Antiker Computer (Mechanismus) von Antikytheria, wahrscheinlich zu astronomischen Berechnungen eingesetzt |
Es wurde schon viel gestritten über die Bedeutung von Latein. In der Antike war es eine gesprochene Sprache, wobei das klassische Latein nur in einer bestimmten Phase gesprochen wurde und auch dann eher von einer gehobenen Schicht. Das Volk sprach tendenziell verschiedene Arten von Vulgär- und Provinzlatein. Das klassische Latein konnte aber wegen seiner Ausstrahlung noch lange nach seinem Tod verstanden werden.
Als Sprache der Gebildeten hielt sich Latein bis in die frühe Neuzeit. Entsprechend entwickelte sich also aus dem antiken Latein ein Mittellatein und dann ein Neulatein, das aber schon lange keine gesprochene Sprache mehr war, wenigstens keine Volkssprache.
Mit fortschreitender Neuzeit wurde die Bedeutung des Lateins immer wieder kritisch hinterfragt und spätestens mit Beginn des 20. Jhd.s ganz in Frage gestellt.
Hier liegt auch das Problem der Sprache: Wenn man Latein als "Antikenveranstaltung" betracht, wie es viele Anhänger der Sprache tun, verblasst die Bedeutung immer mehr - einmal durch die wachsende zeitliche Distanz und dann durch die zunehmende Ökonomisierung der Gesellschaft.
Eine Lösung wäre, wenn man überhaupt Latein als "aktive" Sprache bewahren wollte, diese als vereinfachte Verkehrssprache einzusetzen, also ein vereinfachtes Neulatein inklusive Internetvokabeln zu schaffen.
Die andere Alternative wäre, es einfach sterben zu lassen.
Ein Hauptproblem neben den genannten - Fortschreiten der Geschichte und Ökonomisierung der Gesellschaft - ist auch die Abgehobenheit vieler seiner Fachvertreter. Latein galt lange Zeit als Sprache der Gebildeten, mithin der Eliten, quasi als "Krone des Abendlandes". Und genau das ist sie nicht mehr!
In der heutigen Zeit kann man die meisten Ziele im Leben ganz ohne Latein erreichen. Und diejenigen, die Latein in der Schule noch wählen, machen es auch nicht mehr aus Liebe zum Fach, sondern weil sie es für ihr Studium nachweisen müssen oder aber, weil man ihnen eingeredet hat, dass sie das müssten.
In Wirklichkeit kann man in den meisten europäischen Ländern Arzt und Anwalt werden, ohne Latein nachweisen zu müssen, vielleicht bis auf einige kleine Ausnahmen.
Bei den modernen naturwissenschaftlich-technischen Fächern ist die Lage noch viel extremer. Viele Menschen dort haben noch nie einen lateinischen Satz gehört oder gelesen.
In den USA ist der Niedergang des Lateinischen noch viel extremer, in den Ländern Asiens findet Latein oft nicht einmal statt.
Wäre Latein notwendig, um ein erfolgreicher Mensch zu sein, wäre der Aufstieg vieler asiatischer Länder nicht erklärbar.
In diesem Zusammenhang sind auch die vielen "Lateinermythen" zu kritisieren, die immer wieder benutzt werden, um Schüler bzw. deren Eltern für den Lateinunterricht zu gewinnen. Da wird behauptet, Latein fördere das logische Denken und deshalb seien Lateiner auch in Mathematik besser oder wer Latein könne, könne automatisch auch die romanischen Sprachen in Windeseile lernen. Empirische Tests haben diese Aussagen widerlegt.
De facto dienen auch diese pseudo-idealistischen Argumentationen materialistischen Zwecken: Die humanistischen Bürokraten fürchten um ihre Planstellen!
Wenn man denn Latein in der Moderne "nutzbar" machen wollte, müsste man also auf ein Vokabular und eine Grammatik zurückgreifen können. Dazu liegen Arbeiten des Vatikans vor, auf die auch säkular gesinnte Lateinfreunde zurückgreifen. Man sollte das Vokabular aber stärker auf das Weltliche und stärker auf die Computerwelt hin orientieren. Trotzdem sind gewisse Ansätze in diese Richtung gemacht.
z. B.
bomba atomica - Atombombe
computator/computatrum - Computer, Rechner
ex rete prehendere - herunterladen, "downloaden"
pagina domestica - Homepage, Heimseite
partes programmationis - Software
plagiarius electronicus - Hacker
(auch: effractarius e.)
Tela Totius Terrae - World Wide Web
Wichtig ist auch, dass man eine (im Vergleich zum klassischen Latein) deutlich vereinfachte Grammatik verwendet. Konjunktionalsätze mit ..., daß ... sollten ähnlich wie im Mittellatein auch mit ..., ut... wiedergegeben dürfen und nicht nur mit dem AcI. Wer natürlich einen AcI verwenden will, der darf das gerne tun.
Problematisch ist auch die Schreibweise das Lateinischen. Üblicherweise verwendet man heute die Kleinschreibung und bei Eigennamen die Großschreibung des ersten Buchstabens. Umstritten ist auch die Handhabung ("Handling") von Halbvokalen wie [v] und [j]. Während "videre" (sehen) nämlich mit v- geschrieben wird, wird "eius" mit -i- geschrieben, obwohl es [j] gesprochen wird. In lateinischen Urtexten steht/stünde VIDERE ([u] und [v] beide V geschrieben) und EIVS.
QUELLEN/LITERATUR
Davidova, Tatiana: Vorsicht Latein(!). Latein, wie es wirklich gesprochen wurde
Fink, Gerhard: Laetare Latine. Spaß mit Latein
Traupman, John C.: Conversational Latin for Oral Proviciency
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Sabine Etzold: Das Latein der Zukunft (ZEIT ONLINE)
Forum Romanum (Computer Aided Design/CAD) |
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