Murmillo-Archiv

Montag, 14. März 2016

SENECA: EPISTULA 47, 13-16

Lebe mit deinem Sklaven milde, auch freundlich, und lasse jenen auch zum Gespräch zu und zur Beratung und zur Gesellschaft.-An dieser Stelle wird mir die ganze Schar der Verwöhntem zurufen: nichts (ist) als diese Sache niedriger, nichts schimpflicher. Diese selbigen werde ich aber ertappen, küssend die Schar fremder Sklaven (wie sie...). Seht ihr nicht einmal jenes, wie unsere Vorfahren die ganze Gehässigkeit den Herren, die ganze Kränkung für (zugunster der) die Sklaven entzogen (den Sklaven entzogen). Den Herrn nannten sie Familienvater, die Sklaven, was noch immer bei den Schauspielen fortdauert, Hausgenossen; sie führten einen Festtag ein, an dem nicht nur die Herren mit den Sklaven speisten, sondern auf jeden Fall (dies taten); sie erlaubten jenen im Haus "Ehren" (Ehrenplätze), Recht zu sprechen und glaubten, daß das Haus ein kleiner Staat sei. Was denn? Soll ich alle Sklaven an meinen Tisch setzen ("bewegen"; hinbringen)? Nicht mehr als alle Freien. Du irrst, wenn du glaubst, daß ich auch gewisse (Menschen) gleichsam (von) "schmutzigerer Arbeit" zurückweisen werde (also die, die irgendwelche Knechtsdienste leisten, wie z. B. jenen Maultierknecht und jenen Ochsentreiber (tolle jobs!). Nicht durch (aufgrund ihrer) ihre Dienstleistungen werde ich sie einschätzen, sondern durch ihre Sitten (ihren Charakter): jeder gibt sich selbst den Charakter, der Zufall weist die Aufgaben zu. Einige mögen mit dir speisen, weil sie würdig sind, einige, damit sie es sind; wenn irgendwas Knechtisches nämlich in jenen vom schmutzigen Umgang ist, wird es der Umgang mit den Ehrenvolleren (Gebildeten) vertreiben. Es gibt keinen Grund, mein Lucilius, daß du einen Freund nur auf dem Marktplatz (Platz, wo Politik gemacht wurde; Anm.) und im Rathaus suchst: wenn du sorgfältig achtgeben möchtest (Potentialis,; zeitstufenlos; oder Fut. II: achtgegeben haben wirst=achtgibst, aufpaßt, wirst du (ihn) auch zuhause finden. Oft liegt ein guter Stoff brach ohne Künstler: versuche und du wirst erfahren. Wie der dumm ist, wer, im Begriff ein Pferd zu kaufen, es nicht selbst besichtigt, sondern seine Decke und Zügel, so ist der äußerst dumm ( "strunzblöd"), der einen Mensche entweder nach dem Gewand oder seiner äußeren Lage, die uns nach Art eines Gewandes "umgeben" ist (uns umgibt), einschätzt.
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by decurio
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(Der Seneca soll mal nicht so tun. Er war schließlich einer der reichsten Männer der damaligen Zeit. Außerdem: Wer soll schaffen, wenn es keine Sklaven gibt. Das ganze Wirtschaftssystem basierte damals auf Sklaven. Da es gut funktionierte, konnte dies unter wirtschaftlichen Gesichtpunkten gar nicht so schlecht sein. Sklaven sind halt eine praktische Angelegenheit.- Noch im 19 Jahrhundert hat das funktioniert. Die Südstaatler hatten ihre "negroemen" für ebensolche Arbeiten und waren sogar bereit, dafür ins Feld zu ziehen und zu sterben. So sehr hingen sie an ihrem System, das ihnen große Vorteile brachte-vor allem die Befreiung von banausischer Arbeit. Da hätte ich auch für "good old Dixie" gekämpft. Was man nicht alles tut, um nicht arbeiten zu müssen!)

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