PLINIUS: 10. BUCH DER BRIEFE
BRIEF XVI
TRAIANUS PLINIO
TRAJAN AN PLINIUS
(wörtlich: "dem Plinius/ für Plinius", dat.)
Recte renuntiasti (Zu Recht hast Du Meldung gemacht/ Dich gemeldet), mi Secunde carissime (mein teuerster Secundus=Plinius). Pertinet enim ad animum meum ("Es geht nämlich meinen Geist an"/ es betrifft mich/ meine Person; ist für mich wichtig; es geht mich innerlich etwas an u. dergl.), quali itinere (auf welchem Weg) provinciam pervenias (Du in die Provinz gelangst). Prudenter autem constituis (Du entscheidest klug; besser: hast klug entschieden; Du tust klug daran) interim navibus (bald Schiffe), interim vehiculis uti (bald Wagen zu benutzen/ nehmen), prout loca suaserint (je nachdem die Gegend/ "Verhältnisse" (Reclam) es anrät/ anraten; geraten sein läßt/ geraten sein lassen; so wie es eben geht (suaserint: Konj. Perf. oder Fut. II).
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Recte renuntiasti: Sagte ich doch. Meldung machen ist gut!
Nachtrag zum Brief 15:
Kap Malea: an der Südspitze des Peleponnes, gefürchtet wegen seiner Klippen und Stürme.
Ein griech. Sprichwort besagt: "Wer Malea umschifft, kann alles daheim vergessen."
Die kannten noch nicht Kap Hoorn!
"Plinius benutzte für seine Reise die Staatspost (cursus publicus)."
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E.
Murmillo-Archiv
Donnerstag, 29. November 2012
PLINIUS: DER BRIEFWECHSEL MIT DEM KAISER TRAJAN: DAS 10. BUCH DER BRIEFE
BRIEF XV:
C. PLINIUS TRAIANO IMPERATORI
GAIUS PLINIUS AN KAISER TRAJAN
Quia confido, domine (Weil ich darauf vertraue, Herr/ zuversichtlich hoffe), ad curam tuam pertinere (daß es Deine Sorgfalt/ Fürsorge betrifft/ angeht; pertinere: auch "Bedeutung haben"), nuntio tibi (melde ich Dir) me Ephesum (daß ich nach Ephesos) cum omnibus meis (mit allen meinen Leuten; mit meinem ganzen Gefolge) "hyper Malean" (im Original mit griech. Buchstaben) (über Malea hinaus; also daran vorbei) navigasse (gesegelt bin; mit dem Schiff gefahren bin) quamvis contrariis ventis retentum (obwohl von entgegengesetzten Winden zurückgehalten/ aufgehalten; obwohl ich...aufgehalten wurde). Nunc destino (Jetzt nehme ich mir vor/setze mir als Ziel fest) partim orariis navibus (teils mit Küstenschiffen), partim vehiculis (teils mit Fahrzeugen=Reisewagen) provinciam petere (in die Provinz hinzugehen/ zu reisen/ die Provinz aufzusuchen/ zu erreichen). Nam sicut itineri graves aestus (Denn (so) wie dem Weg/ der Reise die "schwere"/ große Hitze (im Lat: Plural), ita continuae navigationi etesiae reluctantur (so widersetzen sich/ erschweren (Reclam) die beständigen Etesienwinde der/ die Fahrt zur See/ einer Schiffsreise).-
---
Plinius macht Meldung. Meldung machen ist immer gut. Recht so!
etesiae, arum, m. (gr. etesiai): "Jahreswinde, die in den Hundstagen auf dem Ägäischen Meere wehenden Nordwestwinde" (Der kleine Stowasser); Passatwinde (Reclam)
---
E.
BRIEF XV:
C. PLINIUS TRAIANO IMPERATORI
GAIUS PLINIUS AN KAISER TRAJAN
Quia confido, domine (Weil ich darauf vertraue, Herr/ zuversichtlich hoffe), ad curam tuam pertinere (daß es Deine Sorgfalt/ Fürsorge betrifft/ angeht; pertinere: auch "Bedeutung haben"), nuntio tibi (melde ich Dir) me Ephesum (daß ich nach Ephesos) cum omnibus meis (mit allen meinen Leuten; mit meinem ganzen Gefolge) "hyper Malean" (im Original mit griech. Buchstaben) (über Malea hinaus; also daran vorbei) navigasse (gesegelt bin; mit dem Schiff gefahren bin) quamvis contrariis ventis retentum (obwohl von entgegengesetzten Winden zurückgehalten/ aufgehalten; obwohl ich...aufgehalten wurde). Nunc destino (Jetzt nehme ich mir vor/setze mir als Ziel fest) partim orariis navibus (teils mit Küstenschiffen), partim vehiculis (teils mit Fahrzeugen=Reisewagen) provinciam petere (in die Provinz hinzugehen/ zu reisen/ die Provinz aufzusuchen/ zu erreichen). Nam sicut itineri graves aestus (Denn (so) wie dem Weg/ der Reise die "schwere"/ große Hitze (im Lat: Plural), ita continuae navigationi etesiae reluctantur (so widersetzen sich/ erschweren (Reclam) die beständigen Etesienwinde der/ die Fahrt zur See/ einer Schiffsreise).-
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Plinius macht Meldung. Meldung machen ist immer gut. Recht so!
etesiae, arum, m. (gr. etesiai): "Jahreswinde, die in den Hundstagen auf dem Ägäischen Meere wehenden Nordwestwinde" (Der kleine Stowasser); Passatwinde (Reclam)
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E.
Mittwoch, 28. November 2012
GAIUS PLINIUS SECUNDUS: VII, 5:
C. PINIUS CALPURNIAE SUAE S.
G. Plinius wünscht seiner Frau Calpurnia alles erdenklich Gute.
Incredibile est, quanto desiderio tui tenear.
Es ist unglaublich, mit wie großer Sehnsucht nach Dir ich erfüllt bin/ werde ("gehalten werde").
In causa amor primum, deinde quod non consuevimus abesse.
Ursache hierfür ist zuerst die Liebe, sodann, daß wir nicht gewohnt sind, voneinander fern zu sein (getrennt zu sein; Reclam).
Inde est, quod magnam noctium partem in imagine tua vigil exigo...(Hyperbaton, um "partem" zu betonen)
Daher kommt es, daß ich einen großen Teil der Nächte bei Deinem Bild wachend verbringe...
...inde, quod interdiu, quibus horis te visere solebam...
...daher (das ist der Grund, daß) tagsüber, an welchen Stunden ich Dich zu besuchen pflegte (...ich Dich gewöhnlich besuchte),...
...ad diaetam tuam ipsi me, ut verissime dicitur, pedes ducunt
...zu Deinem Zimmer mich, wie man sehr wahr (zutreffend; Reclam) sagt (gesagt wird), die Füße (selbst; geradezu) führen,...
...quod denique aeger et maestus et similis excluso a vacuo limine recedo.
...daß ich schließlich krank und traurig und einem Ausgeschlossenen ähnlich mich von der leeren Schwelle (Wohnung; pars pro toto; Metonymie) entferne.
Unum tempus his tormentis caret,...
Allein/ einzig die Zeit entbehrt der Qualen...
...quo in foro et amicorum litibus contereor.
...in der ich auf dem Forum und in den Rechtsstreitigkeiten der Freunde aufgerieben werde (mich aufreibe; Reclam).
Aestima tu, quae vita mea sit...
Schätze du selbst ein/ Urteile selbst, was für ein Leben das Meine ist...
...cui requies in labore, in miseria curisque solacium! Vale.
...dem Ruhe in der Arbeit, im Elend und Sorgen Trost ist! Ciao!
---
Situation: Calpurnia, die Frau des Plinius, ist wegen einer Krankheit in einer Kur in Kampanien. Plinius verzehrt sich vor Sehnsucht.
Mir kommen die Tränen! Soviel Romantik ertrage ich nicht (this bitter man I am).- War Plinius etwa ein "Softi"? Oder ein "Weichei"?- In seiner Amtsführung war er jedenfalls ziemlich "tough". Er war u.a. Statthalter von Bithynien, von wo er den armen Trajan mit seinen Briefen traktierte und nervte (10. Buch: der Briefwechsel mit Kaiser Trajan). Plinius hat alle "maiores magistratus" durchlaufen (er war so ziemlich alles!) und brachte es sogar bis zum Konsulat. Leider hatte der Konsul zu dieser Zeit nichts mehr zu sagen. So ein Pech!
Anyhow, das Gedicht ist ein schönes Zeugnis für Plinius' innige Liebe zu seiner 3. Frau Calpurnia (alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei, wie der Volksmund sagt).
Das Bild vom ausgeschlossenen Liebhaber ist ein TOPOS!
LIT. zu unserem Gedicht: K.H. Eller: Humanitas in einer Welt des Friedens. Plinius-Briefe, Frankf. 1977, S. 76 ff.
-contereor würde ich noch treffender mit dem "schönen" deutschen Ausdruck "sich den... aufreißen" übersetzen
---
In diesem Sinne-
E.
C. PINIUS CALPURNIAE SUAE S.
G. Plinius wünscht seiner Frau Calpurnia alles erdenklich Gute.
Incredibile est, quanto desiderio tui tenear.
Es ist unglaublich, mit wie großer Sehnsucht nach Dir ich erfüllt bin/ werde ("gehalten werde").
In causa amor primum, deinde quod non consuevimus abesse.
Ursache hierfür ist zuerst die Liebe, sodann, daß wir nicht gewohnt sind, voneinander fern zu sein (getrennt zu sein; Reclam).
Inde est, quod magnam noctium partem in imagine tua vigil exigo...(Hyperbaton, um "partem" zu betonen)
Daher kommt es, daß ich einen großen Teil der Nächte bei Deinem Bild wachend verbringe...
...inde, quod interdiu, quibus horis te visere solebam...
...daher (das ist der Grund, daß) tagsüber, an welchen Stunden ich Dich zu besuchen pflegte (...ich Dich gewöhnlich besuchte),...
...ad diaetam tuam ipsi me, ut verissime dicitur, pedes ducunt
...zu Deinem Zimmer mich, wie man sehr wahr (zutreffend; Reclam) sagt (gesagt wird), die Füße (selbst; geradezu) führen,...
...quod denique aeger et maestus et similis excluso a vacuo limine recedo.
...daß ich schließlich krank und traurig und einem Ausgeschlossenen ähnlich mich von der leeren Schwelle (Wohnung; pars pro toto; Metonymie) entferne.
Unum tempus his tormentis caret,...
Allein/ einzig die Zeit entbehrt der Qualen...
...quo in foro et amicorum litibus contereor.
...in der ich auf dem Forum und in den Rechtsstreitigkeiten der Freunde aufgerieben werde (mich aufreibe; Reclam).
Aestima tu, quae vita mea sit...
Schätze du selbst ein/ Urteile selbst, was für ein Leben das Meine ist...
...cui requies in labore, in miseria curisque solacium! Vale.
...dem Ruhe in der Arbeit, im Elend und Sorgen Trost ist! Ciao!
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Situation: Calpurnia, die Frau des Plinius, ist wegen einer Krankheit in einer Kur in Kampanien. Plinius verzehrt sich vor Sehnsucht.
Mir kommen die Tränen! Soviel Romantik ertrage ich nicht (this bitter man I am).- War Plinius etwa ein "Softi"? Oder ein "Weichei"?- In seiner Amtsführung war er jedenfalls ziemlich "tough". Er war u.a. Statthalter von Bithynien, von wo er den armen Trajan mit seinen Briefen traktierte und nervte (10. Buch: der Briefwechsel mit Kaiser Trajan). Plinius hat alle "maiores magistratus" durchlaufen (er war so ziemlich alles!) und brachte es sogar bis zum Konsulat. Leider hatte der Konsul zu dieser Zeit nichts mehr zu sagen. So ein Pech!
Anyhow, das Gedicht ist ein schönes Zeugnis für Plinius' innige Liebe zu seiner 3. Frau Calpurnia (alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei, wie der Volksmund sagt).
Das Bild vom ausgeschlossenen Liebhaber ist ein TOPOS!
LIT. zu unserem Gedicht: K.H. Eller: Humanitas in einer Welt des Friedens. Plinius-Briefe, Frankf. 1977, S. 76 ff.
-contereor würde ich noch treffender mit dem "schönen" deutschen Ausdruck "sich den... aufreißen" übersetzen
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In diesem Sinne-
E.
PLINIUS, EPISTULAE, LIB. 6, 20 (1-5): Die Katastrophe beginnt
C. PLINIUS TACITO SUO S. (=SALUTEM DICIT)
GAIUS PLINIUS WÜNSCHT SEINEM TACITUS WOHLERGEHEN
1) Ais te adductum litteris (Du sagst, daß Du durch den Brief veranlaßt worden seist), quas exigenti tibi (den ich Dir als einem Wünschenden/ Verlangenden...weil Du es verlangtest) de morte avunculi mei scripsi (über den Tod meines Onkels geschrieben habe), cupere cognoscere (erfahren zu wollen), quos ego Miseni relictus (welche ich, in Misenum zurückgeblieben,) (id enim ingressus abruperam (dies nämlich beginnend, hatte ich abgebrochen=damit aufgehört) non solum metus (nicht nur (welche) Ängste), verum etiam casus pertulerim (sodern auch (welche) Unglücksfälle (Wechselfälle, "Gefahren" (Reclam) ich erduldet (ertragen) habe). 'quamquam animus meminisse horret...(Obwohl mein Inneres davor zurückschreckt (erschaudert, sich sträubt), sich zu erinnern) incipiam' (will ich beginnen).
(Zitat aus VERGIL, AENEIS II, 12)
2) Profecto avunculo (Nachdem mein Onkel abgereist war) ipse reliquum tempus (ich selbst die übrige Zeit) studiis (mit Studien) (ideo enim remanseram) (daher war ich ja/ nämlich geblieben; denn deshalb...) impendi (verbrachte ich); mox balineum (dann ein Bad), cena (Essen), somnus inquietus et brevis (ein unruhiger und kurzer Schlaf).
3) praecesserat (Es war vorausgegangen) per multos dies (durch viele Tage hindurch; schon seit vielen Tagen) tremor terrae (ein Zittern/ Beben der Erde, ein Erdbeben) minus formidulosus (weniger furchterregend), quia Campaniae solitus (weil in Kampanien üblich); illa vero nocte (In jener (damaligen, zurückliegenden) Nacht aber) ita invaluit (wurde es so stark; "nam es so zu" (Reclam)), ut non moveri omnia (daß nicht nur alles bewegt wird=sich bewegt), sed verti crederentur (sondern sie=man glaubte/ glauben konnte/ hätte glauben können, daß (alles) "gewendet würde"=einstürzen würde).
4) inrumpit cubiculum meum mater (Die Mutter stürzt in mein Schlafzimmer herein): surgebam invicem (Ich hingegen/ meinerseits/ im Gegenzug stand auf/ erhob mich), si quiesceret (wenn/falls sie ruhte/ ruhen würde), excitaturus (im Begriff, sie zu wecken; um si zu wecken). resedimus in area domus (Wir setzten uns im Hof des Hauses nieder/ ließen uns nieder), quae mare (der das Meer) a tectis (von den "Dächern"=Häusern; pars pro toto/ Metonymie) modico spatio dividebat (durch einen mäßigen Zwischenraum/ "in mäßigem Abstand" (Reclam) teilte/ trennte).
5) dubito (Ich zweifle/ bin nicht sicher) constantiam vocare ((ob) ich es Standhaftigkeit nennen) an imprudentiam debeam (oder Unklugheit/ Unvorsichtigkeit (nennen) sollte) (agebam enim duodevicesimum annum) (ich verbrachte nämlich (erst) mein 18. Lebensjahr): posco librum Titi Livi (Ich fordere/ verlange nach einem Buch des Titus Livius) et quasi per otium lego (und las (darin) sozusagen in aller Ruhe/ in Muße) atque etiam (und auch), ut coeperam (wie ich begonnen hatte) excerpo (mache ich mir Auszüge/ Stichpunkte). ecce amicus avunculi (siehe da, ein Freund des Onkels/ da war (auf einmal) ein...), qui nuper ad eum (der neulich zu ihm) ex Hispania venerat (aus Spanien gekommen war); ut me et matrem sedentes (wie er mich und meine Mutter sitzend), me vero etiam legentem videt (mich aber sogar lesend sieht), illius patientiam (die Geduld jener/ "ihre Gleichgültigkeit" (Reclam), securitatem meam corripit (er tadelt meine Sorglosigkeit). nihilo segnius (um nichts träger=ebenso eifrig) ego intentus in librum ((war) ich vertieft in das Buch).--
---
Cool! Die Welt geht unter (das soll ja demnächst wieder mal der Fall sein (!)), und Plinius liest ein Buch, und dann auch noch so was Schweres wie Livius. Und noch viel besser ist, daß ihn das Gezeter von dem Alten nicht kratzt! Ist Plinius gar ein Philosoph, ein Stoiker? Oder einfach nur lässig und cool? Immer nach dem Motto: Es kommt, wie es kommt. Dagegen bin ich eh machtlos. Also was soll's. Lernt von Plinius: Der war sogar beim Vesuvausbruch gelassen. Dagegen haben meine Schüler schon vor einer Lateinarbeit Angst. Werdet cool, macht's wie Plinius, lest vorher etwas (es muß ja nicht Livius sein) oder strickt oder macht sonstwas.
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E.
Dienstag, 27. November 2012
PLINIUS, EPISTULA VI, 20: VESUVAUSBRUCH, ANNO 79 nach: KOMMENTAR
(oder: Plinius fliegt der Vesuv um die Ohren)
Zu meinen man könne auf den "guten, alten Kommentar" verzichten, ist heute bedauerlicherweise ein weit verbreiteter, an Vermessenheit grenzender, Irrglaube. Generationen haben mit dem Kommentar gearbeitet, und ich sehe noch meine alte Lateinlehrerin, Fr. OSTR. M. Metternich, vor mir, wie sie fragt: "Was sagt der Kommentar?"
Daher hier einige gelehrte wie hilfreiche ANNOTATIONES (ex libro, qui "ORBIS ROMANUS" inscribitur, collectae):
exigere=verlangen, wünschen
quos: bezieht sich auf "metus/casus"
ingredi=eingehen auf, beginnen
quamquam...vgl. Vergil, Aeneis II, 12
profecto: von "proficisci"
tempus impendere=Zeit aufwenden
formidulosus= furchterregend
solitus=gewöhnlich, üblich
invalescere=stark werden
verti="gewendet werden", svw. einstürzen
invicem=im Wechsel, meinerseits
securitas=Sorglosigkeit, Fahrlässigkeit
corripere: erg. "verbis"=tadeln
segnis=träge, lässig
nihilo segnius=ebenso eifrig
intentus=gespannt auf, vertieft in
prima diei hora: 6 Uhr morgens (Hyperbaton!)
dubius=dämmerig (poet.)
languidus=müde, schläfrig (wie meine Schüler), langsam heraufsteigend
quassare=erschüttern
certus=h: begründet
visum: erg. "est nobis"
sequitur: erg. "nos"
attonitus=angedonnert (poet. für "permotus")
abeuntes: erg. "nos"
egredi+acc=verlassen
patimur: zu "formidines" (Zeugma)
fulcire=stützen
vestigium=Stelle, Standort
resorbere="einschlürfen" (solltet ihr die lat. Grammatik); pass: zurückfluten
(h)arena=Sand
detinere=zurückhalten, festhalten
ignei spiritus=von feurigem Schein
tortis vibratisque discursibus=in gewundenen und geschwungenen Schlangenlinien
dehiscere=sich auflösen in
fulgur, ntr.=Blitz
instanter=dringend
superstites: erg. "vos esse"
cessare=zögern
committere=h: es dahin kommen lassen, zulassen
nostrae: erg. saluti
se proripere=fortstürzen
descendere (wie "operire/ orare" etc. inf. historicus)
Capreae: Ziegeninsel (Capri; da, wo die rote Sonne...)
(id) quod..procurrit: poet. Umschreib. für "promunturium"=Vorgebirge
Miseni: gen. part.
abstulerat: erg. oculis
posse: erg. "(me) iuvenem (fugere)
contra: erg. "dico
una: erg."cum ea"
addere gradum: erg. "gradui"
incusare=anklgen, Vorwürfe machen
caligo=Dunst, Rauch
torrens=reißender Bach
infusus terrae (dat.)sich über die Erde ergießend
deflectamus=wir wollen abbiegen (de via)
sternere=niederwerfen, umstoßen
obterere=zertreten
considere=sich hinsetzen
et nox: erg. "aderat"
nubilus=bewölkt, dunkel
ululatus=Geheul, Wehklagen
quirinatus=Hilferuf, Gewimmer, Gekreisch
noscitabant (noscere): imp. de conatu
interpretari=auslegen, erklären
mentitus: pass.!
relucescere: incohativ zu "relucere"
adventare=herannahen
longius subsistere=in einiger entfernung stehenbleiben
excutere=abschütteln
alioqui(n)=andernfalls
oblidere=erdrücken
miserum, magnum solacium mortalitatis=ein armseliger und zugleich auch großer Trost für die Menschheit
tenuare=dünn machen, auflösen
effulgere=leuchten
luridus=gelblich, fahl (wie meine Schüler vor der nächsten Lateinarbeit)
deficere= h: schwinden, sich verfinstern
occursare=begegnen, vorkommen
obducere=bedecken, überziehen
utcumque=wie nur immer, so gut es eben ging
suspensus=schwebend, unruhig
exigere=h: zubringen
praevalere=überwiegen
lymphatus=wahnsinnig, verrückt
terrificus=schreckerregend
vaticinatio=Weissagung
ludificari=sein Spiel treiben, lächerlich machen
quamquam: zu "expertis et expectantibus"
consilium: erg. "eart"
donec nuntius: erg. "afferetur"
non scripturus: final; inf. mit "um zu"
scilicet=freilich, nun ja (wird "sc." abgekürzt)
requirere=verlangen
sibi imputare=sich selbst anrechnen, sich selbst zuschreiben.
(Orbis Romanus: Lesebuch A, Erläuterungen, Paderborn, 1975, S. 257 ff.)
---
24. August des Jahres 79 n.: Ausbruch des VESUVS und Untergang von POMPEJI, HERCULANEUM und STABIAE.
Brief VI, 20 beschreibt die eigenen Erlebnisse des PLINIUS MINOR beim Vesuvausbruch. Er bildet eine thematische Einheit mit VI, 16, der vom Tod des PLINIUS MAIOR, seines Onkels, berichtet. Bei diesem handelt es sich um den berühmten Naturhistoriker und Verfasser der "NATURALIS HISTORIA. PLINIUS d.Ä. war auch (sozusagen im Nebenjob) der Kommandant der Flotte von MISENUM.
Die beiden Briefe, die im Unterricht oft zusammen behandelt werden, sind als Quellen für dieses Ereignis von großer Wichtigkeit. Der Stil ist nicht einfach (viele gesuchte Wörter, viele Auslassungen, komplizierte Beschreibung dieses Naturvorgangs; da merkt man einmal richtig, wie wenig Latein man doch kann!). Es gibt leichtere Briefe, z.B. die Briefe an seine 3. Frau CALPURNIA.
Das Briefcorpus des PLINIUS umfaßt insgesamt 247 Briefe, legendär geworden ist der Briefwechsel mit dem KAISER TRAJAN (10. Buch)!
Nach KARL BÜCHNER war PLINIUS ein großer Stilist (Vorbild: CICERO! Da kann man nichts falsch machen!).-
---
E. (auch Stilist)
(oder: Plinius fliegt der Vesuv um die Ohren)
Zu meinen man könne auf den "guten, alten Kommentar" verzichten, ist heute bedauerlicherweise ein weit verbreiteter, an Vermessenheit grenzender, Irrglaube. Generationen haben mit dem Kommentar gearbeitet, und ich sehe noch meine alte Lateinlehrerin, Fr. OSTR. M. Metternich, vor mir, wie sie fragt: "Was sagt der Kommentar?"
Daher hier einige gelehrte wie hilfreiche ANNOTATIONES (ex libro, qui "ORBIS ROMANUS" inscribitur, collectae):
exigere=verlangen, wünschen
quos: bezieht sich auf "metus/casus"
ingredi=eingehen auf, beginnen
quamquam...vgl. Vergil, Aeneis II, 12
profecto: von "proficisci"
tempus impendere=Zeit aufwenden
formidulosus= furchterregend
solitus=gewöhnlich, üblich
invalescere=stark werden
verti="gewendet werden", svw. einstürzen
invicem=im Wechsel, meinerseits
securitas=Sorglosigkeit, Fahrlässigkeit
corripere: erg. "verbis"=tadeln
segnis=träge, lässig
nihilo segnius=ebenso eifrig
intentus=gespannt auf, vertieft in
prima diei hora: 6 Uhr morgens (Hyperbaton!)
dubius=dämmerig (poet.)
languidus=müde, schläfrig (wie meine Schüler), langsam heraufsteigend
quassare=erschüttern
certus=h: begründet
visum: erg. "est nobis"
sequitur: erg. "nos"
attonitus=angedonnert (poet. für "permotus")
abeuntes: erg. "nos"
egredi+acc=verlassen
patimur: zu "formidines" (Zeugma)
fulcire=stützen
vestigium=Stelle, Standort
resorbere="einschlürfen" (solltet ihr die lat. Grammatik); pass: zurückfluten
(h)arena=Sand
detinere=zurückhalten, festhalten
ignei spiritus=von feurigem Schein
tortis vibratisque discursibus=in gewundenen und geschwungenen Schlangenlinien
dehiscere=sich auflösen in
fulgur, ntr.=Blitz
instanter=dringend
superstites: erg. "vos esse"
cessare=zögern
committere=h: es dahin kommen lassen, zulassen
nostrae: erg. saluti
se proripere=fortstürzen
descendere (wie "operire/ orare" etc. inf. historicus)
Capreae: Ziegeninsel (Capri; da, wo die rote Sonne...)
(id) quod..procurrit: poet. Umschreib. für "promunturium"=Vorgebirge
Miseni: gen. part.
abstulerat: erg. oculis
posse: erg. "(me) iuvenem (fugere)
contra: erg. "dico
una: erg."cum ea"
addere gradum: erg. "gradui"
incusare=anklgen, Vorwürfe machen
caligo=Dunst, Rauch
torrens=reißender Bach
infusus terrae (dat.)sich über die Erde ergießend
deflectamus=wir wollen abbiegen (de via)
sternere=niederwerfen, umstoßen
obterere=zertreten
considere=sich hinsetzen
et nox: erg. "aderat"
nubilus=bewölkt, dunkel
ululatus=Geheul, Wehklagen
quirinatus=Hilferuf, Gewimmer, Gekreisch
noscitabant (noscere): imp. de conatu
interpretari=auslegen, erklären
mentitus: pass.!
relucescere: incohativ zu "relucere"
adventare=herannahen
longius subsistere=in einiger entfernung stehenbleiben
excutere=abschütteln
alioqui(n)=andernfalls
oblidere=erdrücken
miserum, magnum solacium mortalitatis=ein armseliger und zugleich auch großer Trost für die Menschheit
tenuare=dünn machen, auflösen
effulgere=leuchten
luridus=gelblich, fahl (wie meine Schüler vor der nächsten Lateinarbeit)
deficere= h: schwinden, sich verfinstern
occursare=begegnen, vorkommen
obducere=bedecken, überziehen
utcumque=wie nur immer, so gut es eben ging
suspensus=schwebend, unruhig
exigere=h: zubringen
praevalere=überwiegen
lymphatus=wahnsinnig, verrückt
terrificus=schreckerregend
vaticinatio=Weissagung
ludificari=sein Spiel treiben, lächerlich machen
quamquam: zu "expertis et expectantibus"
consilium: erg. "eart"
donec nuntius: erg. "afferetur"
non scripturus: final; inf. mit "um zu"
scilicet=freilich, nun ja (wird "sc." abgekürzt)
requirere=verlangen
sibi imputare=sich selbst anrechnen, sich selbst zuschreiben.
(Orbis Romanus: Lesebuch A, Erläuterungen, Paderborn, 1975, S. 257 ff.)
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24. August des Jahres 79 n.: Ausbruch des VESUVS und Untergang von POMPEJI, HERCULANEUM und STABIAE.
Brief VI, 20 beschreibt die eigenen Erlebnisse des PLINIUS MINOR beim Vesuvausbruch. Er bildet eine thematische Einheit mit VI, 16, der vom Tod des PLINIUS MAIOR, seines Onkels, berichtet. Bei diesem handelt es sich um den berühmten Naturhistoriker und Verfasser der "NATURALIS HISTORIA. PLINIUS d.Ä. war auch (sozusagen im Nebenjob) der Kommandant der Flotte von MISENUM.
Die beiden Briefe, die im Unterricht oft zusammen behandelt werden, sind als Quellen für dieses Ereignis von großer Wichtigkeit. Der Stil ist nicht einfach (viele gesuchte Wörter, viele Auslassungen, komplizierte Beschreibung dieses Naturvorgangs; da merkt man einmal richtig, wie wenig Latein man doch kann!). Es gibt leichtere Briefe, z.B. die Briefe an seine 3. Frau CALPURNIA.
Das Briefcorpus des PLINIUS umfaßt insgesamt 247 Briefe, legendär geworden ist der Briefwechsel mit dem KAISER TRAJAN (10. Buch)!
Nach KARL BÜCHNER war PLINIUS ein großer Stilist (Vorbild: CICERO! Da kann man nichts falsch machen!).-
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E. (auch Stilist)
Dienstag, 20. November 2012
GAIUS VERRES, DER "SAMMLERFREUND":
Hauptquelle: die Reden CICEROS "IN VERREM" (Prozeßbeginn: 70 v.)
In diesem Prozeß gegen den korrupten Obergangster Verres führte CICERO in der Rolle des "patronus" der Sizilier die Anklage. Dies war das einzige Mal, daß CICERO als Ankläger auftrat.
Die Sizilier, damals wie heute "ausgekochte Schlitzohren"-ich weiß, wovon ich rede, da ich selbst mit einer von denen verheiratet bin-ließen sich jedoch diesmal von dem "Oberschlitzohr" VERRES gnadenlos über den Tisch ziehen. VERRES hatte Sizilien systematisch von Kunstschätzen leergeräumt (er hatte sozusagen "ganze Arbeit geleistet") und sich maßlos bereichert. Die Beute ging in die Millionen! An sich war/ ist es nichts Ungewöhnliches, sich zu bereichern, siehe das Beispiel des VARUS, der als armer Mann eine reiche Provinz betrat und als reicher Mann eine arme Provinz verließ. Doch bei VERRES war es das schier Unglaubliche und die Dimension des Verbrechens. Außerdem war VERRES ein gefundenes Fressen für CICERO, der sich dadurch als Staranwalt profilieren konnte, was CICERO gern tat. Er konnte sich so auch gegen seinen Rivalen HORTENSIUS durchsetzen, der die zweifelhafte Ehre hatte, einen Gangster zu verteidigen, woran sich Anwälte ja gemeinhin wenig zu stören pflegen.
Einige Daten zum CV (curriculum vitae) unseres Gauners:
(Der Name "VERRES" ist ein Gentilname, das Wort bedeutet "zahmer (und soweit ich weiß), kastrierter Eber" (s. Phaedrus/ Horaz) und ist mit einem altind. Wort "vrsas"=Stier, Männchen verwandt, doch dies nur nebenbei. Bin froh, daß ich nicht so heiße!)
-geboren um das Jahr 115-lockerer Lebenswandel (Spaß muß sein!)-Homoabenteuer, habe Geld dafür genommen (also Stricher), Spielschulden (jedenfalls so CICERO)
(Wahrheitsgehalt unsicher gemäß der rhetorischen Regel, den Gegner immer schön schlecht zu machen.)
-mangelhafte Bildung, daraus resultierend seine Schlechtigkeit (so CICERO)-84 v. Quaestur-83 v. vermutlich Proquaestor in der Provinz Gallia Cisalpina-wechselte im Bürgerkrieg die Seiten (ein wahrer Überlebenskünstler, wie man sieht)-81 v.: er muß sich für seine Amtsführung verantworten, kommt aber davon, indem er sich rausredet (clever!)-80v. Adjutant des PROPRAETORS CN. CORNELIUS DOLABELLA (Statthalter von Kilikien), der die Provinz, wie sollte es anders sein, nach allen Regeln der Kunst ausbeutet-DOLABELLA wird "DE REPETUNDIS" (=we want our money back!) angeklagt, und Verres liefert eifrig Beweise, natürlich gegen seinen Vorgesetzten (Ratte! Fragt sich nur, wer die größere Ratte war?)-dann wird er auch noch PRAETOR (mittels der kilikischen Beutegelder; man sieht: Verbrechen lohnt sich!)-PRAETOR URBANUS, Ziviljurisdiktion, Aufsicht über öffentliche Bauten; seine Methoden: Rechtsverdrehung, Willkürentscheidungen, Bestechlichkeit (der wußte, wie's geht) und immer: zum eigenen Nutzen versteht sich (CICERO!)-nach seinem Amtsjahr mußte er eine Provinz übernehemen (das war usus)-VERRES bekam Sizilien, wo er wegen des SPARTACUS-AUFSTANDES 3 Jahre blieb-CICERO zeichnet ein düsteres Bild der PROPRAETUR des VERRES: Schreckensregiment, die ganze Amtsführung: the full catastrophy-70v.: Prozeß gegen VERRES-schon 71 v. wurde CICERO, der selbst QUAESTOR in Sizilien war, von den Sizilien gebeten, sich ihrer Sache anzunehmen-Verteidiger des VERRES: ein gewisser HORTENSIUS, ebenfalls korrupt: er habe nämlich ein Shinx-Figürchen für die Verteidigung erhalten (sphingem Verri reo ablatam; PLINIUS d. Ä., nat. hist. 34, 48, s. Quint. 6,3,98 u.a.)-nach der ersten Verhandlung hatte VERRES genug und ging stiften (ins Exil nach Massilia), wo er noch ganze 27 Jahre mopsfidel lebte (soviel zur irdischen Gerechtigkeit)-doch dann traf ihn der Zorn der Götter: Als er sich weigerte, dem TRIUMVIRN ANTONIUS (General CAESARS)-das war der, der mit KLEOPATRA "rumgemacht" hat (übrigens großartig gespielt von RICHARD BURTON (hoch die Tassen!)-als er sich also weigerte, diesem ein korinthisches Gefäß abzutreten (dumm, ein Fehler!), setzte er ihn schlankerhand auf die PROSRIPTIONSLISTEN (Ächtungsliste; praktisch, so was!) und das war's dann auch gewesen (s. LACTANZ, div. inst. II 4, 33-36; PLIN., nat. hist. 34,6).
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QUELLE: Modelle für den altsprachlichen Unterricht-Latein-Cicero gegen Verres, Diesterweg, Frankf. 1975. Das Bändchen enthält ausgewählte Stellen in vereinfachter Form, leider bleibt allzuviel unberücksichtigt. Schwerpunkte: Die ANTIOCHUS-AFFÄRE (II 4, 60-68) und der RAUB DES DIANA-KULTBILDES VON SEGESTA (II 4, 72-83.)
(An meine Schüler: Herhören! Das 4. BUCH DER ACTIO SECUNDA=DE SIGNIS ("Kunstraubbuch") solltet ihr auf deutsch lesen(=Minimum!). Kauft euch die RECLAMAUSGABE, aber die richtige (es gibt nämlich mehrere über die Verresreden)!)---
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ad "Sammlerfreund": So redete einst der Mannheimer Antiquar C. (Antiquariat K.; r.i.p.) seine Kunden an. Das Antiquariat K. war ein winziges "Kabuff", vollgestopft mit seltenen Büchern, worin C. wie eine Spinne im Netz thronte. Die Besuche dort werden mir unvergeßlich bleiben. Ich höre noch immer, wie er sagte: "Guten Tag, Herr Sammlerfreund...nehmen Sie doch noch einen Liebesroman mit" oder "Welch Glanz in meiner Hütte, Herr Sammlerfreund". Allerdings war Herr C. (anders als Verres) ein "guter Sammlerfreund".-
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E.
Montag, 19. November 2012
MARTIAL IX, 15: CHLOE'S SEVEN HUSBANDS: Inscripsit tumulis...
oder: Martial macht wieder Witze. Diesmal einen ganz bösen. Den Witz von der bösen Chloe, die ihre 7 trotteligen Ehemänner um die Ecke gebracht hat. (Ob dies ein Verlust für die Menschheit war, vermag ich nicht zu sagen.)
(Vorsicht also bei Mädchen mit Namen "Chloe"!)
oder: Bad girl Chloe. Her "wicked, wicked ways"! (Frei nach der Biographie von Erol Flinn.)
Inscripsit tumulis septem scelerata virorum
se fecisse Chloe; quid pote simplicius?
Die Verbrecherin Chloe, die sieben Männer hatte, schrieb auf deren Gräber:
sie habe dies gemacht; was kann wahrer sein (wie wahr!)? E.
---
scelerata=wicked, modifies Chloe.
"Chloe poisoned her seven husbands to obtain their property. She then set up in their honor a monument on which was cut the usual heading, 'Chloe Fecit' ('Chloe constructed it'). Martial suggests 'fecisse' has a double meaning here and that it is appropriate for their death, also."
simplicius=nearer the truth
Aus: Fourth Year of Latin, Selections from VIRGIL, OVID, CATULLUS, MARTIAL, and HORACE, edited by LOIS CARLISLE and DAVIDA RICHARDSON, Boston, New York...1942, S. 405.
---
"pote" von "potis"=vermögend, mächtig: potis est=ist imstande, kann, ist möglich; ntr. pote in gleicher Bedeutung ("Der kleine STOWASSER", Lat-dt. Schulwörterbuch, S. 384.)
scelerata... Chloe: die üble Cloe; Chloe, die Erzgaunerin; Chloe, die Schreckliche; Chloe, die Verbrecherbraut, u.ä. (Alle, die Chloe heißen, mögen mir verzeihen, ebenso ihren "parentes" für die Namensgebung. Die Mehrzahl dürfte dieses Epigramm wohl nicht gekannt haben. Mein alter Lateinlehrer (OSTR. Behringer, Starkenburggymnasium Heppenheim. 1977-78) jedenfalls nannte seine mir damals sehr sympathische Tochter CYNTHIA (also nach der Geliebten des PROPERZ, der Liebeselegien schrieb.)
---
Der Doppelsinn kommt übrigens im Lateinischen besser "rüber", da man "Chloe fecit" sowohl mit "Chloe hat das gestiftet" als auch mit "Chloe hat das gemacht; angerichtet; verbrochen etc." übersetzen kann.
---
E.
oder: Martial macht wieder Witze. Diesmal einen ganz bösen. Den Witz von der bösen Chloe, die ihre 7 trotteligen Ehemänner um die Ecke gebracht hat. (Ob dies ein Verlust für die Menschheit war, vermag ich nicht zu sagen.)
(Vorsicht also bei Mädchen mit Namen "Chloe"!)
oder: Bad girl Chloe. Her "wicked, wicked ways"! (Frei nach der Biographie von Erol Flinn.)
Inscripsit tumulis septem scelerata virorum
se fecisse Chloe; quid pote simplicius?
Die Verbrecherin Chloe, die sieben Männer hatte, schrieb auf deren Gräber:
sie habe dies gemacht; was kann wahrer sein (wie wahr!)? E.
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scelerata=wicked, modifies Chloe.
"Chloe poisoned her seven husbands to obtain their property. She then set up in their honor a monument on which was cut the usual heading, 'Chloe Fecit' ('Chloe constructed it'). Martial suggests 'fecisse' has a double meaning here and that it is appropriate for their death, also."
simplicius=nearer the truth
Aus: Fourth Year of Latin, Selections from VIRGIL, OVID, CATULLUS, MARTIAL, and HORACE, edited by LOIS CARLISLE and DAVIDA RICHARDSON, Boston, New York...1942, S. 405.
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"pote" von "potis"=vermögend, mächtig: potis est=ist imstande, kann, ist möglich; ntr. pote in gleicher Bedeutung ("Der kleine STOWASSER", Lat-dt. Schulwörterbuch, S. 384.)
scelerata... Chloe: die üble Cloe; Chloe, die Erzgaunerin; Chloe, die Schreckliche; Chloe, die Verbrecherbraut, u.ä. (Alle, die Chloe heißen, mögen mir verzeihen, ebenso ihren "parentes" für die Namensgebung. Die Mehrzahl dürfte dieses Epigramm wohl nicht gekannt haben. Mein alter Lateinlehrer (OSTR. Behringer, Starkenburggymnasium Heppenheim. 1977-78) jedenfalls nannte seine mir damals sehr sympathische Tochter CYNTHIA (also nach der Geliebten des PROPERZ, der Liebeselegien schrieb.)
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Der Doppelsinn kommt übrigens im Lateinischen besser "rüber", da man "Chloe fecit" sowohl mit "Chloe hat das gestiftet" als auch mit "Chloe hat das gemacht; angerichtet; verbrochen etc." übersetzen kann.
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E.
Donnerstag, 8. November 2012
MARTIAL VI, 53: Lotus nobiscum...
oder: Heute rot, morgen tot.
oder: So kann's gehen!
oder: sudden death!
Lotus nobiscum est, hilaris cenavit, et idem
(Sich badend/ im Bade (ist er) eben noch mit uns, fröhlich speiste er, und derselbe)
inventus mane est mortuus Andragoras.
( Andragoras ist in der Frühe mausetot aufgefunden worden.)
tam subitae mortis causam, Faustine, requiris?
(Du fragst nach der Ursache eines so plötzlichen Todes, Faustinus?)
in somnis medicum viderat Hermocraten.
(Im Traum hatte er den Arzt Hermocrates gesehen.)
---
lavare, lavo, lavi, lavatus, lautus und lotus=waschen, medial: sich baden
mortuus: von "mori"=sterben (Deponens)
in somnis=im Traum
---
Gestern weilte er noch unter uns, schwamm putzmunter wie ein Fisch im Wasser, hat sich zusammen mit uns fröhlich den Wanst vollgefressen und jetzt ist er weg, einfach fort: der Tod riß ihn aus unser aller Mitte! Herrjeh!
Martial schildert hier in ironischen Tönen das plötzliche Ableben des armen Andragoras: Für uns alle unerwartet, starb heute früh unser Sportsfreund und Tischgenosse Andragoras. Wir alle sind fassungslos!
Martial beschreibt hier in fast fröhlichem Ton eine an sich traurige Sache (Antithese?). Er kommt damit einer Forderung nach, die an den Dichter gestellt wird: nämlich lachend die Wahrheit zu sagen.
So schildert er also, wie Andragoras in "dulci jubilo" von dieser in die nächste Welt befördert wird, die ja angeblich so viel besser sein soll! Nebeneffekt: Die Sache wird dadurch gemildert (verharmlost) und somit erträglich gemacht (vgl. den Galgenhumor). Satire als Aufstand gegen übermächtige Verhältnisse!-
Soweit die Situation. Dann folgt die Frage des Faustinus. Doch ist es wirklich eine Frage und fragt hier wirklich Faustinus? Viel wahrscheinlicher ist es, daß Martial ihm die Frage in den Mund legt, um dann in Zeile 4 seinen Witz loszuwerden. Faustinus ist demnach so etwas wie ein fiktiver Gesprächsteilnehmer und der wirkliche Frage ist natürlich unser Martial. Keine Frage. Zeile 3 ist eine Scheinfrage.
Dann die überraschende Wendung: Der Quacksalber Hermocrates ist dem armen Andragoras im Traum erschienen-und das hat ihm den Rest gegeben!
Natürlich geht so etwas nicht. Von so etwas stirbt man nicht. Martial nennt hier also nicht die wahre Ursache. Andragoras ist in Wirklichkeit wohl am Schlag gestorben oder an etwas Ähnlichem, aber das wäre viel zu prosaisch, ungenial und einfach. Also mußte Hermocrates herhalten (er hat es sicher verdient), damit Martial seine Pointe anbringen kann. Gleichzeitig nimmt Martial literarische Rache an den Ärzten, von denen er anscheinend keine allzu hohe Meinung hat. (Ärzte sollen normalerweise helfen und nicht dabei helfen, jemanden unter die Erde zu bekommen (Antithese?), was sie in der Vergangenheit leider oft taten und bisweilen immer noch tun.) Und Hermocrates scheint ein schweres Kaliber zu sein, da sein bloßes Erscheinen als Traumbild genügt, um Andragoras den Rest zu geben. (Hermocrates brauch also gar keine Giftpillen zu verabreichen, sein Gesicht reicht schon aus!)
---
Das Epigramm erinnert mich ein wenig an den bekannten "dead-parrot-sketch" von MONTY PYTHON'S. JOHN CLEESE soll dazu ein Wörterbuch konsultiert haben um Synonyma für "tot" zu finden (wie z.B. im Deutschen "verblichen" u.ä.), was er dann ins Groteske steigert:
Shopkeeper: Oh, yes, the Norwegian Blue. What's wrong with it?
Praline: I'll tell you what's wrong with it. It's dead, that's what's wrong with it.
(...)
Now that's what I call a dead parrot.
Shopkeeper: No, no, it's stunned (=betäubt, verdutzt, sprachlos).
Praline: Look my lad, I've had just about enough of this (=langsam genug davon). That parrot is definitely deceased (=verschieden)...
(...)
...it's passed on (=hat das Zeitliche gesegnet). This parrot is no more. It has ceased to be (=aufgehört zu existieren). It's expired (=sein Leben ausgehaucht) and gone to meet its maker (=Schöpfer). This is a late (=verblichen) parrot. It's a stiff (=Leiche, hat Leichenstarre). Bereft of life(=des Lebens beraubt), it rests in peace. If you hadn't nailed it to the perch, it would be pushing up the daisies (=die Radieschen von unten betrachten?). It's rung down the curtain (?) and joined the choir invisible (=Engelschor?). This is an ex-parrot.
---
E.
oder: Heute rot, morgen tot.
oder: So kann's gehen!
oder: sudden death!
Lotus nobiscum est, hilaris cenavit, et idem
(Sich badend/ im Bade (ist er) eben noch mit uns, fröhlich speiste er, und derselbe)
inventus mane est mortuus Andragoras.
( Andragoras ist in der Frühe mausetot aufgefunden worden.)
tam subitae mortis causam, Faustine, requiris?
(Du fragst nach der Ursache eines so plötzlichen Todes, Faustinus?)
in somnis medicum viderat Hermocraten.
(Im Traum hatte er den Arzt Hermocrates gesehen.)
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lavare, lavo, lavi, lavatus, lautus und lotus=waschen, medial: sich baden
mortuus: von "mori"=sterben (Deponens)
in somnis=im Traum
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Gestern weilte er noch unter uns, schwamm putzmunter wie ein Fisch im Wasser, hat sich zusammen mit uns fröhlich den Wanst vollgefressen und jetzt ist er weg, einfach fort: der Tod riß ihn aus unser aller Mitte! Herrjeh!
Martial schildert hier in ironischen Tönen das plötzliche Ableben des armen Andragoras: Für uns alle unerwartet, starb heute früh unser Sportsfreund und Tischgenosse Andragoras. Wir alle sind fassungslos!
Martial beschreibt hier in fast fröhlichem Ton eine an sich traurige Sache (Antithese?). Er kommt damit einer Forderung nach, die an den Dichter gestellt wird: nämlich lachend die Wahrheit zu sagen.
So schildert er also, wie Andragoras in "dulci jubilo" von dieser in die nächste Welt befördert wird, die ja angeblich so viel besser sein soll! Nebeneffekt: Die Sache wird dadurch gemildert (verharmlost) und somit erträglich gemacht (vgl. den Galgenhumor). Satire als Aufstand gegen übermächtige Verhältnisse!-
Soweit die Situation. Dann folgt die Frage des Faustinus. Doch ist es wirklich eine Frage und fragt hier wirklich Faustinus? Viel wahrscheinlicher ist es, daß Martial ihm die Frage in den Mund legt, um dann in Zeile 4 seinen Witz loszuwerden. Faustinus ist demnach so etwas wie ein fiktiver Gesprächsteilnehmer und der wirkliche Frage ist natürlich unser Martial. Keine Frage. Zeile 3 ist eine Scheinfrage.
Dann die überraschende Wendung: Der Quacksalber Hermocrates ist dem armen Andragoras im Traum erschienen-und das hat ihm den Rest gegeben!
Natürlich geht so etwas nicht. Von so etwas stirbt man nicht. Martial nennt hier also nicht die wahre Ursache. Andragoras ist in Wirklichkeit wohl am Schlag gestorben oder an etwas Ähnlichem, aber das wäre viel zu prosaisch, ungenial und einfach. Also mußte Hermocrates herhalten (er hat es sicher verdient), damit Martial seine Pointe anbringen kann. Gleichzeitig nimmt Martial literarische Rache an den Ärzten, von denen er anscheinend keine allzu hohe Meinung hat. (Ärzte sollen normalerweise helfen und nicht dabei helfen, jemanden unter die Erde zu bekommen (Antithese?), was sie in der Vergangenheit leider oft taten und bisweilen immer noch tun.) Und Hermocrates scheint ein schweres Kaliber zu sein, da sein bloßes Erscheinen als Traumbild genügt, um Andragoras den Rest zu geben. (Hermocrates brauch also gar keine Giftpillen zu verabreichen, sein Gesicht reicht schon aus!)
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Das Epigramm erinnert mich ein wenig an den bekannten "dead-parrot-sketch" von MONTY PYTHON'S. JOHN CLEESE soll dazu ein Wörterbuch konsultiert haben um Synonyma für "tot" zu finden (wie z.B. im Deutschen "verblichen" u.ä.), was er dann ins Groteske steigert:
Shopkeeper: Oh, yes, the Norwegian Blue. What's wrong with it?
Praline: I'll tell you what's wrong with it. It's dead, that's what's wrong with it.
(...)
Now that's what I call a dead parrot.
Shopkeeper: No, no, it's stunned (=betäubt, verdutzt, sprachlos).
Praline: Look my lad, I've had just about enough of this (=langsam genug davon). That parrot is definitely deceased (=verschieden)...
(...)
...it's passed on (=hat das Zeitliche gesegnet). This parrot is no more. It has ceased to be (=aufgehört zu existieren). It's expired (=sein Leben ausgehaucht) and gone to meet its maker (=Schöpfer). This is a late (=verblichen) parrot. It's a stiff (=Leiche, hat Leichenstarre). Bereft of life(=des Lebens beraubt), it rests in peace. If you hadn't nailed it to the perch, it would be pushing up the daisies (=die Radieschen von unten betrachten?). It's rung down the curtain (?) and joined the choir invisible (=Engelschor?). This is an ex-parrot.
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E.
Samstag, 3. November 2012
ANTIKER FAUSTKAMPF ("ANTIKES BOXEN")
Faustkampf gab es wie viele andere Arten des Zweikampfes schon seit vielen tausend Jahren und er kam auf verschiedenen Kontinenten vor. Uns liegen u. a. Zeugnisse aus Ägypten, Mesopotamien, Griechenland, China und Indien vor, aber auch aus beiden Amerikas.
In Ägypten kam Boxen schon 3000 v. Chr. vor und breitete sich daraufhin im ganzen ägäischen Raum aus. Ägyptische Darstellungen von Faustkämpfern stammen meistens aus Gräbern.
Boxer und Stockkämpfer aus Theben
Kampfdarstellungen von Beni Hassan (eher Ringen)
Kämpfer von Minia und Sakkara
Auch im minoischen Kulturkreis wurde der Faustkampf gepflegt. Uns liegen einige Darstellungen an Palastwänden vor.
Minoische Faustkämpfer aus Knossos oder Santorini (vor 1600 v. Chr.)
"Boxervase" aus Knossos (ca. 1500 v. Chr.)
In Griechenland wurde der Faustkampf (Pygme) ab 688 v. Chr. auch bei den Olympischen Spielen ausgetragen. Es gab neben Faustkampf noch Ringen (Pale) und Allkampf (Pankration). Die Fäuste wurden dabei - anders als beim Pankration - mit Lederriemen bandagiert. Diese schützten die Fäuste, wie die modernen Handschuhe, wirkten aber gleichzeitig auf den Gegner wirkungsverstärkend und keineswegs wirkungsdämpfend. Pankratiasten kämpften dagegen ohne Bandagen, um besser greifen zu können.
Der Faustkampf kannte kaum Regeln und konnte im Extremfall Stunden dauern. Er endete manchmal auch tödlich, was aber zu einer Betrafung des Totschlägers führte.
Ein mit einem Stock bewaffneter Ringrichter überwachte den Kampf. Der unterlegene Kämpfer konnte den Kampf durch Handzeichen mit ausgestrecktem Finger aufgeben.
Herausragende Leistungen errangen Diagoras von Rhodos und Theagenes von Thasos (Theogenes) im 5. Jhd. v. Chr. Diagoras wurde sogar von Pindar in einer Ode verehrt. Theagenes trat als Faustkämpfer, Pankratiast und noch in weiteren Disziplinen an und errang unzählige Siege. Beide kämpfer errangen ihre Siege bei verschiedenen Spielen.
Darstellungen von Faustkämpfern findet man als Statuen, auf Vasen oder als Wandmalereien. Vasen konnten schwarzfigurig oder rotfigurig sein, wobei rotfigurige Vasenmalereien tendenziell später vorkamen. Die Figuren wurden entweder mit entsprechender Farbe auf den Untergrund aufgetragen oder aber (für Konturen) weggeritzt. Es gab auch weitere Deckfarben wie weiss.
Einen besonderen Quellenwert besitzen Panathenäische Preisamphoren, die als Siegespreis mit Olivenöl aus den Gärten der Akademie verliehen wurden.
diverse rotfigurige und schwarzfigurige Darstellungen aus klassischer griechischer Zeit
Die Römer kannten auch den Faustkampf als Kampfsport. Sie wurden dabei von den Griechen und möglicherweise von den Etruskern beeinflusst. Allerdings war es dort manchmal üblich, zur Verstärkung noch Metallteile unter die Faustriemen zu binden. Einige Faustkämpfer hatten auch Fellstücke zum Abwischen des Schweisses eingewickelt.
In Rom hiessen die Boxbandagen "Caesti". Sie sind an verschiedenen Statuen gut zu sehen. Die berühmteste ist wahrscheinlich der "Faustkämpfer vom Quirinal" vom 1. Jhd. v. Chr, eine im späten 19. Jhd. auf dem Quirinal gefundene Bronzestatue wurde. Neben der lebensnahen Darstellung eines erschöpften, sitzenden Faustkämpfers beeindruckt besonders die Verwendung unterschiedlich gefärbter Metalle zur Kennzeichnung von Wunden.
Neben Statuen wurden Boxer auch auf Gemälden oder in Mosaiken dargestellt.
Faustkämpfer vom Quirinal
Mosaik mit Faustkämpferszene aus Vergils Aenaeis (Entellus und Dares)
In Ägypten kam Boxen schon 3000 v. Chr. vor und breitete sich daraufhin im ganzen ägäischen Raum aus. Ägyptische Darstellungen von Faustkämpfern stammen meistens aus Gräbern.
Boxer und Stockkämpfer aus Theben
Kampfdarstellungen von Beni Hassan (eher Ringen)
Kämpfer von Minia und Sakkara
Auch im minoischen Kulturkreis wurde der Faustkampf gepflegt. Uns liegen einige Darstellungen an Palastwänden vor.
Minoische Faustkämpfer aus Knossos oder Santorini (vor 1600 v. Chr.)
"Boxervase" aus Knossos (ca. 1500 v. Chr.)
In Griechenland wurde der Faustkampf (Pygme) ab 688 v. Chr. auch bei den Olympischen Spielen ausgetragen. Es gab neben Faustkampf noch Ringen (Pale) und Allkampf (Pankration). Die Fäuste wurden dabei - anders als beim Pankration - mit Lederriemen bandagiert. Diese schützten die Fäuste, wie die modernen Handschuhe, wirkten aber gleichzeitig auf den Gegner wirkungsverstärkend und keineswegs wirkungsdämpfend. Pankratiasten kämpften dagegen ohne Bandagen, um besser greifen zu können.
Der Faustkampf kannte kaum Regeln und konnte im Extremfall Stunden dauern. Er endete manchmal auch tödlich, was aber zu einer Betrafung des Totschlägers führte.
Ein mit einem Stock bewaffneter Ringrichter überwachte den Kampf. Der unterlegene Kämpfer konnte den Kampf durch Handzeichen mit ausgestrecktem Finger aufgeben.
Herausragende Leistungen errangen Diagoras von Rhodos und Theagenes von Thasos (Theogenes) im 5. Jhd. v. Chr. Diagoras wurde sogar von Pindar in einer Ode verehrt. Theagenes trat als Faustkämpfer, Pankratiast und noch in weiteren Disziplinen an und errang unzählige Siege. Beide kämpfer errangen ihre Siege bei verschiedenen Spielen.
Darstellungen von Faustkämpfern findet man als Statuen, auf Vasen oder als Wandmalereien. Vasen konnten schwarzfigurig oder rotfigurig sein, wobei rotfigurige Vasenmalereien tendenziell später vorkamen. Die Figuren wurden entweder mit entsprechender Farbe auf den Untergrund aufgetragen oder aber (für Konturen) weggeritzt. Es gab auch weitere Deckfarben wie weiss.
Einen besonderen Quellenwert besitzen Panathenäische Preisamphoren, die als Siegespreis mit Olivenöl aus den Gärten der Akademie verliehen wurden.
diverse rotfigurige und schwarzfigurige Darstellungen aus klassischer griechischer Zeit
Die Römer kannten auch den Faustkampf als Kampfsport. Sie wurden dabei von den Griechen und möglicherweise von den Etruskern beeinflusst. Allerdings war es dort manchmal üblich, zur Verstärkung noch Metallteile unter die Faustriemen zu binden. Einige Faustkämpfer hatten auch Fellstücke zum Abwischen des Schweisses eingewickelt.
In Rom hiessen die Boxbandagen "Caesti". Sie sind an verschiedenen Statuen gut zu sehen. Die berühmteste ist wahrscheinlich der "Faustkämpfer vom Quirinal" vom 1. Jhd. v. Chr, eine im späten 19. Jhd. auf dem Quirinal gefundene Bronzestatue wurde. Neben der lebensnahen Darstellung eines erschöpften, sitzenden Faustkämpfers beeindruckt besonders die Verwendung unterschiedlich gefärbter Metalle zur Kennzeichnung von Wunden.
Neben Statuen wurden Boxer auch auf Gemälden oder in Mosaiken dargestellt.
Faustkämpfer vom Quirinal
Mosaik mit Faustkämpferszene aus Vergils Aenaeis (Entellus und Dares)
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