Murmillo-Archiv

Montag, 29. Oktober 2018

SENECA: DE VITA BEATA (4)

18) Solche Einwände gibt es auch gegen Platon und Epikur; doch sie wollten ja nicht sagen wie sie lebten, sondern wie es nötig wäre zu leben; er rede schließlich von der T. (der Rechtschaffenheit) und nicht von sich; die Bosheit der anderen solle ihn nicht vom Wege abbringen oder ein ideales Leben, wie es sein solle, zu preisen; doch nichts bleibt von der Boshaftigkeit verschont; diesen Leuten ist ein Kyniker zu arm...;
19) Diodorus, der philosophisch aus dem Leben schied; wird positiv gewertet (sehe ich anders; Anm. d. Verf.); für die Kläffer ist es wichtig, daß niemand für gut gilt; die T. anderer ist ein Vorwurf gegen sie; sie vergleichen Glanzvolles mit ihrem Schmutz; wenn die Tugendsamen schlecht sein sollen, was seid ihr dann?-Einwand: niemand handle gemäß seinen Worten; Entgegnung: die Tugendhaften reden schließlich von großen Dingen und wollen sich von ihren Marterpfählen losreißen, woran sich die Schlechten selbst festgenagelt haben; sie hängen an so vielen, wie sie Leidenschaften haben.
20) Die Leistung der Philosophen besteht in den edlen Zielen; es gibt keinen Grund, gute Worte und Gedanken zu verachten; Beschäftigung mit guten Dingen=lobenswert; auch ohne Erfolg (wie bei mir; Anm. d. Verf.); kein Wunder, wenn manche nicht bis zum Gipfel kommen; doch wer Großes versucht, ist achtenswert, auch wenn er fällt; alles ist nur Geschenk, kein Besitz; Wohltaten nur nach Wert des Empfägers schätzen; keine beliebigen Meinungen im Handeln haben, sondern feste Überzeugung; die Welt=das Vaterland; auch wenn man nicht ans Ziel kommt, so war es doch ein großes Beginnen; die Lästerer hassen die Tugend; Vergleich mit kranken Augen und Nachttieren, die das Licht scheuen; die Lästere werden ihr Ziel nicht erreichen.
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