Murmillo-Archiv

Donnerstag, 31. Januar 2013


DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (4): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 63, 16-25:

(Dieser Post befindet sich auch auf unserer militärgeschichtlichen Seite "PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT". Der Schwerpunkt dieser Seite ist: Römer in Deutschland und Britannien. Das Besuchen dieser Seite ist obligatorisch und für meine Schüler (heilige) Pflicht. Bei Unterlassung droht Verlust des Wohlwollens und Entzug der Gnade. Sonstige Verräter werden im Moor versenkt!)

Während die bleichen Überreste dreier Legionen im Teutoburger Wald vor sich hin moderten, rief ARMINIUS, der Befreier von römischer Fremdherrschaft, erneut zum Waffengang gegen den Feind auf.
Unverdrossen eilte er von Volksversammlung zu Volksversammlung und warb für die germanische Sache. Des ARMINIUS Worte hatten großes Gewicht bei den CHERUSKERN, aber auch bei den anderen Stämmen. Als Sieger über die verhaßten Römer war er im Besitz des "Heils". Wohl das stärkste Argument war die unermeßliche Beute aus der VARUSSCHLACHT. Jetzt versprach der CHERUSKER noch viel größere Beute! Und das war es, was einen richtigen Germanen letztendlich interessierte.
In der Zwischenzeit plünderte der CAESAR GERMANICUS weiterhin im Land der BRUCTERER, von wo aus er zum Ostpaß des SALTUS TEUTOBURGIENSIS marschierte, um die Gebeine der Gefallenen zu bestatten. Da erhielt er Nachricht, daß sich die Germanen, von Osten kommend, auf einer Waldlichtung sammeln würden. Doch hören wir, was TACITUS verkündet:
"Sed Germanicus (Doch Germanicus) cedentem in avia secutus (dem in die Einöde/ unwegsames Gelände Weichenden folgend; der...), ubi primum copia fuit (sobald es eine Möglichkeit gab), evehi equites (daß die Reiter vorsprengen; hinausgeführt werden; hinausreiten) campumque (und daß das Feld), quem hostis insederat (das der Feind (=das sind wir; AdV) besetzt gehalten hatte; auf dem der Feind gesessen war) eripi iubet (entrissen werde befiehlt er; er befiehlt, den Platz zu nehmen). Arminius (A.) colligi (sich zu sammeln) suos (die Seinen) et propinquare silvis (und sich den Wäldern zu nähern) monitos (gemahnt) vertit repente (er wendet sie plötzlich; er schwenkt seine Leute, die er gemahnt hatte, sich zu sammeln und sich den Wäldern zu nähern; "heranzurücken"; Goldmann); mox signum prorumpendi dedit (dann gab er das Zeichen "des Hervorbrechens"; hervorzubrechen) iis, quos (denjenigen, die) per saltus occultaverat (ringsum in/ auf den Waldgebirgen versteckt hatte). tunc nova acie turbatus (dann durch das neue Heer in Unordnung gebracht) eques (die Reiterei), missaeque subsidiariae cohortes (und die geschickten Resevekohorten) et fugientium agmine impulsae (und durch den Zug der Fliehenden angestoßen; die Reserve, die sowohl geschickt wurde als auch durch die Schar der Flüchtenden zum Weichen gebracht wurde) auxerant consternationem (hatten (noch) die Panik vergrößert; die Bestürzung; das Entsetzen; das Durcheinander, AdV), trudebanturque (und sie wären getrieben worden; gedrängt worden) in paludem gnaram vincentibus (in einen Sumpf bekannt den Siegenden; Siegern), iniquam nesciis (ungünstig; nachteilig für die Nichtwissenden=Unkundigen), ni Caesar (wenn nicht der Caesar) productas legiones instruxisset (die nach vorne geführten Legionen (in Schlachtordnung) aufgestellt hätte). Inde hostibus terror (daher; davon; von da an; dann Schrecken den Feinden), fiducia militi (Zuversicht für den Soldaten; für unsere Soldaten); et manibus aequis abscessum (und "mit gleichen Händen"=unentschieden ging man weg).
VON TIPPELSKIRCH beschreibt die Szene, wie folgt:
"Stellen wir uns vor, wie die Reiter des Germanicus in langer Kolonne durch ein von waldigen Höhen flankiertes Wiesental ritten. Jetzt bogen die ersten um eine Ecke des Tales-da sahen sie vor sich ein weites, mit einzelnen Baum-und Buschgruppen bestandenes Feld.
Überall auf dem Feld qualmten Lagerfeuer.
Der Führer des römischen Vortrabes, der LEGAT PEDO, gewann den Eindruck, die Germanen wären vom Auftauchen der Römer überrascht worden, denn sie verließen fluchtartig ihre Lagerplätze und fluteten zu jenseitigen Waldrand hinüber. PEDO beschloß, unverzüglich anzugreifen.
Wie seine Alen und Kohorten aus dem Wiesental herauskamen, so schickte er sie hinaus, mit dem Befehl, quer durch die Fliehenden reitend den jenseitigen Waldrand zu besetzen. Gelang das, bevor die Germanen im Walde verschwunden waren, so hatte man die Abgeschnittenen zwischen den Reitern und den nachfolgenden Legionen in der Falle.
Schon hatten die Alen den Waldrand erreicht, da brüllten im Walde germanische Heerhörner auf. Von vorn, aber auch von der Seite brachen sie in hellen Scharen hervor. Die Alen wurden von der Mündung des Wiesentals abgedrängt und immer weiter hinaus auf die Lichtung getrieben. Jetzt waren sie selber in Gefahr, abgeschnitten zu werden. Für den Germanicus muß das ein erschreckender Anblick gewesen sein, als er seinen Legionen vorausreitend, die Lichtung erreichte. Er befahl einem seiner Tribunen, die Legionen so schnell wie möglich heranzuholen. (...)Denn weit drüben kam jetzt der Rückzug der Reiter und der Auxiliarier zu einem unerwarteten Halt. (...) Die Germanen hatten die Reiter und Auxiliarier gegen einen Sumpf gedrängt! (...)
Das grelle Signal 'Laufschritt' muß dem Germanicus wie Sphärenmusik in den Ohren geklungen haben! Diesmal war es keine Täuschung wie damals beim Ausbruch in Aliso. Die erste Legion kam aus dem Wiesental hervor. (...) Jedenfalls bekam das Gefecht nun ein anderes Gesicht. Die Legionen marschierten auf mit der Präzision gnadenlos gedrillter Regularier. (...) Da sah der Cherusker ein, daß sein Plan gescheitert war. Mit seinem Gefolge ritt er in Richtung zum jenseitigen Waldrand davon. Aber es war keine Flucht. (...) Selbst TACITUS, ein glühender Verehrer des Germanicus, schreibt:
'Das Gefecht wurde ohne Entscheidung abgebrochen.'
So erfuhr Germanicus gleich bei seinem ersten ernsthaften Gefecht mit den Cheruskern, daß Arminius nicht nur durch die Unfähigkeit seiner Gegner zu bestehen vermochte."
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Anmerkungen:
1.) Man legt sich nicht mit ganzen Legionen an. Arminius tat gut daran, nach Hause zu gehen.
2.) Das mit dem Aufstellen der Legionen ist zwar eindrucksvoll, dauert aber viel zu lange. So konnte Arminius nicht am geordneten Rückzug gehindert werden. Germanicus stellte seine Legionen auf, und Arminius sagte "ciao, ich geh' jetzt mal besser"!
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SIR R

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