Murmillo-Archiv

Mittwoch, 7. Oktober 2015

OVID, AMORES I, 10: GESCHENKE

1.) Dreifacher Vergleich der Schönheit der CORINNA mit
a) Helena: sie gab ihren beiden Gatten (Paris, Menelaos) den Grund zum Krieg
b) Leda: Jupiter nahte sich ihr in Gestalt eines Schwans
c) Amyone: Als Neptun/ Poseidon sie mit einem Krug auf dem Haupt sah, wie sie eine Quelle suchte, verliebte er sich.
Die Schönheit CORINNAS führte dazu, daß OVID den Stier und den Adler fürchtete (Jupiter entführte in Gestalt des Stieres die Europa und als Adler den schönen Knaben Ganymed; alle schwul!) und all dies, wozu den Jupiter die Lust gemacht hat.
-Schädliche Wirkung der Liebeslust, die den Menschen negativ verändert-wird durch das Bild der Metamorphose zum Ausdruck gebracht.
2.) Turning point ("nunc"): OVID ist jetzt von der Furcht befreit-er ist sozusagen genesen!-Liebe als krankmachende Macht! Sie hat nun keine Gewalt mehr über ihn. Grund: ihr Fordern von Geschenken, also ihr Materialismus. Daher gefällt sie ihm nicht mehr. Als sie noch nicht so war, liebte er ihr Herz und den Körper. Da sie nun ihre Seele entstellt hat, erscheint ihr Leib auch nicht mehr schön.
3.) Beispiel des AMOR: Er ist frei von Habgier, trägt kein Gewand (Zeichen von Offenheit). Warum soll er sich um Lohn verdingen (Erniedrigung eines Gottes)?-Er hat kein Gewand, wo er den Gewinn verwahrt!
Venus und ihr Sohn stehen dem Kriege fern, also sollten sie auch nicht um Sold dienen. Auch das käufliche Nuttchen haßt den Zuhälter. Unter Zwang tut sie, was eine Dame freiwillig tut.
-O. sagt hier indirekt, daß C. eine Nutte (lat. scortum) ist!
4.) Beispiel der Tiere: Es ist eine Schande, wenn der Mensch unter den unvernünftigen Tieren steht! Tiere verlangen keine Gaben (Bsp. e: Hengst und Stute, Kuh und Stier, Widder und Schaf ). Nur bei der Frau ist das anders. Sie verkauft ihre Nacht und sich selber. Je mehr "fun"desto teurer. Liebe ist ein Geschenk an beide. Warum soll man sie daher kaufen bzw. verkaufen? Warum soll die Liebe Gewinn bzw. Verlust bringen? Sie kam doch durch unser beider Bemühen zustande.
-OVID stellt hier CORINNAS Verhalten unter das der Tiere!
5.) Weitere Negativbeispiele: Verkaufen eines Eides, Korruptheit der Richter, für Geld jemanden verteidigen, Gerichte, die am Urteil verdienen, Geld im Bett zu verdienen, Schönheit für schmutziges Geld preisgeben.
-Genau aber dies tut CORINNA. Die Beispiele sollen abschrecken und zu einem Umdenken CORINNAS führen (träum' weiter, Poet!).---
6.) These:  Nur dies hat Liebe verdient, was nicht käuflich ist. Wer Liebe verkauft, hat keine Gegenliebe verdient. Wer bezahlt hat, ist nichts mehr schuldig. Warnung an die "Schönen", Geld für ihre Nächte zu nehmen. Dies ist schändlich erworben und bringt keinen guten Gewinn! Warnendes Beispiel der Tarpeia (sie ließ die Sabiner in die Burg gegen die Zusicherung, sie bekomme das, was diese am linken Arm tragen (Goldspangen); die Sabiner töteten die Verräterin aber mit ihren Schilden (die ja links getragen werden)).---Alkmaion tötete die Muter, weil sie den Vater um Halsschmuck verriet.
-Ganz klar: OVID stellt hier CORINNA auf die Stufe einer morallosen Verräterin wie Tarpeia!
7.) O. macht Einschränkungen: Bei einem Reichen ist ein solches Verhalten weniger schlimm, da er genug hat; Vergleich mit Trauben, die man pflückt, wo sie dicht hängen; man solle sich das Obst aus des Alkinoos Gärten besorgen (König der Phäaken; dieser brachte Odysseus heim; seine Gärten sind sprichwörtlich; vgl. Homer, Odyssee 7, 112).-Der Arme bezahlt mit Hilfe, Liebe, Treue.- Ist ein Gedicht, womit man ein schönes Mädchen preist, etwa nichts?---Dies ist die Gabe OVIDS. Sie werde dadurch berühmt.- Kleider und Schmuck sind vergänglich, der Ruhm durch Gedichte ist ewig!
(Nur das interessiert CORINNA nicht.)
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CONCLUSIO: OVID haßt nicht das Geschenk an sich, sondern das Fordern! Entweder gibt er etwas freiwillig oder überhaupt nicht. Auf Forderungen reagiert er erst gar nicht.
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by decurio








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