Das LSR-Projekt ist ein philosophisches und "ideenhistorisches"
Projekt von Bernd A. Laska, dessen drei Buchstaben für die
Lieblingsphilosophen des Projektinitiatoren stehen. Es geht um (Julien
Offray de) LaMattrie, (Max) Stirner und (Wilhelm) Reich.
Das
Projekt wurde schon 1985 ins Leben gerufen, ist aber vielen
Internetnutzern erst seit den 90er-Jahren bekannt. Es gehörte quasi zur
Pionierzeit des WWW.
Bernd Laska gründete aber mit dem Projekt
auch den LSR-Verlag. Dieser Verlag publizierte nicht nur bekannte Texte
der genannten Autoren. Von LaMettries deutscher Werkausgabe wurden viele
Erstübersetzungen geliefert und von Stirner, dem angeblichen "vir unius
libri" (Mann eines [einzigen] Buches) wurden viele kleinere Schriften
(Parerga, Kritiken, Repliken) herausgegeben. Es folgte die
Schriftenreihe Stirner-Studien.
Bernd A. Laska ist ein
1943 in Berlin geborener Ingenieur, der 1969 seinen Diplom erlangte.
Neben verschiedenen Arbeiten und Reisen begann er, auch über
nicht-technische Sachverhalte zu schreiben.
Über Wilhelm Reich hatte Laska schon seit Mitte der 70er-Jahre publiziert. 1975 erschienen die Wilhelm-Reich-Blätter.
Laska
mochte den Autor Wilhelm Reich, sah aber seine Orgon-Theorie kritisch
und störte sich an der Rezeption in der damaligen linken und
Esoterik-Szene. Laska sieht in Reich einen aufklärerischen Antipoden zu
Freud. Auch sieht er die Psychoanalytiker bzw. Tiefenpsychologen in
gewisser Hinsicht als Philosophen, obwohl viele Menschen das anders
sehen.
Reich gehörte wie z. B. auch Erich Fromm und Herbert
Marcuse zu den Tiefenpsychologen, die die Ideen Freuds mit denen von
Karl Marx kombinieren wollten, was dann als "Freudomarxismus" in die
Ideengeschichte einging und besonders in der 68er-Bewegung neu rezipiert
wurde.
In den 70ern veränderten sich die
Rezeptionen von Freud und Marx deutlich. Jacques Lacan befasste sich mit
einer neuen Lesart Freuds und Louis Althusser wollte Marx neu lesen. Er
untersuchte Marxens Werk auf tiefere Strukturen, auch wenn er sich
selber nicht gerne in den Strukturalismus einordnen ließ, und glaubte,
einen "epistemologischen Bruch" (vgl. Gaston Bachelard; E. =
Erkenntnistheorie) in seinem Werk entdecken zu können. Darin wurde aber
aber von anderen Forschern wie Raymond Aron kritisiert.
Laska
sah durch solche 'Modeentwicklungen' zu einer postmodernen
Unübersichtlichkeit (vgl. Habermas) den ursprünglichen aufklärerischen
Impetus der Denker in Gefahr. Um eine solche "Verdrängung" zu
verhindern, publizierte er zunächst Werke wie auch seine Sichtweise zu
Reich, dann Stirner und dann LaMettrie. Der Name des dann entstehenden
Projektes ist aber umgekehrt, weil chronologisch geordnet (Akronym).
Laska charakterisierte sein Projekt mit Bedacht als "paraphilosophisch" und als "nicht in der Zeit, aber an der Zeit".
Die
erwähnten Denker wurden aber nicht erst mit dem Abebben der Popularität
des Freudomarxismus verdrängt, sondern auch jeweils in ihrer Zeit durch
ihre Zeitgenossen. LaMettrie galt z. B. lange als "Stiefkind der
Aufklärung" und wurde von Philosophen wie Voltaire gerne verspottet.
Beide flohen interessanterweise aus ihrem Land nach Preußen zu Friedrich
II. Doch waren diese Denker "Parias des Geistes", wie Laska es
formulierte?
Für Laska kamen noch weitere
Sekundärverdrängungen hinzu, nämlich dass die Ächtung der Autoren selber
übergangen worden sei. Folgerichtig werden bei Laska auch die ähnlichen
Rezeptionsmuster als "Re(pulsions- und De)zeptionsgeschichte"
bezeichnet.
Das LSR-Projekt war bislang weitgehend
außerakademisch wirksam. Kritiken vielen positiv und negativ aus. Sie
bezogen sich aber v. a. auf Einzelwerke und nicht auf die
Gesamtintention, eine "paralysierte Aufklärung" zu reanimieren!
QUELLEN
Wikipedia
Das LSR-Projekt (www.lsr-projekt.de)
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