Murmillo-Archiv

Montag, 15. April 2013

VARUSSCHLACHT (1): ANMARSCH DER RÖMER

Von ihrem Lager an den Quellen der LIPPE marschierten die Römer parallel zum Flüßchen ALME auf dem HELLWEG (heute "alter Hellweg") in südwestliche Richtung. Dieser ist ein sogenannter Wasserscheidenhöhenweg. An der "SPITZEN WARTE" führt ein Weg nach Westen, der HAARWEG genannt wird. Diesen Weg nahmen die Römer nicht, sondern bogen nach Süden ab, um zu ihrem Lager bei KNEBLINGHAUSEN zu kommen. Der Marsch verlief ungefähr in der Mitte zwischen MÖHNE und ALME. Seine Länge bis dahin betrug 31, 5 km, wofür man einen bis zwei Tage brauchte. Von da aus führte der Marsch durch den Wald.
Zwischen ALME und MÖHNE befindet sich ein Waldviereck von 5 auf 8 km, um das herum die Germanen standen. Ihr Plan war es, die römischen Marschkolonnen an engen Stellen mit Truppenkonzentrationen anzugreifen und zu zerspalten.
Dazu CASSIUS DIO, RÖMISCHE GESCHICHTE LVI, 20:
"Die Berge hatten eine unebene Oberfläche, die von Schluchten durchbrochen war, und die Bäume wuchsen dicht beisammen und waren sehr hoch. Deshalb hatten die Römer es sehr schwer, selbst bevor der Feind sie angriff, Bäume zu fällen, Straßen zu bauen und, wo es nötig war, Stellen zu überbrücken.
Sie hatten viele Wagen und Lasttiere bei sich, wie in Friedenszeiten. Darüber hinaus waren nicht wenige Frauen und Kinder dabei und ein großes Gefolge von Dienern folgte, ein weiterer Grund dafür, daß sie in zerstreuten Gruppen vorrückten. Inzwischen kam ein heftiger Regen und Wind auf, der sie noch mehr auseinanderbrachte, während der Boden, um die Wurzeln und Holzteile rutschig geworden, das Gehen für sie sehr unsicher machte, und die Baumgipfel brachen immer wieder ab und bewirkten viel Verwirrung.
Während die Römer in solchen Schwierigkeiten waren, umschlossen die Barbaren sie auf einmal überall und auf allen Seiten kamen sie durchs dichteste Dickicht, da sie mit den Pfaden vertraut waren. Zunächst warfen sie ihre Salven aus der Ferne, dann, als niemand sich verteidigte und viele verwundet waren, kamen sie dichter an sie heran. Denn die Römer rückten nicht in regulärer Ordnung vor, sondern waren in allgemeinem Chaos mit den Wagen und den Unbewaffneten vermischt, und, da sie unfähig waren, sich zu Kampfgruppen zusammenzuschließen, und an jedem Punkt in geringerer Zahl als ihre Angreifer, erlitten sie schwere Verluste und konnten überhaupt keinen Widerstand leisten."
Die Römer befanden sich nun in einem Wald, der zum Sauerländer Gebirge gehört. Der Boden ist wasserundurchlässig. Es gibt viele Bachläufe und Wegengen. Die Straße verläuft auf der Wasserscheide von MÖHNE und ALME und ist sehr schmal. Der Weg durch diesen Urwald war 11 km lang.
Es gibt eine Stelle, wo der Weg einen Knick nach Südwesten macht. Dort traf, aus östlicher Richtung kommend, ein Wasserscheideweg von der Alme her auf den Weg der Römer. Diese Stelle war für die Römer besonders ungünstig, da der Weg sehr eng war und zu beiden Seiten Schluchten zur MÖHNE und ALME hinunterführten. Hinzu kam, daß sich dort ein Berg befindet, der den Weg versperrte. Bei diesem Berg handelt es sich um den "STREITBERG".
Ähnliche "sprechende" Flurnamen finden sich auch auf dem Marschweg der Germanen: Vordere Platz, Mittlerer Platz, Hinterer Platz.
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Ich fasse zusammen:
Endloser Marsch (s. auch das von mir komponierte Lied: Endlos, das ist der Marsch!), Wetter schlecht, Widrigkeiten der Natur (den Römern fallen Bäume auf den Kopf), finstere Wälder voller verrückter Germanen, Chaos, elende Wege (rutschig, slippery when wet!),  wenig bekannte Gegend (trotz Erkundung), Ortsvorteil der Germanen, geographische Nachteile der Römer, Moral im Keller, Unmöglichkeit sich zu formieren, bessere Taktik der Germanen (stellen Überzahl her!), unfähiger Führer der Römer, charismatischer Führer der Germanen.
Alles war gegen die Römer. Sie konnten, wie man so schön sagt, einpacken!
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Quelle: WILHELM LEISE: WO ARMINIUS DIE RÖMER SCHLUG. DER HISTORISCHE ORT DER VARUSSCHLACHT, München 1990, S. 112-116.
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Zu den Flurnamen: P. von Pohlenz: Landschafts-und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, Marburg 1961.
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The SIR

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