Murmillo-Archiv

Montag, 21. Oktober 2013

JULIAN UND ATHANASIUS

JULIAN war "Graecomane" und verehrte die heidnischen Götter, was ihm von christlichen Kreisen sehr krumm genommen wurde. Dennoch war er, seiner philosophischen Überzeugung gemäß, diesen gegenüber leider allzu tolerant:
"Am 4. Februar 362 verkündete ich Religionsfreiheit in der Welt. Jeder konne jeden Gott auf jede ihm beliebige Weise anbeten. Der KULT DER GALILÄER war nicht mehr Staatsreligion, und die galiläischen Priester waren nicht mehr von Steuern und Gemeindeabgaben befreit. Ich rief gleichfalls alle Bischöfe zurück, die CONSTANTIUS in die Verbannung geschickt hatte. Sogar dem schrecklichen ATHANASIUS gestattete ich zurückzukehren, obwohl ich nicht will, daß er wieder Bischof wird."
Das war wohl ein Fehler:
"Nicht lange danach erschien ATHANASIUS mit einer großen Bande von Fanatikern in der Stadt und nahm seine Stellung als Bischof wieder ein. Eine seine ersten Amtshandlungen war, die Frau meines Statthalters zu 'taufen'. Das ging zu weit. Ich verwies ATHANASIUS des Landes und stellte klar, daß für amtsenthobene Bischöfe die Rückkehr aus der Verbannung nicht die Rückkehr zur Macht bedeute, besonders nicht für solche, die listige Feinde des Griechentums waren."
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Zu den ATHANASIANERN:
"'Dreckige Athanasianer?' Gallus war älter als ich und kannte bereits den größten Teil unseres neumodischen Aberglaubens.
'Ich fürchte ja. Wir gehen wohl lieber.'
Ich aber wollte wissen, was ein Athanasianer sei.
'Irregeleitete Narren, die glauben, daß Jesus und Gott genau das gleiche sind...'
'Wo doch jeder weiß, daß sie einander nur ähnlich sind', sagte Gallus.
'Richtig. Wie es uns ARIUS-den euer Vetter, der göttliche Kaiser, so sehr bewunderte-gelehrt hat.'"
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AUS: GORE VIDAL: JULIAN, Goldmann-Verlag, Hamburg, Augsburg 1988, S. 351 f. u. 35.
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Ein geniales Buch!
"Im Wechselgespräch zweier griechischer Philosophen, hauptsächlich aber indem er JULIAN selbst die Feder in die Hand gibt, läßt GORE VIDAL die damalige Welt neu erstehen: die Begeisterung und den Kampf des jungen Kaisers für die alte Kultur, seine Kriegstaten, das Leben am Hof, an dem Mord Mittel der Politik war, die seltsame Verquickung der alten Welt mit der revolutionären Kraft des Christentums."
("Buch")
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GORE VIDAL wurde 1925 in Westpoint (im Bundesstaat New YORK) geboren. Er war Marineoffizier und Kriegsteilnehmer im 2. Weltkrieg.
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R.

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