Murmillo-Archiv

Montag, 22. August 2016

DIE VORDEUTSCHEN STÄMME NACH HANS EGGERS: ALEMANNEN, BAIERN, THÜRINGE (SIC!)

Ausbreitung der Germanen in prähistorischer Zeit: Hauptstoßrichtungen
1) nach Westen (the west is the best!) über die Weser
2) nach Süden Richtung mitteldeutsche Gebirge
3) Richtung Rhein und Donau ("im Frühlicht der Geschichte"; wann auch immer das war); dort saßen dummerweise schon die Kelten und Illyrer! Die Urbevölkerung wurde jedoch nicht vertrieben. Die Illyrer gingen später nach Dalmatien, wo es auch schön ist.
3. Jahrhundert: Die Germanen siedeln zunehmend auf römisch besetztem Terrain; vermutlich sehr zum Mißfallen der Römer.
All dies hatte Einfluß auf die Sprachentwicklung: Hermann Hirt schreibt:
"Das Deutsche hat sich im wesentlichen auf eroberten Räumen entwickelt, vielleicht auch ganz und gar, und zwar werde das Niederdeutsche auf dem ältesten von den deutsch besiedelten Gebiet gesprochen, während Hochdeutsch nur gesprochen wird, wo einst Kelten saßen."
(zitiert nach H. Eggers)
Und die verbleibenden Kelten werden kein Wort verstanden haben (Anm. d. Verf.). In letzterem Punkt irrt Hirt jedoch ein wenig, da die Urbevölkerung im Südwesten nicht nur aus Kelten bestand.
Man kann festhalten: Die Germanen trafen im Süden auf Menschen, die eine nichtgermanische Sprache "plapperten", also auf Nichtgermanen oder sowas. Dies wirkte sich natürlich auch auf das Germanisch aus; daher die Sonderstellung des Germanischen. Auch die sog. hochdeutsche 2. Lautverschiebung (2. LV) könnte auf das Konto der Kelten und sonstiger nicht näher definierbarer Elemente zurückgehen.
Schließlich kam es zur Bildung von Großstämmen:
1) Alemannen: Die Alemannen werden zuerst in den Quellen genannt. Ab dem 3. Jahrhundert sind sie für die Römer der böse Feind. Ihr Siedlungsgebiet: oberer Main, Neckar. Die A. haben es besonders auf das römische Dekumatenland abgesehen. Sie haben elbgermanischen Ursprung. Hinzu kamen einige Sweben. Nach Ptolemaeus sollen auch Weser-Rhein-Germanen (Usiper, Tenkterer u.a.) zu ihnen gestoßen sein. Da sie jetzt zahlreich genug waren, bekamen sie Lust zu weiteren Vorstößen: Diese führten sie über den Rhein, ins Elsaß und in die Alpen (Schweiz). Wie es scheint, waren die Alemannen im Inneren ein lockerer Stammesverbund. Dies spiegelt sich in der Dreiteilung ihrer Mundart wieder:
a) schwäbisch
b) elsässisch
c) hochalemannisch (schweizerisch)
Dieses Schema spiegelt die Landnahme wider. Die Mundart des Kernvolkes war stark elbgermanisch geprägt. Doch schon in früher Zeit wurde diese durch Zuzug anderer Völker beeinflusst.
2) die Baiern: Auch sie sind elbgermanischer Herkunft. Doch leider schweigen die lateinischen Quellen. Dies kommt wohl von daher, daß die Baiern erst im 5. und 6. Jahrhundert sich in der römischen Provinz Noricum (mittlerweile aufgegeben) und in Raetien (heutiges Bayern; östlich des Lech) breitmachten. Zu der Zeit hatte man sicher andere Probleme als Geschichtsschreibung u. dergl. Doch der Name des Volkes verrät uns einiges: Die Baiern müssen sich wohl im Gebiet der keltischen Bojer (man beachte den Namen!) gebildet haben (vgl. auch Böhmen). Die Kerntruppe des "Vereins" waren vermutlich die Markomannen. Diese wanderten ab dem 1. Jh. v. vom oberen Main nach Böhmen. Nach einer neueren These bestanden die Baiern hauptsächlich aus Sweben und seien in Pannonien entstanden (5. Jh.).
Hans Eggers schreibt: "Nur soviel ist gewiß, daß die Baiern bei der Landnahme in ein von den Römern geräumtes, fast menschenleeres Gebiet eindrangen und daß die dort unter starker zentraler Gewalt ihrer Herzöge standen.
Ersteres ist gut, letzteres weniger. Welch herrliche Zeiten: Eine leere Provinz. Da gab es sicher jede Menge zu holen. Leider werden sich die Herzöge das Beste aus der Beute weggeschnappt haben.
Sprachliche Auswirkung der straffen Zentralgewalt: das Bairische zeigt "unter den altdeutschen Dialekten eine ganz besondere Geschlossenheit und ausgeprägte Eigenart".
3) die Thüringe: Sie bewohnten im 4. und 5. Jh. das Gebiet zwischen Harz, mittlerer Elbe und dem Obermain. TACITUS schreibt, daß sie aus den Hermunduren hervorgegangen sind, die im Norden des Stammesgebietes wohnten. Eine klare Grenzziehung (auch sprachlich) zu den Alemannen ist schwierig. Anno 531 war es vorbei mit der Selbständigkeit. Die Thüringe wurden von den Sachsen und Franken "geschluckt".
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Frei nach HANS EGGERS: DEUTSCHE SPRACHGESCHICHTE I, Das Althochdeutsche, Rowohlt, Reinbeck bei Hamburg, 1963-1980, S. 33 ff.
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by decurio

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