Murmillo-Archiv

Freitag, 20. April 2012

TACITUS: VARUS taucht aus dem Sumpf auf (eine grausige Begebenheit aus den Annalen des Tacitus)
Nox per diversa inquies (die Nacht war aus verschiedenen Gründen unruhig), cum barbari (als/weil die Barbaren) festis epulis (bei Festmahlen) laeto cantu (mit fröhlichem Gesang) aut truci sonore (oder wildem Lärm) subiecta vallium (die Niederungen; Talgründe) ac resultantis saltus (und die widerhallenden Waldgebirge; Waldeshöhen) complerent (erfüllten; anfüllten), apud Romanos (bei den Römern) invalidi ignes (schwache Wachfeuer), interruptae voces (unterbrochene Stimmen; Laute; Worte), atque ipsi (und sie selbst) passim adiacerent vallo (überall am Wall (des Lagers) lagen), oberrarent tentoriis (bei den Zelten umherirrten), insomnes magis (mehr schlaflos) quam pervigiles (als wachsam). Ducemque terruit ( und den Führer=Feldherr erschreckte) dira quies (ein schreckliches/grausiges Traumbild): nam Quintilium Varum (denn Quintilius Varus) sanguine oblitum (mit Blut überströmt) et paludibus emersum (und aus den Sümpfen aufgetaucht) cernere et audire visus est (schien; glaubte; wähnte er zu sehen und zu hören; bildete er sich ein...) velut vocantem (wie einen Rufenden), non tamen obsecutus (dennoch (diesem) nicht folgend; willfahrend; nachgebend; dennoch folgte er...) et manum intendentis (und die Hand des "Ausstreckenden"; die er ausstreckte) reppulisse (habe er  zurückgestoßen; schien er...; habe er offenbar...). Coepta luce (bei Tagesanbruch) missae in latera legiones (die auf die Flanken geschickten/an den Flanken aufgestellten Legionen), metu aut contumacia (aus Furcht oder Eigensinn; Trotz), locum deseruere (verließen den Ort), capto propere campo (nachdem sie eilig ein Feld besetzt hatten) umentia ultra ( jenseits der Sümpfe).---
Die Germanen werden hier bei ihrer Lieblingsbeschäftigung gezeigt: beim Saufen und Grölen (ihr "fröhlicher Gesang"" war sicherlich keine musikalische Glanzleistung). Die Szene wirkt  unheimlich: der schaurige Gesang erfüllt die Täler und Waldeshöhen. Bei den Römern dagegen geht es weniger fröhlich zu: bange Stimmung und Verwirrung. Sie geben sozusagen keinen Pieps von sich! Von Partystimmung keine Rede!
Gesteigert wird dies alles noch durch den Alptraum des Feldherren, in dem ausgerechnet der tote Varus aus dem Sumpf auftaucht. Varus, Symbol der Niederlage, ein Trauma.
TACITUS wird heute an Schulen kaum noch gelesen. Wir haben noch Tacitus in der 11. Klassse (1976, Gymnasium Gernsheim am Rhein, Klassenlehrerin Fr. OSTRn. M. Metternich) übersetzt. An dieser Stelle meinen Dank an meine damalige Lateinlehrerin, der ich meinen Enthusiasmus für das Fach Latein und für alte Geschichte verdanke!
Tacitus ist u.a. wegen seiner brevitas schwieriger als Caesar und für den heutigen Schüler kaum noch zu bewältigen. Wer mit o.g. Text nicht viel anfangen kann, den warne ich ausdrücklich davor, Latein bis zum Abi zu wählen. Sagt später nicht, ich hätte euch nicht gewarnt! Es ist ein Kinderglaube, daß man das Fach Latein "auf die lockere Tour" (mal so!) bewältigen könne. Es bedarf dazu: Disziplin (von discere=lernen), eiserner Wille, Beharrlichkeit, enormer Fleiß, kontinuierliches Arbeiten, strenges Konstruieren, logisches Denken, Abstraktionsfähigkeit, gehörige Intelligenz etc.pp.-die Liste ließe sich noch ergänzen-und, last, but not least: Interesse und Liebe zum Fach. Also nichts für Luschen und falsche Fünfziger!
Erec (Firma Education and Drill)


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