Murmillo-Archiv

Montag, 12. März 2012

LATEIN: CURSUS (Lehrbuch)

Lektion 39


Teil 1: 

Socrates benutzte bei seinen Richtern eine sehr weise Verteidigungsrede, und dennoch gelang ihm nicht, jene (davon) zu überzeugen, daß er unschuldig sei. So nämlich sprach er für sich selbst, daß er nicht bittend, sondern der Lehrer der Richter zu sein schien.
Diese sollen durch seine Rede so verletzt worden (gewesen) sein, daß sie ihn verurteilten. In Athen aber war es dem verurteilten Angeklagten erlaubt (oder: nachdem der Angeklagte verurteilt worden war), seine Strafe zu abzuschätzen. Socrates aber, nachdem er selbst (persönlich) gefragt worden war, welche Strafe er verdiente (verdiene), sprach so:
„Ich habe verdient, daß ich mit den größten Ehren und Belohnungen geehrt werde ( mit den...zu werden), und ich glaube, daß ich besonders dieser Ehre würdig bin, die den Siegern in Olympia erwiesen wird, daß mir tägliche Speise im Rathaus öffentlich gewährt (gereicht) werde (wird).“
Nachdem sie diese Worte gehört hatten, gerieten die Richter so in Zorn, daß sie Sokrates zum Tode verurteilten.

Teil 2:

Er nahm dieses Urteil nicht nur mit Gleichmut hin, sondern hielt auch vor (bei) den Richtern eine zweite Rede; diese beendete er mit diesen Worten:
„Wer ist glückseliger als ich? Für sicher halte ich, daß diese, die gerecht gelebt haben, in den Himmel aufsteigen und zu den Göttern, von denen sie aufgebrochen sind, zurückkehren. Daher gibt es für mich keinen Anlaß, warum ich euch zürne(n sollte).
Doch schon ist es soweit (Zeit), daß ich von hier weggehe, um zu sterben, ihr (aber), um euer Leben zu leben.“
Dann erwartete er im Gefängnis den Tod, und er wollte nicht fliehen, als Freunde ihn aus dem Gefängnis herausführen (-holen) wollten.
Er glaubte nämlich, daß er den Gesetzen und seiner Lehre folgen müsse. So empfing er am letzten Tag seines Lebens, während er sich mit Freunden über die Unsterblichkeit der Seele unterhielt (von der...sprach), mit starkem Herzen (Mut) den Gifttrank aus der Hand des Henkers.
Als Sokrates den Becher zum Mund führte, rief seine Frau Xanthippe aus:
„Läßt du zu, daß du unschuldig stirbst?“
Doch jener: „Was denn? Hast du etwa geglaubt, daß es für mich besser ist zu sterben, wenn ich schuldig bin? (wörtl.: für mich als einen Schuldigen; also svw: Wäre es dir lieber, ich sei schuldig?).“

Xanthippe war angeblich ein zänkisches Weib, das dem armen Sokrates, der den ganzen Tag nur mit jungen Männern philosophieren wollte, das Leben schwer machte. Ihr ewiges Gekeife trieb ihn oft aus dem Haus auf die Agora, wo er mit Gleichgesinnten über das Wesen der Dinge sprach. Wahrscheinlich hätte sie lieber gehabt, wenn er arbeitet. Ab und zu hat er das dann auch getan. Sokrates war nämlich Steinmetz.
Sokrates konnte aber nicht nur reden. Er war mehrmals für seine Polis im Krieg, wo er sich auszeichnete.
Am Ende wird er froh gewesen sein, die Alte (Xanthippe) endlich los zu sein...

Blaues Kästchen: 

Pythagoras wurde von einigen Leuten gefragt, welche Kunst er (denn) verstünde (auf welche Kunst er sich verstünde); dieser soll geantwortet haben, daß er keine kenne, daß er aber ein Philosoph sei. Weil diese sich über die Neuartigkeit des Namens (Wortes) wunderten (die Neuheit...bewunderten), fragten sie, worin der Unterschied bestehe (liege) zwischen den Philosophen und den Übrigen. Pythagoras antwortete: „Wie in Olympia die einen nach (dem) Ruhm streben, die anderen dorthin kommen, um zu kaufen und verkaufen, so dienen die einen dem Ruhm, die anderen dem Geld. Wie aber die einen sich dorthin aufmachen (reisen), um allein (einzig) dies zu betrachten, was getan wird und auf welche Weise (wie), so betrachten gewisse Männer in diesem Leben eifrig das Wesen der Dinge. Ich glaube, daß diese eifrig um die Weisheit bemüht sind, das heißt (also) Philosophen sind.-

Ü: "Erec"


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