegsteilnehmer im 2. Weltkrieg.
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R.

Sonntag, 20. Oktober 2013

SPIEL, GITARRENMIEZE, SPIEL!


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THE JULIAN SOCIETY


Münzbild Kaiser Julians

'The Julian Society' ist eine religiöse Gruppierung (Orden), die sich um die Wiederherstellung des antiken Heidentums bemüht. Sie ist benannt nach Julian (christlich: Julian Apostata/der Abtrünnige), der als letzter heidnischer Kaiser (Caesar und Augustus) versuchte, das Vordringen des Christentums im Römischen Reich aufzuhalten. In der damaligen Zeit versuchte das Heidentum, sich durch eine Synopse aus Platon'ismus', Stoizismus und anderen heidnischen Elementen und sogar durch die Übernahme einiger Strukturelemente der christlichen Kirchen sich in letzter Minute des Christentums zu erwehren. Doch der Versuch der Platoniker, des Symmachus-Kreises und anderer Gruppen schlug fehl: Die heidnischen Stätten wurden nach und nach geschlossen und die berühmte heidnische Philosophin Hypatia wurde hingerichtet, indem man ihr durch christlichen Mob, Christenmiliz und Kampfmönche das Fleisch vom Körper schaben ließ.

http://juliansociety.org/
http://thejuliansociety.blogspot.de/
Facebook: The Julian Society

Samstag, 19. Oktober 2013

MURMILLO-CHARTS



Das sind die beliebtesten Artikel dieses Blogs - leider mussten einige aus urheberrechtlichen Gründen zensiert werden und können nicht angeklickt werden:

1. Lehrbücher Latein
2. In der Schenke - Trinksprüche und Kneipenlatein
3. Antiker Faustkampf
4. Ludus-Latinus-Übersetzungen
5. Prima-Übersetzungen
6. Cursus-Novus-Übersetzungen
7. Cursus-Übersetzungen
8. Behinderte im Römischen Reich

Zum Vergleich: Novatlan-Charts

IUSSIVUS, HORTATIVUS, PROHIBITIVUS

Liebe Freunde der klassischen Antike, liebe Lateinfans. Heute möchte ich über folgendes "spannende" Thema sprechen:
DER KONJUNKTIV ALS MODUS DER AUFFORDERUNG.
1.) IUSSIVUS: Aufforderung (Befehl) an die 3. Pers. Singular und Plural (Konjunktiv Präsens):
a) Se quisque noscat!=Jeder erkenne sich selbst! Jeder lerne sich selbst kennen!
(Wer sich selbst nicht kennt, überschätzt sich oft und macht Dinge, die er besser unterließe, z.B. Latein bis zur 12. Klasse zu wählen.)
b) Videant consules, ne quid res publica detrimenti capiat.=Die Konsulen sollen zusehen (dafür sorgen), daß der Staat keinen Schaden nehme.
(Das sollten auch unsere heutigen Politiker!)
c) Res familiaris augeatur ratione nec libidini pareat=Das Vermögen soll mit Verstand (Überlegung; "Köpfchen") vermehrt werden und nicht dem Vergnügen dienen. Man soll sein Vermögen mit Überlegung vermehren (vergrößern) und nicht dem Vergnügen dienstbar machen.
(Also immer Augen auf beim Aktienkauf! Wie viele machen schlechten Gebrauch vom Geld und verschwenden es für ihr kleines, billiges Vergnügen!)
d) Der Papst sagt immer, wenn er den Segen gibt:
Spiritus sanctus descendat super vos et maneat semper!=Der Heilige Geist komme über euch und bleibe immer!
2.) (AD)HORTATIVUS: Aufforderung an die 1. Pers. Plural (Konjunktiv Präsens)
a) Ne difficilia optemus!=Laßt uns nicht zu Schwieriges wünschen!
b) Etiam in rebus prosperis superbiam fugiamus!=Auch in glücklichen Lebensumständen wollen wir den Hochmut fliehen (meiden).
(Wie viele "heben ab", wenn ihnen ein Übermaß an Glück zuteil wird! Wie viele sogenannter "Stars" glauben, sie seien der liebe Gott! Doch meist rächt sich das ausgleichende Schicksal und stürzt gerade diese tief hinab in den Abgrund. Sie empfinden dann ihren Fall umso stärker, je höher sie gestiegen sind. Höhe ist immer auch Fallhöhe. Pride has the deepest fall. Arroganz wird zum Glück immer bestraft.)
3.) PROHIBITIVUS: Verbot an 2. Pers. Sg. u. Pl. (Konj. Perfekt; zeitstufenlos)
a) Ne dubitaveris!=Zweifle nicht
b) Ne commotus sis!=Don' worry! (be happy...trotz 5 in Lateinarbeit)
c) Ne mentitus sis!=Lüge nicht!
d) Jesus spricht: Ne timueritis!=Fürchtet euch nicht! (...denn ich bin bei euch)
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Quelle: THROM; RUBENBAUER/ HOFMAN
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MENGE faßt hingegen den HORTATIVUS mit dem SUASORIUS und IUSSIVUS zusammen. Why not. Funktion: Aufforderung oder Ermunterung. Beispiele:
1.) Imitemur maiores nostros!=Laßt uns die Vorfahren nachahmen! Wir wollen unsere Vorfahren nachahmen!
2.) Amemus patriam, posteritatis gloriae inserviamus!=Wir wollen unser Vaterland lieben und dem Ruhm der Nachwelt dienen! (Merkt euch das!)
3.) Misericordia ne commoveamur!=Wir wollen durch Mitleid nicht bewegt werden! (Immer schön mitleidslos mit den Feinden. Es grüßt Freund NIETZSCHE.)
4.) Sit sermo lenis minimeque pertinax.=Die Rede (Redeweise, das Gespräch der Vortrag) soll milde (sanft) sein und sehr wenig (keineswegs) hartnäckig (starr, zäh).
5.) an die 2. Pers. Sg. für unpersönliches "man": Feras, quod vitare non potes.=Man soll tragen, was man nicht vermeiden kann.
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R.



Sonntag, 13. Oktober 2013

ANTINOOS - DER JUSTIN BIEBER DER ANTIKE

File:Antinous Ecouen Louvre Ma1082 n3.jpgFile:Bust Hadrian Musei Capitolini MC817.jpg
Antinoos und Kaiser Hadrian.

Das ist Antinoos (lat. Antinous), aus Bithynion-Klaudiopolis aus Bithynien, dem Bolu der heutigen Nordwest-Türkei. Er wurde im frühen 2. Jhd. n. Chr. geboren und war ein Günstling des Römischen Kaisers Hadrian (Publius Aelius Hadrianus, Titulatur: Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus). Nach dem ersten Treffen in Bithynien begleitete er den Kaiser auf allen seinen Reisen, während Hadrian gleichzeitig mit seiner "Alten" Vibia Sabina unzufrieden war.
Leider starb der Schönling schon sehr früh, nämlich im Oktober 130 im Nil bei Besa. Die Ursache des Todes ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich war es ein Unfall oder Selbstmord, Mord ist aber auch nicht ganz auszuschliessen.

Der griechische Traditionen liebende Kaiser Hadrian war so in Trauer ob des frühen Todes dieses Jünglings, dass er Besa zu Antinoupolis (Antinoe, weitere Schreibweisen möglich) umbauen liess, die eine der grössten Städte Oberägyptens wurde.
Während wir über Antinoos' Leben relativ wenig wissen, so wurde er eine berühmte Figur der Kunstgeschichte. Er inspirierte viele Bildhauer, aber auch Architekten und andere Künstler. Angeheizt wurde die Kunsttätigkeit dadurch, dass der trauernde Hadrian seinen Günstling schon bald nach seinem Tod als Heros oder sogar Gottheit verehren liess. So wurden überall im Reich ihm zu Ehren Tempel errichtet und sogar sportlich-musisch-religiöse Festspiele (die Antinoeia) abgehalten.

Historische Quellen finden sich u. a. bei Cassius Dio, bei Aurelius Victor und in den Historia Augusta.

File:Antinous-osiris.JPGFile:Believe Tour 13, 2012.jpg
Antinoos als Osiris, Antinoos als Aristaios und Justin Bieber als Antinoos.


Samstag, 12. Oktober 2013

INSCRIPTIO: DIE BÜRGER VON TRIER BEDANKEN SICH DURCH EINE INSCHRIFT BEI DEN RÖMERN (das ist nett von ihnen)

IN H L SEPTIMI / SEVERI PII PERTINACIS
AUG INVICTI IMP/ ET M AURELI ANTONINI
CAES/ LEGIONI XXII PR P F/ HONORIS
VIRTUTISQ/ CAUSA CIVITAS TREVERORUM
/ IN OBSIDIONE AB EA DEFENSA
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Anno 196 n: Damals kämpfte SEPTIMIUS SEVERUS gegen den CLODIUS ALBINUS. Die 22. LEGION verteidigte in diesem Kampf TRIER gegen CLODIUS.
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Zu Ehren des Lucius Septimius Severus Pius Pertinax
Augustus, des unbesiegten Kaisers, und des Marcus Aurelius Antoninus
Caesar der 22. Legion Primigenia, der treuen und zuverlässigen, ihrer Ehre
und Tapferkeit wegen, die Bürgerschaft der Treverer,
in einer Belagerung von dieser (der Legion) verteidigt
(die in einer Belagerung von ihr verteidigt wurde).
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H=HONOREM
L=LUCI
AUG=AUGUSTI
IMP=IMPERATORIS
M=MARCI
CAES=CAESARIS
PR=PRIMIGENAE
P=PIAE
F=FIDELI (Dativ)
VIRTUSQ=VIRTUSQUE
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Die Bürger von Trier scheinen wahrhaft dankbar gewesen zu sein, sonst hätten sie diese Inschrift (die sicher nicht ganz billig war) nicht gesetzt. Hätte sie die berühmte XXII. nicht "herausgehauen", wäre es vielen von ihnen wohl schlecht ergangen. (An die Adresse von militanten Miltärgegnern: Hättet ihr es lieber vorgezogen zu sterben?) Kurzum: Die LEGIO hat gesiegt, und TRIER wurde gerettet. Viele heutige "Treverer" würden vermutlich nicht existieren, wenn ihre Vorfahren nicht von der PRIMIGENIA PIA FIDELIS gerettet worden wären. Die Inschrift erklärt sozusagen, warum sie existieren!
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R.


TRAUE KEINEM SOPHISTEN! ERASMUS VON ROTTERDAM, APOPHTHEGMATA, 3:

Sophista quidam (ein Sophist) ad Diogenem dixit (sprach zu Diogenes): "Quod ego sum (Was ich bin), tu non es (das bist nicht du)." Cum consensisset Diogenes (Als Diogenes zugestimmt hatte), sophista dixit (sagte der Sophist) se esse hominem (daß er ein Mensch sei), eum igitur (daß er/ dieser daher/ folglich) non esse hominem (kein Mensch sei).
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Apophthegma (schweres Wort!)=witziger, prägnanter Aus-,Sinnspruch, Zitat, Sentenz; davon: apophthegmatisch; hat mit phlegmatisch=träg, schwerfällig, gleichgültig nichts zu tun
Der große Duden: FREMDWÖRTERBUCH
(Beispielssatz: Die Schüler sind eher phlegmatisch als apophthegmatisch.)
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R.

Donnerstag, 10. Oktober 2013

"LIBERATOR HAUD DUBIE GERMANIAE": NACH H. KESTING

(C. TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI II, 88)

Ein großes Lob des römischen Historikers, der auch den tapferen Gegner würdigte!
ARMINIUS, der Befreier Germaniens, war seiner Zeit weit voraus. Er erkannte, daß kleine und schwache Völker dem Imperium nicht die Stirn bieten konnten. Nur größeren Stammesverbänden wäre dies evtl. möglich. Auch taktisch war er ein Vordenker. So ersetzte er die germanische Keilformation durch eine bewegliche Kampfesweise, die sich dem Gelände anpaßte. Sein strategisches Denken zeigte sich darin, daß er klug den Ort des Kampfes auswählte.
H. KESTING schreibt:
"Bewundernswert ist auch militärisch: die alles bedenkende Vorausschau in der Planung und die Klugheit in der Durchführung der Feldzüge gegen Varus wie gegen Germanicus, politisch: das weise Maßhalten nach dem Siege."
So ging er in weiser Voraussicht nicht über den Rhein:
"Er beschränkte sich auf das Mögliche und Erreichbare."
Weitblick bewies er auch darin, daß er MARBOD, den König der MARKOMANNEN, zum gemeinsamen Handeln aufforderte, doch dieser zog es vor zu kneifen.
ARMINIUS, der dreimal soviel wert war wie ein MARBOD, kämpfte allein weiter. KESTING nennt verschiedene Faktoren, die für die Bedeutung einer historischen Persönlichkeit relevant sind: "der auf Persönlichkeit und CHARAKTERWERT beruhende Erfolg, die Stärke des Gegners, die Größe des Opfers, das für den Erfolg gebracht werden muß, die Folgen der Tat und ihre Weiterwirkungen. ALLE VIER VORAUSSETZUNGEN SIND FÜR ARMINIUS GEGEBEN."
Und er fährt fort:
"Ihm gegenüber stand das gewaltige Machtpotential des römischen Imperiums..."
Doch ARMINIUS gelang das fast Unmögliche:
"Durch die unerwartete und völlig überraschende Vernichtung eines kampfstarken römischen Eliteheeres von etwa 30 000 Mann wurde das weltbeherrschende Imperium in seinen Grundfesten erschüttert. Der Plan des AUGUSTUS, das Reich bis zur Elbe zu erweitern, war durch diese Niederlage gescheitert. Rom mußte sich mit der Rheingrenze begnügen und dort eine durch 50 Kastelle gesicherte Defensivlinie beziehen. Raum und Volk zwischen Rhein und Elbe blieben germanisch. Durch seinen Sieg hat ARMINIUS Germanien vor dem Schicksal Galliens und Spaniens, der politischen und kulturellen Fremdherrschaft durch Rom, bewahrt. Daß wir nicht Romanen geworden, sondern Germanen geblieben sind, verdanken wir den erfolgreichen Abwehrkämpfen gegen die römische Invasion."
So ist es! Doch kein Sieg ohne Opfer:
"Für dieses Ziel mußte ARMINIUS die größten menschlichen Opfer tragen. Seit der Gefangennahme von Frau und Sohn durch den Gegner hatte er die Geborgenheit in Haus und Familie verloren; sein politisches und militärisches Wirken war durch eine ständige seelische Belastung überschattet und beeinträchtigt."
ARMINIUS tat also das, wozu die meisten aus Feigheit und Trägheit nicht bereit sind: Er kämpfte für seine Ziele und Ideale und, was fast noch wichtiger ist, er war entschlossen, dies auch unter größten Opfern zu vollbringen.
Irgendwelche Vaterlandsverräter haben dennoch die Niedertracht besessen zu fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Germanien romanisiert worden wäre. Ich sage: NIEMALS! Ins Moor mit denen! (Ich stelle mir mit Grausen Germanen vor, die französische Zigaretten rauchen und Croissants essen.)
Wir wären dann zweifellos genauso dekadent wie die Römer geworden!
"Die Erhaltung der im Volke gewachsenen Kulturwerte ist wesentlich ARMINIUS zu verdanken, weil er durch die Vereitelung der Romanisierung die Voraussetzung dafür geschaffen hat."
Doch im Jahre 21 n. Chr. traf den einsamen Kämpfer die Ungunst des Schicksals in Form seiner "krummen", verräterischen Verwandtschaft, die für alle Zeiten verdammt sei:
"Da seine Landsleute sein Wirken nicht verstanden, wurde er i. J. 21, zwölf Jahre nach der Varusschlacht von den Verwandten seiner Frau ermordet. Die Cherusker haben für diese schmachvolle Tat an ihrem Befreier schwer büßen müssen: durch Parteistreitigkeiten und Bruderkriege zerrissen, verfielen sie dem Nieder-und Untergang."
Alle vernünftigen Forscher sind sich darüber einig, daß ARMINIUS Größe und Genialität besaß. Der zeitgenössische Historiker VELLEIUS PATERCULUS sowie C. TACITUS zollen ihm höchstes Lob (und das Lob vom Gegner ist immer besonders viel wert!). TACITUS würdigt ihn wie folgt:
"ohne Zweifel der Befreier Germaniens. Er hat das römische Weltreich nicht in seinen Anfängen wie andere Führer und Völker angegriffen, sondern in seiner höchsten Blüte, in Schlachten mit wechselndem Erfolg, im Gesamtkrieg unbesiegt. Sein Leben währte 37 Jahre, davon 12 als Führer seines Volkes; noch heute wird er bei den germanischen Stämmen besungen."
("...liberator haud dubie Germaniae et qui non primordia populi Romani, sicut alii reges ducesque, sed florentissimum imperium lacessierit, proeliis ambiguus, bello non victus. Septem et triginta annos vitae, duodecim potentiae explevit, caniturque adhuc barbaras apud gentes...")
TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI II, 88.
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ERNST BICKEL, Altphilologe, bringt es in seiner "GESCHICHTE DER RÖMISCHEN LITERATUR" auf den Punkt:
"Der Cheruskerfürst hat zur Zeit des AUGUSTUS in einer der Sternenstunden der Weltgeschichte dem Germanentum den Weg zur selbständigen Prägung eigenen Kulturlebens offengehalten."
Doch bald verhallte sein Ruhm. Das ganze Mittelalter wußte fast nichts von ihm:
"Die Kunde von ARMINS Größe und Werk ist im Mittelalter verschollen. Erst mit der Wiederentdeckung der antiken Schriftsteller, besonders nach der Auffindung der 'Germania' im Jahre 1470 und der ersten 5 Bücher der Annalen des Tacitus im Kloster CORVEY im Jahre 1505-sie sind erst zehn Jahre später im Geamtwerk des Tacitus veröffentlicht worden-haben ihn die Humanisten der Vergessenheit entrissen. Insbesondere beschäftigt sich mit Gestalt und Tat des Arminius der Kreis um LUTHER, der in seinen Tischreden (V 415) von ihm sagt: 'Wenn ich ein Poet wer, so wolt ich den celebrieren. Ich hab in von hertzen lib.'"
KLOPSTOCK widmete dem ARMINIUS eine Trilogie, HEINRICH VON KLEIST und CHRISTIAN DIETRICH GRABBE schrieben Dramen. GRABBE schuf "in den letzten Jahren seines unglücklichen Lebens die stark in seiner Heimat wurzelnde Hermannsschlacht". ERNST VON BANDEL machte sich auf den Weg zum "tannenumrauschten Teutoburger Wald". Dort erbaute er auf der Höhe der GROTENBURG ein Denkmal. Das war 1838. Am 1. Mai 1875 lieferte die Firma KRUPP das Schwert dazu (11 Zentner, 7 m lang!). Die Inschrift lautet:
"Deutsche Einigkeit meine Stärke.
Meine Stärke Deutschlands Macht."
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NACH: DR. HERMANN KESTING: DER BEFREIER ARMINIUS-IM LICHTE DER GESCHICHTLICHEN QUELLEN, Detmold 1972, S. 24-27.
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Weitere Lit.:
E. BICKEL: Die individuelle Größe in der Persönlichkeit des Arminius, a.a.O. S. 80 ff. und H. E. STIER: Westfälische Forschungen 1938 S. 287 ff.
E. SANDER: Arminius und die römische Kultur, in: "Arminius und die Varusschlacht" S. 17-22.
Oberst STUART-WORTLEY: Arminius the Great, in: British Zone Review Nr. 16.
Für die jungen ARMINIUS-Fans:
LUDWIG RENN: Herniu, Kinderbuch-Verlag Ostberlin 1970
ders.: Herniu und Armin
(beide sehr lesenswert; in ihnen werden "die geschichtlich verbürgten Kulturzustände bei den Römern und Germanen im 1. Jahrhundert geschildert und gegenübergestellt".
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Ende
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BEST WISHES- ARMINIUS

Dienstag, 8. Oktober 2013

MENGE 428:  BEGRIFF DER NOTWENDIGKEIT

1.) NECESSE EST=griech. anágke esti: Unabweisbarkeit, Unabänderlichkeit, Notwendigkeit=es ist nicht anders möglich, unbedingt (logisch) notwendig
Beispielsätze:
a) Si iudicia nulla sunt, vis dominetur=Wenn es keine Urteile (gerichtlichen Untersuchungen) gibt, herrscht die Gewalt (vor).
b) Corpus mortale aliquo tempore interire necesse est=Es ist notwendig, daß der sterbliche Körper zu irgendeiner Zeit stirbt (untergeht).-Schön!
2.) OPORTET=griech. dei: Forderung der Anständigkeit, Billigkeit, Gerechtigkeit und Vernunft=es ist in der Ordnung, daß; es läßt sich nicht anders denken, als daß; die Vernunft sagt, daß es notwendig ist;
a) Hoc fieri non solum oportet, sed etiam necesse est=Es ist nicht nur in Ordnung, daß dies geschehe, sondern auch unbedingt notwendig (Cic. Verr. 4, 84)
b) Hostem fallatis oportet, immo necesse est=Es ist nötig, daß ihr den Feind täuscht, ja sogar unausweichlich. Anders geht es nicht! Feinde immer täuschen! (Das Motto meines Fechtvereins lautet daher: Amico pectus, hosti frontem=Dem Freund das Herz, dem Feind die Stirn.)
MENGE schreibt hierzu:
"Oft läßt sich jedoch zwischen 'oportet' und 'necesse est' kaum ein Unterschied statuieren." (S. 286)
3.) OPUS EST=griech. chre: Forderung des Bedürfnisses oder der Zweckmäßigkeit=es ist erforderlich, dienlich, zweckmäßig; man braucht; hat nötig:
Emas, non quod opus est, sed quod necesse est=Du sollst kaufen, nicht was notwendig ist, sondern was unbedingt notwendig ist. (An alle kleinen, moralfreien "girlies", die mit dem Geld ihrer Eltern (horribile dictu) "shopping" gehen.)
4.) DEBERE: Forderung der Schuldigkeit oder moralischen Verpflichtung:
Cives pro patria pugnare debent=Die Bürger müssen für ihre Heimat kämpfen. So ist es! Wenn die Griechen nicht bei Salamis gekämpft hätten, wäre es aus gewesen mit der Demokratie.
non debeo=ich darf nicht (aus moralischen oder intellektuellen, für mich verbindlichen Gründen)
(falls man Moral und Intellekt hat)
5.) MEUM, TUUM...imperatoris EST=es liegt in meiner, deiner...eines Feldherrn eigentümlicher Stellung
6.) DECET: Forderung des Anstandes, der Schicklichkeit.
7.) COGI, IUBERI: Forderung der äußeren Gewalt, eines fremden Willens.
8.) FACERE NON POSSUM, QUIN; FIERI NON POTEST, QUIN: Forderung der inneren Nötigung oder der äußeren Umstände=ich kann nicht umhin, es ist unvermeidlich
9.) GERUNDIVUM: Dieses drückt die "vorliegende Notwendigkeit schlechthin" aus "als aus den Umständen sich von selbst ergebend":
a) Omnibus moriendum est="Allen ist zu sterben"=Alle müssen sterben.
b) Suo cuique iudicio utendum est="Jedem ist seine eigene Urteilskraft zu nutzen"=Jeder muß sich seiner eigenen Urteilskraft bedienen.
Anmerkung: "Als phraseologisches Verbum (cf. 298) wird 'müssen' oft gar nicht übersetzt, wenn nämlich die Notwendigkeit des im Verbum Ausgedrückten aus den Verhältnissen unmittelbar sich ergiebt (sic!) und die Vorstellung der Freiwilligkeit von selbst ausgeschlossen ist: (alles klar?)
a) ich muß bedauern=doleo
b) ich muß gestehen=fateor
c) ich muß mich wundern=miror
Tantalus apud inferos graves poenas persolvit=Tantalus mußte bei den Unterirdischen (=in der Unterwelt) schwere Strafen büßen.
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HERMANN MENGE: REPETITORIUM DER LATEINISCHEN SYNTAX UND STILISTIK, Darmstadt 1979 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft). Unbedingt anschaffen und jeden Abend vor dem Einschlafen lesen! Welcome to your nightmare!
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R.

Montag, 7. Oktober 2013

LATEINISCHE IDIOMS: BUCHSTABEN Q

Nach so vielen "girlies" wieder etwas Ernstes und Langweiliges (jedenfalls für das profane Volk). An alle "girlies" dieser Welt: Ihr seid zwar schön, aber habt ihr auch eine schöne Seele? Das griechische Perfektheitsideal ist die "kalokagathia"="Verschmelzung von Schönheit und Tugend" (Bildungsideal!).
Dr. Max Apel, Dr. Peter Ludz: Philosophisches Wörterbuch (Sammlung Göschen Bd. 1031/31 a), Berlin 1958, S. 152.
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So, nun zum Thema:
Was heißt:
-auf jede erdenkliche Weise
Antwort: quoquo modo
(Beispielsatz: Die Schüler scheiterten auf jede erdenkliche Weise=Discipuli quoquo modo naufragium faciunt. Das macht aber nichts, denn Fließenleger ist auch ein schöner Beruf. Bildet weitere "schöne" Sätze!)
-alles, was die Lage erfordert
Antwort:
quidquid res exigit
(Alles, was die Lage erforderte, habt ihr nicht getan. Das Ergebnis war: Note 6!)
-von welcher Art auch immer dies sein mag
Antwort: cuiuscumque modi ista sunt
-auf jede nur mögliche Art und Weise
Antwort: quacumque ratione
-jede beliebige dieser drei Arten
Antwort: horum trium generum quodvis
-Welche Absicht verfolgst du?
Antwort: Qualis est tua mens?
-Wie der Hirte, so die Herde.
Antwort: Qualis rex, talis grex.
-so schnell er konnte
Antwort: quanta maxima potuit celeritate
-je gebildeter, desto bescheidener
Antwort: quanto doctior, tanto modestior
-soviel an mir liegt
Antwort: quantum in me est
-eine möglichst große Zahl
Antwort: quam maximus numerus
-Doch was rede ich?
Antwort: Quamquam quid loquor?
(Doch was rede ich? Das ist eh nur "margaritas ante porcos".)
-nirgendwo auf der Welt
Antwort: nusquam terrarum
(Nirgendwo auf der Welt gibt es so schlechte Schüler wie bei mir.)
-Es trifft sich gut für mich, daß...
Antwort: Bene mihi evenit, quod...
(...daß ich den ein oder anderen nie wieder sehen muß!)
-je schneller, desto besser
Antwort: quo celerius, eo melius
(Je schneller einige vom Gymnasium runtergehen, desto besser für die Menschheit.)
-So kam es, daß...
Antwort: Quo factum est...
(So kam es, daß alle eine 5 schrieben und den Eintrag bekamen: Versetzung gefährdet!)
-Was ist der Grund, daß du verzweifelst?
Antwort: Quid est, quare desperes?
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Lernen!-Testet doch mal euren Lehrer...
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Quelle: K. Raab/ M. Kessler: Lateinische Wortkunde, München, Regensburg 1976-86.
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R.

Sonntag, 6. Oktober 2013

NACHRICHT VON OPHELIA OVERDOSE

         Thraex
Ophelia Overdose @miss_overdose > Thraex @Myrmillo1

Ophelia Overdose (@miss_overdose):
The last styling of my trip to Munich that I am gonna share with u :)
I am still in Munich enjoying my day off! :)
http://www.facebook.com/photo.php?fbid=621042054613398&l=9fb2cd273b

Thraex (@Myrmillo1):
@miss_overdose: Sehr schönes Photo!
Machst du auch einmal wieder etwas für die Mittelalterszene?

Ophelia Overdose (@miss_overdose):
@Myrmillo1: bisher ist zwar nix geplant, aber das leben bleibt spannend :)
ich bin mir sicher da kommt mal wieder was!