Murmillo-Archiv

Sonntag, 10. April 2016

OVID: HEROIDES 1: PENELOPE AN ODYSSEUS

Odysseus ist im trojanischen Krieg, und sein getreues bzw. dümmliches Eheweib Penelope hockt still daheim und wartet. Und wartet. Und wartet. Erst 10 Jahre (so ein Krieg dauert halt ein wenig), dann nocheinmal 10 Jahre (solange braucht er, um nach Hause zu kommen; Schiff hatte wohl Verspätung und so), macht 20 lange Jahre, wo die arme Frau Däumchen dreht. Doch wo ist Odysseus? Der Krieg ist doch schon längst rum, also Kriegsgeschichte. Der Kerl kommt einfach nicht nach Hause. Also wartet sie weiter. Doch sie bleibt nicht ganz passiv, sondern unternimmt eine Reihe von Aktivitäten, um nach ihrem Mann zu forschen (Brief, den sie einem Reisenden mitgibt; sie schickt ihren Sohn Telemachos aus etc. heute würde man einen Detektiv beauftragen; vielleicht hat er ja eine andere).
Als ob nicht alles schon schlimm genug wäre, wird sie auch noch von den Freiern bedrängt, die das Vermögen des Odysseus versaufen (also ihre materielle Basis zerstören).
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Worum es geht: In dem Brief geht es um UNBEDINGTE TREUE einer mehr oder weniger sitzen gelassenen Ehefrau ihrem mehr oder weniger (eher weniger) seriösen Gatten gegenüber, der es m.E. nicht verdient hat, daß man auf ihn wartet. Der Alte spielt Krieg und amüsiert sich, und sie soll keusch zuhause sitzen und warten, bis ihr Göttergatte sich gnädigst herbeiläßt, mal vorbeizuschauen. Tolles Ehekonzept, Glückwunsch! Ist das die Message Ovids? Wenn ja, dann gute Nacht. Also Nibelungentreue bis zur Selbstaufgabe. Penelope hätte besser die Koffer gepackt.
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ich

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