Murmillo-Archiv

Donnerstag, 15. Oktober 2015

LUCIUS ANNAEUS SENECA: AD PAULINUM DE BREVITATE VITAE, CAPUT 1-4

CAP. 1: Unberechtigte Klage über die Kürze des Lebens.-Das Leben ist in Wirklichkeit nicht kurz (ist es doch; AdV.), sondern wir haben viel Zeit vertan.-Nutzt man es gut, dann ist es lang.-Wir haben aber das Leben kurz gemacht, weil wir damit verschwenderisch umgehen.
CAP. 2: Das Leben ist lang, wenn man es gut einteilt. Aufzählung von Negativbeispielen, die zu einer "vita brevis" führen.-Wir leben nur einen kleinen Teil des Lebens im eigentlichen Sinne; der Rest ist lediglich Dauer.-Hindernisse: Laster, Leidenschaften, zu viel Vergnügen, Reichtum etc.-Niemand nimmt sich für sich selbst in Anspruch; niemand ist für sich selbst da (doch: ich z.B.).
CAP 3.: Materielle Dinge lassen die Leute sich nicht nehmen, doch sie lassen zu, daß jeder in ihr Leben einbricht.-Geld verteilt niemand, aber sein Leben.-Sie sind Zeitverschwender.-Doch nur bei diesem Gut, der Zeit, wäre der Geiz ehrenvoll.-Beispiele von Zeitvergeudung und Zeitverlust.-Das führt dazu, daß man "zu früh" stirbt.-Kein Bewußtsein für die Vergänglichkeit.-Man bemerkt den Zeitverlust nicht.-Man lebt, als ob man ewig leben würde; dabei kann jeder Tag der letzte sein.-Viele verschieben ihr eigentliches Leben auf das 50. oder 60. Lebensjahr.-Dabei gibt es keine Garantie für ein langes Leben.-Es ist falsch, das was an Zeit übrigbleibt, für "hohe Gedanken" zu verwenden.-Es ist auch zu spät, mit dem Leben zu beginnen, wenn man eigenttlich aufhören sollte.-Dumm ist es ebenfalls, vernünftige Vorsätze in die Zukunft zu verschieben ("Domani-Mentalität").-Ebenso ist es falsch, in einem Alter mit dem Leben zu beginnen, das man vielleicht gar nicht erreicht.
CAP. 4: Viele große Männer sehnten sich nach Ruhe.-Beispiel des Augustus.-Er machte mit diesem süßen und trügerischen Trost (sich irgendwann zurückzuziehen) sein Mühsal erträglicher.-Er nahm die Muße in Gedanken vorweg, da er sie in der Gegenwart nicht realisieren konnte.-Augustus wollte sogar seine hohe Stellung loswerden.-Sein Leben: Krieg, Anschläge, persönliche Enttäuschungen (Ehebruch der Tochter).-Im Gedanken an Ruhe ließen seine Strapazen nach.
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So spricht der "philosophus"!
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Wer in den USA zu 175 Jahren Gefängnis verurteilt wird, hat viel Zeit, die er "sinnvoll" nutzen kann (z.B. mit Seneca lesen). Wenn ihm die Zeit aber zu lang ist, braucht er nur ständig sinnlose Dinge zu tun, womit er sein Leben und damit seinen Knastaufenthalt "verkürzt".
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by Hidalgo


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