Die Einleitung des Dialogs besteht aus 3 Kapiteln:
KAP. 1:
Hier entfaltet PLATON die Szenerie des Dialogs (Ort, Zeit der Handlung, Anlaß, Akteure).
SOKRATES kehrt von der Belagerung von POTIDAIA zurück. Er war am Abend zuvor zurückgekommen und genießt es, an die bekannten Plätze zu gehen, da er lange fort war. In der PALAISTRA des Taureas trifft er viele Leute, meist Bekannte. Unter ihnen ist CHAIREPHON, der ihn freudig begrüßt. PLATON bezeichnet ihn als heftig, wir würden sagen 'aufdringlich'.
CHAIREPHON fragt: "O Sokrates, wie bist du davongekommen im Gefecht?"
SOKRATES: "So, wie du siehst."
CHAIREPHON fragt aus 2 Gründen:
1.) wegen der Aktualität der Nachricht über das Gefecht
2.) Er ist besorgt: Das Gefecht war sehr hitzig und viele bekannte Männer sind darin geblieben!
Noch einmal versichert sich CHAIREPHON:
"Du warst doch, fragte er, bei dem Gefecht?"
"Ich war dabei."
SOKRATES wird nun aufgefordert zu erzählen, um die Informationslücken seiner Zuhörer zu füllen.
CHAIREPHON geleitet ihn an seinen Platz neben KRITIAS, einen Hauptredner des DIALOGS. Dann erzählt er von dem Heer, woran jeder interessiert ist.
"...der eine fragte dies, der andere jenes."
KAP. 2:
Er fragt nun, was mit der Weisheitsliebe und (jetzt rückt er endlich raus) mit den Jünglingen sei.
Dem griechischen Ideal der "kalagathia" entsprechend, fragt SOKRATES, ob sich einige davon durch Körper oder Geist oder beides ausgezeichnet hätten.
Als eine ganze Schar (Buhlknaben) hereinkommt, bemerkt CHARMIDES, daß dies die Vorläufer dessen seien, der für den Schönsten gehalten wird. Dies sei sein Vetter CHARMIDES. Und als er dies sprach, da trat CHARMIDES ein.
KAP. 3:
SOKRATES erklärt nun, daß es diesbezüglich mit seiner Urteilskraft nicht weit her sei, finde er doch alle schön. CHAIREPHON und die Männer preisen den CHARMIDES über alle Maßen, doch SOKRATES wendet ein, daß es zur vollkommenen Schönheit noch einer-allerdings entscheidenden-Kleinigkeit bedürfe:
daß er auch in der Seele wohlgebildet sei. Und SOKRATES fordert seine Mitunterredner auf, eher diese als die Gestalt zu betrachten. SOKRATES schlägt ein Gespräch vor. KRITIAS ist sofort einverstanden. CHARMIDES wird u.a. als nachdenklich geschildert. Unter einem Vorwand, er wolle ihn einem Arzt (SOKRATES) wegen seiner Migräne vorstellen, läßt er ihn rufen. SOKRATES hat nichts gegen diesen kleinen Trick, "wenn er nur kommt".
Nur scheinbar ist die Urteilskraft des SOKRATES bezüglich der Schönheit unkritisch (sokrat. Ironie), will er doch den CHARMIDES einer eingehenden Seelenprüfung unterziehen. Dies soll im Gespräch geschehen. Dazu muß CHARMIDES erst einmal kommen. Käme er nicht, würde alles zunichte gemacht werden, das Gespräch, der Prozess der Wahrheitsfindung, käme nicht in Gang. CHARMIDES muß also kommen.
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SOKRATES sah nicht nur aus wie ein SATYR, er war auch einer. Schon damals wurde er mit dem SILEN verglichen. Um es klar zu sagen: SOKRATES gierte Knaben hinterher, er gibt es sogar zu:
"allein ich hatte auch auf die Knaben acht, wie keiner von ihnen anderwärts hinsah".
SOKRATES, der "dirty old man" im Philosophenmantel!
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Und es kommt noch besser:
"Und was hindert, daß du dich gegen ihn anstellst, als wüßtest du ein Mittel wider den Kopfschmerz?-Nichts, sprach ich, wenn er nur kommt.-Er wird schon kommen, sagte Kritias.
(4. Charmides und S. Seine Rolle als Arzt) Was denn auch geschah. Er kam und verursachte uns großes Gelächter. Denn jeder von uns, die wir saßen, drückte seinen Nebenmann weg, um Platz zu machen, damit er sich neben ihn setzen möchte, so daß von denen, die am Ende saßen, der eine aufstehen mußte und der andere platt zur Erde fiel...Hernach aber, als Kritias ihm sagte, ich wäre der, welcher das Mittel wüßte, und er mich, ich kann gar nicht beschreiben wie, mit seinen Augen ansah und ansetzte, als wolle er fragen, und nun alle in der Palaistra uns ganz im Kreise umringten, da, du Herrlicher, sah ich ihm unter das Gewand und entbrannte und war nicht mehr bei mir..."
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Dazu muß man ja nicht mehr viel sagen. Ich wäre deswegen dafür, den Dialog umzutaufen: Mein Vorschlag: Das Schwulchen und die alten Männer!
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EREC
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