Murmillo-Archiv

Sonntag, 20. März 2016

SENECA: EPISTULA 54, 3-5

Hältst du mich für heiter, daß ich dir dies schreibe, weil ich (der Krankheit noch einmal) entflohen bin? So handle ich lächerlich (mache ich mich...), wenn ich mich an diesem Ausgang (Ende) freue wie an guter Gesundheit, wie jener, "wer auch immer" (wer) glaubt, gewonnen zu haben, wenn er sein Erscheinen vor Gericht verschoben hat. Ich aber habe auch gerade in einem Erstickungsanfall nicht aufgehört, mich durch frohe und starke Gedanken zu beruhigen. Was ist das (wie meinen), sagte ich, so oft erprobt mich der Tod? Soll er tun: ich habe jenen schon lange erfahren. Wann, sagst du? Bevor ich geboren wurde. Der Tod ist nicht zu sein (Nicht-Sein; nicht existieren). Was dies ist, weiß ich schon: dies wird nach mir sein, was vor mir gewesen ist. Wenn irgendwas der Qual in dieser Sache ist, ist es notwendig auch gewesen (war es auch notwendigerweise so), bevor wir hinaus ins Licht gingen; doch wir haben damals (aber) keine Qual empfunden. Ich frage (dich): würdest du einen nicht für ausgemacht dumm halten, wenn irgenwer glaubte, für eine Öllampe sei es schlechter, wenn sie ausgelöscht worden ist, als bevor sie angezündet wird? Auch wir werden sowohl ausgelöscht als auch angezündet: in jener "mittleren" Zeit (Zwischenzeit) leiden wir irgendetwas, vorher und nachher aber ist tiefe Sicherheit (Ruhe). In diesem (darin) nämlich, mein Lucilius, irren wir, wenn ich nicht getäuscht werde (mich nicht täusche), daß wir glauben, daß der Tod (erst) folge, weil (wo doch) jener sowohl vorangegangen ist als auch folgen wird. Alles, was vor uns gewesen ist, ist der Tod; was macht es denn für einen Unterschied, ob du nicht anfängst oder aufhörst, weil die Auswirkung beider Dinge ("jeder von beiden Sachen") diese ist, nicht zu sein?
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the decurio

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