HAUD PROCUL TEUTOBURGIENSI SALTU: Die Hauptakteure der Schlacht im Teutoburger Wald 9 n. Chr.
Des Tacitus berühmte Worte, übrigens die einzige Ortsangabe über den Ort des Geschehens: nicht weit (unweit) vom Teutoburger Wald. Die Angabe ist wenig genau, ja nebulös, und paßt irgendwie zu den nebelverhangenen germanischen Wäldern. Die Worte klingen fast wie der Anfang eines Märchens: "Hinter den sieben Bergen..."
Aus den dunstigen Nebeln der germanischen Wälder treten uns die dramatis personae der Ereignisse jenes schicksalhaften Jahres 9 n. entgegen. Einige davon bleiben schemenhaft und schwer greifbar, über andere wissen wir etwas mehr. Sie sind die Protagonisten des Dramas, in denen sich das Geschehen widerspiegelt.
Man könnte sie in zwei Gruppen einteilen:
1.) Personen mit guter Presse
2.) Personen mit schlechter Presse
Velleius Paterculus, röm. Offizier (geb. um 20 v.), verfaßte einen zeitgenössischen Bericht der Ereignisse. Er gilt als relativ zuverlässig. Velleius nennt diese Namen:
1.) Arminius=Hermann der Cherusker, röm. Offizier und Fürst des germ. Stammes der Cherusker
2.) Quinctilius Varus: Oberkommandierender von 3 Legionen plus Auxilia
3.) L. Eggius, Ceionius, L. Caedicius: Lagerkommandanten=praefecti castrorum
4.) Vala Numonius: Legat und Reiterführer
5.) Caldus Caelius
6.) Asprenas: Neffe des Varus
7.) Segestes: ein angesehener Cherusker, Zuträger und Verräter!
ad 1) Velleius spricht voller Hochachtung von ihm: "...ein junger Mann, von vornehmer Abkunft, persönlicher Tapferkeit, rasche Auffassung und einer genialen Klugheit, die jenseits der Begabung eines Barbaren liegt."
ad 2) Kap. 117 über dessen Statthalterschaft in Syrien: "Arm kam er in die reiche Provinz und reich ging er aus der armen fort..."
Kap. 118: dessen Sorglosigkeit und Verantwortungslosigkeit:
"Der Feldherr hatte mehr Mut zum Sterben als zum Kämpfen, denn nach dem Vorbilde seines Vaters und Großvaters stürzte er sich selbst in das Schwert." Eine nette Familientradition!
Varus war eitel, fett und naiv, eher ein schmieriger Verwaltungsmensch, denn ein strammer Miltär! Er war jovial, vertrauensselig bis zum Untergang. Dazu:
Iris Kammere: Varus (lesenswert!).-
ad 3) L. Eggius: Er habe ein leuchtendes Beispiel gegeben!
Ceionius: Vorwurf der Feigheit!
"Während aber von den beiden Lagerkommandanten L. Eggius ein leuchtendes Beispiel gab, gab Ceionius ein ebenso schmähliches: als der größte Teil des Heeres gefallen war, zog er es vor, zu kapitulieren und, statt in der Schlacht zu fallen, sich hinrichten zu lassen."
L. Caedicius: War in Aliso eingeschlossen und schlug sich mit dem Schwert den Weg frei! So macht man das! Recht so!
ad 4) Vala Numonius: "Ebenso gab Vala Numonius, der Legat des Varus, ein sonst ruhiger und rechtschaffener Mann, ein abscheuliches Beispiel: er ließ das Fußvolk im Stich, so daß es ohne Beistand der Reiterei war, und trat mit den Geschwadern die Flucht zum Rhein an. Doch die Rache des Schicksals traf ihn für diese Tat, denn er sollte die von ihm im Stich gelassenen nicht überleben; den Verräter ereilte unterwegs der Tod."
Moral: Sic omnibus traditoribus!
ad 5) Caldus Caelius: Tötete sich in der Gefangenschaft auf spektakuläre Weise!
ad 6) Asprenas: Befehlshaber zweier Legionen der Rheinarmee. Rettete seine Armee, indem er rechtzeitig in die Winterquartiere ging. Eher eine ambivalente Figur, da er sich an den Vermögen der Gefallenen bereichert habe. Anscheinend gute Familientradition, das Bereichern!
ad 7) Segestes: Es ist und bleibt im ganzen Land,
ein Schweinehund,
der Denunziant!
Velleius bewertet ihn zwar nicht expressis verbis, doch für einen echten Römer war jeder Verräter verabscheuenswürdig, auch wenn er der eigenen Sache diente.
Varus wollte nicht hören, also mußte er fühlen: Er schenkte den Warnungen des Segestes kein Gehör, wollte nicht wahrhaben, was sich über ihm zusammenbraute.
Velleius: "Doch schon trat das Verhängnis der klaren Überlegung in den Weg; hatte es doch alle Schärfe seines Geistes stumpf gemacht."
Quelle: W. Völker: Als die Römer frech geworden...Die Schlacht im Teutoburger Wald (Wagenbachs Taschenbücher), Berlin 1981.---
EREC (O.leutn. F.)
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