MARTIAL: V, 47:
In meiner "Uraltausgabe" römischer Dichter von LOIS CARLISLE und DAVIDA RICHARDSON (Fourth year Latin, Boston, New York 1942) findet sich folgendes Martialepigramm: Es trägt dort die Überschrift: The professional diner-out.
Nunquam se cenasse domi Philo iurat, et hoc est:
non cenat, quotiens nemo vocavit eum.
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domi: locative case
hoc est (verum): this is true
He goes hungry unless he is invited out
vocavit: has invited
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Meine Übersetzung:
Philo schwört, daß er niemals zuhause gespeist habe, doch dies ist die Wahrheit (aber dies wäre korrekt; aber es verhält sich ganz anders):
Er ißt (speist) überhaupt nicht (er bekommt überhaupt nichts zu fressen), wie oft (so oft; wenn) ihn niemand eingeladen hat.
(Ein gewisser Philo schwört Stein und Bein: Ich esse nie zuhause. Damit will er wohl suggerieren: Ich bin sehr beliebt und werde deswegen fast immer zu irgendeinem großen Fressen eingeladen.
Martial durchschaut dies und stellt die Sache durch ein Wortspiel richtig. So erhält man Aufschluß, wie sich die Sache in Wirklichkeit verhält. Philo ißt überhaupt nichts, wenn er nicht eingeladen ist, was ziemlich oft geschieht. Dann ist er zuhause, aber sein Kühlschrank ist leer. Folglich gibt es nichts zu essen. Also kann Philo behaupten: Ich esse niemals zuhause, weil es eben da nichts gibt. Natürlich gibt er dies nicht zu und lügt sich in die eigene Tasche. Nach der ersten Zeile hat man einen falschen Eindruck. Es scheint, als ob Philo freiwillig so handle und daß er ein gern gesehener Gast sei. Doch das Gegenteil ist der Fall. Philo ißt nichts aus Not und weil ihn niemand einlädt. Martial entlarvt dies schonungslos. Doch Martial war auch nicht viel besser! Denn er schleimte hemmungslos bei den Mächtigen (Titus, Domitian; bei letzterem besonders verwerflich!).
Armer Philo, ich werde dir eine Pizza spendieren, jedoch keine, die zu dir nach Hause geschickt wird!
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E.
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