Murmillo-Archiv

Mittwoch, 27. Februar 2013

DIE WEITEREN EREIGNISSE IN GERMANIEN (1): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 70
(zweiter Germanienfeldzug des GERMANICUS, Kap. 55-71, anno 15 n.)

Quid novi in Germania? Wie ging es weiter? Nachdem sich die 4 Legionen mühsam (mit Ach und Krach=aegerrime; adv. Superlativ) aus dem versumpften Wiesental herausgearbeitet (besser wäre"-gewurschtelt") hatten (s.o.)-es ging gerade noch einmal gut!-, wendet sich TACITUS nun wieder dem GERMANICUS zu, der an der Nordsee "Urlaub" machte:

At Germanicus (Doch Germanicus) legionum (der Legionen, von den Legionen), quas (die) navibus (mit Schiffen) vexerat (er transportiert hatte, befördert hatte; von "vehere, vexi, vectum"), secundam et quartam decimam (die 2. und die 14.) itinere terrestri (auf dem Landweg, auf einem Marsch zu Lande; endlos, das ist der Marsch!) P. Vitellio (dem P. Vitellius) ducendas tradit ("als zu führende übergab er sie"; er übergab sie ihm, um sie zu führen; damit er sie zu Land führe; Gerundiv; hier: final), quo (=ut eo=damit dadurch; wodurch) levior (leichter) classis (die Flotte) vadoso mari (auf dem seichten Meer; gemeint ist das Wattenmeer) innaret ("hineinschwamm"; also das Wattenmeer durchfuhr; keine gute Idee!) vel reciproco sideret (oder "auf dem Hin-und Zurückfließenden"=bei Ebbe und Flut "sich setzte"=auf Grund lief; besonders tragisch, da es keine Werkstatt um die Ecke herum gab! Auch kein ADAC!). Vitellius (V.) primum (zuerst) iter (einen Marsch; Weg) sicca humo (auf trockenem Boden) aut modice adlabente aestu (oder bei mäßig "herangleitender"; heranfließender; anschwellender (Goldmann) Flut) quietum habuit (er hatte einen ruhigen; bezogen auf Weg; konnte eine ruhige Kugel schieben!); mox (bald, dann) impulsu aquilonis (durch den "Anstoß", durch den Ansturm des Nordwindes; der Nordsturm; aquilus=der Verdunkelnde!), simul sidere aequinoctii (zugleich auch zu der Jahreszeit der Tag-und Nachtgleiche; also im Herbst, wo es langsam ungemütlich wird), quo (an welcher) maxime  tumescit Oceanus (der Ozean (das äußere Meer im Gegensatz zu "mare") besonders (am meisten; am stärksten, Goldmann) ansteigt (anschwillt), rapi agique agmen (wurde der Heereszug; das Heer zerrissen; auseinandergerissen, Goldmann; und hin-und hergetrieben; herumgeworfen; historische Infinitive im Passiv). Et opplebantur terrae (Und die Länder wurden "angefüllt"; das Land wurde überschwemmt; die Welt versank in den Fluten und im Chaos): eadem (dasselbe) freto litori campis (dem Meer, Strand, den Feldern) facies (Aussehen; alles bot denselben Anblick), neque discerni poterant (und sie konnten nicht unterschieden werden) incerta ab solidis (unsichere Stellen von den festen), brevia a profundis (seichte, nicht so tiefe, flache von tiefen).---
Dazu-wie immer-v. TIPPELSKIRCH:
"Während die Legionen des CÄCINA an den LANGEN BRÜCKEN um ihr Leben kämpften, zog das OBERE HEER nach Norden, ohne auf den Feind zu stoßen.
GERMANICUS selbst war mit zwei Legionen an Bord der Schiffe gegangen. Die beiden anderen Legionen-die II. und die XIV.-hatte er unter das Kommando des PUBLIUS VITELLIUS gestellt und diesem LEGATEN den Auftrag gegeben, durchs Land der Friesen, also entlang der Küste, zurück zum Rhein zu marschieren. Wahrscheinlich ging der Marsch dieser Truppe zunächst entlang dem Ostufer der Ems...Zu Anfang des Marsches war das Wetter noch warm und sonnig. Dann aber zogen hohe Wolkenschleier auf. Am folgenden Morgen färbte ein drohendes, brandiges Morgenrot den Himmel. Gegen Mittag stiegen jenseits des Flusses schwere Wolkengebirge über den Horizont. Eine knisternde Spannung lag in der Luft. Das alles waren Zeichen, welche die als Führer dienenden Chauken und Chamaven den Römern sehr wohl zu deuten wußten.
"THOR hat seine Stiere eingespannt! Noch vor Sonnenuntergang werden wir die Räder seines Wagens dröhnen hören!"
Das Sonnenlicht wurde trübe. Immer höher stiegen im Westen die Wolkenberge empor. Manchmal zuckte nun schon ein fahler Lichtschimmer darunter hin. Dann griffen lange Schattenfinger über den Fluß. Als aber der Saum der Wolken über den Marschierenden stand, fielen die ersten Böen ein. Ein dumpfes Poltern schallte herüber.
"Das ist er! Das sind die Räder seines Wagens!"
Es wurde dunkel. Dann aber wurde es für Augenblicke blendend hell-ein kilometerlanger Blitz fuhr quer über den Himmel. Schmetternd folgte der Donner. THOR, der Wetter-und Sturmgott der Germanen, hatte mit seinem Hammer MJÖLNIR zum ersten Male zugeschlagen.
Es war der Auftakt zu einem Inferno. Zuerst Blitz auf Blitz-dann Regen und Sturm--aber das war noch immer nicht das Schlimmste! Der Heerzug des VITELLIUS war ja inzwischen der Küste schon nahe gekommen. Und in der Weite des Nordmeeres ballte sich das Verderben zusammen. Vom Sturm getrieben, brach die Flut mit besonderer Heftigkeit über die Küste und in die Mündungen der Flüsse herein. (...) in dem Inferno, in dem man nicht sagen konnte, wo das Meer endete und das Land begann! Wie sollte man erkennen, wo unter der Flut der Boden war? Wo sollte man sich festklammern, wenn die Wellen heranstürmten?
Die schweren Rüstungen zerrten die Soldaten in die Strudel. Gepäck, tote Pferde, menschliche Leichen trieben daher.---
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Der reinste Wetterbericht!
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THOR, the hammer!
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Welcome in Germany!
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das Wort "terra"  heißt eigentlich "das Trockene; vgl. griech. "tersaino" u. lat. "torrere"=dörren, trocknen; s. Stowasser!)
torrere, eo, torrui, tostus; davon kommt unser "Toast"!
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The one and only SIR

Dienstag, 26. Februar 2013

MARCUS TULLIUS CICERO: DE OFFICIIS I, 16: Ut enim quisque...(11. Klasse)

Ut enim quisque (Wie; sobald nämlich jeder (für sich)) maxime perspicit (ganz besonders erkennt; sehr deutlich sieht; wahrnimmt; durchschaut), quid (was) in re quaque ( in jeder Sache) verissimum sit (das "Wahrste" ist; sei; genau die Wahrheit ist), quique (und wer) acutissime (sehr scharfsinnig) et celerrime (und äußerst schnell) potest et videre (sowohl sehen kann) et explicare rationem (als auch die vernünfige Begündung entwickeln kann), is (dieser) prudentissimus (für sehr klug; blitzgescheit) et sapientissimus (und sehr weise; einsichtig; verständig) rite haberi solet (pflegt mit Recht gehalten zu werden; wird gewöhnlich...gehalten). Quocirca (Daher) huic (für diesen; diesem) quasi materia (gleichsam die Materie; gewissermaßen der Stoff), quam tractet (die/ den er behandeln möchte; in der er tätig ist; um sie zu behandeln..? final) et in qua versetur (und in der er verweilt; sich aufhält), subiecta est veritas (ist die Wahrheit "darunter gelegt"; m. E. zugrunde gelegt; d.h. er muß ihr als Richtschnur folgen!)
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11. Klasse (s.o.), falls ihr überhaupt soweit kommt!
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Philologisches Hilfsmittel: Lat. Lesebuch; Kommentar (Diesterweg), Frankf. 1971.
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The SIR (aka the philologos)


MARCUS TULLIUS CICERO: DE OFFICIIS I, 15: Omne, quod est honestum...(11. Klasse)

Das "Sittlich-Gute"

Omne, quod (Alles, was) honestum est (schicklich; moralisch o.k. ist), id (dies) quattuor partium oritur ex aliqua (entsteht; entspringt aus irgendeinem der vier Teile): aut enim in perspicientia veri (denn entweder auf der Erkenntnis des Wahren (der Wahrheit) sollertiaque (und der Einsicht; Anwendung der Erkenntnis) versatur (beruht es) aut in hominum societate (oder in der Gemeinschaft (Gesellschaft) der Menschen) tuenda (die in einem guten Zustand erhalten werden muß; geschützt werden muß; auf die man acht geben muß) tribuendoque suum cuique ("durch jedem das Seine geben"; indem man jedem das Seine gibt) et rerum contractarum fide (und auf der Zuverlässigkeit in vertraglichen Angelegenheiten; contrahere=Verpflichtung übernehmen, etwas ausmachen; Verläßlichkeit) aut in animi excelsi atque invicti magnitudine ac robore (oder in der Größe und Kraft eines erhabenen  (herausragenden) und unbesiegbaren Geistes) aut in omnium, quae fiunt quaeque dicuntur, ordine et modo (oder in der Ordnung und im Maß aller Dinge, die geschehen; getan werden (=Taten) und gesagt werden (=Äußerungen; Objektsätze), in quo inest (in dem darin ist; innewohnt; enthalten ist) modestia et temperantia (Bescheidenheit und Mäßigung; Besonnenheit und Selbstbeherrschung). Quae quattuor quamquam (Obwohl diese vier) inter se colligata (untereinender verbunden) atque implicata sunt (verknüpft sind), tamen (dennoch) ex singulis (aus den einzelnen) certa offciorum genera nascuntur (entstehen bestimmte; festgesetzte Arten der "Pflichten"; moralische Imperative!): velut ex ea parte (wie z.B. aus dem Teil), quae prima descripta est (der als erster beschrieben worden ist; wurde), in qua (in den) sapientiam et prudentiam ponimus (wir die Weisheit und Klugheit legen), inest indagatio (das Erforschen innewohnt) atque inventio veri (und das Finden der Wahheit), eiusque virtutis hoc munus est proprium (und dies ist die eigentümliche Aufgabe dieser "Tugend"; die dieser positiven Eigenschaft eigene moralische Aufgabe).-
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11. Klasse (s.o.); freut euch des Lebens, denn morgen ist es zu spät!
Noch Fragen?
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Cicero folgt hier der Position des PANAITIOS. Weiter oben im Text wurden die 4 Kardinaltugenden PLATONS genannt. Ihnen legen die STOIKER hier ihre Lehre von den Pflichten zugrunde.
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honestum: mein Vorschläge:= das "Schönwahrgut", das "Edeltreffliche" , das "Grundgute", das Gute "an und für sich", das "An-und-für-sich Gute", das außerhalb jeder Relation stehende "Ewig-Gute" (?), das Gute a priori, das Nicht-weiter-rückführbar-Gute, das "Auf-sich-selbst-beruhende-Gute"; die Idee des Guten.
(Weitere Vorschläge dürfen eingereicht werden!)
Philosophandum est.
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Gute Nacht!
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The SIR

Sonntag, 24. Februar 2013

KASUSLEHRE (1): DER GENITIV

Folgende DEFINITION steht im "MENGE":
"Der Genitiv, welcher im Lateinischen wie im Deutschen meistens auf die Frage 'wessen?' steht, wird im allgemeinen gebraucht, um zu einem nicht vollständig bestimmtem Begriffe die Ergänzung hinzuzufügen, rücksichtlich welcher der Begriff gedacht werden soll (Ergänzungskasus). Hauptsächlich und ursprünglich dient der Genitiv dazu, den Begriff eines Substantivs näher zu bestimmen; in einigen Fällen wird er auch dazu verwandt, um Adjektive und Verben näher zu bestimmen."

STEHLE unterscheidet, wie folgt:
1.) Der Genitiv als attributive Bestimmung: wessen? was für ein?
2.) Der Genittiv als prädikative Bestimmung (adverbaler Gebrauch)
3.) Der Genitiv als Ergänzung

ad 1)
a) genetivus possessivus: Besitzer
villa Ciceronis=das Landhaus Ciceros
autovehiculum Caesaris=das Auto Caesars
genetivus auctoris: Urheber
oratio Catonis=eine Rede Catos (Cato ist der Urheber der Rede!)
b) genetivus explicativus (epexegeticus, appositivus): Inhalt eines Begriffes wird erklärt
MENGE: "...einen solchen Gen., der einem allgemeinen Begriffe einen besonderen (dem Genus eine Species) als nähere Bestimmung beifügt, der sich demnach erklärend an das regierende Nomen anschließt und so die Stelle einer Apposition oder eines verkürzten Satzes vertritt, z. B. Pericula mortis atque exilii 'Gefahren, nämlich Tod und Verbannung'".
vitium ignaviae=das Laster der Trägheit (bei Schülern weit verbreitet!)
monstrum hominis=ein Scheusal von einem Mensch
miraculum audaciae=ein Wunder von Kühnheit
Beim MENGE finden wir auch folgenden "schönen" Satz:
Semper eum duo genera lenonum et latronum delectarunt.=Immer erfreuten ihn (fand er Gefallen an) zwei Menschenklassen, nämlich Kuppler (Zuhälter) und Banditen. (Bad company!)
STEHLE bringt u.a. dieses Beispiel:
vox laboris=das Wort "Arbeit" (dem heutigen Schüler weitgehend unbekannt); ich möchte hier "terribilis" hinzufügen (si placet)
c) genetivus qualitatis: Eigenschaft, Art, besonders bei Maß-, Zahl und Wertangaben
MENGE: Beschaffenheit, Eigenart eines Gegenstandes
vir magnae sapientiae=ein Mann von großer Weisheit (keiner von meinen Schülern ist hier gemeint!)
fossa pedum quindecim=ein Graben von 15 Fuß
iter unius diei=der Weg (Marsch, Reise) eines einzigen Tages=ein Tagesmarsch; eine Tagesreise
STEHLE: puer decem annorum=ein Junge von 10 Jahren; ein zehnjähriger Junge
eigenes Beispiel: puer undecim annorum=ein Junge von elf Jahren (beliebig fortführbar!)
d) genetivus partitivus
STEHLE: "das bestimmte Ganze, zu dem etwas als Teil gehört"
pars urbis=ein Teil der Stadt
maior fratrum=der ältere der Brüder
optimum vinorum=der beste der Weine, unter den Weinen
MENGE: "das Ganze, von welchem ein Teil genommen ist oder hervorgehoben werden soll"
pars militum=ein Teil der Soldaten
magnus numerus civium=eine große Zahl (Anzahl) (der) Bürger (von Bürgern)
multi equitum=viele Reiter (Ritter)
Dazu gehöre im weiteren Sinne auch der "genetivus generis oder materiae": Stoff
magna vis auri=die große Macht des Goldes
grex ovium=die Herde der Schafe (meine Nachbarn!)
Secundum MENGE steht der "gen. partitivus" bei
d 1) Substantiven der Quantität und des Maßes:
magna pars navium=ein großer Teil der Schiffe
d 2) Komparativen und Superlativen:
Omnium oratorum praestantissimus fuit Demosthenes.=Der beste aller Redner war Demosthenes.
d 3) bei Zahlwörtern; bei substantivisch gebrauchten Pronomina:
tertius regum Romanorum=der dritte der römischen Könige
Quis mortalium sine vitiis natus est?=Wer unter (von) den Sterblichen ist ohne Fehler geboren?
d 4) bei substantivisch gebrauchten Neutra von Qualitätsadjektiven und Pronomina:
STEHLE: tantum spei=so viel Hoffnung
MENGE: Exordium plurimum gravitatis debet habere.=Die Einleitung muß sehr viel Gewicht (Bedeutung, Würde) haben.
d 5) bei substantivischen Adverbien:
"satis eloquentiae, sapientiae parum" (SALLUST über CATILINA; CONIURATIO CATILINAE 5, 5)=genug Beredsamkeit, der Weisheit zu wenig (CHIASMUS)
d 6) bei Ortadverbien:
Ubi terrarum sumus?=Wo in aller Welt sind wir?
e) genetivus obiectivus:
STEHLE: "Der Genetiv bezeichnet bei Substantiven, die eine Empfindung oder Tätigkeit ausdrücken, die Person oder Sache, auf die die Empfindung oder Tätigkeit gerichtet ist."
metus dei=die Furcht vor Gott; Gottesfurcht
amor matris=die Liebe zur Mutter
spes salutis==die Hoffnung auf Rettung
MENGE: "Der Genitivus obiectivus, welcher das (nähere oder entferntere) Objekt bezeichnet, auf welches die in dem regierenden Substantiv ausgedrückte Thätigkeit gerichtet ist oder sich erstreckt, hat ein außerordentlich weites Gebiet und vertritt präpositionale Verbindungen aller Art."
studium litterarum=das Streben nach der Wissenschaft (nach den Wissenschaften; nach Gelehrsamkeit); Beschäftigung mit den Wissenschaften etc.
(ich ergänze: ist meinen Schülern völlig fremd!)
dubitatio veritatis=der Zweifel an der Wahrheit (ich ergänze: kann einem bei vielem kommen)
invidia Ciceronis=der Neid (Haß) auf Cicero
Addendum: MENGE:
"Den (objektiven) Genitiv regieren die Adjektive, welche zu den Begriffen begierig, kundig, eingedenk, teilhaftig , mächtig, voll oder deren Gegenteil gehören."
plenus vini=voll des Weins!
STEHLE: cupidus gloriae=ruhmbegierig, ehrgeizig (nicht meine Schüler!)
(Ich höre heute noch meine "alte" Lateinlehrerin Fr. OSTRn. M. Metternich (Gymnasium Gernsheim am Rhein, 1971-76) sagen: "Begierig, kundig , eingedenk, teilhaftig, mächtig, voll-regieren stets den Genitiv und wer's nicht glaubt ist doll (voll)!")
f) genetivus subiectivus:
MENGE: "Der Gen. subiectivus (possessivus und auctoris) ersetzt nicht nur manche deutsche Präpositionen, sondern bietet auch durch seine Kürze und Präcision (sic!) sehr oft die geeignete Aushülfe (sic!) für vollständige Verbalwendungen und relative Sätze."
sententiae septem sapientium=die Meinungen (Aussprüche) der sieben Weisen
terror belli=der Schrecken des Krieges
STEHLE: amor matris=die Liebe der Mutter: mater amat=die Mutter liebt
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Also: Lernen!
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HERMANN MENGE: REPETITORIUM DER LATEINISCHEN SYNTAX UND STILISTIK, Darmstadt 1979 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft).
Kaufen! Durchlesen!
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HERMANN MENGE: 1841-1939
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The SIR



Samstag, 23. Februar 2013

XANTEN (4): DIE RÖMISCHE WACHT AM RHEIN: COLONIA ULPIA TRAIANA

Nach der Niederbrennung ihres Dorfes, bauten es die CUGERNER wieder auf (Periode 4; Abflußgraben; abgedeckter Ziegelkanal; Hafenkai; Zeitraum: etwa um 80 n.). Doch auch diese Siedlung brannte nieder (das war nach 90 n.) Die leidgeprüften CUGERNER ließen sich aber nicht unterkriegen und bauten ihr Dorf erneut auf (5. Periode).
Zwischen 98 und 107 n.: Verleihung der Stadtrechte durch TRAJAN; enorme Bautätigkeit, Planung einer COLONIA nach dem üblichen Schema; vermutlich weiterer Hafen beim Dorf Lüttingen; Fund des "Lüttinger Knaben" (Bronzefigur);Fund einer Schauplatte mit Bild der Minerva; Beschlag eines röm. Schiffes.
Wahrscheinlich war die Stadt, die sich nun entwickelte, eine VETERANENSIEDLUNG.
Erwähnungen der CUT: Ptolemaios, Itinerarium Antoninianum, Tabula Peutingeriana.
Terminus post quem für die Gründung: 98 n.
Terminus ad quem (nach R. Egger): Abzug der LEGIO X GEMINA nach Pannonien; Grabstein eines Soldaten dieser Legion (bereits Bürger der CUT); Abzug der Legion nach Ritterling: um 103 n.
Inschriften der Legion aus dem Brohltal: die Legio befindet sich im Winter 101/ 2 noch in Germanien; spätestens 105 n. in Aquencum.
Conclusio: spätestes Datum für die Rekrutierung des L. VALERIUS PAP. VERINUS TRAIANA und die Gründung der Stadt: 105 n. 
Grabsteine mit Symbolen wie Meßstock, Winkel, Lot und Zirkel deuten auf die Tätigkeit von Städteplanern und Baumeistern hin. Ein wichtiges Arbeitsgerät war die "groma" (Lotung; rechte Winkel herstellen).
Fundamentales Werk über Architektur: MARCUS VITRUVIUS POLLIO: ZEHN BÜCHER ÜBER ARCHITEKTUR.
Weitere wichtige Arbeitsmittel der Vermessung: der Chorobat (eine Art Wasserwage).
Dazu THEODOR MOMMSEN: "Die Kunst des Messens unterwirft dem Menschen die Welt."
Die CUT wurde als Quadrat angelegt (Seitenlänge: ca. 930 m) mit zwei großen Straßen, die sich kreuzen:  CARDO MAXIMUS (Nord-Süd-Achse; 16 m breit) und DECUMANUS MAXIMUS (West-Ost; 11 m breit); die übrige Stadt: in Quadrate unterteilt; Stadttore an den Ausgangspunkten der beiden Achsen nach allen vier Richtungen.
Gesamtgebiet: 83 Hektar.
Die Siedlung der CUGERNER mußte dem Fortschritt weichen. 
Da es nicht genug Steine gab, mußten sie herangeschafft werden (Eifel, Brohltal, Drachenfels; heute noch Schneisen sichtbar, wo die Steine heruntergeschafft wurden).
Kalk kam aus der Eifel: Inschriften der LEGIO XXX aus dem Jahr 225 n. und der LEGIO I-Gefäß-und Scherbenfunde-Weihestein eines MAGISTER CALCARIARUM (das heißt nicht etwa "Meister oder Herr der Verkalkten", sondern Chef der Kalkbrennereien!).-
Der Text lautet: "Der Minerva geweiht. TITUS AURELIUS EXORATUS, Soldat der 30. LEGION, der siegreichen ULPIA, erfüllt als Meister der Kalkbrennerei gern sein Gelübde, weil die Göttin es verdient hat."
Der Job war bestimmt nicht so angenehm. Als Magister der Schnapsbrennerei wäre es gewiß lustiger gewesen! Aber man kann ja nicht alles haben im Leben.
Leise rieselt der Kalk!
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LIT: W. BÖCKING: DIE RÖMER AM NIEDERRHEIN UND NORDDEUTSCHLAND
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The SIR





Freitag, 22. Februar 2013

XANTEN (3): DIE RÖMISCHE WACHT AM RHEIN: COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT)
DAS ALTE DORF DER CUGERNER

1934-36 wurden bei Grabungen Reste eines alten Dorfes entdeckt (Schwellbalken). Hierbei handelte es sich um ein Dorf der einheimischen Bevölkerung vom Stamme der CUGERNER (s. PLINIUS; TACITUS!). Diese lebten mit den Römern in Frieden und stellten sogar Hilfstruppen. Es gibt die Vermutung, daß der Name "VETERA" von dieser einheimischen Siedlung herzuleiten sei, dem aber H. v. PETRIKOVITS widerspricht. Auf jeden Fall war das frühkaiserzeitliche Dorf "Kernsiedlung" der CUT.
(Es existiert eine Bleistiftzeichnung von PETRIKOVITS, die ein Haus aus dem Dorf der CUGERNER darstellt. Wir haben es hier m. E. mit einem germanischen Langhaus zu tun, vorne kann man einen offenen Vorraum/ Bereich mit Feuerstelle erkennen). Das Haus ist  nicht gerade luxuriös und würde keinen Blumentopf bei "Schöner Wohnen" gewinnen, aber wenigstens befanden sich die Germanen nicht in Mietknechtschaft wie die heutigen Stadtbewohner!)
Lage des Dorfes: am Rand der Niederterrasse, südl. des DECUMANUS MAXIMUS (=Ost-Weststraße der CUT). Die vollständige Ausdehnung: zur damaligen Zeit noch unklar.-3 Perioden!-1 Töpferofen-Überschwemmungsablagerungen-Pfostenbauten (langrechteckig)-Wände: Flechtwerk-Kochgruben mit Ascheresten-Scheunen-Vorratsspeicher-Erdsilos-rechteckige und kreisrunde Gruben-Knüppeldamm parallel zum Rheinarm-Brand im 7. Jahrzehnt n. Chr. (Bataveraufstand; s. TACITUS, HISTORIEN 4, 26; angeblich hätten sich die CUGERNER den BATAVERN angeschlossen; vielleicht zahlten die gut oder es gab ein paar joints von den Holländern; das Dorf wurde möglicherweise vom römischen LEGATEN VOCULA niedergebrannt , als er dem belagerten VETERA zu Hilfe kam.)
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nach W. BÖCKING
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The SIR
XANTEN (2): DIE RÖMISCHE WACHT AM RHEIN: COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT)

Der Name "Xanten" stammt von der mittelalterlichen Siedlung "ad sanctos". Dazu gibt es diese Erklärung: Südlich der Stadt fand man auf einem Gräberfeld das Doppelgrab zweier Märtyrer. Märtyrer sind, wie man weiß, von Beruf aus heilig, deswegen "ad sanctos"=zu den Heiligen.
Das römische Miltärlager VETERA befand sich auf dem FÜRSTENBERG ("der vorderste Berg") bei dem Dörfchen BIRTEN. Von hier aus hatte man einen weiten Blick nach NIEDERGERMANIEN hinein. Bei dem Lager handelte es sich um ein sog. STAND-bzw. WINTERLAGER. Dorthin zogen sich die Römer nach ihren Sommerfeldzügen im FREIEN GERMANIEN zurück. Das Lager wird sogar von TACITUS in seinen "HISTORIEN" erwähnt (Bestätigung schriftlicher Quellen durch die Archäologie!).
VETERA war Ausgangspunkt für die Operationen des DRUSUS. 9 n. flüchteten die Reste der Legionen des    VARUS dorthin. TIBERIUS unternahm von dort aus seine Rachefeldzüge, die durch GERMANICUS weitergeführt wurden (bis 16 n.). 68 n. zerstörte der BATAVERFÜRST IULIUS CIVILIS das Lager.
Nach 70 n. waren die LEGIONEN XXII PRIMIGENIA und VI VICTRIX dort stationiert. Ab 120 n. lag dort die LEGIO XXX ULPIA VICTRIX, "Hauslegion" der COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT; gegründet um 100 n.; s. auch die zahlreichen Stempel auf Ziegeln). Ab 70 n. bewohnten die Soldaten das LAGER VETERA II (zwischen dem Fürstenberg und dem Rhein auf der Bislicher Insel). Das Lager bot nur noch Platz für eine Legion, die andere wurde in die Gegend des heutigen Nijmegen geschickt, um gegen die Bataver zu kämpfen. Da der Rhein mehrmals sein Bett verlagert hat, wurden die Mauern im Laufe der Zeiten zerstört.
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SIC TRANSIT GLORIA MUNDI! (So vergeht der Glanz der Welt!)
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Nach: W. BÖCKING
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The SIR
XANTEN (1): DIE RÖMISCHE WACHT AM RHEIN: COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT)

Xanten hat viel zu bieten: Neben dem gotischen Dom wäre besonders das römische Amphitheater zu nennen. Seit 1957 führt das RHEINISCHE LANDESMUSEUM BONN Ausgrabungen durch. 1974 wurde das REGIONALMUSEUM XANTEN eingerichtet. Man plante sogar, einen Archäologiepark zu errichten! Direkt unter dem Boden stieß man auf die Fundamentreste einer Römerstadt: Hierbei handelt es sich um die COLONIA ULPIA TRAIANA (CUT), die von Kaiser TRAJAN gegründet wurde. Doch schon vorher gab es dort ein Militärlager, das unter dem Namen VETERA bekannt ist. Ursprünglich ein HOLZ-ERDE-KASTELL, wurde es später unter NERO und CLAUDIUS zu einem Steinkastell umgebaut, das Platz für zwei Legionen bot. VETERA war Ausgangspunkt für Expeditionen nach Germanien hinein. Die Germanen fanden dies wohl weniger gut, denn die BATAVER zerstörten das Lager. Dies schien aber die Römer wenig zu kümmern, da sie gleich danach ein zweites Lager bauten.
LIT: W. BÖCKING: DIE RÖMER AM NIEDERRHEIN UND IN NORDDEUTSCHLAND, Frankf. 1974.
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The SIR

Donnerstag, 21. Februar 2013

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (13): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 68:

An den langen Brücken

Die Germanen waren sich-wie so oft-uneins darüber, wie vorzugehen sei. Es gab zwei Pläne (zum Glück gab es nur zwei):
a) der des ARMINIUS: Er riet, man solle die Römer abziehen lassen, um sie dann erneut auf ungünstigem Gelände anzugreifen. (Hätte ich auch so gemacht. Arminius wußte, wie's geht.)
b) der des INGUIOMERUS: Dieser riet dazu, einen Umfassungsangriff auf das Lager zu machen.
Keine gute Idee. Viel zu riskant!
Igitur orta die (Bei Tagesanbruch also; nachdem der Tag begonnen hatte) proruunt fossas (schütten sie die Gräben zu; proruere=hervorstürzen; einreißen; evtl. stürzen sie vor die Gräben hin ?), iniciunt crates (werfen Flechtwerk hinein), summa valli prensant (nehmen die höchsten Stellen des Walls ein), raro super milite (nachdem oben nur wenig Kriegsvolk; Soldaten) et quasi ob metum defixo (und sozusagen (gewissermaßen) wegen der Furcht; aus Furcht; durch die Furcht "festgehalten"; "festgeheftet" worden war; die Soldaten standen also da wie festgenagelt; wie vom Schlag gerührt). Postquam haesere munimentis (Als sie an den Schanzen hingen; an den Befestigungen), datur cohortibus signum (wird den Kohorten das Zeichen (zum Angriff) gegeben) cornuaque ac tubae concinuere (und die Signalhörner und Trompeten erklangen; ertönten). Exin (Hierauf; dann) clamore et impetu (mit Geschrei und einem Angriff; Ungestüm; in einem Ansturm; mit Gewalt) tergis Germanorum circumfunduntur (umdrängen sie die Rückseiten der Germanen; umringen sie...; medial; sie fallen also den Germanen in den Rücken; unfair!); (...) Arminius integer (Arminius unversehrt), Inguiomerus post grave vulnus (Inguiomerus nach einer schweren Wunde; Verwundung) pugnam deseruere (verließen die Schlacht); vulgus trucidatum est (die Masse; die einfachen Krieger sind niedergemacht worden), donec ira et dies (solange als der Zorn und der Tag) permansit (andauerte). Nocte  (In der Nacht) demum reversae legiones (kehrten endlich die Legionen zurück (perf. reverti; selten reversus sum; Semideponens), quamvis plus vulnerum (obwohl es noch mehr Wunden gab), eadem ciborum egestas (derselbe Mangel an Essen (wie tags zuvor)) fatigaret ((den Soldaten) zusetzte; sie erschöpfte; sie mitnahm), vim sanitatem copias (Kraft, Gesundheit, Kriegsvorräte (Mittel), cuncta in victoria habuere (all dies hatten sie im Siege).-
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Dazu wie immer v. TIPPELSKIRCH:
"So gelang dem Cäcina, was dem Varus nicht gelungen war: er stellte die Germanen zum Kampf im freien Feld. Damit war die Schlacht für die Römer gewonnen. (...) Die Schlacht an den langen Brücken wurde ein römischer Sieg. Zweitausend Jahre später wissen nur wenige noch davon. Die Varusschlacht im Teutoburger Wald überschattet den Kampf an den langen Brücken. Wären die Römer aber dort unterlegen-und sie waren sehr nahe daran!-so wäre später wohl die Varusschlacht über der Schlacht an den langen Brücken vergessen worden. Denn in der Varusschlacht gingen drei Legionen zugrunde. An den langen Brücken wären es vier gewesen."
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Toller Sieg und vor allem "cui bono"? Wo ist das Ergebnis, wo der Gewinn?-Die Römer waren ganz schön blöd, ohne Aufklärung in das Wiesental hineinzumarschieren.
Doch auch die Germanen machten Fehler. Ihre ewige Beutegier und ihre Uneinigkeit (jeder ein kleiner Anführer) führten dazu, daß der Sieg verschenkt wurde.
Ich habe damals immer gesagt: "Hört nicht auf den Inguiomerus, diesen Irren!"
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The SIR


ANDREAS CAPELLANUS: DE AMORE LIBRI TRES (zwischen 1174 und 1186): Amor est passio...
1. Buch, Capitulum I: Quid sit amor, 1-6.
INCIPIT: Est igitur primo videre quid sit amor, et unde dicatur amor, et quis sit effectus amoris, et inter quos possit esse amor, qualiter acquiratur amor, retineatur, augmentetur, minuatur, finiatur...
=Zuerst muß man sehen, was die Liebe sei und woher (wonach) sie benannt (bestimmt) wird (weshalb sie so genannt wird) und welche die Auswirkung (Verrichtungen) der Liebe ist (sind) und zwischen welchen es Liebe geben könne, wie sie erlangt wird, festgehalten (behauptet) wird, vermehrt wird, vermindert wird, beendet wird...
ZU FINDEN auf unserer genialen Mittelalterseite: diereichsburg.blogspot.de
Don't forget: DIEREICHSBURG. BLOGSPOT. DE
Das HEILIGE RÖMISCHE REICH DEUTSCHER NATION SEI MIT EUCH!
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The SIR

Dienstag, 19. Februar 2013

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (12): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI, I, 67:

An den langen Brücken

Tunc (Dann) contractos in principia (die beim Hauptquartier des Lagers Versammelten; auf dem Hauptplatz des Lagers; Goldmann) iussosque (und die, denen man befohlen hatte) dicta cum silentio accipere (die Worte mit Schweigen aufzunehmen; Caecina sagte: "Haltet das Maul und hört mir zu!") temporis ac necessitatis monet (erinnert er an die Lage und die Not; s. Throm, S 45, S. 139: Genitiv als Objektkasus bei den Verben des Erinnerns und Vergessens; Anm. admonere...de re (bei Historikern und Dichtern: rei)). Unam in armis salutem (Einzig in den Waffen (liege) das Heil; die Rettung; sic!), sed ea (doch diese) consilio temperanda (seien mit kluger Voraussicht (Einsicht) zu gebrauchen; temperare=Maß halten; lenken etc.) manendumque intra vallum (und man müsse innerhalb des Walles (der Umwallung) bleiben), donec (bis) expugnandi hostes spe (die Feinde durch die Hoffnung des Eroberns; in der Hoffnung, ihn zu erstürmen) propius succederent (näher rückten); mox (dann) undique erumpendum (müsse man von allen Seiten ausfallen): illa eruptione (durch jenen Ausfall) ad Rhenum perveniri (werde zum Rhein gelangt; gelange man zu Rhein; kannten die damals schon das Lied "Warum ist es am Rhein so schön"?). Quod si fugerent (Wenn sie nun fliehen wollten), pluris silvas (mehr Wälder), profundas magis paludes (tiefere Sümpfe), saevitiam hostium superesse (und die Wildheit der Feinde bleibe übrig; gebe es nur noch...für sie; Goldmann: "so würden sie...zu überwinden haben"; im "kleinen Stowasser" findet man diese Bedeutung von "superesse" nicht!); at victoribus decus gloriam (doch den Siegern Ruhm und Ehre). Quae domi cara (Was zuhause (ihnen) teuer (lieb ist)), quae in castris honesta (was im Lager; Feldlager; Krieg ehrenvoll (ist)), memorat (daran erinnert er sie); reticuit de adversis (er schwieg (allerdings) über die Widrigkeiten; hinsichtlich der widrigen Lage). Equos dehinc (Die Pferde sodann; hierauf; von nun an), orsus a suis (anfangend bei seinen (Pferden); von "ordiri": Part. Perf. Akt.), legatorum tribunorumque (der Legaten und Tribune) nulla ambitione (ohne "Ehrgeiz"; Parteilichkeit etc.; gemeint ist: ungeachtet ihres Ranges; "ohne persönliche Rücksichten"; Goldmann; steht so nicht im Stowasser!) fortissimo cuique bellatori (jedem tapfersten Krieger; gerade; allein; nur den tapfersten Kriegern) tradit (übergibt er; überläßt er), ut hi (damit diese), mox pedes (dann die Fußsoldaten; Infanteristen) in hostem invaderent (gegen den Feind vorrückten; den Feind angriffen).---
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CAECINA macht das, was alle Feldherren gut können: eine Rede schwingen. Er redet seinen Leuten ins Gewissen. Heute würde man sagen: er macht sie "flott".
CAECINAS Plan:
Einzige Rettung liege bei den Waffen! Diese mit Verstand gebrauchen, innerhalb des Walls bleiben, warten, bis Feind rankommt, dann Ausfall und sich zum Rhein durchschlagen.
Wenn Flucht, dann alles noch viel schlimmer. (Nach dem Motto: Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren!)
Mit den Germanen konnte man schließlich nicht über Pazifismus diskutieren!
Um die einfachen Soldaten zu motivieren, gibt er den tapfersten die Pferde der Offiziere-cleverer psychologischer Trick!
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Euer Imperator

Montag, 18. Februar 2013

QUINTUS HORATIUS FLACCUS ("HORAZ"; geb. 65 v.): ODE IV, 3: Quem tu, Melpomene...

Viertes asklepiadeisches Maß
Thema: Dankgebet an die Muse, die ihn in Rom als Dichter berühmt gemacht hat

Quem tu (Wen du), Melpomene (M.=Muse der Tragödie und Lyrik; "die Singende"), semel (einmal)
nascentem (als einen geboren Werdenden=Sterblichen; Geborenen) placido lumine (mit gnädigem Auge) videris (angesehen hast),
illum (jenen) non labor Isthmius (nicht der isthmische Wettkampf; vgl Isthmia=die Isthmischen Spiele)
clarabit (wird berühmt machen) pugilem (als Faustkämpfer; prädikativ), non equus impiger (nicht das unermüdliche Pferd; das rastlose, unverdrossene Pferd)

curru ducet Achaico (wird (ihn) auf achäischem Rennwagen; durch den...(i.e. beim Wagenrennen in Korinth) "führen"; ziehen)
victorem (als Sieger), neque res bellica (auch nicht die "Waffentaten") Deliis (durch Delische=von der Insel Delos stammend)
ornatum (als geschmückten; bekränzten) foliis (durch Blätter; Delia folia=laurus=Lorbeer; also mit Lorbeer) ducem (als Führer, der mit Lorbeer geschmückt ist; Triumphator!),
quod (weil) regum (der Könige) tumidas (aufgeblasene) contuderit (zunichte gemacht hat; zerschlagen hat) minas (Drohungen),

ostendet (werden (erg. ihn; als Führer) zeigen; Singular wegen "res bellica") Capitolio (dem Kapitol; Hügel westl. des Forums):
sed quae (sondern welche) Tibur aquae fertile praefluunt (Wasserläufe am fruchtbaren Tibur vorbeifließen; die Wasserläufe, die...;Tibur, uris, n.: Sommerfrische von Rom an den Wasserfällen des Anio; praefluere=praeterfluere)
et spissae nemorum comae (und das dichte Laub; (=frondes) der Wälder; coma=Haar; Laub; der Haine)
fingent (sie werden (ihn) machen) Aeolio carmine (durch das äolische Lied; die lyrische Dichtung der Griechen; im äolischen Inselgebiet (Lesbos) beheimatet) nobilem (berühmt; vornehm).

Romae (Roms), principis urbium (der Herrscherin der Städte; der Ersten der Städte),
dignatur (hält für würdig) suboles (die Nachkommenschaft; also die Jugend Roms) inter amabiles (unter die lieblichen)
vatum (der Seher; Dichter) ponere me (mich zu versetzen) choros (Chöre; dazu gehören auch HOMER und PINDAR!),
et iam (und schon) dente (durch den Zahn) minus mordeor (werde ich "gebissen") invido (durch den neidischen; gemeint sind seine Neider, die seine neuartige Dichtung ablehnen).

O testudinis aureae (Ach, der goldenen Leier)
dulcem quae strepitum, Pieri, temperas (süßen (himmlichen) Ton, pierische Muse, die du "entlockst"; Goldmann; ins gehörige Maß bringst; strepidum temperare=(harmonisch) erklingen lassen; also: Pierische Muse, die du den süßen Ton der goldenen Leier erklingen läßt),
o mutis quoque piscibus (ach, auch den stummen Fischen)
donatura (wirst du verleihen; Partizip Futur Aktiv; künftig verleihend) cycni, si libeat, sonum (den Ton des Schwans, wenn es dir gefällt; beliebt).

totum muneris hoc (dies Ganze des Geschenks) tui est (ist deiner; es ist allein dir zuzuschreiben)
quod monstror digito (daß man mit dem Finger auf mich zeigt; respektvoll auf mich hinweist; "ich werde gezeigt"; im positiven Sinne also!) praetereuntium (der Vorübergehenden)
Romanae fidicen lyrae (als Dichter der römischen Leier=Dichtung)
quod spiro (daß ich atme; scil. deinen Geist; von dir erfüllt bin; voller Enthusiasmus bin) et placeo (und gefalle, erfreue), si placeo (wenn ich gefalle, erfreue), tuum est (ist das Deine; verdanke ich dir; Goldmann; ist allein dein Verdienst; ich!).---
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Hoher Stil! Wir hatten HORAZ in der 12. Klasse (Starkenburggymnasium Heppenheim, 1977) bei Herrn OSTR. Behringer (Lateinlehrer und verhinderter Gräzist).
HORAZ gilt als der schwerste Dichter der Trias VERGIL, OVID, HORAZ.
HORAZ muß vom Schüler bewältigt werden. Da geht kein Weg vorbei. Ende der Diskussion! Roma locuta, res finita!
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HORAZ, Auswahl aus seinen Dichtungen, B: Kommentar, Hirschgraben-Verl., Frankf. am Main, 1970, S. 42.
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Euer gestrenger Lehr-und Lehnsherr!

Freitag, 15. Februar 2013

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (11): TACITUS: AB EXCESSU  DIVI AUGUSTI I, 66:

An den langen Brücken

Forte (Durch Zufall; zufällig) equus abruptis vinculis vagus (ein Pferd, nachdem es die Fesseln zerrissen hatte, herumrennend; ein Pferd, das durchging, nachdem...) et clamore territus (und durch den Lärm erschreckt) quosdam occurrentium obturbavit (brachte einige der Entgegenlaufenden in Verwirrung; rannte sie über den Haufen). Tanta inde consternatio (Daher (entstand) ein so großes Entsetzen; eine derartige Bestürzung; Schrecken; Aufruhr), inrupisse Germanos credentium (der Glaubenden, daß die Germanen eingebrochen seien; durchgebrochen; eingefallen; derjenigen, die glaubten, daß...), ut cuncti (so daß alle) ruerent ad portas (zu den Toren stürzten; in Eile stürzten; eilten), quarum decumana (von denen das Haupttor; das Haupttor dieser (Tore)) maxime petebatur (besonders, hauptsächlich zu erreichen gesucht wurde; man zu erreichen versuchte), aversa hosti (abgewandt dem Feind; weil es vom Feind abgewandt war) et fugientibus tutior (und sicherer für die Fliehenden). Caecina comperto (Nachdem Caecina erfahren hatte) vanam esse formidinem (daß der Schrecken unbegründet (nichtig) war), cum tamen (weil er dennoch) neque auctoritate neque precibus (weder durch sein Ansehen noch durch Bitten), ne manu quidem (nicht einmal durch Gewalt, occ. die bewaffnete Hand; auch: Tapferkeit) obsistere aut retinere militem quiret (sich widersetzen; Widerstand leisten oder das Kriegsvolk zurückhalten konnte; quire, queo, quivi (quii), quitum=können, vermögen), proiectus in limine portae (hingeworfen auf die Schwelle des Tores) miseratione demum (durch Mitleid schließlich; erst durch Mitleid; Mitgefühl; Bedauern), quia (weil) per corpus legati (über den Körper des Legaten=Kommandeurs) eundum erat (gegangen werden mußte; weil man...gehen gemußt hätte; abundierender Konjunktiv), clausit viam (verschloß er den Weg (scil.: für die Fliehenden). Simul tribuni et centuriones (Zugleich (gleichzeitig) die Tribunen und Zenturionen) falsum pavorem esse docuerunt (unterrichteten, erg: ihre Leute, daß der Schrecken ein falscher=grundlos sei; blinder Alarm).---
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Was berichtet unser v. TIPPELSKIRCH?
"...Später lagen sie auf der feuchten Erde unter freiem Himmel; denn auch die Zelte waren verloren gegangen. Hinzu kam das Jammern und Stöhnen der Verwundeten. Hinzu kam die Angst vor dem folgenden Tag.
In solcher gespannten Atmosphäre genügt der lächerlichste Anlaß, um eine Panik auszulösen. Ein Pferd ging durch und rannte über den Haufen, was ihm in die Quere kam. Der Lärm aber ließ die weiter abseits Lagernden glauben, die Germanen griffen an. Die einen liefen zu den Waffen, andere flohen Hals über Kopf zum westlichen Tor des Lagers hinaus. Nur mit größter Mühe gelang es den Tribunen und Centurionen, die Ruhe einigermaßen wiederherzustellen. Von Cäcina selbst berichtet Tacitus, der Oberbefehlshaber hätte sich auf die Schwelle des Tores geworfen, um die Fliehenden aufzuhalten. Da ging wohl die Phantasie mit dem Historiker durch! Was hätte ihm denn in der allgemeinen Aufregung, dazu bei Dunkelheit, ein solcher Versuch eingebracht? Bestenfalls eine breitgetretene Nase-!
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Zwei Positionen stehen sich gegenüber:
1.) Die Story stimmt doch:
Ist es so undenkbar? Der Südländer liebt die Theatralik. Der antike Mensch hat viel stärker auf symbolische Gesten angesprochen als wir heute. Caecina kannte als militärischer Führer die Psychologie der Masse und wußte, wie einfache Soldaten ticken.
Hätte Tacitus, wenn er falsch berichtet hätte, nicht einen Sturm des Protestes ausgelöst und seinen Ruf als seriöser Historiker gefährdet?
2.) Alles Lüge!
Wußte Tacitus, daß dies sowieso niemand mehr überprüfen konnte?
War seine Quelle falsch? Wollte der Informand sich am Caecina für irgend etwas rächen (offene Rechnung u.dergl.)? Oder zahlte Tacitus besser, wenn die Informationen möglichst märchenhaft und spannend waren?
Oder war hier für Tacitus der Wahrheitsgehalt eher nebensächlich und wollte er hauptsächlich Spannung erzeugen, Aufmerksamkeit erregen, unterhalten und moralisieren?
Wie heißt es doch beim Dichter QUINTUS HORATIUS FLACCUS: ARS POETICA, 333 f:
Aut prodesse volunt aut delectare poetae,
aut simul et iucunda et idonea dicere vitae.
=Entweder nützen oder erfreuen wollen die Dichter
oder  zugleich sowohl Angenehmes als auch für das Leben Geeignetes sagen.
(Entweder wollen nützen die Dichter oder erfreuen,
oder uns Schönes und Lebensnahes zugleich wohl bescheren.
HORAZ: SATIREN UND EPISTELN, übertragen v. G. DORMINGER, München, 1959 (bei Goldmann), S. 137.)
Nun war Tacitus nicht Horaz. Und ich bin nicht Tacitus!- Dennoch weiß man, daß es antike Historiker mit der Wahrheit oft nicht so genau nahmen.-
So war das halt, damals im Krieg. Da wurde viel erzählt.-
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SIR R



Donnerstag, 14. Februar 2013

MURMILLO-VISITENKARTE



IN EIGENER SACHE: PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT. DE

Geneigter Leser, lieber Freund der Antike, liebe Diszipulen.- Wir haben seit kurzer Zeit eine militärgeschichtliche Seite (benannt nach der 22. Mainzer Legion): primigenia-pia-fidelis.blogspot. de
Die Seite ist leider noch nicht bebildert. Gut Ding braucht Weil.
Mein collega (A. M.) aus der CIVITAS TREVERORUM  bemerkte einmal in treffender Weise: Ohne die Getreideversorgung im alten Rom hätte es auch keinen ACI gegeben. Dem kann ich nur zustimmen und möchte hinzufügen: Ohne das Militär hätte es auch keinen Konjunktiv gegeben. Ich bezweifle stark, daß der einfache Legionär überhaupt wußte, was z.B. der coniunctivus deliberativus sei (äußerst wichtig für das praktische Leben!). Dies hat der legionarius übrigens mit meinen Diszipulen gemein. Ansonsten gibt es da große Unterschiede bzw. wenig Gemeinsamkeiten: Der gemeine Diszipule von heute würde z.B. weder einen Geländemarsch überstehen noch wäre er dem beinharten Waffentraining in der Legion gewachsen (so 2h/ Tag).
ERGO: Ohne die Getreideversorgung und das Militär hätte auch ein OVID einpacken können!
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Euer SIR
DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (10): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 65:

Die langen Brücken

Doch so schnell, wie v. TIPPELSKIRCH die Sache erzählt, ging es in Wirklichkeit nicht (voran). Erst einmal war Heulen und Zähneklappern auf römischer Seite:
Hören wir TACITUS:
(...) enisaeque (PPA von "eniti") legiones (Die Legionen arbeiteten sich durch; "Einer kam durch!" AdV) vesperascente die (als es Abend wurde; "als der Tag abendlich wurde") in aperta et solida (ins Freie, auf freies Gelände; und auf festen Boden). Neque is (Aber dies (war) nicht)) miseriarum finis (das Ende der Leiden): struendum vallum (ein Wall war zu bauen; mußte gebaut werden), petendus agger (Schanzmaterial mußte geholt werden; evtl: ein Damm mußte gebaut werden?), amissa ((es war) verloren (gegangen)) magna ex parte (zu einem großen Teil; größtenteils) per quae egeritur humus (durch das die Erde herausgeschafft wird=Schaufeln etc.) aut exciditur caespes (oder der Rasen ausgestochen wird=Spaten; excidere=herausschneiden); non tentoria manipulis ((es gab) keine Zelte für die Manipel=1/3 einer cohors), non fomenta sauciis (keine Verbände; Linderungsmittel für die Verwundeten): infectos caeno aut cruore cibos dividentes (die durch Schmutz oder Blut besudelten (verunreinigten) Speisen verteilend; dabei wurden...verteilt und; wobei sie...) funestas tenebras (die unheilvolle; todbringende Finsternis) et tot hominum milibus (und daß (außerdem=iam) so vielen tausend Männern) unum iam reliquum diem ((jetzt nur noch) ein einziger Tag übrig sei; nun=iam (nur noch; Goldmann) ein Tag übrig sei) lamentabantur (beklagten sie; Konstruktion: Sie beklagten sich über die Finsternis und außerdem darüber, daß...wobei Speisen verteilt wurden, die...).
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iam=adv. schon, bereits nun, jetzt; als Übergangspartikel: ferner, außerdem, nun; occ. (steigernd) vollends, sogar
non iam=nicht mehr, nicht länger
"Der kleine Stowasser"-anschaffen!
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The SIR
DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (9): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 65:

Der Kampf an den langen Brücken

Plurimus circa aquilas labor (Die meiste; größte Mühe (Strapazen) (gab es) rings um die Adler; nahe bei), quae neque ferri (die weder getragen werden) adversum ingruentia tela (gegen die heranfliegenden Geschosse; ingruere=losstürzen,hereinbrechen) neque figi limosa humo poterant (noch im schlammigen Boden befestigt werden konnten; aufgepflanzt werden konnten). Caecina dum sustentat aciem (Während Caecina die Kampflinie aufrecht hielt; aufrecht zu halten versuchte), suffosso equo delapsus (vom von unten durchbohrten Pferd herabgleitend; er fiel vom Pferd, nachdem es durchbohrt worden war; armes Tier! AdV) circumveniebatur (wurde er umzingelt; besser: wäre er umzingelt worden; abundierender Irrealis!), ni prima legio (wenn nicht die 1. Legion) sese opposuisset (sich (dem Feind schützend) entgegengeworfen hätte; entgegengestellt; entgegengetreten wäre).
Dazu v. TIPPELSKIRCH:
"CAECINA versuchte verzweifelt, seine durcheinandergeratene Truppe zu ordnen und das Gefecht zu halten. Dabei geriet er selbst in höchste Bedrängnis. Sein Pferd wurde ihm unterm Leib erstochen. Inmitten einer kleinen Schar von Legionären kämpfte er um sein Leben, bis endlich der Führer einer Abteilung der 1. Legion die Not des Feldherren bemerkte und gerade noch rechtzeitig zu Hilfe kam.
Der Kampf währte noch den ganzen Tag. Zweifellos hatte ARMINIUS vor, seinen Durchbruch auszubauen und die 1. sowie die XX. Legion abzuschneiden."
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Das hätte er besser mal tun sollen, doch es kam (wie immer) anders. Seine Leute zogen es nämlich vor zu plündern. Es gab da nämlich jede Menge toller Sachen zu holen: Waffen, Schilde, Ausrüstungsgegenstände jeder Art, persönliche Habseligkeiten etc. Besonders der "gladius" (eine Art "Hightechwaffe" der damaligen Zeit) war heiß begehrt. Kaum ein Germane konnte sich nämlich ein Schwert leisten. Allesamt arme Männer (wie ich)! Ausnahme waren natürlich ARMINIUS, der ja zuvor in römischen Diensten war und ganz sicher über eine ganze Kollektion von Mordwaffen verfügte (gladius, spatha, pugio, hasta, pilum), und seine "merry fellows" (sein engstes Gefolge, sozusagen die Obergermanen).
Dazu wieder einmal v. TIPPELSKIRCH:
"Aber schon beim Ausbruch des LUCIUS CÄDICIUS aus ALISO hatten es die Germanen schließlich für besser befunden zu plündern, als zu kämpfen...So kam es, daß die einen plünderten, während wenige Schritte davon entfernt andere versuchten, eine römische Abteilung aufzuhalten. Und so kam es, daß die meisten Römer schließlich doch noch herauskamen aus dem Sumpf."
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ARMIN hätte halt seine Leute besser bezahlen sollen!
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SIR R

Dienstag, 12. Februar 2013

GENIALES BILD IM NATIONAL GEOGRAPHIC (Okt. 2012)! KAISER HADRIAN AM LIMES!

Dargestellt ist, wie KAISER HADRIAN um das Jahr 121 n. das KASTELL SAALBURG am LIMES inspiziert. HADRIAN sitzt auf einem Pferd, den Arm zum Gruß erhoben. Begleitet wird er von seinen PRÄTORIANERN. (Diese waren nach A. Demandt eine Art von "Salonoffizieren".)
Dem Kaiser gegenüber sieht man die Besatzung des Kastells, angetreten in voller Montur. (Der Besuch war also angekündigt.) Man erkennt den PRAEFECTUS (zu Pferd) sowie dahinter einen CENTURIO mit Beinschienen (erkennbar am quergestellten Helmbusch) und zwei (?) SIGNIFERI.
Rechts davon sieht man den LIMES und einen Wachturm. Die ganze Szenerie spielt in einer Winterlandschaft (man kann vereinzelte Schneeflocken erkennen, wenn man genau hinschaut), was dem Ganzen eine etwas unwirkliche Atmosphäre verleiht (Römer im Schnee! Wahrscheinlich hat der Zeichner mit diesem Kontrast gespielt).
War bestimmt nicht gemütlich, der Besuch! Es ist nicht gerade lustig, im Schnee anzutreten. Vielleicht gab es ja hinterher Glühwein und Würfelspiel, vielleicht auch ein paar nette Donative vom Kaiser (donativum=Geldgeschenk des Kaisers an die Soldaten).
KAISER HADRIAN war in seiner langen Regierungszeit (21 Jahre) mehr als die Hälfte auf Reisen. Vor allem der Städtebau und Grenzbefestigungen lagen ihm am Herzen. Jeder (außer meinen Schülern) kennt den HADRIANSWALL (118 km lang) in Nordengland von einer Küste zur anderen.
Als KAISER TRAJAN 117 n. starb, setzte sein Adoptivsohn dessen Expansionspolitik nicht weiter fort.
Dazu ANTHONY BIRLEY: "Seine erste Entscheidung war, die neuen Provinzen aufzugeben und so die Verluste zu begrenzen"
"Hadrian war so klug zu erkennen, daß sich sein Vorgänger übernommen hatte."
Mit dieser Defensivpolitik machte er sich wohl beim Heer, das gewohnt war zu kämpfen und zu erobern, nicht allzu viele Freunde. Manchem wird's auch egal gewesen sein. So konnte man wenigstens (mehr oder weniger, wenn nicht gerade wieder einmal irgendwelche Barbaren den Aufstand probten, eine ruhige Kugel schieben.
Der Hauptgrund für diese Politik war wohl wie immer: money! Hadrian hatte erkannt, daß Provinzen zu erobern "ein Geschäft war, das die Kosten nicht deckte" (um mit A. Schopenhauer zu reden, der dies vom Leben behauptet!).
Nicht zuletzt war PUBLIUS AELIUS HADRIANUS (so sein voller Name) schon ganze 41, als er auf den Thron kam, und da macht man keine allzu großen Sprünge mehr-das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen! Selbsternannter Poet war er auch noch und schwul, also schwuler Poet von eigenen Gnaden. (Jeder kennt die Affäre mit seinem Liebchen Antinoos, das beim Baden im Nil absoff.)
Vielleicht auch daher sein defensives Wesen. Poeten schlagen nicht so gern mit dem Schwert um sich!
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SIR R (Germane and proud of it)

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (8): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI, I, 65:
Die langen Brücken

Neque tamen (Trotzdem nicht; und dennoch nicht) Arminius (Armin), quamquam libero incursu (obwohl durch einen freien Angriff; erg.: es möglich gewesen wäre; obwohl er freie Bahn hatte; Goldmann), statim prorupit (brach er (mit seinen Kriegern) sofort hervor): sed ut (aber als/ wie) haesere (sie hängen blieben; festsaßen; nicht mehr loskamen) caeno (durch den Schmutz; im Morast) fossisque (und in den Gräben) impedimenta (das Gepäck; der Troß), turbati circum milites (die Soldaten ringsum in Unordnung gerieten), incertus signorum ordo ((als) die Ordnung der Feldzeichen ungewiß war; d.h. sie gerieten ebenfalls durcheinander; was für ein Chaos! AdV), utque tali in tempore (und wie in einer solchen Lage; erg: es üblich ist; zu geschehen pflegt), sibi quisque properus (jeder für sich eilig; jeder hatte es auf einmal besonders eilig, um die eigene Haut zu retten) et lentae adversum imperia aures (und unempfindliche Ohren gegenüber den Befehlen (hatte); taube Ohren; Goldmann), inrumpere Germanos iubet (befiehlt er, daß die Germanen "einbrechen" (scil. in die Römer) sollen; er befiehlt den Germanen, auf die Römer loszustürzen), clamitans (rufend; und rief; indem er rief; wobei er rief) 'en Varus (seht, Varus) eodemque iterum fato (und durch dasselbe Geschick (Schicksal) zum zweiten Mal) vinctae legiones (die besiegten Legionen)!' simul haec (gleichzeitig dazu; mit diesem; gleichzeitig; zugleich dies rufend; bezogen auf "clamitans"), et cum delectis (und mit Ausgewählten; Elite) scindit agmen (spaltet er das (röm.) Heer; durchbricht er das Heer; schlägt er eine Bresche in...) equisque maxime vulnera ingerit (und bringt besonders den Pferden Wunden bei).-
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Arminius, nicht so blöd wie die Römer, wartet, bis diese im Schlamm versinken. Dann schlägt er los. Eiskalt, konsequent und ohne lange zu fackeln. Was für ein furioser Angriff!
Armin war ein guter Mann!
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Bei v. TIPPELSKIRCH lesen wir:
"Die Germanen kannten die Stellen, wo der Sumpf gangbar, wo das Wasser flach genug war, um an den Damm heranzukommen. So wurde die Lage für die I. und XX. Legion sehr schnell verzweifelt. Die V. und die XXI. Legion konnten auf dem schmalen Damm ihren Kameraden nicht zu Hilfe kommen. Die bedrängten Legionen selbst konnten sich in der Enge nicht entfalten. Sie standen in zwei dünnen Linien rechts und links des Dammes, oftmals bis zu den Knien oder bis zum Gürtel in Wasser und Sumpf. In ihrem Rücken, auf dem Damm, versuchten die Fuhrleute und Treiber ihre Wagen und Tragtiere voranzubringen."
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"Schöner Mist!" wird so mancher Legionär geflucht haben.
Ob es wohl damals schon Werbeplakate gab? Vielleicht mit folgendem oder ähnlichem Wortlaut "Komm' in die Legion! Erlebe was! Für Unterhaltung ist gesorgt!"
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SIR R.

Freitag, 8. Februar 2013


TITUS LIVIUS: A.U.C: V, 38: SCHLACHT AN DER ALLIA (ANNO 390): RÖMER VS. GALLIER

The sorry end!

Adeo (In dem Maße; so sehr) non fortuna modo (nicht nur das Glück) sed ratio etiam (sondern auch die Vernunft) cum barbaris stabat (war mit den Barbaren; "stand"; ein vernichtendes Urteil! Barbaren mit Vernunft!). In altera acie (In der anderen Kampflinie) nihil simile Romanis (war nichts; gab es nichts den Römern Ähnliches! Kritik!), non apud duces weder bei den Führern), non apud miltes erat (noch bei den Soldaten; erg. gab es etwas, das den Römern würdig gewesen wäre). Pavor fugaque (Schrecken und Flucht; Fluchtgedanken) occupaverat animos (hatte die Herzen ergriffen) et tanta omnium oblivio (und eine so große Vergessenheit aller Dinge), ut multo maior pars Veios (daß ein um viel größerer Teil nach Veij), in hostium urbem (in die Stadt der Feinde), cum Tiberis arceret (weil es der Tiber verhinderte), quam recto itinere (als auf geradem Weg) Romam ad coniuges ac liberos fugerent (nach Rom zu den Frauen und Kindern floh; Plural wegen "pars"!). Parumper (Auf kurze Zeit; ein Weilchen) subsidiarios tutatus est locus (beschützte der Ort die Reserven); in reliqua acie (in der übrigen Kampfreihe), simul (zugleich) est clamor proximis (ist Geschrei durch die nächsten) ab latere (auf der Seite; von der Seite), ultimis ab tergo auditus (durch die letzten vom Rücken her; auf der Rückseite gehört worden), ignotum hostem (den unbekannten Feind) prius paene (früher beinahe) quam viderent (als sie ihn sahen; Kritik!), non modo non temptato certamine (nachdem sie nicht nur nicht den Kampf versucht; ohne zu kämpfen; (ganz schlecht!)) sed ne clamore quidem reddito (sondern nicht einmal das Geschrei erwidert hatten) integri intactique fugerunt (flohen sie unversehrt und unangetastet; Kritik!). Nec ulla caedes (Und/ auch nicht irgend ein Gemetzel; Morden; kein...) pugnantium fuit (der Kämpfenden gab es); terga (die "Rücken"; Rückseiten des Heeres) caesa (sind zerschlagen worden) suomet ipsorum certamine (durch den eigenen Kampf "ihrer selbst"; durch ihren eigenen Kampf) in turba (in der Menge; im Gewühl) impedientium fugam (der die Flucht Hindernden). Circa ripam Tiberis (Rings um das Ufer des Tiber), quo (wohin) armis abiectis (nachdem sie die Waffen weggeworfen hatten; Kritik! Schande!) totum sinistrum cornu defugit (der ganze linke Flügel floh), magna strages facta est (wurde ein großes Gemetzel gemacht, geschah...); multosque imperitos nandi (viele Unerfahrene des Schwimmens=Nichtschwimmer) aut invalidos (oder Verletzte; Schwache), graves loricis aliisque tegminibus (schwer durch die Panzer und andere Bedeckungen), hausere gurgites (verschlangen die Strudel). Maxima tamen pars (Der größte Teil aber; dennoch) incolumis Veios perfugit (floh unversehrt nach Veij (weiter), unde non modo (von wo nicht nur) praesidii quicquam (irgendein Schutz; also kein Schutz; keine Hilfe; gen. part.) sed ne nuntius quidem caedis (sondern nicht einmal eine Botschaft der Niederlage) Romam est missus (nach Rom geschickt wurde; Kritik!). Ab dextro cornu (Vom rechten Flügel), quod procul a flumine (der fern vom Fluß) et magis sub monte steterat (und mehr unten am Berg gestanden hatte), Romam omnes petiere (strebten; eilten alle nach Rom) et ne clausis quidem portis urbis (und weil nicht einmal die Tore der Stadt geschlossen waren) in arcem confugerunt (flohen sie auf die Burg).
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Prost Mahlzeit und Sieg heil!
Schwaches Bild der Römer! Da hatten die GERMANEN aber mehr Kampfgeist!
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LIVIUS ist "hohe Schule". Nicht wenige halten ihn für den schwersten Prosaiker, schwerer noch als CICERO. Da geht nix mehr drüber!
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SIR R
TITUS LIVIUS: A.U.C.: V, 38 (ALLIA, TEIL 3)

eaque res (und diese Sache; dieser Sachverhalt) ut initium pavoris ac fugae (wie/ als sie der Anfang des Schreckens und der Flucht war), sic una salus fugientibus fuit (so gab es nur noch eine Rettung (ein einziges Heil) für die Fliehenden; Flüchtenden). Nam Brennus (Denn Brennus), regulus Gallorum (der Stammesfürst der Gallier), in paucitate hostium (in der geringen Zahl der Feinde) artem maxime timens (einen Kunstgriff (Trick!) sehr fürchtend), ratus (glaubend) ad id captum superiorem locum (an diesem / zu diesem besetzten (eingenommenen) erhöhten Ort), ut (daß), ubi Galli (wo (sobald) die Gallier) cum acie legionum (mit der Linie der Legionen) recta fronte concurrissent (auf der rechten Vorderseite; mit der rechten Vorderseite zusammengestoßen waren/ wären), subsidia (die Reserven) in aversos transversosque (gegen die Abgewandten und seitwärts Gehenden) impetum darent (einen Angriff machten), ad subsidiarios signa convertit (wendete er die Feldzeichen gegen die Reserven=er griff sie an), si eos loco depulisset (wenn (falls) er sie von dem Ort vertrieben hätte), haud dubius (war es nicht zweifelnd; nicht im Zweifel; er zweifelte nicht; ohne zu zweifeln) facilem (daß leicht) in aequo campi (in der Ebene des Feldes) tantum (nur) superanti multitudine (dem durch die Menge Siegenden; Überragenden; also der mehr Männer hat) victoriam fore (der Sieg sein werde; würde).
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Satzbauplan: 2mal Participium coniunctum: PC 1: timens-PC 2: ratus-ut-Satz-ubi-Satz-ut-Satz (Fortsetzung)-Hauptsatz (HS): ad...convertit-Konditionalsatz (si)-: haud dubius...+ACI: facilem...victoriam fore.-
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Mann, Mann, Mann, ist das schwer!
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SIR R
TITUS LIVIUS: A.U.C: V, 38: SCHLACHT AN DER ALLIA (ANNO 390): RÖMER VS. GALLIER

The sorry end!

Adeo (In dem Maße; so sehr) non fortuna modo (nicht nur das Glück) sed ratio etiam (sondern auch die Vernunft) cum barbaris stabat (war mit den Barbaren; "stand"; ein vernichtendes Urteil! Barbaren mit Vernunft!). In altera acie (In der anderen Kampflinie) nihil simile Romanis (war nichts; gab es nichts den Römern Ähnliches! Kritik!), non apud duces weder bei den Führern), non apud miltes erat (noch bei den Soldaten; erg. gab es etwas, das den Römern würdig gewesen wäre). Pavor fugaque (Schrecken und Flucht; Fluchtgedanken) occupaverat animos (hatte die Herzen ergriffen) et tanta omnium oblivio (und eine so große Vergessenheit aller Dinge), ut multo maior pars Veios (daß ein um viel größerer Teil nach Veij), in hostium urbem (in die Stadt der Feinde), cum Tiberis arceret (weil es der Tiber verhinderte), quam recto itinere (als auf geradem Weg) Romam ad coniuges ac liberos fugerent (nach Rom zu den Frauen und Kindern floh; Plural wegen "pars"!). Parumper (Auf kurze Zeit; ein Weilchen) subsidiarios tutatus est locus (beschützte der Ort die Reserven); in reliqua acie (in der übrigen Kampfreihe), simul (zugleich) est clamor proximis (ist Geschrei durch die nächsten) ab latere (auf der Seite; von der Seite), ultimis ab tergo auditus (durch die letzten vom Rücken her; auf der Rückseite gehört worden), ignotum hostem (den unbekannten Feind) prius paene (früher beinahe) quam viderent (als sie ihn sahen; Kritik!), non modo non temptato certamine (nachdem sie nicht nur nicht den Kampf versucht; ohne zu kämpfen; (ganz schlecht!)) sed ne clamore quidem reddito (sondern nicht einmal das Geschrei erwidert hatten) integri intactique fugerunt (flohen sie unversehrt und unangetastet; Kritik!). Nec ulla caedes (Und/ auch nicht irgend ein Gemetzel; Morden; kein...) pugnantium fuit (der Kämpfenden gab es); terga (die "Rücken"; Rückseiten des Heeres) caesa (sind zerschlagen worden) suomet ipsorum certamine (durch den eigenen Kampf "ihrer selbst"; durch ihren eigenen Kampf) in turba (in der Menge; im Gewühl) impedientium fugam (der die Flucht Hindernden). Circa ripam Tiberis (Rings um das Ufer des Tiber), quo (wohin) armis abiectis (nachdem sie die Waffen weggeworfen hatten; Kritik! Schande!) totum sinistrum cornu defugit (der ganze linke Flügel floh), magna strages facta est (wurde ein großes Gemetzel gemacht, geschah...); multosque imperitos nandi (viele Unerfahrene des Schwimmens=Nichtschwimmer) aut invalidos (oder Verletzte; Schwache), graves loricis aliisque tegminibus (schwer durch die Panzer und andere Bedeckungen), hausere gurgites (verschlangen die Strudel). Maxima tamen pars (Der größte Teil aber; dennoch) incolumis Veios perfugit (floh unversehrt nach Veij (weiter), unde non modo (von wo nicht nur) praesidii quicquam (irgendein Schutz; also kein Schutz; keine Hilfe; gen. part.) sed ne nuntius quidem caedis (sondern nicht einmal eine Botschaft der Niederlage) Romam est missus (nach Rom geschickt wurde; Kritik!). Ab dextro cornu (Vom rechten Flügel), quod procul a flumine (der fern vom Fluß) et magis sub monte steterat (und mehr unten am Berg gestanden hatte), Romam omnes petiere (strebten; eilten alle nach Rom) et ne clausis quidem portis urbis (und weil nicht einmal die Tore der Stadt geschlossen waren) in arcem confugerunt (flohen sie auf die Burg).
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Prost Mahlzeit und Sieg heil!
Schwaches Bild der Römer! Da hatten die GERMANEN aber mehr Kampfgeist!
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LIVIUS ist "hohe Schule". Nicht wenige halten ihn für den schwersten Prosaiker, schwerer noch als CICERO. Da geht nix mehr drüber!
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SIR R
TITUS LIVIUS, A. U. C.: V, 38: SCHLACHT AN DER ALLIA (2)

Ibi (Dort) tribuni militum (die Militärtribunen) non loco castris ante capto (ohne daß der Ort vorher (zuvor) durch ein Lager besetzt worden war), non praemunito vallo (ohne daß ein Wall vorn befestigt worden war; ohne daß es durch einen Wall gesichert wurde; geschützt wurde), quo receptus esset (wohin eine Zuflucht war; möglich gewesen wäre), non deorum saltem (nicht einmal der Götter), si non hominum (wenn schon nicht der Menschen), memores (eingedenk; sich erinnernd), nec auspicato (weder nach Einholung der Vorzeichen; nach Anstellung der Auspizien) nec litato (noch nach Opfern unter günstigem Vorzeichen=ohne Opfer) instruunt aciem (stellen sie die Formation auf, die Schlachtreihe, das Heer) diductam in cornua ("ausgedehnt" auf die Flügel; die zu den Flügeln hin auseinandergezogen war; die in Flügel unterteilt war), ne circumveniri (damit sie nicht umzingelt werden) multitudine hostium (durch die Menge der Feinde) possent (konnten; um nicht von der Menge der Feinde umzingelt werden zu können). Nec tamen (Und dennoch) aequari frontes poterant (konnten die Vorderseiten nicht gleichgemacht werden), cum (weil; obwohl?) extenuando (durch Verdünnen (Schwächen) infirmam et vix cohaerentem mediam aciem haberent (sie eine schwache und kaum zusammenhängende mittlere Frontlinie hatten). Paulum (Ein wenig) erat ab dextera (gab es auf der rechten Seite) editi loci (erhöhtes Terrain; einen höher gelegenen Ort; gen. part.), quem subsidiariis repleri placuit (das (der), so gefiel es, von den Reserven ausgefüllt wurde (sog. relative Verschränkung: "den man beschloß, daß er..."; der, so befand man es für gut, von den Reserven ausgefüllt wurde; die Konstruktion des Relativs wird anders als im Deutschen durch den Nebensatz 2. Grades bestimmt bzw. hier vom Subjektsakkusativ: eum subsidiariis repleri placuit; "eum" wird zu "quem"; ACI im Relativsatz=Spezialfall der relativischen Verschränkung!);
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SIR R

Donnerstag, 7. Februar 2013

TITUS LIVIUS: AB URBE CONDITA, (1. DEKADE), LIB. V, 37: DIE SCHLACHT AN DER ALLIA (390 v.): Teil1
(...)
Sed antecedente fama (Doch während das Gerücht vorauslief) nuntiisque Clusinorum deinceps (zunächst  durch die Boten der Clusiner) inde aliorum populorum (von da an die anderer Völker; sodann...)
(oder: und die Botschaften zunächst der Clusiner, von da an die der anderen Völker)
plurimum terroris (sehr viel Schrecken; gen. partitivus) Romam celeritas hostium tulit (trug die Schnelligkeit der Feinde nach Rom), quippe quibus (denen ja) velut  tumultuario exercitu raptim ducto (nachdem gleichsam ein rasch zusammengerafftes Heer geführt worden war; gleichwie, nachdem...; wie bei einem...) aegre ad XI lapidem (kaum bis zum 11. Grenzstein) occursum est (entgegengelaufen worden ist; entgegenmarschiert worden ist), qua flumen Allia (wo der Fluß Allia) Crustuminis montibus (in den "crustuminischen" Bergen; von den...) praealto defluens alveo (in einem sehr tiefen Flußbett herabfließend), haud multum infra viam (nicht viel (weit) unterhalb des Weges; der Straße) Tiberino amni miscetur (sich mit dem Fluß (Strom) Tiber vermischt; dat.; in den Tiber mündet). Iam omnia (Schon alles) contra circaque (gegenüber und ringsherum) hostium plena erant (war voll von Feinden), et nata in vanos tumultus gens (und der Volksstamm, zu prahlerischem Aufruhr geboren) truci cantu (mit wildem Gesang) clamoribusque variis (und verschiedenartigem Geschrei) horrendo cuncta complevaerant sono (hatte alles mit schrecklichem Lärm erfüllt; Plural, da ein Stamm aus vielen Individuuen besteht).
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So waren sie halt, die alten Gallier!
Crustumerium: sabinische Stadt nördlich von Rom.
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Immer mehr Lehrer fordern wieder (zu Recht?), daß der Schüler in der Lage sein müsse, LIVIUS zu bewältigen. Dahinter steht, daß das Niveau unbedingt zu halten sei und das Abitur verdient werden müsse.
Die Realität sieht leider weniger erfreulich(=betrüblich) aus. Die meisten Zöglinge sind ja schon von Caesar geistig überfordert, und viele kleine Geister würden am liebsten schon  auf dem Lehrbuchniveau von der Fahne gehen.
Wer also LATEIN in der Oberstufe wählt, muß damit rechnen, mit LIVIUS konfrontiert zu werden, was den meisten nicht sehr bekommen wird (das verspreche ich euch jetzt schon, ohne Prophet zu sein!).
Denn von den drei Historikern CAESAR, TACITUS, LIVIUS, gilt LIVIUS  als der schwerste!
(NEPOS zählt nicht!)
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Euer Imperator


OVIDIUS: METAMORPHOSEN XI, 774-795: AESACUS (TEIL 2; FORTSETZUNG):...quam Troius heros...

Der Text war Abiturprüfung in Baden-Württemberg 1998, Leistungskurs, 4-stündig (Poetische Texte, Interpretation). Er möge hier als Entscheidungshilfe dienen, ob man Latein für die Oberstufe wählen solle oder nicht.
Liebe Freunde der lateinischen Sprache, hier ist nun das Ende der Aesacusgeschichte.

...quam Troius heros
insequitur (diese (die Nymphe) verfolgt der troische Held) celeremque metu (und die durch Furcht Schnelle) celer urget amore (bedrängt der durch Liebe Schnelle; treibt in die Enge).
Ecce latens herba coluber (Siehe, eine Schlange, die sich im Gras versteckt; verbirgt) fugientis adunco
dente pedem strinxit (streifte mit ihrem gebogenen Zahn den Fuß der Fliehenden; biß in...) virusque in corpore liquit (und ließ ihr Gift in ihrem Körper zurück);
cum vita (zusammen mit dem Leben) suppressa fuga est (ist die Flucht aufgehalten worden): amplectitur amens (er umarmt von Sinnen)
exanimem (die Entseelte) clamatque (und schreit): "Piget, piget esse secutum!" (Es reut mich, es reut mich gefolgt zu sein!...sie verfolgt zu haben!).
Sed non hoc timui (Doch dies habe ich nicht gewollt), neque erat mihi vincere tanti (und es war mir nicht so viel wert zu siegen; der Preis war zu hoch!)
Perdidimus miseram nos te duo (Wir beide/ zwei haben dich Arme vernichtet; zugrunde gerichtet): vulnus ab angue (die Wunde von der Schlange),
a me causa data est (von mir ist die Ursache gegeben worden). Ego sum sceleratior illo (Ich bin frevelhafter als jene; schuldiger),
qui tibi morte mea (der ich dir durch meinen Tod) mortis solacia mittam (Trost für deinen Tod schicke; schicken möchte; obwohl ich dir...; concessiv; sühnen möchte)."
Dixit et e scopulo (Sprach's und von der Klippe), quem rauca subederat unda (die die tosende Welle unterhöhlt hatte; die die brausende Woge ausgehöhlt hatte),
se dedit in pontum (stürzte er sich ins Meer); Tethys miserata cadentem
molliter excepit (Tethys fing, weil sie Mitleid hatte; aus Mitleid; den Fallenden sanft auf) nantemque per aequora pennis
texit (und bedeckte; bekleidete; den durchs Meer Schwimmenden mit Federn), et optatae non est data copia mortis (und die Möglichkeit des gewünschten Todes ist nicht gegeben worden).
Indignatur amans (Der Liebende entrüstet sich) invitum vivere cogi (gezwungen zu werden, gegen seinen Willen zu leben; daß er gezwungen wird...)
obstarique animae (und daß der Seele im Wege gestanden wird; daß sie daran gehindert wird) misera de sede (aus dem elenden Wohnsitz) volenti (der wollenden; scil. Seele; obwohl sie es will)
exire (herauszugehen); utque novas umeris adsumpserat alas (und wie er an den Schultern neue Flügel angenommen hatte; bekommen hatte),
subvolat (fliegt er in die Höhe) atque iterum (und zum zweiten Mal) corpus super aequora mittit (wirft er den Körper über die Meeresfläche hin).
Pluma levat casus (Das Gefieder macht den Fall leicht; erleichtert; vermindert). Furit Aesacus (Aesacus rast vor Wut) inque profundum (und in die Tiefe)
pronus abit (vorwärts geneigt geht er weg; stürzend; er stürzt kopfüber) letique viam (und den Weg zum Tod) sine fine retemptat (versucht er ohne Grenzen; Ende; wieder).
Fecit amor maciem (Die Liebe bewirkte Magerkeit); longa internodia crurum ("lange Gelenkhöhlungen der Beine"; svw. lange Beine zwischen den Gelenken),
longa manet cervix (es bleibt ein langer Hals), caput est a corpore longe (und der Kopf ist vom Körper fern);
aequor amat (er liebt das Meer), nomenque manet (und der Name bleibt), quia mergitur (weil er untertaucht; medium pass.), illi (jenem).
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d.h. der Name "mergus"=Taucher-, Wasservogel kommt von daher, daß er taucht.
Es handelt sich hier also um einen sog. aitiologischen Mythos. Ovid erklärt, woher der Tauchervogel und sein Name kommt.
Wer's glaubt, wird selig!
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Der Text enthält folgende stilistische Besonderheiten: Epanalepse (Geminatio), Inversion, Hyperbata, Chiasmus, Antithese, Rahmenstellung, Alliteration, Polyptoton.
(siehe auch mein Essay: Das Polyptoton und seine Bedeutung für das praktische Leben und die moralische Reifung des Zöglings; Hofheim im Ried, New York, 1977.)
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SIR R



Mittwoch, 6. Februar 2013

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (7): DIE LANGEN BRÜCKEN (3): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 65: Nox per diversa...

Es folgte eine unruhige Nacht. Die Germanen taten dies, was sie neben dem Kämpfen am besten konnten: fressen, saufen und gröhlen. Das Tal und die Wälder waren von den Freudengesängen der Germanen erfüllt. Wahrscheinlich sangen sie allesamt falsch nach einigen Bieren zuviel.
Ganz anders die Stimmung bei den Römern: Von Party keine Spur. Wahrscheinlich "ging ihnen die Muffe eins zu tausend"!
"Nox (die Nacht) per diversa (aus verschiedenen Gründen) inquies ((war) unruhig), cum barbari (als/ weil die Barbaren) festis epulis (bei Festmahlen), laeto cantu (mit fröhlichem Gesang) aut truci sonore (oder mit wildem Lärm) subiecta vallium (die Niederungen; Talgründe; subiectus=unterhalb liegend) ac resultantis saltus (und die wiederhallenden Waldberge) complerent (erfüllten), apud Romanos (bei den Römern) invalidi ignes (schwache Feuer), interruptae voces (unterbrochene Laute), atque ipsi (und sie selbst) passim adiacerent vallo (lagen überall am Wall), oberrarent tentoriis (irrten bei den Zelten herum), insomnes magis (mehr schlaflos) quam pervigiles (als wachsam)."
Man sieht: ARMINIUS wußte für Stimmung zu sorgen. Immer lustig!
Der Feldherr der Römer dagegen hatte keine "sweet dreams". Er träumte nämlich, daß der unglückliche VARUS blutbefleckt aus dem Sumpf auftauchte, ihm die Hand entgegenstreckte und ihn rief.
Welcome to your nightmare!
"Coepta luce (Bei Tagesanbruch; "bei begonnenem Licht") missae in latera legiones (die auf die Seiten gestellten Legionen), metu an contumacia (aus Furcht oder Eigensinn; Trotz; Widerspenstigkeit), locum deseruere (verließen den Platz; Ort), capto propere campo (nachdem eilig ein Feld besetzt worden war) umentia ultra (jenseits der Sümpfe)."
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Die hatten halt keine Lust mit nassen Füßen zu kämpfen.
Dazu v. TIPPELSKIRCH:
"Tacitus war kein Soldat; mag sein, daß er darum den wahren Grund für den Abmarsch der Flügellegionen nicht erkannte. In der Tat hatte ihr Abmarsch unmittelbar keine schlimmen Folgen für die beiden anderen Legionen, denn die Germanen nutzen den Abzug der Legionen an den beiden Flügeln nicht aus--"
Doch ARMINIUS war ja nicht blöd. Er griff erst an, als sich die Ordnung der Römer aufzulösen begann.
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ARMINIUS war ein guter Mann und ein fähiger Anführer. Hätte bei ihm sofort mitgemacht. Leider 2000 Jahre zu spät!
ARMINIUS hatte Charisma und "fortune". Dies geht unseren heutigen Politkern oft ab. (Anm. der Anm: Gegen einen Mann wie Arminius wirken sie deshalb eher wie traurige Witzfiguren. Sad, but true!)
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SIR R


Dienstag, 5. Februar 2013

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (6): AN DEN LANGEN BRÜCKEN (2): TACITUS, AB EXCESSU DIVI AUGUSTI, I, 63f.: Caecina dubitanti...

"Caecina dubitanti (Dem zweifelnden Caecina; der im Zweifel war), quonam modo (auf welche Art denn) ruptos vetustate pontes (die durch Alter zerbrochenen Brücken) reponeret (er sie wiederherstellen sollte) simulque (und zugleich) hostes propulsaret (die Feinde zurückschlagen könnte/ sollte), castra metiari (ein Lager abzustecken) in loco (an der Stelle) placuit (gefiel ihm; bezogen auf "Caecina dubitanti"), ut opus (damit sie die Arbeit; das Werk; scil. an den Brücken) et alii proelium inciperent (und andere den Kampf beginnen konnten)."
TACITUS, I, 63.
Alles schön und gut, doch die Germanen hielten nicht viel vom Aktivismus und von den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der Römer und griffen immer wieder an. Besonders auf die Schanzarbeiter hatten sie es abgesehen. Für die Legionäre, denen das Wasser schon fast bis zum Hals stand und die immer mehr im morastigen Gelände versanken, wurde es zunehmend ungemütlich.
"Et cuncta (Und alles) pariter Romanis adversa (war für die Römer in gleicher Weise ungünstig; widrig): locus uligine profunda (ein Ort von "tiefer Feuchtigkeit"; mit einem tiefen Morast), idem ad gradum instabilis (derselbe=ebenso für den Schritt instabil; schwankend), procedentibus lubricus (schlüpfrig für die Vorwärtsschreitenden); corpora gravia loricis (die Körper schwer durch die Brustpanzer); neque librare pila (und auch nicht die Pilen=Wurfspeere schwingen; im Gleichgewicht halten) inter undas poterant (konnten sie zwischen den Gewässern). Contra Cheruscis sueta (Dagegen; hingegen (waren) den Cheruskern gewohnt) apud paludes proelia (Kämpfe in den Sümpfen), procera membra ((sie hatten) hohe; hochgewachsene; schlanke Glieder= Körper), hastae ingentes (ungeheuer große Lanzen) ad vulnera facienda (um Wunden zu machen=verursachen, schlagen) quamvis procul (wenn auch noch so (sehr); obgleich aus der Ferne, von fern=aus jeder beliebigen Entfernung!)"
TACITUS, I, 64.
Dann kam die Nacht. Doch die Germanen legten sozusagen eine Nachtschicht ein und leiteten die Bäche von den Höhen in die Niederungen. Dies hatte zur Folge, daß aufgeworfene Erde und Verschanzungen weggeschwemmt wurden. Doppelte Arbeit für die Legionäre. Doch Caecina blieb "cool". Schließlich hatte er schon 40 Dienstjahre auf dem Buckel und einiges erlebt.
"Quadragesimum id stipendium (Das 40. Dienstjahr) Caecina (C.) parendi aut imperitandi (des Gehorchens und Kommandierens="teils in niedrigen, teils in höheren Stellen", Goldmann) habebat (hatte), secundarum ambiguarumque rerum sciens (der günstigen und der schwankenden; mißlichen; unsicheren Verhältnisse kundig; erfahren in...) eoque interritus (und daher unerschrocken; unerschütterlich; "cool"; sagte ich doch!)."
TACITUS, I, 64.
Hören wir, was "Freund" v. TIPPELSKIRCH zu verkünden hat:
"Am nächsten Tag mußten die Arbeiten an den Brücken und Dämmen fortgesetzt werden. Wiederum mußten Sicherungstruppen hinein in Dickicht und Sumpf. Dort wimmelte es jetzt nicht nur von Schlangen und Mücken, sondern auch von nackten, rötlich blonden Schlagetoten. Und noch eins kam hinzu: die Pfützen und Tümpel waren über Nacht größer geworden. An vielen Stellen, wo gestern noch fester Grund gewesen war, erstreckte sich nun ungangbarere Sumpf. Es war ein Rätsel. Denn das Wetter war noch immer trocken und warm. Es blieb ein Rätsel, bis die Legionäre in der kommenden Nacht wiederum Axtschläge, und diesmal in größerer Nähe vernahmen. Da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen: die Germanen fällten Bäume, um mit ihnen die Bäche und den Fluß aufzustauen. Darum stieg das Wasser! Darum wurde Sumpf, was vordem Weg gewesen war."
Clever, meinen wir!
Doch was tat Caecina. Er überlegte erst einmal. "Was tun", sprach Zeus. Dann kam ihm die rettende Idee. Er mußte den Feind in den Wäldern aufhalten, um Zeit für den Abtransport der Verwundeten und der schweren Teile des Heereszuges zu gewinnen. Also stellte er zwischen den Sümpfen und den Bergen eine schmale Kampflinie auf:
"nam medio montium et paludum (denn in der Mitte zwischen den Bergen und den Sümpfen) porrigebatur planities (erstreckte sich; dehnte sich eine Ebene aus), quae tenuem aciem pateretur (die eine dünne Kampflinie zuließ). Deliguntur  legiones (Die Legionen werden ausgewählt; als Legionen) quinta dextro lateri (die fünfte für die rechte Seite) undevicesima in laevum (die 19. nach links), primani ducendum ad agmen (die Soldaten der ersten Legion, um den Heereszug zu führen) vicensimanus adversum secuturos (die 20. gegen die Verfolger; Nachfogenden)."
TACITUS I, 64.
Man sieht, die Römer waren Sicherheitsdenker ("controlfreaks" würden wir heute sagen). Ihre Stärke lag in der Ordnung und im Drill. Dies garantierte für Sicherheit und erhöhte Schlagkraft-jedenfalls in der Theorie. Doch, wie wir alle wissen, ist die Realität ein wenig anders als die Marlboro-Werbung. Das zeigt die "clades Variana" ganz deutlich. Und auch hier (in unserem Beispiel) war es recht brenzlig.
Manöverkritik: Es ist ein grober Planungsfehler, die Marschroute durch ein sumpfiges Wiesental zu wählen. Daß die langen Brücken längst verrottet waren, hätte man wissen müssen. Wenn man schon so blöd ist und da durchmarschiert, hätte man vorher ordentlich aufklären sollen, d.h. mit Reitern (Aufklärern) die Wälder durchkämmen müssen. Sonst wird das nix, Mister Caecina!
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Euer Imperator (der das alles besser gemacht hätte, und zwar mit deutscher Gründlichkeit!)




Montag, 4. Februar 2013

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (5): AN DEN LANGEN BRÜCKEN (1): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 63: Mox reducto ad Amisiam...

Mittlerweile war es Herbst geworden und das Wetter wurde immer schlechter. Es war Zeit für die Flotte, sich auf den Heimweg zu machen. GERMANICUS beschloß daher, zum Schiffslager an der EMS zu marschieren. Wahrscheinlich führte ihn sein Weg durch die Senke zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge hindurch in Richtung auf das heutige Osnabrück. Überall gab es Auwälder und Sümpfe. Das war sicher nicht lustig und keine vergnügliche Klassenfahrt. Endlos, das ist der Marsch!
Dann gelangte das Heer an den Fluß HASE, wo das Land der CHAMAVEN begann. Diese waren ein Teilstamm der CHAUKEN.
Vom Lager an der EMS kam schließlich dem UNTEREN HEER auf der HASE ein Flotte von Kähnen entgegen, die Proviant geladen hatten. Von da sollte das UNTERE HEER nach VETERA zurückgeführt werden. Der Chef des Vereins war der schon erwähnte LEGAT CAECINA.
Das OBERE HEER hatte es besser erwischt. Es sollte per Schiff zurückfahren.
Dann wurde wieder einmal marschiert. Marschrichtung: Südwest. Endlos ist der Marsch!
1. Marschtag: durch offenes Gelände; Marschlager in der Nähe bewaldeter Höhenzüge
2. Marschtag durch die Wälder; am Nachmittag: Meldung durch Reiterspitze, man habe DIE LANGEN BRÜCKEN erreicht.
Diese bestanden aus Knüppeldämmen und Brücken durch ein langgezogenes, versumpftes Wiesental hindurch, das von bewaldeten Höhen begrenzt war. Das Tal war an manchen Stellen sehr eng, an anderen breit (bis zu 3 km). Durch das Tal hindurch floß ein kleiner Fluß, der sich immer wieder verzweigte. Von den Höhen flossen Bäche herab, die in diesen mündeten.
Gebaut hatte die Anlage der STATTHALTER LUCIUS DOMITIUS AHENOBARBUS (um die Zeitenwende). Seitdem war sie mehr oder weniger zerfallen. Deswegen mußte sie erst einmal instand gesetzt werden. Also: die Werkzeugkoffer auf!
TACITUS berichtet Ann. I, 63:
Mox reducto ad Amsiam exercitu (Nachdem dann (hernach) das Heer an die Ems zurückgeführt worden war), legiones classe (die Legionen durch die Flotte), ut advexerat (wie er sie herbeigebracht hatte), reportat (bringt er sie zurück). Caecina (C.), qui suum militem ducebat (der sein Heer führte), monitus (gemahnt), quamquam (obwohl) notis itineribus (auf bekannten Wegen) regrederetur (er zurückkehrte), pontes longos (die langen Brücken) quam maturrime superare (möglichst zeitig; schnell; zu überschreiten). Angustus is trames (Dieser (war) ein enger Seitenweg; Pfad) vastas inter paludes (zwischen weiten Sümpfen) et quondam (und einst) a L. Domitio (von L. Domitius) aggeratus (dammartig aufgeschüttet; aufgedämmt). Cetera limosa (Das Übrige war schlammig; schlammiges Erdreich), tenacia gravi caeno (zäh durch "schweren Schmutz"=zäher,  tiefer Morast) aut rivis incerta erant (oder aufgrund von Bachläufen unsicheres Gelände); circum silvae paulatim adclives (ringsum gab es allmählich ansteigende Wälder), quas tum ARMINIUS implevit (die damals; jetzt; Arminius "ausfüllte"=besetzt hielt; Goldmann), compendiis viarum (auf kurzen Wegen; Richtwegen; wörtl: "auf Ersparnissen/ Vorteilen der Wege") et cito agmine (und durch schnellen Marsch) onustum sarcinis armisque militem (unser durch (Marsch-)Gepäck und Waffen beladenes Heer) cum antevenisset (weil er ihm=dem Heer zuvorgekommen war)."
VON TIPPELSKIRCH erzählt an dieser Stelle die Geschichte eines SIGNIFERS der XXI. LEGION, der den Auftrag hatte, mit 10 Mann den rechten Talrand auszukundschaften. An einem Tümpel sahen die Legionäre eine mindestens 2 Meter lange Ringelnatter. Das Tier verweilte kurz. Dann verschwand es wieder im Tümpel. Zunächst dachten die Legionäre, die Schlange sei vor ihnen geflohen. Doch dann hörten sie, wie sich etwas im Schilf bewegte. Dann flog ein Wurfspeer und ein Horn ertönte. Es waren die Germanen.
In der darauffolgenden Nacht sahen die Posten des Lagers die Wachtfeuer der Germanen.
Es muß eine unheimliche Stimmung gewesen sein!-Willkommen im schönen Germanien!
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Der Imperator

ERNENNUNG

Mein COLLEGA wird in Anbetracht seiner Verdienste um die GETREIDEVERSORGUNG (ANNONA) hiermit und für alle Zeiten in den Rang eines KURULISCHEN ÄDILS respektive PRAEFECTUS ANNONAE erhoben. So sei es!

Euer Imperator


Habet Dank, o IMPERATOR!

Euer Collega

Sonntag, 3. Februar 2013


GETREIDEVERSORGUNG IM RÖMISCHEN REICH



Die Getreideversorgung wurde im Römischen Reich vom Praefectus annonae kontrolliert.

Mit Annona meinte man in der Antike die Getreidezufuhr nach Rom oder in die Landstädte (Municipien).
Annona war ursprünglich der jährliche (Getreide-)Ertrag. Der Begriff Annona civica bezog sich auf die Getreide- und Naturalienlieferungen aus dem Ausland (Sardinien, Sizilien; Nordafrika, Ägypten).

Die Aufsicht über die Getreidevorräte in Rom oblag der Cura annonae. Diese Aufgabe wurde in republikanischer Zeit von den kurulischen Ädilen wahrgenommen. Nach dem Zweiten Punischen Krieg nahm die Bevölkerung in Rom zu und der Getreideanbau ab. Deshalb musste der Getreidebedarf auch aus Sardinien und Sizilien, später aus Nordafrika und noch später aus Ägypten gedeckt werden.
Der Staat sollte für eine ausreichende Getreidemenge zu einem überschaubaren Preis sorgen. Mit der ausgehenden Republik und Beginn des Prinzipats gab es auch kostenlose Getreidespenden.
Eine grosse Rolle spielten bei der Durchsetzung dieser Getreidegesetze Gaius Sempronius Gracchus und Publius Clodius Pulcher. Caesar hat dann die Zahl der Empfangsberechtigten aus Kostengründen gesenkt (auch politisch), Augustus wieder erhöht. Unter Augustus wurde die Getreideversorgung dann weiter professionalisiert. Augustus liess Magazine anlegen und Marken ("tessera [-ae]") an Bedürftige austeilen.
Eine weitere Professionalisierung und Ausweitung fand unter Septimius Severus und Aurelianus statt. Unter Diokletian wurde der Naturalhandel erneut wichtig, weil es zu einer Geldentwertung kam und unter Konstantin wurde der Reichsschwerpunkt in den Osten verlegt und die Lebensmittelversorgung diversifiziert.

Die Getreideversorgung wurde immer auch als Politikum eingesetzt. Die Herrscher der Republik wollten - zumal in den Bürgerkriegen des 1. Jhd.s v. Chr. - Teile der Bevölkerung auf ihre Seite ziehen und die Anhänger des Gegners unter Druck setzen. So blockierte Pompeius Häfen, um seine Gegner von der Getreidezufuhr abzuschnüren. Im Prinzipat versuchten nicht nur Kaiser wie Augustus, die Bevölkerung durch Getreidezufuhr für sich einzunehmen, sondern auch Familien aus den alten politischen Eliten.



DETAILLIERTE DARSTELLUNG:

Die Cura annonae hatte die Aufgabe, die stadtrömische Bevölkerung mit Getreide zu versorgen.
"In der entwickelten Form bezeichnet die Cura annonae die Einziehung des Getreides in den Provinzen (Ägypen und Nordafrika), den Transport des Getreides nach Rom sowie die Lagerung und freie Verteilung an etwa 200.000 Menschen in der Stadt." (Neuer Pauly)

Die Abhängigkeit Roms von den Getreidelieferungen aus der Provinz verschärfte sich nach dem Zweiten Punischen Krieg ab dem 2. Jhd. v. Chr., weil die Bevölkerung immer stärker anwuchs, während der Getreideanbau abnahm. Die politische Administration griff daher immer stärker in die Getreideversorgung ein.
Als erster Schritt wurde die nach dem Ersten Punischen Krieg 241 v. Chr. (227 Prätur -> Provinz) erworbene Provinz Sizilien 210 v. Chr. neu geordnet und musste Getreide als Steuer zahlen. Ähnlich verhielt es sich mit Sardinien und Korsika (237 v. Chr; Provinz seit 227). Nach dem Dritten Punischen Krieg geschah dasselbe 146 v. Chr. mit der Provinz Africa.
Damit war zwar die Getreideversorgung weitgehend sichergestellt, doch nun stellte sich die Verteilungsfrage: Das zur Verfügung stehende Getreide war für die Stadt Rom, ggf. für die Municipien und für die Legionen bestimmt. Darüber hinaus musste aber geklärt werden, wer innerhalb Roms Zugang zum Getreide erhielt.
Damit war die Logistik der Getreideversorgung mit politisch-sozialen Spannungen verknüpft.



Die von den Gracchen angestossenen Reformgesetze wirkten sich deshalb auch in der Getreideversorgung aus: Das Frumentargesetz von Gaius Sempronius Gracchus setzte den Getreidepreis auf 6 1/3 as pro modius für römische Bürger fest und plante den Bau von öffentlichen Getreidespeichern. Damit wollte er den Forderungen der "plebs urbana" entgegenkommen. Bei den Senatoren war dagegen das Thema der öffentlichen Getreideversorgung unbeliebt, obwohl der Druck der Bevölkerung sehr gross war (von 81 - 73 v. Chr. wurde die Versorgung sogar unterbrochen).
Einen weiteren Schub für die öffentliche Getreideversorgung kam durch die lex Clodia frumentaria des Publius Clodius Pulcher im Jahre 58 v. Chr. Das von der Republik verteilte Getreide war nun weitgehend umsonst. Als sich trotzdem weitere Ausschreitungen andeuteten, übertrug der Senat im Folgejahr Pompeius umfassende Vollmachten für 5 Jahre. Die Zahl der Getreideempfänger stieg in den nächsten Jahren zunächst beträchtlich, bis Caesar sie 46 v. Chr. aus Kostengründen und vielleicht auch als Massnahme gegen seine politischen Gegner von 320.000 auf 150.000 reduzierte. Unter Augustus schwankte die Zahl: Zuerst wurde sie wieder auf die vorcaesarianische Zahl angehoben und dann nach einem "recensus" auf 200.000 verringert. Dort blieb sie lange konstant. Als Konstantinopel im 4. Jhd. Hauptstadt der Östlichen Reichshälfte wurde, wurde auch hier eine kostenlose Getreideversorgung eingeführt.

Als Augustus seine Macht konsolidiert hatte, erkannte er, dass er auch die Getreideversorgung optimieren musste. Als sich 22 v. Chr. aufgrund von Versorgungsmängeln Unruhen der "Plebs urbana" andeuteten, übernahm er nach dem Vorbild des Pompeius die curatio annonae. Die Aufsicht über die Getreideversorgung wurde zuerst zwei ehemaligen (gewesenen) Prätoren und dann zwei Consularen übertragen. Erst in den letzten Regierungsjahren des Augustus wurde ein Praefectus annonae ernannt. Dieser Posten wurde üblicherweise von einem Ritter (eques) bekleidet und war für diesen Stand eines der wichtigsten Ämter. Mit der Zeit entstand eine professionelle Verwaltung, die die Getreideempfänger in Listen erfasste und Berechtigungsmarken, sogenannte "tesserae frumentariae" ausstellte. Das auf dem Seeweg gelieferte Getreide wurde in Magazinen, den sogenannten Horreen (horreum, horrea) gespeichert.
Durch die Bestimmungsmacht, wer Zugang zu solchen Listen haben durfte, erwuchs auch eine politische Macht der Verantwortlichen. Auf jeden Fall wollten die Herrscher in der Republik und dann die Kaiser mit diesen Versorgungsmassnahmen grosse Teile der Bevölkerung für sich einnehmen. Die Einwohnerzahl Roms in der augusteischen Zeit wurde auf ungefähr 800.000 geschätzt. Bei der Verteilung ging es aber nicht in erster Linie um Bedarf, sondern um sozialen Status der Empfänger.
Eine Ration von 5 modii (ca. 33 kg) reichte monatlich für knapp 2 Personen aus. Verteilt wurde das Getreide nur an in Rom ansässige Vollbürger. Frauen, Sklaven und Kinder bis 10 oder 13 Jahren (zumindest bis Trajan) waren ausgeschlossen.
Man geht daher davon aus, dass 200.000 empfangsberechtigten römischen Bürgern 600.000 nicht empfangsberechtigten Bürgern gegenüberstanden.
Es ging aber nicht nur um die Aufnahme in eine Liste von Empfangsberechtigten, sondern auch um die Frage, inwieweit sich die einer hohen Sterblichkeit unterworfene stadtrömische Bevölkerung zahlenmässig durch Zuwanderer ausgleichen konnte. Viele der Zuwanderer waren Freigelassene. So versuchten sie, für sich und ihre Nachkommen Zugang in die plebs frumentaria zu erlangen. Viele mussten trotzdem Getreide auf dem Markt zukaufen.

Der grösste Teil des in Rom verteilten Getreides stammte aus Ägypten und Nordafrika. In der Spätantike wurde das Getreide aus Ägypten aber meistens für Konstantinopel verwendet.
Das Getreide konnte auf verschiedene Arten eingezogen werden: Entweder war es eine Steuer oder es war eine Pacht für öffentliches Land oder es handelte sich um Ertrag aus den Ländereien des Prinzeps. Um Engpässe zu vermeiden, konnte Getreide auch am Markt eingekauft werden.
Auch der Transport über See musste von der Verwaltung organisiert werden. Es ging dabei um einige hundert Schiffsladungen, die meistens von privaten Schiffseignern (navicularii) organisiert wurden. Die Principes waren dabei bemüht, die wichtige Versorgung durch Bindungen der Schiffseigner an die Annona sicherzustellen, was mit Pflichten und Privilegien verbunden war.
Die Getreidelieferungen waren auf Zwischenstationen angewiesen, die in Puteoli und Ostia lagen. Zwischenspeicher (horrea) lagen in Ostia und Rom. (Ostia wurde aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage unter Claudius und Trajan ausgebaut.)
Die Ausgabe des Getreides erfolgte anfangs einmal im Monat an verschiedenen Plätzen. In der Mitte des 1. Jhd.s konzentrierte sich die Verteilung zunehmend auf die Porta Minucia und konnte auch innerhalb des Monatsinvervalles erfolgen. Die einzelnen Rationen wurden an Toren (ostium, Pl.: ostia) ausgegeben. Bei insgesamt 45 Toren wurden an jedem Tor ungefähr 150 - 200 Getreideempfänger abgefertigt. In späteren Jahrhunderten waren die Getreidelieferungen nicht nur auf Getreide beschränkt: Unter Septimius Severus wurden sie durch Olivenöl ergänzt, unter Aurelianus auch durch Brot, Wein und Schweinefleisch. Dafür wurden weitere Verwaltungsapparate aufgebaut. Mit der Ergänzung der Getreideverteilung durch Brot gerieten einmal auch die Bäckereien unter staatliche Aufsicht und zweitens wurde die Verteilung auf viele verschiedene Stellen aufgeteilt ("gradus"; "panis gradilis").
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QUELLENLAGE:

Die Quellenlage in Bezug auf die schriftlichen Quellen ist äusserst dürftig. In Titus Livius' Werk "Ab urbe condita" über die Geschichte Roms finden sich einige Stellen, die die Getreideversorgung erwähnen. Sie sind aber in die Erzählungen der politisch-militärischen Gesamtgeschichte eingeflochten und enthalten wenig genaue Angaben. Beispiele sind: II, 9; II, 34 und X, 11. Aber selbst diese spärlichen Quellen stammen nur aus den ersten 15 Büchern des Livius, die sich noch mit der Römischen Geschichte bis zum Ersten Punischen Krieg beschäftigen.
Über die weiteren Protagonisten der Getreideversorgung wie Gaius Sempronius Gracchus und Publius Clodius Pulcher liegen ebenfalls Quellen vor. Gaius Gracchus wird in Plutarchs Parallelbiographien (Βιοι παραλληλοι) beschrieben. Bei Publius Cornelius ist die Quellenlage schwer, weil er v. a. von seinen politischen Gegnern wie Cicero beschrieben wird. Während er von manchen als Akteur des Volkes gesehen wird, ist er für andere ein gewaltverherrlichender und triebgesteuerter politisierender Rowdy.
Bei Augustus, der die Getreideversorgung grossflächig reorganisierte, findet sich viel Eigenlob in seinem Tatenbericht "Res gestae Divi Augusti" (Monumentum Ancyranum). Auch im Werk "De vita Caesarum" des Sueton gibt es Hinweise über Augustus' Leistungen. Wir finden aber keine genauen Hinweise auf seine administrativen Reformen der Getreideversorgung.

Über die Verwaltung der Getreideversorgung gilt auch Cassius Dio als Quelle. In 57,10,5 beschreibt er, wie der Kaiser vorschrieb, welche Beträge zu liefern sind. (Dafür gab es eine eigene Bürokratie in Alexandria.)


Livius:
II. [9] Inde P. Valerius iterum T. Lucretius consules facti. Iam Tarquinii ad Lartem Porsennam, Clusinum regem, perfugerant. Ibi miscendo consilium precesque nunc orabant, ne se, oriundos ex Etruscis, eiusdem sanguinis nominisque, egentes exsulare pateretur, nunc monebant etiam ne orientem morem pellendi reges inultum sineret. Satis libertatem ipsam habere dulcedinis. Nisi quanta ui ciuitates eam expetant tanta regna reges defendant, aequari summa infimis; nihil excelsum, nihil quod supra cetera emineat, in ciuitatibus fore; adesse finem regnis, rei inter deos hominesque pulcherrimae. Porsenna cum regem esse Romae tutum, tum Etruscae gentis regem, amplum Tuscis ratus, Romam infesto exercitu uenit. Non unquam alias ante tantus terror senatum inuasit; adeo ualida res tum Clusina erat magnumque Porsennae nomen. Nec hostes modo timebant sed suosmet ipsi ciues, ne Romana plebs, metu perculsa, receptis in urbem regibus uel cum seruitute pacem acciperet. Multa igitur blandimenta plebi per id tempus ab senatu data. Annonae in primis habita cura, et ad frumentum comparandum missi alii in Volscos, alii Cumas. Salis quoque uendendi arbitrium, quia impenso pretio uenibat, in publicum omne sumptum, ademptum priuatis; portoriisque et tributo plebes liberata, ut diuites conferrent qui oneri ferendo essent: pauperes satis stipendii pendere, si liberos educent. Itaque haec indulgentia patrum asperis postmodum rebus in obsidione ac fame adeo concordem ciuitatem tenuit, ut regium nomen non summi magis quam infimi horrerent, nec quisquam unus malis artibus postea tam popularis esset quam tum bene imperando uniuersus senatus fuit.

9. Als nächstes wurden Publius Valerius zum zweiten Mal und Titus Lucretius zum Konsul gemacht. Bis zu dieser Zeit haben die Tarquinier bei... 
Next Publius Valerius (for the second time)1 and Titus Lucretius were made consuls.2 By this time the Tarquinii had sought refuge with Lars [p. 247]Porsinna, king of Clusium. There they mingled advice3 and entreaty, now imploring him not to permit them, Etruscans by birth and of the same blood and the same name as himself, to suffer the [2] privations of exile, and again even warning him not to allow the growing custom of expelling kings to go unpunished. Liberty was sweet enough in itself. [3] Unless the energy with which nations sought to obtain it were matched by the efforts which kings put forth to defend their power, the highest would be reduced to the level of the lowest; there would be nothing lofty, nothing that stood out above the rest of the state; there was the end of monarchy, the noblest institution known to gods or men. [4] Porsinna, believing that it was not only a safe thing for the Etruscans that there should be a king at Rome, but an honour to have that king of Etruscan stock, invaded Roman territory with a hostile army. [5] Never before had such fear seized the senate, so powerful was Clusium in those days, and so great Porsinna's fame. And they feared not only the enemy but their own citizens, lest the plebs should be terror-stricken and, admitting the princes into the City, should even submit to enslavement, for the sake of peace. [6] Hence the senate at this time granted many favours to the plebs. The question of subsistence received special attention, and some were sent to the Volsci and others to Cumae to buy up corn. Again, the monopoly of salt, the price of which was very high, was taken out of the hands of individuals and wholly assumed by the government. Imposts and taxes were removed from the plebs that they might be borne by the well-to-do, who were equal to the burden: the poor paid dues enough if they reared children. [7] Thanks to this [p. 249]liberality on the part of the Fathers, the distress4 which attended the subsequent blockade and famine was powerless to destroy the harmony of the state, which was such that the name of king was not more abhorrent to the highest than to the lowest; [8] nor was there ever a man in after years whose demagogic arts made him so popular as its wise governing at that time made the whole senate.
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X. [11] T. Manlio consuli prouincia Etruria sorte euenit; qui uixdum ingressus hostium fines, cum exerceretur inter equites, ab rapido cursu circumagendo equo effusus extemplo prope exspirauit; tertius ab eo casu dies finis uitae consuli fuit. Quo uelut omine belli accepto deos pro se commisisse bellum memorantes Etrusci sustulere animos. Romae cum desiderio uiri tum incommoditate temporis tristis nuntius fuit. Consulis subrogandi comitia ex sententia principum habita: M. Valerium consulem omnes [sententiae] centuriae[que] dixere, ut patres ab iubendo dictatore deterruerint, quem senatus dictatorem dici iussurus fuerat. Tum extemplo in Etruriam ad legiones proficisci iussit. Aduentus eius compressit Etruscos adeo ut nemo extra munimenta egredi auderet timorque ipsorum obsidioni similis esset; neque illos nouus consul uastandis agris urendisque tectis, cum passim non uillae solum sed frequentes quoque uici incendiis fumarent, elicere ad certamen potuit. Cum hoc segnius bellum opinione esset, alterius belli, quod multis in uicem cladibus haud immerito terribile erat, fama, Picentium nouorum sociorum indicio, exorta est: Samnites arma et rebellionem spectare seque ab iis sollicitatos esse. Picentibus gratiae actae et magna pars curae patribus ab Etruria in Samnites uersa est. Caritas etiam annonae sollicitam ciuitatem habuit uentumque ad inopiae ultimum foret, ut scripsere quibus aedilem fuisse eo anno Fabium Maximum placet, ni eius uiri cura, qualis in bellicis rebus multis tempestatibus fuerat, talis domi tum in annonae dispensatione praeparando ac conuehendo frumento fuisset. Eo anno—nec traditur causa—interregnum initum. Interreges fuere Ap. Claudius, dein P. Sulpicius. Is comitia consularia habuit; creauit L. Cornelium Scipionem Cn. Fuluium consules. Principio huius anni oratores Lucanorum ad nouos consules uenerunt questum, quia condicionibus perlicere se nequiuerint ad societatem armorum, Samnites infesto exercitu ingressos fines suos uastare belloque ad bellum cogere. Lucano populo satis superque erratum quondam: nunc ita obstinatos animos esse ut omnia ferre ac pati tolerabilius ducant quam ut unquam postea nomen Romanum uiolent. Orare patres ut et Lucanos in fidem accipiant et uim atque iniuriam ab se Samnitium arceant; se, quamquam bello cum Samnitibus suscepto necessaria iam facta aduersus Romanos fides sit, tamen obsides dare paratos esse.
11. The campaign in Etruria fell to the consul T. Manlius. He had scarcely entered the hostile territory when, as he was wheeling his horse round in some cavalry exercises, he was flung off and almost killed on the spot. [2] Three days later the consul ended his life. The Etruscans derived encouragement from this incident, for they took it as an omen, and declared that the gods were fighting for them. [3] When the sad news reached Rome, not only was the loss of the man severely felt, but also the inopportuneness of the time when it occurred. [4] The senate were prepared to order the nomination of a Dictator, but refrained from doing so as the election of a successor to the consul went quite in accordance with the wishes of the leading patricians. Every vote was given in favour of M. Valerius, the man whom the senate had decided upon as Dictator.[5] The legions were at once ordered to Etruria. Their presence acted as such a check upon the Etruscans that no one ventured outside their lines; their fears shut them up as closely as though they were blockaded. [6] Valerius devastated their fields and burnt their houses, till not only single farms but numerous villages were reduced to smoking ashes, but he failed to bring the enemy to action.
[7] While this war was progressing more slowly than had been anticipated, apprehensions were felt as to another war which, from the numerous defeats sustained formerly on both sides, was not unreasonably regarded with dread. The Picentes had sent information that the Samnites were arming for war, and that they had approached the Picentes to induce them to join them. [8] The latter were thanked for their loyalty, and the public attention was diverted to a large extent from Etruria to Samnium.
[9] The dearness of provisions caused widespread distress amongst the citizens. Those writers who make Fabius Maximus a curule aedile for that year assert that there would have been actual famine if he had not shown the same wise care in the control of the market and the accumulation of supplies which he had so often before displayed in war.
An interregnum occurred this year —tradition assigns no reason for it. [10] The interreges were Ap. Claudius and P. Sulpicius. The latter held the consular elections, at which L. Cornelius Scipio and Cn. Fulvius were returned.
At the beginning of their year a deputation came from the Lucanians to lay a formal complaint against the Samnites. [11] They informed the senate that that people had tried to allure them into forming an offensive and defensive alliance with them, and, finding their efforts futile, they invaded their territory and were laying it waste, and so, by making war upon them, trying to drive them into a war with Rome. [12] The Lucanians, they said, had made too many mistakes already; they had now quite made up their minds that it would be better to bear and suffer everything than to attempt anything against Rome. [13] They implored the senate to take them under its protection and to defend them from the wanton aggressions of the Samnites. They were fully aware that it Rome declared war against Samnium their loyalty to her would be a matter of life and death, but, notwithstanding that, they were prepared to give hostages as a guarantee of good faith.

Cassius Dio: 57,10
10 1 Not only did he magnify Augustus in the manner stated, but also when completing the buildings which Augustus had begun without finishing them he inscribed upon them the other's name; and in the case of the statues and the shrines which were being erected to Augustus, whether by communities or by private individuals, he either dedicated them himself or instructed one of the pontifices to do so. 2 This principle of inscribing the original builder's name he carried out not only in the case of the buildings erected by Augustus, but in the case of all alike that needed any repairs; for, although he restored all the buildings that had suffered injury (he erected no new ones whatsoever except the temple of Augustus), yet he claimed none of them as his own, but restored to all of them the names of the original builders. 3 While expending extremely little for himself, he laid out very large sums for the common good, either rebuilding or adorning practically all the public works and also generously assisting both cities and private individuals. He enriched numerous senators who were poor and on that account no p137longer wished to be members of the senate; 4 yet he did not do this indiscriminately, but actually expunged the names of some for licentiousness and of others even for poverty when they could give no satisfactory reason for it. All the money that he bestowed upon people was counted out at once in his sight; for since under Augustus the officials who paid over the money had been wont to deduct large sums for themselves from such donatives, he took good care that this should not happen in his reign. 5 All these expenditures, moreover, he made from the regular revenues; for he neither put anybody to death for his money nor confiscated, at this time, anybody's property, nor did he even resort to tricky methods of obtaining funds. In fact, when Aemilius Rectus once sent him from Egypt, which he was governing, more money than was stipulated, he sent back to him the message: "I want my sheep shorn, not shaven."
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LITERATUR:

In der Forschungsliteratur ist die Themenbearbeitung breit gefächert. Ältere Werke beschäftigen sich gerne mit der Anzahl der Empfänger. An diesem Bereich hat der Forscher Jean-Michel Carrié geforscht.
Die neuere Forschung konzentriert sich eher auf ökonomische und soziologische Fragen. Peter Garnsey untersuchte die Sozialstruktur und Ernährungsgewohnheiten der römischen Bevölkerung. Geoffrey Rickman untersuchte die Getreideversorgung und ging dabei auf viele technische Fragen ein. Weitere Autoren sind Hinnerk Bruhns (Einbeziehung der ärmeren Bevölkerungsschichten), Josef Els (allgemeine Nahrungsversorgung), Paul Erdkamp (Verteilungsfragen), Ullrich Fellmeth (allgemeine Wirtschaftsgeschichte, politische Bedeutung der Getreidespenden) und Catherine Virlouvet (detaillierte sozialökonom. Analyse).

Bruhns, Hinnerk/Wilfried Nippel: Max Weber und die Stadt im Kulturvergleich; Göttingen 2000
Erdkamp, Paul: The Grain Market in the Roman Empire. A Social, Political and Economic Study; Cambridge 2009
Garnsey, Peter: Famine and Food Supply in the Graeco-Roman World. Responses to Risk and Crisis; Cambridge 1988
Fellmeth, Ulrich: Pecunia non olet. Die Wirtschaft der antiken Welt; Darmstadt 2008
Herz, Peter: Studien zur römischen Wirtschaftsgesetzgebung. Die Lebensmittelversorgung; Stuttgart 1988
Höbenreich, Evelyn: Annona. Juristische Aspekte der stadtrömischen Lebensmittelversorgung im Prinzipat; Graz 1997
Rickman, Geoffrey: The Corn Supply of Ancient Rome; Oxford 1980
Virlouvet, Catherine/Brigitte Marin: Nourrir les cités de Méditerrannée: Antiquitée - temps modernes;
Paris 2004