Murmillo-Archiv

Montag, 29. Oktober 2018

SENECA: DE VITA BEATA (2)

7) Lust ist nicht Tugend; da beide verschiedenartig; es gibt Angenehmes, was nicht tugendhaft ist; Tugendhaftes, was nicht angenehm ist; Lust kann auch mit schändlichem Leben verbunden sein; es gibt Unglückliche wegen der Lust; wäre nicht möglich, wenn mit der Tugend verbunden; Tugend=etwas Hohes; dagegen: Lust (billiges Vergnügen): etwas Niedriges; die wohnt nämlich auch in Kneipen und Puffs; das höchste Gut=unsterblich, ohne Wechsel, fest, weicht nicht; dagegen Vergnügen: erlischt nach Höhepunkt; unverläßlich, beweglich, ohne festen Gehalt; schnell vorübergehend, eilt dem Ende zu; der Anfang weist schon auf den Schluß hin.
8) Lust haben Böse wie Gute; dem besten Leben muß man nachstreben; nicht dem lustvollsten; das Vergnügen soll nicht den Willen lenken; Natur=Führer; sie beachtet die Vernunft, holt ihren Rat; glücklich leben=naturgemäß leben; Lüste sind nicht unser eigenes Ich; werden mit Hilfstruppen verglichen; sollen uns dienen, nicht uns beherrschen; unzugänglich sein für verderbliche Einflüsse von außen; nicht andere bewundern; auf alles gefaßt sein (auch auf die nächste 5 in Latein); sein Leben selbst gestalten; man soll fest im Entschluß sein (kein Wackelpudding wie die meisten Kreaturen); immer wieder in sich zurückkehren; Einklang mit sich; sich nicht in Meinungen verfangen; Eliminierung des Irrtums; wir kommen weniger zu Fall; Selbstautonomie; man handelt nur auf eigenen Befehl (außer meine Schüler: die hören nur auf mein Kommando); nicht träge sein; nicht unentschlossen sein; höchstes Gut=Seeleneintracht; Zwietracht hingegen wohnt bei den Lastern.

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