ESSEN UND TRINKEN IN DER RÖMISCHEN PROVINZ GERMANIEN
Liest man die berühmt-berüchtigte "CENA TRIMALCHIONIS" des genialen PETRONIUS, seines Zeichens "ARBITER ELEGANTIAE", also Schiedsrichter des guten Geschmacks (toller job!), so hat man unweigerlich den Eindruck, die Römer seien allesamt große Schlemmer und Fresser "vor dem Herrn" gewesen. Die "CENA" oder auch "DAS GASTMAHL DES/ BEI TRIMALCHIO" beschreibt nämlich eine antike Freßorgie ungeheuren Ausmaßes. Hier treten die Römer als "décadents" und "gourmets" auf.
Auf der anderen Seite haben wir das schreckliche "garum", eine Art Fischsauce, die-horribile dictu- wie Maggi oder Ketchup benutzt wurde.
(Sollten Sie einmal ein Geburtstags-oder Weihnachtsgeschenk z.B. für die Freundin brauchen, schenken sie der Holden doch eine kleine Flasche "garum". Sie wird bestimmt "entzückt" sein. Doch dies nur so am Rande.)
Durch das Kochbuch des ASPICIUS kennen wir einige Rezepte und bekommen so einen Einblick in die römische Küche. Wie war das römische Essen? Very spicy. Man verwendete viele und scharfe Gewürze, vor allem Pfeffer und Kümmel. Die Speisen wurden in Brühe, Öl, Wein, Essig etc. zubereitet, was einen süßsauren Geschmack erzeugte. Gern kombinierte man Fisch und Fleisch. Geflügel wurde gefüllt. Als Gemüse war Kohl, Lauch und Sellerie beliebt, die einen intensiven Geschmack ergaben.
Frühstück und Mittagessen waren nicht sehr wichtig.Da gab es lediglich Brot, Honig, Käse. Die Hauptmahlzeit wurde am späten Nachmittag eingenommen, die aus drei Gängen (und das nicht zu knapp) bestand. Vorspeisen waren z.B. Eier, eingelegte Fische, Muscheln, Schnecken. Als Aperitiv becherte man "mulsum", eine Art Most plus Honig.
Beim Essen lagerte man sich, d.h. "man lag zu Tische" (auf seiner "kline") im sog. Triclinium, den Arm aufgestützt. Dazu trug man ein lockeres und bequemes Gewand, um besser fressen zu können. Die Schuhe/Sandalen zog man höflicherweise aus. Dann richtete man ein Gebet an die Götter. Da man nur einen Arm frei hatte, mußte der Koch das Fleisch am Tisch zerkleinern. Den Teller hielt man mit der linken Hand, mit der rechten nahm man die Häppchen vom Teller. Es gab zusätzlich einen kleinen Tisch für Salz, Gewürze, Saucen, Brot, das man in die Sauce tunkte. Da man ständig "sticky fingers" hatte, wurde eine Wasserschale bereitgehalten, um sich die Hände zu waschen. Als Nachtisch gab es Obst und Käse, bisweilen Backwerk. Es gab Löffel für die flüssigen Speisen sowie Messer für Obst. Für die Eier gab es kleine rundliche Löffel mit spitzem Stiel, um die Eier zu öffnen. Er wurde auch für die Muscheln und Schnecken verwandt.
Getrunken wurde hauptsächlich Wein (von der Mosel), allerdings nur mit Wasser vermischt und mit Ingredienzien angereichert. Der Wein war nicht so klar wie heute und wurde deswegen durch ein Sieb gefiltert.
Das Eßgeschirr bestand aus: 1 tiefer Teller, 2 verschieden große Näpfe, oft aus "TERRA SIGILATA" (rot und metallisch glänzender Ton). Es gab auch "NIGRA" (schwarz glänzendes Geschirr). Weiterhin: Gläser, Schüsseln, Servierplatten.
Nach dem Fressen kam das Saufen. Beim Trinkgelage kreiste der Becher nach bestimmten Regeln. Oft traten dann Gaukler, Musiker, Tänzer, Akrobaten und dergleichen Volk auf (vergleichbar mit den ganzen überbezahlten sowie überschätzten "Spaßkaspern" im Fernsehen).
Doch solch eine Freßorgie war nicht der Regelfall. Einfache Leute (wie ich z.B.) aßen schwarzes Brot, Gemüse, Bohnen, Rüben (würg!), Linsen, Zwiebel, Erbsen, billiges Fleisch und tranken sauren Wein, "der einem die Schuhe auszog". Doch ich glaube, daß sie gesünder lebten und eine bessere Verdauung hatten.
In diesem Sinne...
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R.
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QUELLE: INGE LINFERT-REICH: RÖMISCHES ALLTAGSLEBEN IN KÖLN, Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln, 1975/6. (Schon 'ne Weile her.)
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