AMORES I, 7 ist ein Psychodrama en miniature. Es ist Schuldbekenntnis und Selbstdemontage zugleich nach Art eines inneren Monologs.
Situation: OVID hat sich gegenüber CORINNA vom Zorn hinreißen lassen. Er hat ihre Haare zerrauft und die Hand gegen sie gehoben. Nun ist er zerknirscht und voll der Reue.
1) Das Gedicht beginnt mit der Aufforderung, seine Hände zu fesseln, bis sein wahnsinniger Zustand vorbei ist. Dieser nämlich sei der Grund seines Handelns. Resultat: CORINNA weint und ist verletzt.
Bei OVID löst dies Entsetzen über sich selbst aus! Er wäre wohl auch imstande, die Eltern und Götter zu schlagen. Prominente Beispiele solchen Tuns: 1.) Ajax und 2.) Orestes.
2) OVID kann selber nicht glauben, was er getan hat. Im nächsten Moment verharmlost er seine Tat wieder, indem er sie ins Komische zieht: Zerrauftes Haar stehe ihr gar nicht so schlecht. CORINNAS Schönheit ist so groß, daß sie auch in diesem Zustand schön war.
Vergleich mit drei mythologischen Frauengestalten: 1.) Atalante, 2.) Ariadne, 3.) Kassandra.
3) In Form einer rhetorischen Frage (Wirksamkeit!) bezeichnet er sich selbst als Barbar und Irrer. Nocheinmal geht er auf CORINNAS Reaktion ein: Sie ist still, weil sie Angst hat. Seine Reaktion: Beschämung. Durch ihre Tränen fühlt er sich als Verbrecher. Er verwünscht seine Arme.
Fazit: 1.) Seine Raserei hat ihm geschadet, 2.) Sein männliches Getue führt zur Beschämung.-Erneute Verfluchung der Hände (Motiv, vgl. Anfang).
4) Selbst wenn er den niedrigsten Bürger geschlagen hätte, müßte er sich verantworten. Sollte er ihr gegenüber ein größeres Recht besitzen (rhetor. Frage)? Antwort: definitiv nein!
OVID hält sich für weit schlimmer als Diomedes, der eine Göttin schlug. Allerdings war diese eine Feindin, OVID hingegen schlug die Geliebte oder die, von der er sagte, daß er sie liebe. Damit stellt er sich als Lügner und Heuchler hin.
5) Nun stellt er sich vor, wie er als trauriger Held in einem grotesken Triumphzug die Freundin als Gefangene mit sich führt. Er bedauert, daß ihre Verletzung an der Wange keine Kußspuren oder "Knutschflecken" sind.
6) Weitere Selbstanklage: Seine Affekte hätten ihn im Griff, nicht er sie. Anschreien, drohen, Kleider zerreißen war ihm nicht genug (Unmäßigkeit!). Er hat ihr auch noch Haare ausgerissen und ihr Gesicht zerkratzt.
7) Drastische Schilderung ihrer Reaktion (entseelt, bleich, blutlos, wie Marmor, leblos, beben). Dreifacher Vergleich: Sie zittert wie Blätter, Rohr und Wellen, die vom Wind bewegt werden. Ihre Tränen werden mit Schmelzwasser verglichen (all dies läßt O. noch herzloser erscheinen).
8) Beginn seiner Schuldgefühle. Als sie weint, ist es, als ob er blutet. Er fleht sie an zu verzeihen, wirft sich vor sie hin, und das gleich dreimal, doch dreimal stößt sie ihn zurück. Er will, daß sie ihn bestraft (Gesicht zerkratzen, Haare ausreißen), da dadurch der Schmerz kleiner werde. Schwäche soll sie dabei durch Zorn ausgleichen.
Dann möge sie sich wieder die Haare machen, damit man von OVIDS Tat nichts mehr sehe.
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Das Gedicht zeigt die Verderblichkeit der Affekte. Diese beherrschen den Menschen und bringen ihn dazu, Dinge zu tun, die er hinterher bereut. Im konkreten Fall zerstört OVID fast die Beziehung zu CORINNA. Es kostet viel Energie, den Ausgangszustand wiederherzustellen.
Der Leser soll von OVIDS Verhalten abgeschreckt werden. Insofern hat das Gedicht kathartische Funktion.
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Meine Meinung: CORINNA hätte den Typ verlassen sollen! Es gibt Konstellationen, die nicht funktionieren. Das sollte man akzeptieren.
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by decurio
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