Alte Klassikerausgaben enthalten oft Stellen, die aus heutiger Sicht nicht ganz einer gewissen Komik entbehren. So warnt z.B. HERMANN MENGE, REPETITORIUM DER LATEINISCHEN SYNTAX UND STILISTIK, grammatikalische Verbrecher (und deren gibt es viele) bisweilen mit der Formulierung "ja nicht!". Weiterhin stehen am Anfang des Werks die unsterblichen Worte des JOANNES GLANDORPIUS (wer immer das auch war):
Discite Donatum, pueri, puerilibus annis,
ne spretus iuvenes vos notet atque senes.
Lernt also gefälligst "euren Donat", ihr Knaben (faules Knabenpack), und zwar (zack-zack) in knabenhaftem Alter,
sonst wird er euch tadeln (rügen), der Donat, als Junge und Alte, dieweil ihr ihn verschmäht (verachtet) habt.
Ja nicht!
In meiner Ciceroausgabe, Band 8, Langenscheidtsche Bibliothek sämtlicher griechischen (sic) und römischen Klassiker in neueren deutschen Musterübersetzungen, 85. Band, Berlin und Stuttgart 1855-1908 steht gleich am Anfang unter dem Stichwort "Betonung":
"Um ferner den Leser rasch in die Namenwelt des Altertums einzuführen und ihm auch das Vorlesen der Autoren zu ermöglichen, sind bei allen in letzter Zeit neu aufgelegten Teilen dieser Bibliothek Zeichen für die richtige Betonung der Namen eingeführt (s. z.B. die obige Gruppenaufstellung). Diese Neuerung, wenn auch auf den ersten Blick dem Auge vielleicht etwas ungewöhnlich erscheinend, wird sicherlich allen der Betonung Unkundigen willkommen, den derselben Kundigen aber nicht störend sein."
Was für eine Formulierung! So drückten sich die Gelehrten vergangener Zeiten aus. Wohlan, ihr Unkundigen, lernt endlich die richtige Aussprache der klassischen Autoren. So heißt es z.B. Herodo't oder Xe'nophon usw.
Im Vorwort heißt es dann:
"Bei meiner Übersetzung von Cicero's Cato und Lälius habe ich die gründliche und DURCH BESONNENHEIT DES URTEILS ausgezeichnete Textrecension von Karl Halm in der zweiten Auflage der Orelli'schen Ausgabe (M. Tullii Ciceronis Opera quae supersunt omnia ex recensione Jo. Casp. Orellii. Editio altera emendatior: Opus morte Orelli interruptum continuaverunt J. G. Baiterus et Car. HALMIUS. Volumen quartum. Turici sumptibus ac typis Orellii Füsslini et sociorum. MDCCCLXI) zugrunde gelegt."
Bei den "Hülfsmitteln", die "zu Gebote" "standen" werden der "Cato major seu de senectute et Paradoxa" sowie der "Laelius sive de amicitia dialogus" genannt, beide erschienen "Lipsiae apud Gerhardum FLEISCHERUM" (jun. 1819 und 1825).
(Wenn einer "Bäcker" hieße, wäre dann der Akkusativ "Bäckerum"? Oder wenn er "Schreiner hieße, "Schreinerum"?)
Auf Seite 17 fand ich dann diese Anmerkung:
"Der Laut, hinter dem das Zeichen ' steht, hat den Ton: Deu'tschland ü'ber a'lles."
Ganz meiner Meinung (was die Betonung angeht naürlich).
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Die Suche geht weiter!
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R.
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