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Murmillo-Archiv
Dienstag, 30. Juli 2013
VORLESUNG ÜBER ZWEI ARTEN VON LUSTEMPFINDEN - BEI ARISTIPPOS UND BEI EPIKUR
(AUF ENGLISCH)
In der herkömmlichen Betrachtung der hellenistischen Philosophenschulen denkt man v. a. an die vier Schulen Akademie, Peripatos (Lykeion), Stoa und Kepos (Garten des Epikur). Später spitzte sich das in einem Streit zwischen Stoikern und Epikureern zu. Dabei kam den Stoikern ethisch die Rolle der Verteidiger der vernünftigen Weltordnung zu, den Epikureern die der Lustphilosophen.
Das ist aber nicht ganz richtig. Denn es gab mindestens ZWEI Lustphilosophien: Die der Anhänger der Aristipp(os) und die der Anhänger des Epikur. Und diese werden nun in folgender Vorlesung analysiert.
Sonntag, 28. Juli 2013
KELTOLOGIE IN STICHWORTEN (1): NACH PROF. HERBERT KÜHN (geb. 1895)
Prähistor. Erforschung der Kelten: beginnt mit NAPOLEON III. (Buch über CAESAR, Ausgrabungen in ALESIA)
ALESIA: 52 v.: Gefangennahme des Keltenfürsten VERCINGETORIX!-Stadt ist auf dem MONT AUXOIS gelegen-Steilabhänge-teilweise noch Mauerwerk erhalten-Gräben: 12 km sowie ein umfassender von 20 km-Fund des röm. Lagers=Standort von 2 Legionen (s. CAESAR: BELL. GALL.)-Funde von Waffen, Fibeln, Münzen (daraus abgeleitet: das Datum: jüngste: 51 v.)-Ausgrabungen des Espérandieu: kelt. Inschriften u. Hütten/ Häuser-ergab, daß A. bis in Kaiserzeit bestand.
BIBRACTE:=MONT BEUVRAY (27 km von AUTUN)-wichtig für Mittelmeerhandel!-Wall und Graben (5 km)-135 ha-hier: Versammlung der gall. Stämme und Übertragung des Oberbefehls an VERCINGETORIX-Stadt wurde unter AUGUSTUS geräumt-viereckigeHäuser (Holz, Fundament: Stein; Wände: mit Lehm beworfen; Strohdächer; später: röm. Ziegel-großes Haus: mit 30 Zimmer und Hypocaust; Türen: metallische Türschlösser; Teppiche (auch Felle); Truhen; niedrige Tische; Betten mit Leinenbezügen; Keramik; Bratspieße; Kochtöpfe; griech. Amphoren;- Kleidung der Männer: Hosen (lang od. kurz); Bluse mit Ärmeln; Gürtel; Mantel mit Kapuze; Fibeln-Kleidung der Frauen: Gürtel mit Bronzeschnallen; Ringe; Anhänger; Fibeln mit Koralle (!) u. Email; Goldringe; Halskette; Tuch, um Haar zu bedecken.
GERGOVIA:=das alte AVARICUM (6 km südl. von Clermont)-ummauerte Stadt-kelt. Münzen u.a. (LATÈNE).
Inschriften: auf Tongefäßen, Wänden, Bronzegefäßen, Grabsteinen.
"Alle drei tragenden Elemente, Stadt, Schrift, Handel, sind also vorhanden." (H. Kühn)
Mehrzahl der Funde: 1. Jh. v. (LATÈNE III)-Togefäße: auf Drehscheibe hergestellt; weiße und rote Bemalung; geometr. Muster-viele griech. Amphoren (Handel: über Massilia)
Kunst: Steinbildwerke; Bronzen, bemalte Keramik; Ornamentik.
Erwähnung der Kelten: HEKATAEUS VON MILET (5. Jh.); HERODOT (II, 33, IV, 49); EPHORUS (4. Jh.)-dieser: Kelten hätten ganze Mitte Europas besiedelt-antike Quellen: Kelten siedelten von Nordspanien bis Kleinasien und sogar bis Britannien-Gruppe von Völkern (um 500 v. in der Mitte Europas)-nicht einheitlich geführt-jeder Stamm hatte eigenen Fürst-verschiedene Bezeichnungen: Kelten, Gallier, Galater (Schwerpunkt der Kelten: Frankreich: Einwanderung dort: um 1200-1000; archäolog. nachweisbar; s. URNENFELDERKULTUR (von Süddeutschland ausgehend; hervorgerufen durch LAUSITZER KULTUR)-MARSEILLE: Ausgangspunkt des griech. Einflusses-DIODOR (V, 22): Zinn und Gold aus Britannien: über Landweg nach Marseille; über Seehandel der Bewohner von Marseille s. STRABO (IV, 1, 5)-Marseille: von den Phokäern gegründet (ca. 600 v.); "Einfallstor des griech. Geistes" (Kühn)-Einnahme von M.: 218 v.; 2. Punischer Krieg; durch den Feldherren SCIPIO-fragte Bewohner nach den Zinn-Inseln (s. STRABO (IV, 2,1)
SÜDDEUTSCHLAND: KLEINASPERGLE (wichtige Fundstelle: griech. rotfigurige Vasen, Schnabelkannen aus Norditalien, kelt. Goldschmuck, Armringe-griech. Schale (um 470)-Schatz um 400 vergraben- Zeit der kelt. Kriegszüge nach Italien; um 390 Beginn; 387: Römer werden an der ALLIA geschlagen; Verteidigung auf dem KAPITOL; Geschichte von den Gänsen, die durch ihr Schnattern Rom gerettet hätten; M. MANLIUS; Stadt wurde abgefackelt; Beute: gelangt zurück nach Süddeutschland und in Fürstengräber von BAD DÜRKHEIM (etrusk. Dreifuß), SCHWARZENBACH (Goldschmuck), STUTTGART-BAD CANNSTATT, RODENBACH (griech. bemaltes Gefäß; um 450), REINHEIM (Silberringe)-Zeit der Funde: um 500-300 v.=LATÈNE (nach Fundort La TÈNE am See von Neuchâtel; Name von Hans Hildebrand.-
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HERBERT KÜHN: DIE ENTFALTUNG DER MENSCHHEIT
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R
(Oberkelte)
Donnerstag, 25. Juli 2013
OVID: METAMORPHOSEN I, 452-462: DER STOLZ DES APOLLO (10./ 11. Klasse)
Primus amor Phoebi (Die erste Liebe des Phoebus=Beiname des Apoll) Daphne Peneia ((war) die "peneische" Daphne=Daphne, die Tochter des Flußgottes Peneus), quem non (die (bezogen auf "amor") nicht)
fors ignara (blindes Geschick; Zufall) dedit (gab), sed (sondern) saeva Cupidinis ira (der wilde, rasende=rächende Zorn des Liebesgottes/ Cupidos (=Eros).
Delius (Der delische Gott) hunc (diesen) nuper (neulich; jüngst; kürzlich; unlängst), victo serpente superbus (durch die besiegte Schlange stolz; stolz, nachdem er die Schlange besiegt; weil er...),
viderat (hatte gesehen) adducto flectentem cornua nervo (krümmend; biegend; wie er bog; die "Hörner" (des Bogens)=den Bogen mit gespannter Sehne; nachdem er die Sehne gespannt hatte)
"quid" que (und "was") tibi (dir=svw. was willst du mit...was soll... bei dir), lascive puer (ausgelassener; zügelloser; mutwilliger, leichtsinniger Knabe), cum fortibus armis (mit den starken Waffen; schweren Waffen)?"
dixerat (hatte gesagt; Subjekt ist "Delius") "ista decent umeros gestamina nostros (diese Bürden=Bewaffnung ziemen/ ziemt sich für unsere=meine Schultern),
qui (der) dare (geben; beibringen) certa (sichere) ferae (dem Wild), dare vulnera (Wunden beibringen) possumus (wir können) hosti (dem Feind).
Qui (Der (wir)) modo (gerade) pestifero tot iugera ventre prementem (den mit seinem unheilvollen Bauch so viele Morgen Land "drückenden"=bedeckenden; bedrängenden)
stravimus (niedergestreckt haben) innumeris tumidum Pythona sagittis (den "giftgeschwollenen" (Stowasser) Python=Drache mit zahllosen Pfeilen; also: der wir den giftigen Drachen getötet haben, der mit seinem Verderben bringenden (unheilvollen) Bauch soviel Land bedeckt; oder: den Python, der durch seinen (aufgrund seines) Verderben bringenden Bauch(es) angeschwollen ist und viel Land bedrängt!).
Tu (Du) face (mit der Fackel) nescio quos (ich weiß nicht welche) esto contentus (du sollst zufrieden sein; dich damit begnügen) amores (Begierden; auf "quos" bezogen)
indagare (aufzuspüren) tua (mit deiner; bezogen auf "face") nec laudes assere nostras (und beanspruche nicht unseren Ruhm).
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victo serpente superbus: REINHART SUCHIER übersetzt, wie folgt: "noch stolz auf der Schlange Besiegung" (großartig!)
Peneia=Peneustochter
ignarus=faul, feige, träge
asserere, serui, sertus=hinzufügen, beilegen
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Hinweis: Explicata Latinitatis, Publius Ovidius Naso, Orpheus und Eurydike; Apollon und Daphne; von E. Oberg u. J. Wöhrmann.
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Bleibt noch die Frage: Stehen Drachen eigentlich unter Naturschutz? Und: Ist Apollo ein Tierquäler?
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R. (dragonslayer)
Hypatia (von Alexandria) war eine griechische Philosophin und Mathematikerin, die lange Zeit an der Hochschule (Museion) von Alexandria lehrte.
Hypatia war die Tochter des Philosophen, Mathematikers und Astronomen Theon von Alexandria, ihr Bruder war wohl Schwester des Mathematikers Epiphanios.
Das Geburtsjahr der Hypatia ist nicht genau zu bestimmen. Der Historiker Johannes Malalas behauptet aber, dass sie als alte Frau gestorben sei. Hypatia hat sich wohl die längste Zeit ihres Lebens in Alexandria aufgehalten. Sie hatte früh Zugang zu guter Bildung und wurde durch alexandrische Philosophie und durch das Museion beeinflusst. Sie gehörte einer Denkrichtung an, die später neuplatonisch genannt wurde.
Hypatia wuchs aber auch in einer Zeit der Auseinandersetzung mit dem erstarkenden Christentum auf.
Lehrtätigkeit:
Hypatia übernahm auch bald Lehrtätigkeiten in Alexandria. Sie unterrichtete Philosophie im weiteren Sinne, also auch Mathematik, Astronomie und Naturwissenschaften. Dabei soll sie auch mit Messgeräten gearbeitet haben.
Hypatia hielt Vorlesungen über Platon, Aristoteles, Mathematiker wie Diophantos und Apollonios und hing möglicherweise der "neuplatonischen" Lehre des Iamblichos von Chalkis an, der diese Denkrichtung stärker mystisch-orientalisch auslegte und stark an einer Offenbarungsreligion orientierte.
Ziel war es, angesichts der christlichen Bedrohung aus den heidnischen Gedanken ein weitgehend einheitliches Lehrgebäude zu formen. In diesen Synkretismus flossen die Lehren Platons, Aristoteles' und der Stoa ein. Die Lehren Epikurs blieben aussen vor. Die religiösen Elemente kamen v. a. durch die Theurgie in das Lehrgebäude, womit die rituelle Kontaktaufnahme zu den Göttern gemeint war. Die Christen betrachteten dies abfällig als Zauberei.
Spekuliert wird auch, ob sie sich zu dem Streit zwischen geozentrischem und heliozentrischen Weltbild (Aristarchos) geäussert hat.
Hypatia hatte Schüler aus den verschiedensten Regionen. Sie soll mit einigen (z. B. Synesios) Briefwechsel geführt haben. Auch vertrat sie offenbar das Ziel, ihre Lehre weiten Teilen der Bevölkerung zuteilwerden zu lassen. Sie soll im Philosophenmantel (tribón) an mehreren Stellen der Stadt öffentlich unterrichtet haben. Beides erregte Begeisterung wie Anstoss. Der Philosophenmantel galt als männliches Statussymbol und das öffentliche Lehren verstiess für manche gegen das Gebot der Verschwiegenheit (echemythía).
Hypatia soll sehr schön gewesen sein. Trotzdem blieb sie mutmasslich ihr Leben lang unverheiratet. Die Quellen sind da aber nicht ganz eindeutig.
Konfliktlinien:
Doch Hypatias Erfolg im Leben dauerte nicht ewig. In Alexandria herrschten schon seit dem ausgehenden 4. Jhd. schwere Machtkämpfe zwischen Christen, Juden und Heiden. Besonders ging es darum, dass die Christen die Philosophie ihrer Theologie unterordnen wollten. Dabei wurden immer wieder Stätten des jeweiligen Gegners zerstört, z. B. der heidnische Serapis-Tempel (Serapeum) unter Theophilos von Alexandria.
Dazu gab es noch weitere Konfliktlinien wie die innerhalb des Christentums und zwischen Alexandria und Konstantinopel als kaiserlichen Machtzentrum des Reiches.
Der machtbewusste Bischof Kyrillos, seit 412 Nachfolger des Theophilos, hatte auch Streit mit dem kaiserlichen Statthalter (Präfekten) Orestes und man unterstellte Hypatia, einem Ausgleich zwischen beiden im Wege zu stehen. Dabei waren die damaligen führenden Beamten des Römischen Reiches bereits Christen. Gleichzeitig gab es Kämpfe zwischen Christen und Juden.
Eskalation - Staatsmacht gegen christliche Miliz, Kampfmönche, Juden und Heiden:
Die am Konflikt beteiligten Parteien hatten innerhalb wie ausserhalb der Stadt ihre entsprechenden Stützpunkte. Die heidnische Macht ging bis zu dessen Zerstörung vom Serapis-Tempel aus und konnte sich dann noch lange in den Lehrstätten halten. Die jeweils gegnerischen Stützpunkte wurden wiederholt überfallen und Menschen getötet. Als die Lage vollständig eskalierte, sollen tausende Menschen getötet worden sein.
Der Patriarch Kyrill von Alexandria setzte voll auf den Kurs der religiösen Militanz. Er benutzte dabei Agitatoren wie Hierax, der wild gegen die Juden hetzte, was zu jüdischen Gegenschlägen führte und wiederum Judenverfolgungen hervorrief und die Staatsmacht unter Orestes vor die schwierige Herausforderung stellte, in diesem Chaos Ordnung zu schaffen.
So entwickelte sich aus dem Kampf zwischen Christen und Juden ein Machtkampf zwischen Kyrillos und Orestes, also den Vertretern von Kirche und Staat und Kyrillos stützte sich als Ausgleich für die fehlenden staatlichen Einheiten auf seine christliche Miliz sowie aus der Wüste herbeigeholte Kampfmönche. Diese Mönche, unter denen Kyrill selber einige Zeit gelebt hatte, liessen sich leicht gegen Orestes aufhetzen und überfielen diesen unter Führung des Ammonios. Dabei flohen Orestes' Anhänger und liessen den Präfekten in höchster Gefahr zurück. Daraufhin griffen aber herbeieilende Bürger in das Geschehen ein und konnten Ammonios festsetzen, wonach er verhört und zu Tode gefoltert wurde.
Das Ende der Hypatia:
Für Hypatia bedeutete diese Lage das Todesurteil. Der Bischof Kyrillos oder sein Beraterkreis beschlossen nun, ein leicht zu ergreifendes Opfer aus dem Umfeld des Orestes' anzugehen. Hypatia eignete sich auch deshalb als Ziel, weil man ihr nachsagte, einen Keil zwischen Staat und Kirche zu treiben. Orestes selber wurde vorgeworfen, ein heimlicher Heide zu sein.
Wohl im Jahre 415 ergriffen Milizionäre und fanatisierte Mönche unter der Leitung eines Lektors Petros zur Fastenzeit die Philosophin in ihrem Wagen, zerrten sie heraus, zogen sie dann nackt aus und schleppten sie wie in einer Opferprozession zur Kirche Kaisarion. Dort wurde sie grausam ermordet, indem man sie auseinanderriss, ihr Fleisch mit Scherben oder Muscheln (unterschiedliche Quellendeutung) von den Knochen schabte und dann ihre Glieder in Kinaron ins Feuer warf. Einer etwas anderen Version nach wurde sie in den Strassen zu Tode geschleift. So oder so brachte das Vorgehen der gewalttätigen Menge Kyrillos Pluspunkte bei der christlichen Bevölkerung ein. Das Heidenproblem schien gelöst zu werden.
Die Anstiftung durch Kyrillos wird in den Quellen nahegelegt, konnte aber nicht sicher bewiesen werden.
Nachwirkungen - kurzfristig und langfristig:
Diese Tat stärkte die Position Kyrillos' gegenüber dem Präfektein Orestes deutlich. Die Täter selber gingen aus dem nachfolgenden Prozess straffrei heraus. Vermutlich war Bestechung der Grund. Allerdings konnte im Herbst 416 durch kaiserlichen Beschluss die Macht Kyrillos' eingeschränkt werden, indem man die bischöflichen Gesandtschaften zum Hofe und die Miliz des Bischofs beschränkte. Viele Jahre später wurde er sogar heilig gesprochen. Kyrillos konnte einige dieser Massnahmen später aber wieder aufweichen.
Für die Heiden und ihre Philosophie war diese Tat aber ein harter Schlag. Auf Dauer sollten sie sich von solchen Bekämpfungsmassnahmen nicht mehr erholen können.
Die Quellen über das Ende ihres Lebens sind Sokrates Scholastikos (Sokrates von Konstantinopel), Johannes von Nikiu und ein gewisser Damaskios. Eine weitere wichtige Quelle ist die Suda, ein byzantinisches Lexikon aus der Zeit vor 1000.
Der Fall Hypatia geriet über lange Zeit in Vergessenheit, wurde aber durch Wissenschaftler und Schriftsteller wie den Historiker Gibbon, den Aufklärer Voltaire, Friedrich Schiller, Charles Kingsley (Roman: Hypatia), die Feministin Henriette Harich-Schwarzbauer, Arnulf Zitelmann und Peter Chotjewitz wieder bekannt. Sie hat auch musikalische Werke inspiriert.
Verfilmt wurde ihr Leben 2009 in Agora - Die Säulen des Himmels.
Dienstag, 23. Juli 2013
DICTA (1):
animi divitiae=Reichtum des Geistes (oder: wenn man geistreich ist)
sapientia vitae=Lebensweisheit
vitium caecum="ein blinder Fehler" (was ist dies wohl?)
poena necessaria est (bleibt unübersetzt: an meine Schüler gerichtet)
sine forma=gestaltlos; "ungeschlacht"; ohne Form; null Format?
sine potentia=machtlos; null Macht
sine pretio=billig ("gutes billiges Preis")
verum gaudium=eine wahre Freude (meist geistiger Natur)
spes crescit (bleibt unübersetzt: gilt nicht für meine Schüler! Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe!)
ad rem=zur Sache! (Nur so sollte man diskutieren!)
hic et nunc=hier und jetzt; auf der Stelle
spiritus sanctus: er erleuchte euch!
nullus mihi credit=keiner glaubt mir (auch gut!)
licet errare=man darf (auch mal) irren
magna cura=mit großer Sorgfalt (müßt ihr Latein lernen, sonst wird das nix)
sic est=so ist es!
a fundamento=von Grund auf
ante diem=im Morgengrauen (?); vor Tagesanbruch; im ersten Tageslicht (da sind übrigens noch die Dämonen von der letzten Nacht unterwegs; daher solle man nicht so früh aufstehen.)
post usum=nach Gebrauch (wegwerfen; nicht das Lateinbuch!)
victoria utor=ich nutze den Sieg (das konnte Hannibal angeblich nicht)
qui vir=welch ein Mann
de genere humano: gibt es nicht viel Gutes zu sagen (Schon Homer spricht: Der Mensch ist nicht das Beste, was es gibt.)
prodest quiescere=es nützt, sich auszuruhen (stimmt!)
nihil nimis=nichts zu sehr; nichts im Übermaß (Ausnahme: Latein)
dies noctesque=Tag und Nacht (rock around the clock)
omnia mea:...mecum porto (Sokrates; allerdings in lingua Graeca, die ihr ja alle fließend beherrscht)
per mare altum=durch das tiefe Meer; auf hoher See?
maxime miser=extrem schlecht drauf
initium facere: dann macht mal!
natura humana: nix gutt!
de rerum natura=über das Wesen der Götter (=Erfindung; reine Hypothese); Schrift von MTC (wer ist das?)
urbi et orbi: wird hiermit erteilt
se cognoscere=sich selbst erkennen (äußerst schwer; dagegen ist es sehr leicht, einen Rat zu geben!)
tempus perdere: was die meisten machen!
avaritia gloriae=Sucht nach Ruhm; Ehrgeiz
aequus animus=Gleichmut; Langmut (sehr anzustreben)
hoc dicere solebat=dies pflegte er zu sagen
sub armis esse=unter Waffen stehen (allzeit bereit wie die römische Armee!)
invidia rumpi="vor Neid zerbrochen werden"; vor Neid platzen
primus post regem=der erste nach dem König
perii="ich bin zugrunde gegangen"; mit mir ist's aus; "ich bin umgebracht"; Shakespeare
periculum belli=Kriegsgefahr
memoria abiit=die Erinnerung verflog
uxori laborem imponere=der Frau eine Arbeit "aufhalsen"
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Quelle: "Litterae".
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ausgewählt von
mir
R.
Montag, 22. Juli 2013
GROSSE MÄNNER DER ALTERTUMSWISSENSCHAFT: LUDWIG LINDENSCHMIT (VATER), EIN DEUTSCHER GELEHRTER
LUDWIG LINDENSCHMIT war ein grundgelehrter Mann. Ursprünglich war er Zeichenlehrer, doch scheint es ihm nicht genügt zu haben, schöne Bildchen zu malen. "Seine patriotische Geschichtsbegeisterung" (Pörtner) zog ihn zu den Altertumswissenschaften hin. "Aus seiner Liebe zur vaterländischen Sagenwelt" (so Pörtner) enstand z.B. sein Werk "Veleda und Drusus".
Seine Großtat: das Römisch-Germanische Zentralmuseum!
LINDENSCHMIT entwickelte auch die Technik der Nachbildungen antiker Kunstwerke.
1841/ 42: Gründung des "Vereins zur Erforschung der rheinischen Geschichte": LINDENSCHMIT wird Konservator des Vereins, ehrenamtlich versteht sich! Dann: erste Grabungen.
Dazu PÖRTNER:
"So galt der kleine Mainzer Schulmeister, seiner Besoldung nach kaum mehr als ein armer Teufel, in der Fachwelt bereits als geschätzte Kapazität..."
LINDENSCHMIT hatte die Idee, die wichtigsten Bodenfunde zu vereinigen. LINDENSCHMIT hatte viele gute Ideen, aber kein Geld. Manche haben Geld, aber keine Ideen oder (falls doch) zumeist schlechte.
Es scheint, daß LINDENSCHMIT (ganz Gelehrter) zu Geld ein eher indifferentes Verhältnis hatte, denn er blieb als Museumsleiter ganze 20 Jahre unbesoldet!! Stramme Leistung!
LINDENSCHMIT war ein Besessener: Jeden Morgen vor Schulbeginn war er im Museum, nachmittags auch und in den Ferien sowieso. Sonntags bemalte er Gipsabgüsse im Keller. Familienleben: gleich null!
Dazu der damalige Präparator:
"Wenn ich so leben müßte wie unser verehrter Herr Professor, würde ich mir eine Kugel vor den Kopf schießen." (s. Pörtner).
Schließlich wurde ihm doch eine Ehrung zuteil (allerdings eine etwas fragwürdige): LINDENSCHMIT wurde von NAPOLEON III. eingeladen! Dieser hatte ein Cäsar-Biographie geschrieben sowie Abhandlungen über Ausgrabungen in Alesia. Der Kaiser wurde auf LINDENSCHMIT aufmerksam durch dessen Studie über den römischen Wurfspeer.
PÖRTNER beschreibt die Szenerie wie fogt:
"Die Unterhaltung geriet alsbald ins fachliche Fahrwasser und wurde nur einmal unterbrochen. Ein livrierter Diener trat ein und servierte dem Kaiser auf silbernem Tablett ein gebratenes Täubchen. Der nahm das köstlich duftende Meisterwerk wohlgefällig zur Kenntnis, begnügte sich jedoch mit der delikaten Füllung des zarten Vogels-einer Füllung, die vielleicht mehr gekostet hatte, als der Haushalt des deutschen Gelehrten während einer ganzen Woche beanspruchte."
Von diesem Zeitpunkt an wurde LINDENSCHMIT mit Ehrungen geradezu überhäuft. Es hagelte förmlich Medaillen (Ritterkreuz der Ehrenlegion etc.)
1893: LINDENSCHMIT stirbt "nach einem glücklichen und erfüllten Lebensabend".
PÖRTNER schließt seine Beschreibung mit diesen nachdenklichen wie gedankenschwangeren Sätzen:
"Nie aber hat Ludwig Lindenschmit-Sohn den Tag vergessen, an dem die Mutter von einem Fenster ihrer Wohnung aus das nahe gelegene Museum betrachtend, leise den schmerzlichen Satz aussprach: 'Da drüben liegt viel Lebensfreude begraben...'
Ein kleiner schwerbefrachteter Satz. Schicksalsmotiv eines DEUTSCHEN GELEHRTENLEBENS."
(PÖRTNER: MIT DEM FAHRSTUHL IN DIE RÖMERZEIT, Kap. 6.)
(Viele Gelehrte wie Lindenschmit haben sich oft ein Leben lang redlich um die Wissenschaft bemüht, ohne auf Entlohnung achtend, oft wenig beachtet und heute fast völlig vergessen. Nicht selten lebten diese in kärglichen Verhältnissen. Zu allen Zeiten war es so, daß Männer des Geistes viel zu spät wahrgenommen wurden (man denke nur an Schopenhauer oder Nietzsche). Das kommt daher, daß die breite Masse immer die falschen Leute beachtet (wie z.B. die rettungslos überschätzte Spezies der Schmierenkomödianten u. ä. Ausgeburten der Unkultur.
Doch nicht alle Archäologen waren abgebrannt und pleite. Prominentes Gegenbeispiel und Prototyp des "Spatenwissenschaftlers" ist die Figur des SIR DAVD LINDSAY aus KARL MAY. Dieser, ein LORD aus OLD ENGLAND, sucht Abenteuer und "fowlingbulls" (Flügelstiere). Sein Motto: Zahle gut, scherze nie! Wie gut, daß es Originale gibt und nicht nur Langweiler!)
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R.
Thukydides wurde als Sohn des Oloros vor 455/454 v. Chr. in Athen geboren. Er entstammte einer adeligen Familie, die auch Verbindungen nach Thrakien hatte. Aus seiner Verwandtschaft stammen Politiker wie Kimon und Miltiades.
Thukydides war attischer Politiker und Stratege, heute ist er jedoch v. a. als Historiker bekannt. Beides hängt insofern zusammen, als er sein historisches Werk "Der peloponnesische Krieg" in der politischen Verbannung schrieb. Angefangen hat er mit der Materialsammlung aber angeblich schon zu Beginn des Krieges. Das Werk des Thukydides bricht kurioserweise 411 abrupt ab. Es gibt aber einige Indizien, dass er es fertiggestellt hat.
Der Peloponnesische Krieg begann 431 v. Chr. mit dem sogenannten Archidamischen Krieg (spartan. Heerführer), der bis 421 v. Chr. dauerte. Damit endete eine Friedenszeit von ungefähr 5 Jahrzehnten nach den Perserkriegen (es gab kleinere Auseinandersetzungen in dieser Zeit). Die Siegeszuversicht der Athener wurde aber früh erschüttert, als gleich zu beginn des Krieges eine Krankheit ("Pest") ausbrach, die auch den Tod des Perikles zur Folge hatte.
Thukydides hatte im Jahre 425/424 v. Chr. das Strategenamt inne. Er war einer der beiden Strategen in Thrakien. Doch die Athener unterlagen bei Amphipolis, einer wichtigen verbündeten Stadt. Durch diese militärischen Misserfolge wurde Thukydides für lange Zeit verbannt. Erst gegen 404 wurde seine Verbannung aufgehoben, als der Krieg zu Ungunsten Athens endete.
Von der Verbannung des Thukydides bis zur Niederlage Athens nahm der Krieg noch viele Wendungen.
421 v. Chr. konnte im sogenannten Nikiasfrieden vorübergehend Ruhe geschaffen werden.
Im Jahre 415 v. Chr. lassen sich die Athener zu einer unglücklichen Expedition nach Sizilien hinreissen, die bis 413 dauert und in einer verheerenden Niederlage zu Wasser und zu Lande endet.
Damit endeten die Kriegshandlungen aber nicht, sondern begannen von Neuem.
413 v. Chr. begann der sogenannte Dekeleische Krieg, der dadurch eröffnet wurde, dass die Spartaner die attische Grenzfestung Dekeleia besetzten und begannen, Attika zu verwüsten.
Der Krieg zog sich noch einige Jahre hin mit wechselndem Schlachtenglück und inneren politischen Unruhen in Athen, aber letztendlich siegten Sparta und seine Verbündeten in diesem langen Krieg.
Mit Kriegsende wurde wahrscheinlich auch die Verbannung des Thukydides aufgehoben. Es ist aber unklar, ob er nach Athen zurückkehrte.
Thukydides' Tod wird kurz nach 400 angesetzt.
"Der Peloponnesische Krieg" des Thukydides ist eine längere historische Monographie, die uns als einziges Werk des Autors bekannt geworden ist. Es umfasst ungefähr die ersten 20 Jahre des Krieges und beschreibt das Verhalten Athens, Spartas und vieler anderer Stadtstaaten.
Thukydides bemüht sich, die Ereignisse realistisch darzustellen und verzichtet auf zu viele Ausschmückungen oder religiösen Exkurse. Er betrachtet aber Homer als Historiker.
Das Werk enthält aber historisch-politische Exkurse, von denen die "Archäologie" mit der frühen Geschichte Griechenlands und die "Pentekontaetie", die die griechische Geschichte von 480 v. Chr. bis 431 v. Chr. zusammenfasst und damit an Herodot anknüpft, besonders wichtig sind.
Thukydides arbeitet umfangreiches Quellenmaterial in sein Geschichtswerk ein und verfügt über gute Ortskenntnisse. Umstritten ist, ob er Quellen wie Reden direkt oder thematisch überarbeitet in sein Werk übernahm und ob er die beschriebenen Orte selber bereiste oder über Informanten kannte.
Eine Fortsetzung fand das Werk des Thukydides in Xenophons "Hellenika".
QUELLEN:
Textausgaben
Thukydides: Historiae; Hg. von H. S. Jones und J. E. Powell; Oxford 1942/1963
Thukydides: Der Peloponnesische Krieg; Hg. Helmuth Vretska/Werner Rinner; Stuttgart 2000
Thukydides: Der Peloponnesische Krieg; Hg. Georg Peter Landmann; Düsseldorf 2002 Kommentar
Hornblower, Simon: A Commentary on Thucydides (3 Bde.); Oxford 1991 - 2008 Literatur
Schadewaldt, Wolfgang: Die Anfänge der Geschichtsschreibung bei den Griechen; Frankfurt/M. 1990
Will, Wolfgang: Thukydides und Perikles. Der Historiker und sein Held; Bonn 2003 Internet
Wikipedia/Wikisource
www.dibb.de
www.stefan.cc
Es gefällt mir nicht, das Leben zu bejammern, was viele und auch gelehrte Leute oft getan haben, auch reut es mich nicht, gelebt zu haben;
Meine Übersetzung:
Neque de vita queri volo (mihi non placet de vita queri), quod multi et doctissimi viri saepe faciebant, neque me paenitet vitam vixisse;
denn ich habe so gelebt, daß ich glauben kann, nicht umsonst geboren zu sein.
Nam ita vixi, ut credere possim, me non ex vano natum esse.
Und so scheide ich aus dem Leben wie aus einer Herberge, nicht wie aus einem Wohnhaus.
Igitur de vita decedo tamquam ex deversorio, non ut a domo.
Herrlich der Tag, an dem ich in jene göttliche Versammlung und Gemeinschaft aufbreche!
Magnificus is dies, quo in illum consilium divinum et in illam societatem animarum proficiscar!
Ich werde nämlich nicht nur zu den Männern gelangen, von denen ich vorher gesprochen habe, sondern auch zu meinem Sohn Cato, dessen Leib von mir verbrannt worden ist, dessen Seele aber, ohne mich zu verlassen, zu den Orten gegangen ist, wohin auch ich selbst-wie er wußte-kommen muß.
Nam non modo ad eos viros perveniam supra memoratos, sed etiam ad filium Catonem, cuius corpus a me crematum est, cuius anima autem me non relinquens ad eos locos iit, quo ego ipse-ut scivit-veniam.
Diesen Schicksalsschlag schien ich damals tapfer zu tragen, weil ich mich selbst tröstete in dem Glauben, unsere Trennung werde nicht lange währen.
Quem ictum fortunae tum fortis ferre videbar, cum me ipsum consolarer opinione adductus nos non diu seperatos fore.
Durch diese Überlegung ist mir das Alter leicht, und nicht nur nicht beschwerlich, sondern sogar angenehm.
Quae cogitanti senectus mihi facilis est non modo non molesta, quin etiam iucunda.
Wenn ich mich darin irre, daß ich glaube, die Seelen der Menschen seien unsterblich, irre ich mich gern;
Si in eo erro, quod credo, animas hominum immortales esse, libenter erro.
Wenn ich aber nach dem Tode, wie einige Philosophen meinen, kein Bewußtsein habe, brauche ich auch nicht zu fürchten, daß die toten Philosophen diesen meinen Irrtum belächeln.
Sin post mortem sensu carebo, ut nonnulli philosophi putant, timere non debeo, ne philosophi mortui hunc errorem irrideant.
(Zwischenprüfung Juli 1979, Uni Mannheim)
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Die Stilübung ist für den Lateinstudiosus die Höchststrafe. Noch schlimmer ist das Übersetzen vom Deutschen ins Altgriechische, vor allem wenn es um "schwierige Dinge" geht (Platon und so). Mit Schrecken erinnere ich mich duster an eine solche Stilübung. Wir waren damals 3 Kommilitonen und ein Prof: Leo, ein schreckliches Fräulein und ich. Überflüssig zu erwähnen, daß man andauernd drankam.
Der tiefere Sinn einer solchen Stilübung ist neben der Kasteiung das aktive Erlernen des Lateins. Ein jeder möge es einmal selbst versuchen und - glorios scheitern.
Auch mein Text ist natürlich vom ciceroianischen Original Lichtjahre entfernt - doch: I am not CICERO!
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R.
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Addentum:
Hierzu kann man noch einen Satz anfügen, der aber den jüngeren Cato meint:
"VICTRIX CAUSA DEIS PLACUIT - (SED) VICTA CATONI!"
aus: Lucan, Pharsalia 1,128
Sie bezieht sich auf Cato minors Positionierung im Bürgerkrieg gegen Caesar.
Murmillo ist sehr daran interessiert, historische wie auch phantastische Welten dreidimensional nachzubauen.
Nachdem wir verschiedene 3D-Editoren wie Hammer (Worldcraft), Radiant, UnrealEd und QuArK ausprobiert haben, sind wir auf das nicht so präzise, aber dafür einfacher zu bauende Minecraft gekommen.
Hier ist ein Zwischenstand unserer ersten grösseren Welt:
Wir bedanken uns auch für die Hilfe von Bauherren, die nicht zum Kern der Murmillo-Gruppe gehören!