Murmillo-Archiv

Dienstag, 14. Mai 2013

DIE "CANABAE" ( DAS LAGERDORF; DIE LAGERVORSTADT): TEIL 1

(Fr. ORLOWA in canabae gesehen. Laut dem "Mitteilungsblatt für Legionäre" halte sich Fr. ORLOWA dort zwecks linguistischer Studien auf. Wir wünschen viel Erfolg.)

""Canabae: urspr. die Verkaufsstände und Krämerbuden am Rande der röm. Legionslager als einfache Warenumschlagplätze, später die darauf gegründeten Gemeinwesen mit eigener Verwaltung..."
Funktionen:
1.) Kontaktstelle zwischen Einheimischen und röm. Militär
2.) Wohnsitz der Veteranen
3.) Orte römischer Kultur/ Zivilisation
4.) Zentren der Romanisierung
GONDROM: LEXIKON DER ANTIKE
Wie es dort zuging, beschreibt R. PÖRTNER sehr eindrucksvoll:
"Alle diese Mitläufer und Nutznießer waren auch in Neuß sehr schnell zur Stelle, als ein festes Lager regelmäßigen Verdienst verhieß. Dem Bedarf entsprechend, den eine hart am Zügel gehaltene Truppe nach Feierabend entwickelt, lockten bald die Buden der Weinhändler und andere Etablissements zur abendlichen Kurzweil.
Das weibliche Element, dessen Anwesenheit im Lager streng verpönt und verboten war, wirkte dabei kräftig mit. Wie überall, wo Mars regiert, werden die langhaarigen Töchter der Venus auch hier ihre Schäflein ins trockene gebracht und des Kaisers Legionäre nach Kräften geschröpft und ausgesogen haben. Daß bei diesen Saturnalien der unteren Dienstgrade nicht immer eitel Friede und Einverständnis herrschten, versteht sich von selbst. Wo geliebt, gezecht und gewürfelt wird, da wird auch gerauft, und vermutlich saßen die Messer in einer solchen Lagervorstadt genauso locker wie heute in einem nahöstlichen Matrosenkeller. So stellten schon die Archäologen des vergangenen Jahrhunderts fest, daß gewisse Funde eindeutig auf Totschlag hinweisen."
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RUDOLF PÖRTNER: MIT DEM FAHRSTUHL IN DIE RÖMERZEIT, Gütersloh 1987 (Prisma Verlag), S. 74 f.
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Es lebe die Zivilisation! Und aus so was wurden unsere Städte!
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TRINKSPRÜCHE: Eine Liste von Trinksprüchen habe ich in einem früheren post zusammengestellt. Leider konnte ich keine weiteren mehr finden. Als Ersatz dafür mögen die folgenden von mir erfundenen Wirtshausreden stehen:
-Salve, caupo, quomodo agis, scelerate vetus?
(Sei gegrüßt, Wirt, wie geht's, du alter Verbrecher?)
-Abite ad malam partem! Quid mihi vultis, homines perditi.
(Geht zum Teufel! Was wollt ihr von mir, verkommenes Pack?)
-Vinum optimum, panem militarem, laridum et filiam tuam. Cito, ignave!
(Der beste Wein, Kommißbrot, Speck und deine Tochter. Schnell, du fauler Sack!)
-Potestisne solvere?
(Könnt ihr zahlen?)
-Stipendia modo accepimus!
(Wir haben gerade eben Sold bekommen!) Multos denarios et sestertios! Vide! (Viele Denare und Sesterzen! Sieh!)
-Propero, domine! (Ich eile, Herr!) Protinus vinum et filiam apporto! (Ich hole sofort den Wein und die Tochter!)
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Nach M. JUNKELMANN erhielt der Legionär bis ins späte 1. Jh. 225 Denare im Jahr.
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Fr. ORLOWA (s. vorhergehender post) arbeitet jetzt in einer Canabae, wo sie grölenden Legionären Bier ausschenkt und fleißig Soldatenlatein lernt.
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Dann wurden die Zeiten friedlicher:
"Je länger der Friede allerdings währte, je mehr also die Truppe ihren Charakter änderte, umso friedfertiger scheinen auch die Canabae-als 'Kneipe' lebt das Wort unter uns fort-geworden zu sein."
R. PÖRTNER, S. 75.
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by Sir R




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