SAPPHO, um. 600 v., stammte von der äolischen Insel LESBOS. Sie war wie ALKAIOS, ein "Vertreter der ältesten Einzellyrik". Ihre Lieder sind "von tiefer Leidenschaft durchglüht" (H. A. Forster; "subjektive und gefühlsbetonte Lyrik", Reclam). Forster schreibt: "Zarteste lyrische Töne finden wir bei der lesbischen Dichterin...Oder der ergreifende Ausdruck der Verlassenheit..." (Die Literatur des klassischen Altertums). Bei Sappho mischen sich Legende und Wahrheit.
Dies gilt noch vermehrt für PHAON. Nichts spricht dafür, daß er in irgendeiner Beziehung zu Sappho stand. Allerdings wird in den "Poetarum Lesbiorum Fragmenta" eine mythische Figur namens Phaon erwähnt. Dieser war Fährmann und besonders gutmütig. Daher hatte ihm Venus große Schönheit, aber gleichzeitig Unempfänglichkeit für die Liebe gegeben.
Der Brief nimmt in den "Heroides" eine Ausnahmestellung ein, da es sich bei Sappho um eine, wenn auch schwer greifbare historische Gestalt handelt.
V 1-4: zwei rhetor. Fragen: S. zweifelt daran, daß Ph. noch ihre Schrift erkennt (Anklage)-hätte sie nicht ihren Namen daruntergeschrieben, dann wüßte er nicht einmal, von wem das Gedicht kommt; dies zeigt, daß Ph. sie bereits vergessen hat; Ph. ist also ein unachtsamer Typ minderen Charakters.
V 5-8: weitere Frage: vielleicht interessiert ihn, warum sie im elegischen Maß schreibe (normalerweise schreibe sie ja lyrische Gedichte); das Wort "vielleicht" sagt schon alles; natürlich interessiert es Ph. nicht; er interessiert sich ja sowieso nur für sich selbst.-Da ihre Liebe sie weinen macht, paßt das elegische (=klagende) Maß besser zu ihrer Gefühlslage als der "Lautenschlag" des lyrischen.
V 9-15: S. brennt vor Verlangen; Vergleich mit Acker, der abgebrannt wird; Ph. ist auch räumlich, nicht nur innerlich, weit weg; er treibt sich am Aetna rum; die Glut, die sie quält, ist mindestens so groß wie das Feuer des Aetna; deshalb befindet sie sich in einer dichterischen Krise; Folgerung: man kann nur dichten, wenn man sorgenfrei ist (vacuae carmina mentis opus).
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by decurio
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