Murmillo-Archiv

Mittwoch, 30. März 2016

SENECA: BRIEF 76, 8-9

Alle Dinge bestehen (existieren) durch den (ihnen) eigenen Vorteil (Gut). Die Fruchtbarkeit empfiehlt die Weinrebe und der Geschmack des Weines, die Schnelligkeit den Hirsch; wie stark die Zugtiere durch den Rücken sind, fragst du, deren einziger Nutzen dieser ist: Last zu tragen; beim Hund ist die Spürkraft die erste (wichtigste), wenn er wilde Tiere aufspüren soll, das Laufen, wenn er sie erreichen soll, der Mut, wenn er beißen und angreifen soll: dies muß auch bei jedem das Beste sein, für das er geboren ist, wodurch er bewertet wird. Was ist das Beste beim Menschen? Die Vernunft. Durch diese übertriftt er die Tiere, folgt den Göttern. Vollkommene Vernunft ist also das (dem Menschen) eigene Gut, die übrigen (Güter) sind jenem mit den Tieren und den Pflanzen gemein(sam). Er ist stark: auch die Löwen. Er ist schön: auch die Pfauen. Er ist schnell: auch die Pferde. Ich sagen nicht: in all diesen (Dingen) wird er besiegt; ich frage nicht, was er in sich als das Größte hat, sondern was das Seine (für ihn Charakteristische) ist. Er hat einen Körper: auch die Bäume. Er hat einen Drang (Trieb) und eine willentlliche Bewegung: sowohl die Tiere als auch die Würmer. Er hat eine Stimme: aber eine (um) wieviel lautere die Hunde, eine hellere die Adler, eine tiefere die Stiere, eine süßere und melodischere die Nachtigallen.
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decurio (meine Rekruten sind auch solche Nachtigallen, doch meistens singen die falsch, besonders, wenn sie voll sind)

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