Murmillo-Archiv

Donnerstag, 7. März 2013

GERMANICUS: DIE RACHEFELDZÜGE (1)

Truppenstärke der Römer am Rhein, Stand 14 n. Chr: 8 Legionen!
a) Obergermanien: 4 Legionen; LEGAT: GAIUS SILIUS
b) Untergermanien: 4 Legionen: LEGAT: AULUS CÄCINA
(4+4=8!)
Ungefähr 80 000 Mann!
Nachdem einige ruhige Jahre ins Land gezogen waren, war 14 n. Schluß mit Ruhe: In diesem Jahr erhielt nämlich GERMANICUS (voller Name: Gaius Iulius Caesar Germanicus; 15 v.-19 n.) den Oberbefehl am Rhein.
Quellen:
1.) TACITUS
2.) CASSIUS DIO
GERMANICUS hatte Frau und Kinder im Schlepptau. Die Frau hieß übrigens AGRIPPINA VIPSANIA (Tochter des M. Vipsanius Agrippa und der Iulia, Tochter des Augustus).
(Ihr Geburtsort war das Heerlager ARA UBIORUM. Dort wurde, um sie zu ehren, die COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIUM (=Köln) gegründet.)
Es gilt als gesichert, daß GERMANICUS sich mehrfach in VETERA aufhielt. Damals meuterten die V. und die XXI. LEGION (es ging um Sold und Veteranenentlassungen). Diese beiden Legionen hatten "kurze 15" mit ihren Offizieren gemacht. GERMANICUS eilte aus Gallien herbei und trat vor die Meuterer, wobei er mit seinem Leben spielte.
Die Soldateska wollte endlich kämpfen, und GERMANICUS tat ihnen den Gefallen, indem er einen netten kleinen Feldzug organisierte.
Spätsommer 14 n: GERMANICUS schlägt eine Brücke über den Rhein und zieht mit 12 000 Legionären, 26 Kohorten der Bundesgenossen und 8 Reiterabteilungen durch den sog. CÄSIAWALD gegen die MARSER (auf der rechten Seite der LUPIA=Lippe). Die MARSER feierten gerade eine Mitternachtsparty, als GERMANICUS sie überfiel (sehr tapfer!). Es folgten die üblichen "war atrocities": Männer, Weiber und Kinder wurden niedergehauen, das Land wurde 10 Meilen weit verwüstet.
(Die MARSER hätten weniger trinken, öfter ins Fechttraining gehen und Wachen aufstellen sollen!)
Doch die Germanen rappelten sich wieder hoch. Auf dem Rückmarsch wurde GERMANICUS beinahe abgeschnitten. Ein Ausfall der XX. LEGION verhinderte die Katastrophe!
Winter, 14 n: GERMANICUS befindet sich in VETERA
Frühjahr, 15 n: GERMANICUS in Mainz
Von dort wurde die nächste Kaffeefahrt gestartet. Diesmal ging es gegen die CHATTEN (Das sind übrigens meine Vorfahren (!), weswegen ich dies persönlich nehme! Leider konnte ich damals nicht dabei sein-ich war, sagen wir mal, verhindert.)
Gleichzeitig sollte der CÄCINA von VETERA aus losmarschieren, um die Germanen zwischen Lippe und Ems in Schach zu halten.
GERMANICUS zerstörte die chattische Hauptstadt MATTIUM und zog auf dem rechten Lahnufer (ob man da noch was findet?) nach Westfalen. Beide Heere trafen sich an der Lippe. Dann ging es zurück nach VETERA.
Unterdessen versetzte ARMINIUS das Cheruskerland in Aufruhr. Er tobte, weil man seine Gattin THUSNELDA (die hieß wirklich so; ob davon wohl das Wort "Tussi" kommt?) entführt und nach Rom geschleppt hatte.
Kaum war GERMANICUS in VETERA, mußte er auch schon wieder "vale!" zu seiner Frau sagen. Mit 4 Legionen marschierte er zur Ems. Wahrscheinlich fuhr er mit Schiffen von der Flevosee (heute Ijsselmeer) nach Friesland und an die Emsmündung.
(Es gab damals eine Verbindung zwischen Rhein und alter Ijssel, die "FOSSA DRUSIANA". Man glaubt heute, daß der "krumme Rijn" der Drususkanal ist!)
An der Ems traf GERMANICUS den CÄCINA und die Reiterei des PEDO. CÄCINA hatte 40 Kohorten die Lippe hinauf geschafft.
Von da aus marschierte man zum Schlachtfeld im Teutoburger Wald, wo VARUS 9 n. mit 3 Legionen unterging. Dort bestattete man die Reste der Toten, die überall herumlagen. (Den Römern war dabei sicherlich unheimlich zumute! Knochen einsammeln ist halt nicht jedermanns Sache.)
Wenig später legte ARMINIUS den Römern in einer sumpfigen Heide wieder mal einen Hinterhalt (s. meine posts "Die Ereignisse in Germanien..."!). Die Römer erlitten damals bei den "LANGEN BRÜCKEN" starke Verluste. Nur mit Mühe entgingen die Römer einer Katastrophe. Beinahe hätte es eine zweite "clades Variana" gegeben! Das unbesonnene Verhalten des INGUIOMER, des Onkels von ARMINIUS, rettete die Römer. Dieser griff gegen den Willen seines Neffen das römische Lager an. Traue keinem Onkel!
Ungefähr zeitgleich marschierte GERMANICUS an die Ems, wo Schiffe für den Weitertransport bereitlagen.
Mittlerweile hatten Schreckensnachrichten von den bösen Germanen das Lager bei BIRTEN erreicht. In haltloser Panik wollte man die Brücke bei VETERA einreißen. Hier kommt es nun zur Heldentat der AGRIPPINA. Sie riß das Oberkommando an sich und verhinderte durch ihren heroischen Einsatz die Wahnsinnstat. Schon damals (15 n.) gab es emanzipierte Frauen.
Als die Soldaten des CÄCINA schließlich in abgerissenem Zustand die Brücke erreichten, begrüßte sie AGRIPPINA, sprach ihnen gut zu, schenkte ihnen Kleidung und Verbände. Nett.
(An der Stelle der alten Römerbrücke hat man im 17. und 18. Jh. Pfähle und Balken entdeckt. Später hat man im ausgetrockneten Flußbett Reste von Grundpfeilern gefunden. Auch im alten Rheinbett am FÜRSTENBERG fand STEPHAN PIGIUS (1520-1603) solche Fundamente (Reste des alten Hafens von VETERA und von den Schiffswerften. Drusus ließ hier 12 v. eine Rheinflotte bauen, um seine Truppen von VETERA zur Ems zu bringen.)
AGRIPPINA machte sich unterdessen große Sorge um ihren Mann. Schlimme Gerüchte trafen tagtäglich ein. Doch GERMANICUS war schon mit den Schiffen im Anmarsch. Die II. und die XIV. LEGION hatten das Vergnügen, am Ufer entlang marschieren zu dürfen (Bewegung hält fit!).
Diese beiden Legionen waren durch eine Sturmflut arg gebeutelt (viele Tote, Verlust von Gepäck).
"GERMANICUS versuchte die erlittene Schlappe mit freundlicher und herablassender Gleichgültigkeit zu überspielen." Cool! (W. Böcking, S.69.)
Quelle: W. BÖCKING: "RÖMER AM NIEDERRHEIN", S. 66-72.
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The SIR


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