VERS 416-433:
BACCHUS, größter Eventmanager aller Zeiten, zuständig für "wine, women and song", war jetzt auf dem Gipfel und Höhepunkt (Pleonasmus; Hendiadyoin) seiner "beruflichen" Laufbahn:
"In ganz Theben berühmt war jetzt die Gottheit des BACCHUS" (416)
("Tum vero totis Bacchi memorabile Thebis
numen erat...")
Seine "Muhme"-what's that?-war mächtig sttolz auf ihn. Im lat. Text steht hier das Wort "matertera", eine Komperativbildung, was soviel wie "Schwester der Mutter" oder "Tante" bedeutet.
Diese Dame, ein wenig schwatzhaft wie alle Tanten, erzählt nun überall herum, wie toll ihr "Neffe" ist.
Diese, so liest man, war "...de totque sororibus expers
una doloris nisi quem fecere sorores
Sie war also als einzige von so vielen Schwestern frei von Leid, außer von dem, das ihr die Schwestern bereiteten.- Alles klar?-Mir nicht!- No problem, Django hat Lexikon:
"...INO die Schwester der SEMELE. Von ihrem Gatten, dem König ATHAMAS, hatte sie zwei Söhne. Als SEMELE, die mit ZEUS den DIONYSOS gezeugt, durch die List der eifersüchtigen HERA starb, nahm INO den göttlichen Knaben in ihre Pflege. Um sie dafür zu strafen, schlug HERA den ATHAMAS mit Wahnsinn, so daß er einen seiner Söhne tötete und INO verfolgte, bis die Unglückliche in ihrer Angst mit dem anderen ins Meer sprang. Dort wurde sie als INO LEUKOTHEA eine mächtige Meeresgottheit, zu der die Schiffer in Seenot beteten."
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E. PETERICH/ P. GRIMAL: GÖTTER UND HELDEN, Die klassischen Mythen und Sagen der Griechen, Römer und Germanen, München 1983, S. 34.
Jetzt klar?-O.k., let's go on.
JUNO, die ewig Eifersüchtige, ertrug nicht den Stolz der INO auf ihre "happy familiy". Sie führt sich die Verbrecherkartei des BACCHUS vor Augen:
1.) die Verwandlung der lydischen Schiffer
2.) die Zerreißung des Sohnes durch die eigene Mutter (ist ja gräßlich!)
3.) die Verwandlung der MINYASTÖCHTER in "vespertiliones" (nicht "vespillones", das sind Leichenträger für Arme; auch 'n schöner Beruf; AdV.)
JUNO redet sich also in Rage. Sie fragt sich selbst: "Kann ich nur jammern, ich die JUNO? Nein!" BACCHUS "ipse docet, quid agam" (er lehrt höchstpersönlich, "what to do"; man könne auch vom Feind lernen!). Prominentes Beispiel: PENTHEUS (hat mit der Zeitschrift "Penthouse" nichts zu tun): von der eigenen Mutte und den BACCHANTINNEN zerrissen.- Schöner Held, der gegen Frauen verliert!
JUNOS Zorn steigert sich nun ins Unermeßliche, daß es sie geradewegs in die Unterwelt treibt:
"Dorthin zwingt sich zu gehn, entstiegen dem himmlischen Wohnsitz-
So viel tat sie dem Haß und dem Zorn-, die saturnische Juno."
(v. 446 f.). Also steigt die Göttin hinab in den ORKUS. Wie sie dahinkam, erfahren wir nicht. Vielleicht gab es ja unterwegs ein Schild "noch 2 km bis zum HADES; an der Kreuzung rechts abbiegen" oder "Sie betreten nun den ORKUS. Restricted area; cave canem (Kerberos!); Schußwaffengebrauch!"
Daß der ORKUS alles andere als ein "locus amoenus" ist, also nicht sehr "lieblich", wissen alle Freunde antiker Mythologie:
"Est via declivis funesta nubila taxo;
ducit ad inferna per muta silentia sedes;"
Schön!-
R. SUCHIER übersetzt:
"Steil geht nieder ein Pfad, umdüstert von giftigen Eiben,
der in das untere Reich durch schweigende Stille hinabführt."
E. RÖSCH:
"Abwärts senkt sich ein Weg: von trauernden Eiben umdüstert,
führt er durch Schweigen stumm zu den unterirdischen Sitzen."
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taxus=Eibenbaum; hat giftige Beeren; galt als unheilvoll!
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ICH:
"Da geht's ganz schön steil runter, man sieht nix wegen der Eiben;
der Trampelpfad führt mehrere Stockwerke unter die Erde;
man sieht nichts, man hört nichts: Funkstille auf der ganzen Linie."
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Poeta sum! (erg. "non")
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Sed decurio sum.
(Wie sagte doch FREUND NIETZSCHE so treffend:
"Nur Dichter-nur Narr!")
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