Murmillo-Archiv

Montag, 14. September 2015

WAS SIND DIE "HEROIDES" DES OVID?

Es handelt sich bei den "epistulae heroidum" um "fingierte Liebesbriefe mythischer Frauen an ihre Gatten oder Geliebten". Für Vergil  und Properz war die mythologische Welt noch etwas Hohes und Ideales. Ovid hingegen benutzt den Stoff für "psychologische Spielereien". Die Heriode wird "auf das liebende Weib reduziert" (Entmythologisierung des Mythos).
---
Quelle: ABITURTRAINING von G. METZGER: Lat. Literaturgeschichte, STARK, Freising 1981, 1995, S. 69.
---
Ovid ist ein Neuerer, der mit spielerischer "levitas" mit seinem Stoff umgeht. Er ist ein "lusor" (kein "loser"). Die Liebe ist für ihn "lusus". Altrömische Strenge oder Ernst sind ihm fremd. Auch die Götter sind bei ihm nicht ganz ernsthaft. War Amor noch bei Properz nur Gott, so ist er jetzt bei Ovid "puer", ein ungezogener, frivoler Junge. Ovid selbst bezeichnet sich als unernsthaft bzw. er möchte dafür gehalten werden (Pose, Topos). Doch wer sagt, er sei unernst, der meint vielleicht auch diesen Satz nicht ganz ernst. In Wirklichkeit war Ovid ein disziplinierter Arbeiter, sonst hätte er nicht die Metamorphosen erschaffen können, denn dazu bedurfte es wahrlich der Disziplin (für die meisten heutigen Schüler ein Fremdwort!). Aber zuzugeben, man sei Arbeiter, paßt halt nicht zu einem Dichter und Freigeist.
---
Also, glaubt nicht alles, was Ovid sagt!-Glaubt am besten überhaupt nichts! "Faith no more".
---
by Hidalgo


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen