Murmillo-Archiv

Montag, 29. April 2013

ALEXANDER DEMANDT: SCRIPTA SUA

1.) DAS PRIVATLEBEN DER RÖMISCHEN KAISER (genial und geistreich!)
2.) Geschichte der Spätantike
3.) Kleine Weltgeschichte
4.) Sternstunden der Geschichte
5.) Mommsen-Römische Kaisergeschichte
6.) DIE KELTEN!
7.) Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian-284 bis 565 n. Chr.
---
A. Demandt ist Professor für alte Geschichte, hat Ahnung (wie keiner sonst) und den ultimativen Durchblick!
Alle kaufen, alle lesen!
---
Sir R
DICTUM: Steter Tropfen höhlt den Stein.

Gútta cavát lapidém, non ví, sed sáepe cadéndo.=HEXAMETER: Der Tropfen höhlt den Stein nicht durch Kraft, sondern "durch Häufig-Fallen"; dadurch daß/ indem er oft fällt; auf den Stein versteht sich; Gerundium!
(Aus dem LUDUS LATINUS von 1932)
---
Sir R
GERMANIEN:  ab anno 250 n. bis zum bitteren Ende: "schwere Zeiten kündigten sich an"

"Schauspielvorführungen gibt es jetzt nirgends mehr...Man spielt nicht mehr in Mainz-die Stadt ist verwüstet und zerstört; man spielt nicht in Köln-es ist voll von Feinden; man spielt nicht im wunderschönen Trier-es liegt viermal zerstört am Boden; man spielt nicht mehr in den meisten Städten Galliens und Spaniens...MAN KANN NICHT MEHR VOR LAUTER ARMSELIGKEIT UND ELEND DIESER ZEIT."
Der Autor SALVIAN.

Mit dem Beginn des 3. Jahrhunderts wurde es für die Römer in Germanien zunehmend ungemütlich. Zunächst konnten noch einige Angriffe der Germanen abgewehrt werden. Doch dann kamen die Alemannen-damals noch nicht so spießig wie heute.
275/ 6 n: ALEMANNENEINFALL UND ENDE DER PAX ROMANA!
260 n: AUFGABE DES LIMES!
Es folgten Einfälle in Gallien (Eroberung von 60 Städten!).
Reaktion der Römer darauf: Rückzug auf die RHEIN-DONAU-LINIE und Bau von Kastellen im gallischen Hinterland.
295 n: CONSTANTIUS CHLORUS vertreibt die Franken und besiegt die Alemannen zweimal (bei Windisch und Langres).  Fürs erste war Ruhe, doch wie lange noch?
KONSTANTIN DER GROSSE: Sohn des CONSTANTIUS CHLORUS, seit 324 Alleinherrscher (wär ich auch gern!).-Sicherung der Grenze.-Letzte Blüte des Reichs!-Residenz: TRIER; s. auch Kaiserbezirk!
(KONSTANTIN hatte die unglaubliche Zahl von 75 Legionen=750 000 (die Auxilia miteingerechnet)).
355 n: Die Franken überschreiten den Rhein. Eroberung und Plünderung von Städten (u.a.auch von Köln).
395 n: Reichsteilung; Residenz: Mailand; Zivilverwaltung: Arles (allesamt korrupt!).
Anfang 5. Jh: ALARICH fällt in Italien ein. Darauf
405 n: Abzug der letzten Truppen vom Rhein, um sie gegen die WESTGOTEN einzusetzen. Das war's denn. Gute Heimreise!
406 n: ALANEN, VANDALEN und ALEMANNEN überschreiten den Rhein. FRANKEN auf dem nördlichen linken Rheinufer. BURGUNDER gründen ein Reich bei WORMS.
451 n: RÖMER, WESTGOTEN und BURGUNDER besiegen ATTILA auf den KATALAUNISCHEN FELDERN. Gut gemacht!
455 n: Die FRANKEN erobern das linksrheinische Gebiet und das Moselland.
476 n: Der letzte weströmische Kaiser wird sozusagen in die Frührente geschickt! (Würde mir auch gefallen, die Frührente.)
ENDE! Nein, nicht ganz. Dazu O. DOPPELFELD:
"Was die ein rundes halbes Jahrtausend währende Anwesenheit Roms am Rhein geschaffen hatte, konnte nicht ausradiert werden..."
ARTHUR CASPAR: 16 AUSFLÜGE ZU DEN ALTEN RÖMERN AN MOSEL UND RHEIN, Magnus Verlag Essen, 1985, S. 15 ff.
---
The SIR


AUS ALTEN LEHRBÜCHERN: VON RÖMISCHEN SOLDATEN

Romanos fortissimos fuisse constat (Es steht fest, daß die Römer sehr tapfer waren). In omnibus terris (In allen Ländern) sanguinem (ihr Blut) pro patria profuderunt (vergossen sie für die Heimat). Itaque mirum non est (Daher ist es nicht verwunderlich) fines Romanos (daß die römischen Grenzen) celeriter propagatos esse (schnell ausgedehnt wurden) totumque fere orbem terrarum (und fast der ganze Erdkreis) in potestatem Romanorum venisse (unter die Herrschaft der Römer gekommen ist; von den Römern beherrscht wurde). Milites (Daß die Soldaten) gladio (mit Schwert), pilo (Speer), scuto (Schild), galea (Helm) armatos fuisse(bewaffnet gewesen sind=waren) scriptores antiqui narrant (berichten die alten Autoren). Stipendium (Der Sold) non erat magnum (war nicht groß; (Anm: lausige Bezahlung, dafür viel Abenteuer!)); paucis assibus (mit wenigen "Assen"=Geldmünzen von geringem Wert) erant contenti (waren sie zufrieden). Neque fervido sole (Weder durch die glühende Sonne) neque denso pulvere Africae (noch durch den dichten Staub Africas; durch Sandstürme) terrebantur (wurden sie erschreckt); neque acre gelu Germaniae (weder die heftige (beißende) Kälte Germaniens) neque altos montes (noch hohe Berge) metuebant (fürchteten sie). Fluvios (Flüsse) pontibus transgrediebantur (wurden auf Brücken überschritten).-Vesperi (Abends) castra (das Lager) in colle ponebantur (wurde auf einem Hügel aufgestellt; aufgeschlagen), cui rivus (dem ein Bach; kleiner Fluß) aut fons (oder eine Quelle) erat propinquus (nahe war). Ordo castrorum (Die Anordnung des Lagers) supra descriptus est (ist weiter oben (im Buch) beschrieben worden). Hieme (Im Winter) castra firmiora fuisse (daß das Lager fester gewesen ist) apparet (ist klar; leuchtet ein). Lapidibus (Mit Steinen), quos milites (die die Soldaten) contulerant (zusammengetragen hatten), hiberna muniebantur (wurde das Winterlager befestigt). Mense Martio (Im Monat März) legiones (die Legionen) ex hibernis educebantur (wurden aus dem Winterlager geführt).-Ante pugnam (Vor dem Kampf) imperator curabat (sorgte der Feldherr dafür), ut sacra fierent ("daß die Opferhandlungen gemacht würden"=daß geopfert wurde), deosque orabat (und er bat die Götter), ut milites pugnantes tuerentur (daß sie die kämpfenden Soldaten beschützen sollten; die Soldaten zu beschützen, wenn sie kämpfen). Cum ceteris ducibus (Mit den übrigen Führern) deliberabat (beriet er sich) iisque mandabat (und trug ihnen auf; befahl ihnen), ut ordines continerent (daß sie die Reihen zusammenhalten sollten; die Ordnung aufrechtzu(er)halten). Post hunc sermonem (Nach diesem Gespräch; Rede; Ansprache) milites monebat (ermahnte er die Soldaten), ut fortiter pugnarent (daß sie tapfer kämpfen sollten; tapfer zu kämpfen); postulabat (er forderte), ut gloriae maiorum meminissent (daß sie des Ruhmes der Vorfahren gedenken sollten; sich an den Ruhm der Vorfahren zu erinnern; an den...zu denken).-
---
as, assis, m.=As: urspr. ein Kupferbarren; später Münze geringen Wertes; daher: ad assem omnia perdere=bis auf den letzten As alles verlieren (no more money on the bank!).-
---
LUDUS LATINUS, verf. v. FR. WOLFF, Leipzig und Berlin 1932, S. 47 f. (Stück 45 b).
---
übersetzt und vom Verfall gerettet
by
The SIR

Mittwoch, 24. April 2013

"FORE" (=FUTURUM ESSE): Umschreibung des INFINITIV FUTUR

1.) statt des INFINITIV FUTUR: fore, ut
(notwendig, wenn dieser nicht gebildet werden kann)
Bsp:
Putamus fore, ut id eos paeniteat.=Wir glauben, daß es sie reuen wird.=...daß sie es bereuen werden/ müssen.
(vgl. RUBENBAUER/ HOFMANN, Par. 170)
Spero fore, ut sanetur.=Ich hoffe, er wird geheilt werden.
Putabam fore, ut venires.=Ich glaubte, du würdest kommen.
(üblich bei Verben ohne Part. Fut Akt. oder Supinum:)
Spero fore, ut contingat.=Ich hoffe, daß es gelingen wird.
(STEHLE, S. 104)
Credo fore, ut id te paeniteat.=Ich glaube, daß es dich reuen wird.=...du wirst das bereuen.
(COMPENDIUM LINGUAE LATINAE, Hilfsbuch zur lateinischen Lektüre, Haeger-Schmidt, Stuttg. o. J., S. 81.)
2.) statt des INF. FUT. II PASSIV: fore+Part. Pass.
Dicebant omnia, quae postulasset, ab se fore parata.=Sie sagten, daß alles, was er gefordert hat/ habe (eigentlich: Plusquamperfekt!), von ihnen bereitgestellt wird/ werde.
(ibidem)
3.) forem=ich würde sein (nur dreimal bei CICERO im futur. Sinn, bei LIVIUS:=essem)
---
Und hier noch etwas für die ganz Harten:
IRREALER BEDINGUNGSSATZ in abhängiger Form:-urum fuisse im Folgesatz!
Apparet te, si id diceres, erraturum fuisse.=Es ist offenbar, daß du, wenn du dies sagtest/ sagen würdest, irren würdest.
Apparet te, si id dixisses, erraturum fuisse.=Es ist offenbar, daß du, wenn du dies gesagt hättest, geirrt hättest.
(FUNDAMENTUM LATINUM, Sprachlehre, hrsg. v. W. Zilles u. a., Düsseldorf 1966, S. 194.
---
Es lebe die Grammatik!
---
The SIR

Dienstag, 23. April 2013

CICERO: TUSCULANAE DISPUTATIONES V, 6: Ac philosophia quidem...
(Lob der Philosophie: V, 5-9)
Es gibt viele "Menschen", die die Philosophie in den Schmutz ziehen. Diese sind nicht würdig, durch die Philosophie, die es gut meint, erleuchtet zu werden.

Ac philosophia quidem tantum abest (nun aber; und dabei ist die Philosophie (so) weit davon entfernt), ut (daß) proinde ac (geradeso wie) de hominum est vita merita (sie sich um das Leben der Menschen verdient gemacht hat) laudetur (gelobt wird), ut (daß; vielmehr) a plerisque (von den meisten) neglecta (vernachläßigt; nicht beachtet) a multis etiam (von vielen sogar) vituperetur (getadelt; kritisiert wird). Vituperare quisquam vitae parentem et hoc parricidio se inquinare audet (wagt etwa jemand, die "Mutter des Lebens" zu tadeln und sich durch diesen "Muttermord" zu beflecken) et tam impie (und so gottlos; unfromm) ingrtaus esse (undankbar zu sein), ut eam accuset (daß er sie/ diese anklagt), quam vereri deberet (die er verehren müßte), etiamsi minus (auch wenn nicht; selbst wenn nicht) percipere potuisset (er sie geistig erfassen=begreifen gekonnt hätte/ hatte; versteht) sed, ut opinor, (aber, wie ich glaube; meine) hic error (dieser Irrtum) et haec indoctorum animis offusa caligo est (und dieser Nebel; dieses Dunkel; diese Finsternis ist ausgegossen; ausgebreitet über die Seelen der Ungebildeten), quod (weil) tam longe (so weit) retro (zurück; rückwärts) respicere non possunt (sie nicht zurückschauen können; zurückblicken) nec eos (und daß auch nicht diese), a quibus (von denen) vita hominum (das Leben der Menschen) instructa primis sit (als erste=zuerst geordnet; eingerichtet; unterwiesen worden ist), fuisse philosophos arbitrantur (Philosophen gewesen sind, wie sie glauben; ihrer Meinung nach... ACI: und sie glauben nicht, daß diese...Philosophen gewesen sind).-
---
ac...quidem: schränkt den vorhergehenden Gedanken durch einen Einwand ein: und dabei, nun aber.Trotz ihrer Verdienste um die Menschen ist die Philosophie nicht selten ungerechter und undankbarer Kritik ausgesetzt
tantum abesse, ut..., ut...=weit davon entfernt sein, daß..., vielmehr; nicht nur nicht...,sondern vielmehr...(diese Ausdrucksweise nur in unpersönlicher Konstruktion)
vituperare: Leitwort in betonter Stellung
audet: Cicero ist entrüstet
minus=non
caligo: auch: Verblendung (also das was die meisten sind: verblendet!)
retro respicere non possunt: Sonst würden sie sehen, welche bedeutenden Leistungen von den ersten Philosophen, die zugleich Staatsmänner waren, vollbracht worden sind; vgl ORATOR 120...: 'Nescire autem, quid, ante quam natus sis, acciderit, id est semper esse puerum.'
Ich übersetze: Aber nicht zu wissen, was, bevor du geboren worden bist, sich zugetragen hat, das heißt immer ein dummer Junge sein=bleiben.
Es gibt die Spezies "unhistorischer Mensch". Das sind solche.
---
a quibus...sit: Konjunktiv, da Nebensatz eines ACI (glaubt mir, das ist so!)
primis: bezieht sich auf "quibus"
---
CICERO besaß in der Nähe von TUSCULUM ein Landgut. Dort spielt das fiktive Gespräch über das wahre Glück. Es zerfällt in "quinque libri Tusculanarum disputationum" (für jeden Tag ein Buch).
lib. 1: de contemnenda morte=über die Verachtung des Todes
lib. 2: de tolerando dolore=über das Ertragen des Schmerzes
lib. 3: de aegritudine lenienda=über die Linderung des Kummers; des seelischen Schmerzes
lib. 4: de animi perturbationibus=über die Leidenschaften der Seele; über die Störungen/ Verwirrungen der Seele=die Affekte!
lib. 5: inneres Glück sei davon unabhängig; es beruhe einzig auf der VIRTUS ("Tugend")
Zu dieser Lebenshaltung führt die Philosophie, die Cicero hier gegen "den Unverstand der breiten Masse" verteidigt.
ORBIS ROMANS: ERLÄUTERUNGEN, LESEBUCH A, Dr. H. Schmeken, Paderborn 1975, S. 183-187.
ad librum 5:...quintus eum locum complexus est, qui totam philosophiam maxime illustrat, docet enim ad beate vivendum virtutem se ipsa esse contentam.=....das 5. umfaßt diese "Stelle"=stellt dieses Thema dar, das die ganze Philosophie besonders beleuchtet (erhellt), es lehrt nämlich, daß "zum gut Leben"  die VIRTUS (die eigene Trefflichkeit) (allein!) sich selbst genug sei!
So ist es! (Doch wer zahlt die Miete? etc.)
---
by
The SIR

Montag, 22. April 2013

THE ROMANS AS MERCHANTS AND TEACHERS OF THE ANCIENT GERMANS

Non raro (not seldom; not rarely) mercatores Romani (Roman merchants) in Germaniam (to Germany) venerunt (came). Plerumque (mostly) patriam nostram (our native place; country) tuto (safely) peragrabant (they wandered through). Nam (for) multas res (many things), quas (which) Germani (the Germans) aliter (otherwise) sibi (for themselves) comparare non poterant (could not get), illi (those) carris suis (with their carts) importabant (imported). Magnopere (very much) maiores nostri (our ancestors) pretiosis vestimentis (by precious clothes) delectabantur (were delighted; rejoiced), magis (more) poculis aureis argenteisque (by golden and silver cups), maxime vero (but most; especially) vino et armis ferreis (by wine and iron arms). Tum (then; at that time) primum (first) Germani (the Germans) pecuniae usum didicerunt (learnt the use of money), inprimis (above all) ii (these), qui (who) Rheno proximi erant (were next to the river Rhine); interioris Germaniae incolae (the inhabitants of interior Germany) diutius (for a longer time) merces mercibus mutabant (exchanged ware for ware; articles of commerce). Ceterum (besides) litterarum quoque usum (also the use of letters) Germani (the Germans) cito a Romanis didicerunt (learnt from the Romans fast; rapidly). Ab illis docti (taught by those; because they were...) paulatim (gradually) aedificia melius aedificabant (they built buildings; edifices; better), ut (so that/ in order to) commodius habitarent (lived more comfortable; to live...). Nulla gens (no people; nation) usum tegularum (the use of bricks; tiles), fenestrarum (windows), murorum (walls) tam facile a Romanis didicit (learnt so easily from the Romans) quam Germani (than the Germans). Propterea (that's why) Romani (the Romans) non falso (not in a false way; not falsely; wrongly) magistri Germanorum nominantur (are called teachers of the Germans).-
---
From an old Latin-book: LUDUS LATINUS II, Lipsiae et Berolini in aedibus B. G. Teubneri, hrsg. v. Vizepräs. Lic. Dr. W. Hartke/ GehR. Dr. G. Michaelis (Lese-und Übungsbuch II für Quinta; verf. v. Fr. Wolff), 1932, S. 6 f.
---
vino et armis: true men drink wine and love their arms!
aedificia melius aedificabant: they were smart, the ancient Germans  (waren halt clever, die alten Germanen!)
---
SIR R (German, but not so ancient)

Samstag, 20. April 2013

RIDERE LICET: NARRATIO DE MONACHO MALO auf "diereichsburg.blogspot.de" (unsere Mittelalterseite) in garantiert verderbtem Mönchslatein! (Wie immer: lustig und völlig sinnfrei!)
---
The SIR

Donnerstag, 18. April 2013

DIE VARUSSCHLACHT (6): DER UNTERGANG


Kenotaph des Marcus Caelius (Quelle der Varusschlacht)

VARUS und viele seiner hohen Offiziere (die meisten davon schon verwundet) wußten nicht mehr weiter und begingen Selbstmord.
Besonders an den Abzweigstellen zum parallel verlaufenden HAARWEG wurde nun hart und verbissen gekämpft (acriter pugnatum est), um die Römer am Ausweichen zu hindern.
Flurnamen: z. B. GREVENHAGEN (umhegtes Gräberfeld), IM KAMPF.
Auf dem KÜPPEL, einem Berg rechts der RUHR (420 m über dem Meer; 200 m über der RUHR) befindet sich die SCHIEDLIKE BORG (=Entscheidungsburg; vgl. Schieds-gericht).
Dazu LEISE: "Es ist daher anzunehmen, daß von dieser Burg aus der Widerstand der Germanen gegen den Durchbruch der Römer nach Westen getragen und damit der Weitermarsch des römischen Heeres verhindert werden konnte."
Und CASSIUS DIO berichtet: "Als die Nachricht davon sich verbreitet hatte, verteidigte sich niemand mehr, selbst wenn er noch Kräfte hatte. Manche ahmten ihren Führer nach, und andere warfen die Waffen weg und ließen jeden, dem es gefiel, sie erschlagen, denn zu fliehen war unmöglch, wie sehr man sich auch das wünschte. Deshalb wurde jeder Mann und jedes Pferd niedergehauen, ohne einen Widerstand befürchten zu müssen."
Und LEISE bemerkt lakonisch: "Damit war die Schlacht, die man die Varusschlacht nennt, am dritten Tage beendet."
(3. Kampftag=4. Marschtag)
---
Das war's dann.
---
The SIR
DIE VARUSSCHLACHT (5): 3. KAMPFTAG

"Sie waren noch im Vorrücken, als der 4. Tag dämmerte und wiederum machte ihnen ein heftiger Wolkenbruch und ein heftiger Wind zu schaffen. Er hinderte sie daran, vorwärts zu gehen und gar am festen Stehen, und er hinderte sie darüber hinaus sogar am Gebrauch ihrer Waffen. Denn sie konnten ihre Bogen oder ihre Wurfspeere nicht erfolgreich benutzen, und nicht einmal ihre Schilde, welche durch und durch durchnäßt waren. Ihre Gegner andererseits, da sie meistens leicht ausgerüstet waren und in der Lage, ungehindert vorzurücken und sich zurückzuziehen, litten weniger unter dem Sturm."
Hinter dem sog. STIMMSTAMM und STREITBERG blockierte ARMINIUS den Weg. Jetzt griffen die Germanen von allen Seiten an. Beiderseits des PLACKWEGES entspringen zahlreiche Quellen (LEISE scheint sie alle gezählt zu haben: es sind über 80 bis zum ENSTERKNICK). Das Gelände ist zerklüftet, abschüssig und sumpfig, man spricht hier von schwerem Gelände. Die Römer konnten natürlich in dieser Lage nicht ihre übliche Kampfesweise entfalten, die für offenes Gelände geeignet war. Den Germanen kamen jedoch diese Gegebenheiten entgegen. Da sie punktuell an Brennpunkten und strategisch günstigen Stellen angriffen, waren sie überdies meistens auch noch in der Überzahl. So verloren die Römer allmählich die Initiative und bekamen von den Germanen das Gesetz des Handelns diktiert. Sie kämpften nun nicht mehr ihren Kampf, sondern reagierten nur noch passiv. DIO berichtet, daß die Germanen immer mehr Zulauf bekamen, weil sie Beute witterten.
---
The SIR
DIE VARUSSCHLACHT (4): 2. UND 3. KAMPFTAG

2. KAMPFTAG:

Truppenstärke der Römer:
3 Legionen+6 Kohorten+3 Alen=ca. 24 000 Bewaffnete

Den Römern gelang es, trotz aller Widrigkeiten durchzubrechen. (Durchbruch ist immer gut! Es lebe der Durchbruch!)
CASSIUS DIO: "Am nächsten Tag rückten sie in etwas größerer Ordnung weiter vor und erreichten dabei offenes Land, obwohl sie nicht ohne Verluste davonkamen."
Das offene Land ist, so LEISE, die Briloner Hochfläche. Dann ging es Richtung PLACKWEG weiter.
Zwischenbilanz: hohe Verluste-Truppe in Unordnung-Troß "im Eimer"!

3. KAMPFTAG: Kaum Informationen über diesen Tag!

Die Truppe wurde wahrscheinlich neu formiert. Die Römer standen schon wieder im wahrsten Sinne des Wortes im Wald, nur war der Wald diesmal noch größer. DIO berichtet von schwersten Verlusten. Wir erfahren weiterhin: Der Raum sei sehr beengt gewesen, und die römischen Einheiten hätten sich gegenseitig behindert. Auch sei man mit den Bäumen zusammengestoßen. (Im Wald gibt es nun mal viele Bäume, Herr DIO. Das haben Wälder so an sich, besonders der deutsche Wald.)
---
The SIR

Mittwoch, 17. April 2013

LITERATUR ZUR VARUSSCHLACHT (1): AUSWAHL

1.) A. BENEKE: Siegfried und die Varusschlacht, Dortmund 1909.
2.) F. BESTE: Die Varusschlacht an der unteren Lippe, Dortmund 1922
3.) F. L. BOEMERS: Die letzten Freiheitskämpfe der Germanen gegen die Römer, Gütersloh 1866.
4.) C. G. CLOSTERMEIER: Wo Hermann den Varus schlug, 1888.
5.) O. DAHM: Die Hermannschlacht, Hanau 1888.
6.) P. HÖFER: Die Varusschlacht, Leipzig 1828.
7.) W. JOHN: Die Örtlichkeit der Varusschlacht bei Tacitus, Göttingen 1950.
8.) F. HÜLSENBECK: Die Gegend der Varusschlacht nach den Quellen und Lokalforschungen, Paderborn 1878.
9.) H. KESTING: Arminius und die Varusschlacht, Detmold 1961.
      ders.: Der Befreier Arminius, Detmold 1976.
10.) v. KÖCKERITZ: Untersuchungen über die Kriegsführung der Römer in den Feldzügen des Caesar, Drusus, Tiberius, Germanicus, Mainz 1862.
11.) F. KÖHLER: Wo war die Varusschlacht? Dortmund 1925.
12.) F. KOEPP: Lichter und Irrlichter auf dem Wege zum Schlachtfeld des Varus, 1927.
       ders.: Die Römer in Deutschland, Bielefeld 1926.
13.) W.KOLBE: Forschungen über die Varusschlacht, Leipzig 1932.
14.) T. MOMMSEN (!): Die Örtlichkeit der Varusschlacht, 1885.
15.) J. NORKUS: Die Feldzüge der Römer in Nordwestdeutschland von einem Soldaten gesehen, Hildesheim 1963.
16.) H. ROTH: Germanen im Kampf, München 1939.
17.) J. SCHNEIDER: Die römischen Militärstraßen an der Lippe, Düsseldorf 1878.
18.) D. TIMPE: Arminius-Studien, Heidelberg 1968.
19.) W. VÖLKER: Ein Mann, der sich Arminius nannte, Berlin 1981.
       ders.: Als die Römer frech geworden, Berlin 1981.
20.) W. WINKELMANN: 700 Theorien-doch keine führt zum Schlachtfeld, Münster 1983.
QUELLEN:
1.) CASSIUS DIO: Historiarum Romanarum quae supersunt, with and Engl. transl. By E. Cary, Loeb-Edition (London 1914-1927), Bd. VI, Buch LVI.
2.) P. CORNELIUS TACITUS: Annales; Textausg. mit dt. Übers. v. C. Hoffmann, München 1954.
     ders.: Germania, München 1977.
3.) VELLEIUS PATERCULUS: Historiae Romanae, ed. F. Haase, Leipzig 1863; dt Übers. v. F. Eyssenhardt, Berlin 1913.
HISTORISCHER ROMAN:
IRIS KAMMERER: VARUS, München 2008 (empfehlenswert!).
(Auf der Karte S. 6 f. ist KALKRIESE als Ort der Schlacht eingezeichnet, was, soweit ich weiß, dem letzten Stand der Forschung entspricht.)
(Vielleicht sollte ich zur Abwechslung mal die Varusschlacht an meinen Geburtsort verlegen: Buchtitel: Alle Theorien falsch!-Die Varusschlacht fand in Wirklichkeit in Hofheim (im Ried) statt. Oder: Die Hofheimer-Befreier Germaniens.)
---
The SIR
DIE VARUSSCHLACHT (3): DIE SITUATION AM STREITBERG

Wie wir gesehen haben, gingen die Germanen wie folgt vor:
1.) immer nur angreifen an taktisch günstigen Stellen ( Wegengen; wo an beiden Seiten Bäche entspringen; wo Schluchten ins Tal hinunterführen)
2.) nur in Überzahl punktuell angreifen.
(Also immer schön "fair play"!)
Eine solche "günstige" Stelle war der STREITBERG. Dort wurde der römische Heerzug durchstoßen und in zwei Teile gespalten. Dabei geriet besonders der hintere Heeresteil (wohl die Nachhut) in große Bedrängnis. Dieser befand sich zwischen der Quelle der ROMECKE und dem STREITBERG. Dieser Teil des Heeres wurde auch von hinten angegriffen, was nicht gerade nett von den Germanen war.
Da es weder rückwärts noch vorwärts ging, wich dieser Teil nach Westen zum TOTENKOPF aus. Der Name läßt nichts Gutes ahnen! Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die ausweichenden Einheiten dort zugrunde gegangen sind. Friede ihren Resten!
Das übrige Heer bildete nun ein nach Osten hin offenes Viereck. Zum Schutz der offenen Seite besetzten die Römer die beiden sogenannten ROMBERGE weiter östlich.
Wahrscheinlich bezog VARUS auf dem ROMBERG Quartier, um die verfahrene Situation einigermaßen überblicken zu können und wieder in den Griff zu bekommen. Etwas westlich vom STREITBERG befindet sich der ALLENBERG (vermutlich von lat. ala=Flügelabteilung), wo sich wahrscheinlich die Reiter sammelten. Zum Heer von VARUS gehörten ca. 7000 Pferde, so Norkus.
Über den Troß lesen wir bei CASSIUS DIO, LVI, 21:
"Also schlugen sie an der zu sichernden Stelle ihr Lager auf, nachdem sie einen passenden Platz gefunden hatten, soweit das in einem Waldgebirge möglich war. Und danach verbrannten sie entweder die meisten ihrer Wagen oder ließen sie liegen und alles andere, was nicht unbedingt für sie notwendig war."
Die Germanen wird's gefreut haben. Da hatten sie was zum Plündern. Und nicht zuletzt brauchte man ja auch ein paar Souvenirs vom Feldzug.
Wo lag dieser Platz? Nach LEISE kommt dafür nur das Plateau in Frage, das sich vom inneren Viereck (s.o.) zum ROMBERG erstreckt. Dort konnten die Wagen hineinfahren (wie bei einem Parkplatz allerdings ohne Parkgebühren). Der Ort heißt übrigens BRANDIGER BERG, wieder ein sprechender Name, in dem sich anscheinend die Erinnerung an die damaligen Ereignisse erhalten hat.
---
LIT: J. NORKUS: DIE FELDZÜGE DER RÖMER IN NORDWESTDEUTSCHLAND VON EINEM SOLDATEN GESEHEN, Hildesheim 1963.
---
The SIR

DIE VARUSSCHLACHT (2): DER AUFMARSCH der GERMANEN nach W. LEISE

Jeder germanische Stamm, der am Aufstand des ARMINIUS teilnahm, stellte ein gewisses Truppenkontingent, das nach Sippen unterteilt kämpfte. (Recht so!) Für die Römer war Befehl und Gehorsam die Basis ihrer militärischen Macht. Ganz anders bei den Germanen. Dort mußte der Führer und seine Gefolgschaft in Übereinstimmung handeln, ja sogar derselben Idee nachfolgen. Man kann also sagen: Der Idealismus war bei den Germanen größer, was sich natürlich positiv auf die Kampfmoral auswirkte.
Die Truppenstärke bei den Germanen:
1.) K. Pastenaci: Volksgeschichte der Germanen, Berlin 1936, S. 150-155: VARUS und ARMINIUS: gleiche Anzahl an Kämpfern.
2.) H. Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, Berlin 1901, S. 36: max. 5000 Mann pro Völkerschaft.
(also max. 5000 mal 8=40 000 Mann)
LEISE bezeichnet den Aufmarsch der Germanen als "unvorstellbare Leistung". Auch durften die Römer keinen Wind davon kriegen! ARMINIUS selbst nannte den Aufmarsch eine Art Hilfeleistung. Clever! Hilfeleistung ins Jenseits wäre korrekt. Hören wir CASSIUS DIO, LVI, 19:
"Sie begleiteten ihn, als er sich aufmachte, und dann baten sie ihn, sie zu entschuldigen von weiterer Anwesenheit, um, wie sie sagten, ihrer verbündeten Truppen zu versammeln, wonach sie schnell ihm zu Hilfe kommen würden."
Für die Germanen galt: Getrennt marschieren, vereint schlagen!
Der Aufmarsch:
1.) Nordwesten: USIPETER und BRUKTERER (diese etwas weiter südlich)
2.) Westen: MARSER
3.) Südwesten: SUGAMBRER
4.) Süden: TENKTERER
5.) Osten: CHERUSKER, ANGRIVARIER (etwas weiter südlich)
6.) Südosten: CHATTEN
Cherusker, Angrivarier und Chatten umgingen die römische Festung auf der Paderborner Hochfläche, überschritten die erste Wasserscheide und gingen über die Hoppecke. Dort liegt BURG ALTENFELS (Fund einer römischen Dolchscheide!), wo man unbemerkt lagern und-wie ich die Germanen kenne-ein Saufgelage abhalten konnte. Von da ging es über die Briloner Hochfläche (Matfeld) über einen Wasserscheideweg an der ALME in die Flanke der Römer. Es gibt einen Berg über der ALME, der AUF DER BURG heißt. Dort wird das Hauptquartier des ARMINIUS vermutet.
Die aus dem Süden kommenden Germanen hatten vermutlich die Aufgabe, die Römer daran zu hindern, aus dem Waldgebirge herauszukommen. Ihr Weg führte über die WALLBURG BRUCHHAUSER STEINE über die Hochfläche. Die BRUKTERER und USIPETER marschierten über das Münstersche Tiefland und dürften sich an der BURG RÜTHEN gesammelt haben. Ihre Aufgabe war es, die Nachhut der Römer zu attackieren.
"...denn sie sollen vermutlich im Wald das Tor der Falle schließen, die Arminius ihnen stellen will."
LEISE, S. 110.
---
W. LEISE: WO ARMINIUS DIE RÖMER SCHLUG, München 1990, S. 109 ff.
CASSIUS DIO: HISTORIARUM ROMANARUM QUAE SUPERSUNT, with an Engl. transl. By E. Cary, Loeb-Edition (London 1914-1927), Bd. VI, Buch LVI.
---
Römer im deutschen Wald! Das kann ja nix werden! Hoch lebe ARMINIUS! See you in WALHALLA!
---
The SIR (Germane/ Chatte)

Montag, 15. April 2013

VARUSSCHLACHT (1): ANMARSCH DER RÖMER

Von ihrem Lager an den Quellen der LIPPE marschierten die Römer parallel zum Flüßchen ALME auf dem HELLWEG (heute "alter Hellweg") in südwestliche Richtung. Dieser ist ein sogenannter Wasserscheidenhöhenweg. An der "SPITZEN WARTE" führt ein Weg nach Westen, der HAARWEG genannt wird. Diesen Weg nahmen die Römer nicht, sondern bogen nach Süden ab, um zu ihrem Lager bei KNEBLINGHAUSEN zu kommen. Der Marsch verlief ungefähr in der Mitte zwischen MÖHNE und ALME. Seine Länge bis dahin betrug 31, 5 km, wofür man einen bis zwei Tage brauchte. Von da aus führte der Marsch durch den Wald.
Zwischen ALME und MÖHNE befindet sich ein Waldviereck von 5 auf 8 km, um das herum die Germanen standen. Ihr Plan war es, die römischen Marschkolonnen an engen Stellen mit Truppenkonzentrationen anzugreifen und zu zerspalten.
Dazu CASSIUS DIO, RÖMISCHE GESCHICHTE LVI, 20:
"Die Berge hatten eine unebene Oberfläche, die von Schluchten durchbrochen war, und die Bäume wuchsen dicht beisammen und waren sehr hoch. Deshalb hatten die Römer es sehr schwer, selbst bevor der Feind sie angriff, Bäume zu fällen, Straßen zu bauen und, wo es nötig war, Stellen zu überbrücken.
Sie hatten viele Wagen und Lasttiere bei sich, wie in Friedenszeiten. Darüber hinaus waren nicht wenige Frauen und Kinder dabei und ein großes Gefolge von Dienern folgte, ein weiterer Grund dafür, daß sie in zerstreuten Gruppen vorrückten. Inzwischen kam ein heftiger Regen und Wind auf, der sie noch mehr auseinanderbrachte, während der Boden, um die Wurzeln und Holzteile rutschig geworden, das Gehen für sie sehr unsicher machte, und die Baumgipfel brachen immer wieder ab und bewirkten viel Verwirrung.
Während die Römer in solchen Schwierigkeiten waren, umschlossen die Barbaren sie auf einmal überall und auf allen Seiten kamen sie durchs dichteste Dickicht, da sie mit den Pfaden vertraut waren. Zunächst warfen sie ihre Salven aus der Ferne, dann, als niemand sich verteidigte und viele verwundet waren, kamen sie dichter an sie heran. Denn die Römer rückten nicht in regulärer Ordnung vor, sondern waren in allgemeinem Chaos mit den Wagen und den Unbewaffneten vermischt, und, da sie unfähig waren, sich zu Kampfgruppen zusammenzuschließen, und an jedem Punkt in geringerer Zahl als ihre Angreifer, erlitten sie schwere Verluste und konnten überhaupt keinen Widerstand leisten."
Die Römer befanden sich nun in einem Wald, der zum Sauerländer Gebirge gehört. Der Boden ist wasserundurchlässig. Es gibt viele Bachläufe und Wegengen. Die Straße verläuft auf der Wasserscheide von MÖHNE und ALME und ist sehr schmal. Der Weg durch diesen Urwald war 11 km lang.
Es gibt eine Stelle, wo der Weg einen Knick nach Südwesten macht. Dort traf, aus östlicher Richtung kommend, ein Wasserscheideweg von der Alme her auf den Weg der Römer. Diese Stelle war für die Römer besonders ungünstig, da der Weg sehr eng war und zu beiden Seiten Schluchten zur MÖHNE und ALME hinunterführten. Hinzu kam, daß sich dort ein Berg befindet, der den Weg versperrte. Bei diesem Berg handelt es sich um den "STREITBERG".
Ähnliche "sprechende" Flurnamen finden sich auch auf dem Marschweg der Germanen: Vordere Platz, Mittlerer Platz, Hinterer Platz.
---
Ich fasse zusammen:
Endloser Marsch (s. auch das von mir komponierte Lied: Endlos, das ist der Marsch!), Wetter schlecht, Widrigkeiten der Natur (den Römern fallen Bäume auf den Kopf), finstere Wälder voller verrückter Germanen, Chaos, elende Wege (rutschig, slippery when wet!),  wenig bekannte Gegend (trotz Erkundung), Ortsvorteil der Germanen, geographische Nachteile der Römer, Moral im Keller, Unmöglichkeit sich zu formieren, bessere Taktik der Germanen (stellen Überzahl her!), unfähiger Führer der Römer, charismatischer Führer der Germanen.
Alles war gegen die Römer. Sie konnten, wie man so schön sagt, einpacken!
---
Quelle: WILHELM LEISE: WO ARMINIUS DIE RÖMER SCHLUG. DER HISTORISCHE ORT DER VARUSSCHLACHT, München 1990, S. 112-116.
---
Zu den Flurnamen: P. von Pohlenz: Landschafts-und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, Marburg 1961.
---
The SIR

Samstag, 13. April 2013

P. VERGILIUS MARO: AENEIS II, 31-40: das hölzerne Pferd (Teil 4): Pars stupet...
(11-13 Klasse)

Pars stupet (ein Teil bestaunt; staunt an; staunt über) innuptae donum exitiale Minervae (das verderbliche Geschenk der unvermählten=jungfräulichen Minerva)
et molem mirantur equi (und sie bewundern die Größe des Pferdes; den massiven Bau); primusque Thymoetes (und als erster Thymotes; vor allem; besonders; allen voran)
duci intra muros hortatur (fordert dazu auf, daß es nach "innerhalb der Stadtmauer" gezogen werde; ermutigt sie; feuert sie an; mahnt, es in die Stadt hinein zu schaffen) et arce locari (und daß es auf der Burg aufgestellt werde),
sive dolo (sei es, daß durch List; Verrat; entweder durch List) seu (sei es, daß; oder) iam Troiae sic fata ferebant (schon; nun die "Schicksale"=das Schicksal=der Untergang Trojas es so verlangten; es mit sich brachten).
at Capys (doch Capys), et quorum (und deren;) melior sententia ("eine bessere Überlegung"; Meinung; Gedanke) menti (Geist; und dem Geist derer; und deren Geist; dativus possessivus; erg: war; also: "und deren Geist eine bessere Überlegung war"=svw. die noch klar denken konnten; die noch einen klaren Verstand hatten),
aut pelago (entweder ins Meer;) Danaum insidias (die Hinterlist der Danaer= Griechen; gen. pl.; deren Trug) suspectaque dona (und ihre verdächtigen Geschenke) praecipitare iubent (befehlen sie zu stürzen) subiectisque urere flammis (und mit "daruntergeworfenen" Flammen zu verbrennen; und zu verbrennen, nachdem ein Feuer darunter gezündet (gelegt) worden war),
aut terebrare (oder zu durchbohren) cavas (die hohlen) uteri (des Bauches) et temptare (und zu prüfen) latebras (Verstecke=das Versteck; plurale tantum; die Schlupfwinkel).
scinditur (es wird zerissen; zerspalten; spaltet sich) incertum (das ungewisse; unsichere=schwankende) in contraria studia (in entgegengesetzte Bestrebungen; Interessen) vulgus (das Volk; Bezugswort von "incertum").
---
Thymoetes; Kapys: Anführer der Trojer
---
The SIR

Freitag, 12. April 2013

CARACALLA: KAISER UND EKEL ODER TOD NACH PINKELN!

Seid nett zueinander...

... sonst trifft euch mein böser Blick!

Schon als junger Mann übte er, möglichst finster aus der Wäsche zu schauen. Ein Grund war vielleicht, daß er es Alexander dem Großen gleichtun wollte. Von Demut schien er wenig zu halten. Er blickte nämlich auf seinen Bruder GETA herab, weil der so bescheiden war. Er ließ diesen übrigens um die Ecke bringen. Dann beweinte er dessen Tod. (Schöner Zug von ihm!) Mitwisser wurden ebenfalls beseitigt. Besser ist besser!
"Gemordet wurde sodann allenthalben." (Historiae Augustae)
Den Senat beschimpfte er häufig. Er drohte sogar, ein zweiter SULLA zu werden. Dann ging er nach Gallien, wo er den Statthalter der Provincia Narbonensis beseitigen ließ. In Alexandria berief er das Volk in ein Gymnasium und beschimpfte es. Doch irgendwann war das Maß voll. CARACALLA wurde auf halbem Weg von Carrhae nach Edessa getötet. Er war gerade vom Pferd gestiegen, um seine Blase zu entleeren. Sein Reitknecht stieß ihm den Dolch in die Seite, als er ihn aufs Pferd hob.
Verheiratet war CARACALLA mit seiner Schwiegermutter! Er legte sich-bescheiden, wie er war- folgende Beinamen zu: Germanicus, Particus, Arabicus, Alamannicus. HELVIUS PERTINAX soll gesagt haben, er solle noch "Geticus Maximus" hinzufügen, da er ja seinen Bruder umgebracht habe.
CARACALLA hinterließ die sog. CARACALLA-THERMEN.
Quelle: HISTORIAE AUGUSTAE
---
Zum Mord an GETA:
"Ebenso erfolglos waren die Versuche von Caracalla und Geta, sich gegenseitig zu vergiften. Caracalla erstach daher den Bruder mit dem Schwerte in den Armen seiner Mutter. Nach seinem Tode fand man eine große Menge an Giften, die er angeblich für 30 Millionen Sesterzen im Orient erworben hatte. Sein Nachfolger Macrinus ließ sie verbrennen."
(Quellen: l.c.=loco citato IV 4,2=HERODIAN; DIO LXXVIII 6, 3 f.)
ALEXANDER DEMANDT: DAS PRIVATLEBEN DER RÖMISCHEN KAISER, München 2007, S. 59
Über sein Sexualleben:
"Plautianus, der Praefectus Praetorio des SEPTIMIUS SEVERUS, ließ-wenn wir's glauben-dem Gesetz zuwider hundert Knaben kastrieren, die seiner mit Caracalla verlobten Tochter dienen sollten, unter anderem als Musiklehrer. Caracalla hat sich selbst angeblich einem spanischen Eunuchen verschrieben, der zugleich Giftmischer und Zauberer war."
(Quellen: DIO LXXV 14, 4 ff. und LXXVII 17,2)
DEMANDT, S. 153.
100 Knaben kastriert-reife Leistung! Nehmt euch in acht, ihr Knäblein, sonst kommt der Onkel Plautianus mit dem Messerchen...Dieselbe Warnung geht ebenso an schwule Musiklehrer. Denkt immer daran, was denen passiert ist.
"Die Kastraten und delicati seines Vorgängers ELAGABAL hat SEVERUS ALEXANDER an seine Freunde verschenkt."
Tolles Geschenk! Macht euch eine Freude. Schenkt Eunuchen! Zu Weihnachten, Ostern, Geburtstag...
(Quelle: HISTORIAE AUGUSTAE, ALEXANDER 23, 4 ff. und 34, 3)
DEMANDT, S. 153 f.
---
The SIR

Donnerstag, 11. April 2013

P. VERGILIUS MARO: AENEIS II, 21-30:  (das hölzerne Pferd; Teil 3)
(Klasse 11-13)

Die Griechen sind nicht mehr da!

Est in conspectu (es ist=liegt in Sichtweite; erg: Troiae=Trojas) Tenedos (T.), notissima fama
insula (die durch die Legende; Überlieferung; Sage; Ruhm sehr bekannte Insel), dives opum (reich an Mitteln; Vermögen; Truppenmacht; Macht) Priami dum regna manebant (solange die Herrschaft; das Reich des Priamos Bestand hatte; bestand; Plural!),
nunc tantum sinus (jetzt nur eine Bucht) et statio (und ein Ankerplatz) male fida carinis ("schlecht"=zu wenig (parum) sicher für Schiffskiele=Schiffe; pars pro toto!).
huc (hierher) se (sich; zu "condunt") provecti (fortfahrend; sie fuhren dorthin und) deserto in litore (am verlassenen Strand; am öden Strand) condunt (verbergen; verstecken sie sich);
nos (wir) abiisse (daß sie weggegangen sind; aus metrischen Gründen für "abisse"; erg: "eos"=sie) rati (erg: sumus; wir glaubten; wähnten) et vento petisse (für "petivisse"; und mit dem Wind zu erreichen versucht haben; gesegelt sind nach) Mycenas (Mykene=Heimat Agamemnons).
ergo (daher) omnis (das ganze) longo (von langer abl. separativus) solvit se (löst sich)Teucria (Land der Teukrer) luctu (Trauer; Bezugswort von "longo");
panduntur portae (die Tore werden geöffnet), iuvat ire (es erfreut zu gehen) et Dorica castra (und das griechische Lager; Anachronismus!)
desertosque videre locos (und die verlassenen Orte; Plätze; für "loca"=Gegend zu sehen) litusque relictum (und den verlassenen Strand; Chiasmus!):
hic (hier) Dolopum manus (die Scharen der Doloper (=thessalische Völker unter dem Befehl des Achilles)), hic saevus tendebat  Achilles (hier spannte der wilde Achilles sein Zelt aus=hier lagerte er)
classibus hic locus (hier (war) der Ort für die Flotte; Plural!), hic acie certare solebant (hier pflegten sie in der Schlacht (mit dem Heer) zu kämpfen; hier kämpften sie gewöhnlich).
---
"Nach der langen Zeit des Krieges strömen die Trojaner ins Freie und besichtigen das verlassene Schiffslager der Achäer. Man findet das hölzerne Pferd und ist unschlüssig, was man mit ihm anfangen soll. Da tritt Laokoon auf und warnt vor der List des Odysseus, ja er schleudert seine Lanze in das Pferd."
AUS DEM SCHATZE DES ALTERTUMS-LATEINISCHE SCHRIFTSTELLER B. 13-VERGIL (Vorbereitungsheft; C. C. Buchner Verl.), hrsg. v. M. Leitschuh u. Dr. K. Rupprecht, Bamberg o. J., S. 54.
---
"Tenedos liegt daselbst in Sicht, ein allen bekanntes
Eiland, reich und gesegnet, solange Priamus herrschte,
jetzt eine Bucht, zum Ankern wenig geeignet.
Dorthin zogen sie fort, sich bergend am öden Gestade:
Wir auch wähnten sie fort und gen Mykenae gesegelt..."
---
VERGIL: AENEIS (Goldmann Klassiker); Übertragung aus dem Lateinischen und Anmerkungen: Thassilo v. Scheffer, München 1979, S. 28.
---
Und hier nun mein bescheidener Versuch auf Englisch:

There is Tenedos, situated in sight, an island well-known to all,
 famous, rich and blessed, as long as Priamos reign persisted,
now just an inlet, not suitable for ships.
There they went hiding at the desert beach:
They had gone and sailed to "Mycenae", we thought..."
---
The SIR

Mittwoch, 10. April 2013

QUINTUS HORATIUS FLACCUS: EPISTELN I, 19, 1-11: An MAECENAS über Dichter und Wassertrinker: Prisco si credis...(12./ 13. Klasse)

Prisco si credis (Wenn du dem alten glaubst), Maecenas docte (gelehrter Maecenas), Cratino (Kratinus; darauf bezogen "prisco; Hyperbaton),
nulla placere diu (keine (scil: Gedichte) gefallen lange) nec vivere carmina possunt (noch können Gedichte/ sie lange leben)
quae scribuntur (die geschrieben werden) aquae potoribus (durch die Trinker des Wassers; Wassertrinker). ut (wie; als) male sanos (die betörten; rasenden; schwärmenden)
adscripsit Liber (der Gott Liber=Bacchus aufnahm; hinzufügte+Dat.) Satyris Faunisque (bei den Satyrn und Faunen; den S. u. F.) poetas (die Dichter; darauf bezogen: "male sanos"),
vina (nach Wein; Plural!) fere (beinahe; fast; schon; ungefähr) dulces (die süßen) oluerunt (dufteten; rochen) mane (am Morgen) Camenae (die Musen).
laudibus arguitur vini (durch Lobpreisungen des Weins wird gekennzeichnet; offenbart; verraten) vinosus Homerus (der "weinreiche"; weinselige Homer);
Ennius ipse pater (selbst Vater Ennius) numquam (niemals) nisi potus (außer betrunken; wenn er nicht betrunken war) ad arma (zu den Waffen)
prosiluit (sprang) dicenda (zu den zu besingenden; auf "arma" bezogen). 'forum putealque (Marktplatz und "Puteal" des Libo)
mandabo siccis (werde ich den "Trockenen" anvertrauen; überlassen), adimam (ich werde "wegnehmen";verbieten; verwehren; absprechen) cantare (zu singen; dichten) severis (den Strengen)':
hoc simul edixi (sobald (als) ich das verkündigte; bestimmte; verfügte), non cessavere poetas (zögerten nicht; ließen nicht nach; rasteten nicht; hörten die Dichter nicht auf)
nocturno certare mero ("durch nächtlichen Wein zu streiten"; bei nächtlichem Wein=nachts um die Wette zu saufen), putere diurno (und durch täglichen; erg: Wein; also: am Tag; am nächsten Tag aber danach zu riechen).
---
Cratinus: Dichter der alten Komödie
male sanos: "ver-ruckte"; "plemplem"; die spinnerten ("spinnösen") Dichter; dazu NIETZSCHE: "Nur Dichter, nur Narr!"
vinosus Homerus: der "wino" Homer
ad arma...dicenda: seine Heldendichtung
puteal, alis, n: "1) Brunneneinfassung
2) Blitzmal; geweihte u.eingefriedete  vom Blitz getroffene Stelle; bes. das puteal auf dem comitium, in dessen
Nähe die Börse abgehalten wurde: Libonis von Libo restauriert H."
(s. der kl. STOWASSER)
merum=reiner Wein ("Wine is fine, but liquor is quicker!" O. Osbourne)
---
dazu MARTIN OPITZ: Buch von der deutschen Poeterey:
"Mecenas/ wilt du mir und dem Cratinus glauben/
der da wasser trinckt kan kein guet carmen schreiben; (...)"
---
"Glaubst du als Griechenfreund dem alten Kratinos,
so darf kein Gedicht auf lange Gunst und Dauer hoffen,
dessen Schöpfer ein Wassertrinker ist."
AUS: DIE SATIREN UND BRIEFE DES HORAZ übersetzt und bearbeitet von DR. W. SCHÖNE, Ernst Heimeran Verlag München, 1943, S. 285 f.
---,
"Glaubst du, gelehrter Maecenas, dem alten Cratinus, dann bleiben
 keine Gedichte länger am Leben und finden Gefallen,
die Abstinenzler gedichtet."
HORAZ: SATIREN UND EPISTELN (Goldmanns gelbe Taschenbücher), übertragen und erläutert von G. Dorminger, München 1959, S. 108.
---
Übersetzung by:
The SIR


AQUAE MATTIACORUM

Das Heilbad WIESBADEN wird erstmalig von PLINIUS DEM ÄLTEREN in der Literatur erwähnt. Die Römer glaubten an die Heilkraft des Wassers und hielten es für etwas Göttliches!
PLINIUS selbst badete in WIESBADEN. Auch der Dichter MARTIAL (wir alle kennen ihn), der KAISER DOMITIAN auf seinem Feldzug gegen die CHATTEN begleitete (war bestimmt nicht lustig), hat WIESBADEN gesehen.
Um 50 n. Chr. wurde das erste Kastellbad errichtet. (Die Legionäre waren ganz "wild auf Bäder"!)
WIESBADEN war von großer strategischer Bedeutung, weil es den Mainzer Brückenkopf sicherte.
259/ 60 n. kam die Katastrophe. Die ALAMANNEN (damals noch nicht so spießig wie heute) zerstörten WIESBADEN bis auf die Grundmauern. "Good times never last!"
356/ 60: Rückeroberung (etwas spät für meine Begriffe).
371 n. kurierte übrigens der Alamannenfürst MACRIAN sein Rheuma in Wiesbaden aus. VALENTINIAN wollte ihn schnappen und setzte eine Abteilung in Marsch. Diese machte aber solchen Lärm, daß MACRIAN flugs seine Badesachen zusammenpackte und türmte. Er verschwand in den Taunuswäldern und ward nicht mehr gesehen.
Nach 500 wurde WIESBADEN aufgegeben. Erst um 800 wird es wieder von EINHARD erwähnt:
"et castrum, quod moderno tempore WISIBADA vocatur".-
---
Quelle: A. u. R. SCHMID: DIE RÖMER AN RHEIN UND MAIN, Frankf. 1972, Kap. 7 ("Heilige Quellen").
---
The SIR
OVIDIUS: ARS AMATORIA III, 603-610: quae venit ex tuto...

(Man darf es den Typen nicht leicht machen!)

Quae venit (Welche kommt; diejenige, die kommt) ex tuto ("aus dem Sicheren"; sicher; ungefährdet), minus est accepta (ist weniger willkommen) voluptas (die Lust; das Vergnügen);
ut sis liberior  (auch wenn du noch freier bist) Thaide (als Thais; eine Hetäre!), finge metus (erfinde Ängste; tu so, als ob du Angst hättest).
cum (obwohl) melius foribus possis (du (es) besser durch die Türen (tun) könntest), admitte fenestra (laß ihn durch das Fenster herein)
inque tuo vultu (und in deiner Miene; in deinem Gesicht) signa timentis habe (habe=trage; zeige die Zeichen einer sich Fürchtenden; einer, die sich fürchtet);
callida prosiliat (die schlaue; clevere; gerissene springe hervor) dicatque (und sage) ancilla (die Magd; Bezugswort zu "callida") 'perimus' (wir gehen zugrunde; mit uns ist's aus; aus und vorbei; wir sind erledigt);
tu (du) iuvenem trepidum (den zitternden Jüngling bzw. Lüstling) quolibet abde loco (verbirg an an einem beliebigen Ort; an jedem beliebigen Ort).
admiscenda tamen(doch; dennoch beizumischen; es muß dazugemischt werden; dazugegeben werden) Venus est secura ((ist) die sichere; sorglose Venus=Liebe; Personifikation) timori (der Furcht),
ne (damit (er) nicht) tanti noctes non putet esse tuas (glaubt, daß deine Nächte nicht so viel wert sind).
---
ex tuto: vgl. Wendungen wie "ex parte"=teilweise; "magna ex parte"=großenteils, "ex improviso"=unversehens u.ä. (s. der kl. STOWASSER; Artikel "ex"; II, 7: steht in selbständigen Adverbialausdrücken)
quolibet...loco: im Schrank z. B.
tanti: gen. pretii
---
Gruß von OVID

(SIR R)


Freitag, 5. April 2013

OVIDIUS: ARS AMATORIA III, 751-760: Zu spät kommen-Manieren bei Tisch (10. Klasse)

Sera veni (komm (immer) spät; zu spät) positaque decens incede lucerna (und schreite elegant /anmutig einher, nachdem eine Leuchte aufgestellt worden war; im Schein der Lampe):
grata (willkommen; erwünscht) mora (durch Verspätung; abl. causae: gerade weil du zu spät kommst) venies (wirst du kommen), maxima lena (die größte Kupplerin) mora est (ist die Zeit; die Verzögerung; der Aufschub);
etsi turpis eris (auch wenn du einmal häßlich sein wirst), formosa videbere potis (wirst du doch Betrunkenen schön erscheinen), et latebras (und Verborgenheit; Pluralwort (!), jedoch kein reines "plurale tantum"!) vitiis nox dabit ipsa tuis (wird gerade die Nacht deinen Fehlern geben).
carpe cibos (nimm die Speisen) digitis (mit den Fingern) (est quiddam gestus edendi) (es gibt (schließlich) "eine gewisse Haltung des Essens"=Tischmanieren),
ora nec (auch nicht das Gesicht) immunda (mit unsauberer) tota (das ganze) perungue (verschmiere) manu (mit der Hand);
neve (oder nicht) domi (zuhause) praesume drapes (nimm vorher eine Mahlzeit zu dir), sed desine citra (sondern höre "diesseits"=vorher auf)
quam capis (als (was) du fassen kannst; (also nicht bis zum Anschlag und Erbrechen fressen!)): es paulo (iß ) ein wenig), quam potes esse (als was du essen kannst), minus (weniger).
Priamides (Der Sohn des Priamos=Paris) Helenen (die Helena; griech. Akk.!) avide si spectet (wenn er sie sähe gierig) edentem (essen; wie sie gierig frißt; Part. Präs. Akt. bezogen auf "Helenen"; also die gierig essende H.),
oderit et dicat (könnte es ihm unangenehm sein,; könnte er es/ sie hassen; von Abscheu erfüllt werden und sagen) 'STULTA RAPINA MEA EST'. (mein Raub war dumm; ich war blöd, die zu rauben).-
---
videbere=Kurzfor:m für "videberis"
potis: vergleiche unser "sich eine Frau schön saufen"
nox: HEINRICH HEINE sagte einmal, in der Nacht seien alle Frauen "Helenen".
digitis: mit den Spitzen der Finger, also très élégant
quiddam: eigentlich substantivisch, neutrum: quiddam Itali, Heinsius: quidam RAophi
capis: es Ebwald
esse: RAop3: ede sep1: adde E alpha (edere, edi, esus; Kurzformen: es, est, estis; esse; essem; estur)
Priamides, ae, m: Patronymikon
---
The SIR

OVIDIUS: ARS AMATORIA III, 243-250: 10. Klasse, 2. Halbjahr
("Le Frisur")

Quae (Die; diejenige, die) male crinita est (schlecht "behaart" ist; kein gutes Haar hat), custodem in limine ponat (stelle einen Wächter an die Schwelle; setze einen Aufpasser vor das Haus)
orneturve (oder sie möge geschmückt werden; lasse sich frisieren) Bonae semper in aede Deae (immer im Tempel der "Guten Göttin"; (da kamen nämlich keine Männer rein!)).
dictus eram (ich war gemeldet worden) subito (plötzlich; unerwartet) cuidam venisse puellae (einem Mädchen, daß ich gekommen sei; erg: me):
turbida (verwirrt; völlig "von der Rolle") perversas induit illa comas (zog jene "verkehrte Haare" an; falsche Haare; (manche Frisuren sind wirklich pervers!);"setzte sie die Perücke falsch herum auf; Goldmann; "perversas" als Praedikativum?).
hostibus eveniat (dies möge Feinden passieren; das wünscht man dem ärgsten Feind nicht!) tam foedi causa pudoris (nämlich einen so häßlichen Grund zur Scham; Schmach; Schande; eine so furchtbare Ursache, sich zu schämen; eine solche Peinlichkeit)
inque nurus Parthas (gegen die jungen parthischen Frauen) dedecus illud eat ("gehe" (von mir aus) jene Schande; also denen soll so etwas passieren; zustoßen)!
turpe pecus mutilum (häßlich ist das verstümmelte Tier), turpis (häßlich) sine gramine (ohne Gras) campus (das Feld)
et sine fronde (und ohne Laub) frutex (der Busch; das Gebüsch) et sine crine (und ohne Haar) caput (das Haupt).
---
frutex, icis, m=Busch; Strauchwerk; aber auch: Klotz; Dummkopf (neue Redewendung (Neologismus): Blöd wie ein Busch!
Definition der leeren Menge: Die Menge der Haare auf einer Glatze!
---
The SIR





Donnerstag, 4. April 2013

NEU AUF UNSERER MITTELALTERSEITE: "diereichsburg. blogspot" (ein Wort)
BONIFATIUS (um 673-754) FÄLLT DIE DONAREICHE: BAUM AB, NEIN DANKE!- Übersetzung aus der "VITA BONIFATI" des HL. WILLIBROD (alter Kumpel von mir).
Des weiteren: Zusammenfassung einer FANTASY-KURZGESCHICHTE von K. E. WAGNER: SING NOCH EINMAL VON VALDESE
Und: last, but not least: FILM über WANDERHUREN IM MITTELALTER.
---
The SIR
THALES OF MILETUS: Für unsere amerikanischen Fans

At the beginning of the sixth century B. C. great innovations began in the city of MILETUS. The city was a great seafaring power with colonies around the Black Sea.
We possess only limited information about THALES. There was an anecdote of THALES falling into a well because he was so occupied with looking at the stars. A female servant laughed at him! In this moment she felt superior to the great thinker! What a blasphemy!
HERODOTUS tells us that THALES successfully predicted an eclipse visible in Asia Minor in May 585 B. C.-
For THALES the fundamental substance from which all things proceed is water.
And water is the best, as ARISTOTLE speaks.
With this fundamental idea THALES anticipated a lot (see HIOMAR V. DITFURTH'S bestseller from the seventies: IM ANFANG WAR DER WASSERSTOFF).
Today, we know THALES was right with his concept of water. In his lifetime they knew little to nothing about hydrogen, but contemplating the sea (he thalatta) great thinkers created such theories. Some questions, however, remain: Was there water in the well or not?-How did he get out of it?-
Was the female servant punished?-I hope so!
Not everyone falling down (into a well) is automaticly THALES.
---
WILL DURANT: THE STORY OF PHILOSOPHY, New York, 1934.
---
The SIR (thinker)

DIE RELIGION DER KELTEN: NACH GERHARD HERM

GERHARD HERM schreibt, Religion sei u.a. der Versuch, den Menschen damit auszusöhnen, daß er sterben müsse. Für die DRUIDEN, so HERM, war Leben ein Gut, das von einem in das andere Gefäß umgeschöpft werden mußte, um den kosmischen Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. So erklären sich die Verurteilungen von Mördern und die Menschenopfer bei den Kelten. (Besonders bei letzerem sieht man einmal mehr, was Religion alles anrichten kann. Zu den Menschenopfern, s. STRABON; die Stelle ist übrigens nichts für sensible Gemüter!)
CAESAR schreibt, die Druiden lehren, "daß die Seelen nicht vergehen, sondern von einem zum anderen wandern".
Bei LUKAN lesen wir: "Wenn wir eure Gesänge richtig deuten, dann ist der Tod nur Pause in einem langen Leben."
(LUKAN ist der Verfasser der "PHARSALIA", eines zähen und ungenießbaren Werkes über den Bürgerkrieg, das in quälenden Hexametern verfaßt ist, was die Sache keineswegs besser macht.)
HERM interpretiert demzufolge die Opferszene auf dem berühmten KESSEL VON GUNDESTRUP neu: Für ihn marschiert eine Reihe von Kriegern auf den Kessel zu, um geopfert zu werden. Eine zweite Reihe reitet von dem Kessel weg. Diese Krieger sind wiedergeboren.
(Das Pferd gab es wohl gratis als Belohnung. Vom Krieger zu Fuß zum Reiter befördert! Es scheint, als ob die neugeborenen Krieger auch sozial aufgestiegen seien!)
Der Opferkessel ist demnach ein Instrument oder ein Ort, wo Existenz verwandelt wird. Die Opferhandlung ist somit ein Mittel, wodurch eine Daseinsart durch eine andere ausgetauscht bzw. ersetzt wird.
(Schwacher Trost, aber immerhin ein Trost!)
(vgl. auch das Radsymbol als Symbol der Wiedergeburt; s. Hallstätter Schwertscheide; Funde der Latène-Zeit)
All diese Überlegungen waren der Grund dafür, daß für die Kelten der Tod nur ein geringes Übel war. Das Leben konnte man eigentlich gar nicht verlieren, weil es ja danach irgendwie weiter ging. Denn der TOD war für sie, wie wir gesehen haben, nur eine PAUSE VOM LEBEN.
Vielleicht liegt darin auch ein Grund, warum die Kelten  besonders tapfere Krieger waren.
---
GERHARD HERM: DIE KELTEN: DAS VOLK, DAS AUS DEM DUNKEL KAM, ECON-VERL., Düsseld. u. Wien 1975, S. 233 ff.
---
SIR R
EPONA: DIE KELTISCHE SCHUTZGÖTTIN DER PFERDE

EPONA war eine keltische Pferdegottheit. Sie war die Beschützerin der Pferde, Maultiere, Esel (nicht der menschlichen), Reiter und Pferdeknechte.
(Letztere sind oft schlecht zu den Tieren und verdienen die Gunst der Göttin eigentlich nicht. Dennoch ist EPONA auch für die Knechte da, was ihren Großmut zeigt.)
Verbreitung des Kultes: Ostfrankreich, Westdeutschland, entlang des LIMES.
Besonders beliebt war EPONA verständlicherweise beim Heer (wegen der Bedeutung der Pferde). Die Soldaten verbreiteten den EPONA-KULT entlang der Donau und bis nach Italien. Dort wurde ihr Fest am 18. Dezember gefeiert.
Nach P. M. DUVAL ist sie die einzige Gottheit, die in der Hauptstadt verehrt wurde.
Darstellungen: EPONA reitet oft auf einer Stute oder ist von Pferden und Maultieren umgeben, die von ihr gefüttert werden.
Attribute: Füllhorn; Fruchtkorb. Dies deutet darauf hin, daß EPONA auch eine Fruchtbarkeitsgöttin war.
EPONA war also eine besonders segensreiche und sympathische Göttin, was ihre große Beliebtheit erklärt.
Leider führt sie seit langen Jahrhunderten ein Schattendasein und wird von niemand mehr verehrt.
---
DTV-LEXIKON DER ANTIKE: RELIGION UND MYTHOLOGIE, Bd. 1, München 1970, S. 230.
LIT: P. M. DUVAL: LES DIEUX DE LA GAULE, 1957.-
---
The SIR

Mittwoch, 3. April 2013

DISCIPULAE MEAE SALUTEM PLURIMAM: GEBURTSTAG AUF LATEINISCH
(Ad discipulam T., quae "Hiroku" quoque dicitur:)
Dies natalis tuus est 25. 2. 1997, Latine:
a. d. V. Kal. Mart.=ante diem quintum Kalendas Martias=der 5. Tag vor den "März-Kalenden"
Wenn das Jahr 1997 ein Schaltjahr war, müßte es "diem sextum" heißen.
(Ein Schalttag wurde jedoch nach dem 24. Februar eingeschoben!
24. Februar (im Schaltjahr): a. d. bis (=zweimal!) VI. Kal. Mart. (deswegen heißt das Schaltjahr im Französischen "année bissextile!)
oder: (die) quinto ante Kalendas Martias
Hier ein guter Trick:
der 20. Mai z.B. wäre a. d. XIII Kal. Iun.
Man vermindert unser Datum um eins: 20-1= 19
Man erhöht die Zahl der Tage des Monats um eins: 31+1= 32
32-19=13=XIII, s.o.
(It's a kind of magic!)
1997: MDCCCCXCVII=mille nongenti nonaginta septem
oder als Ordnungszahl:
anno post Christum natum millesimo nongentesimo nonagesimo septimo
(klingt doch gut und weniger prosaisch als 1997!)
---
Man könnte allerdings auch A.U.C.=AB URBE CONDITA=VON DER GRÜNDUNG DER STADT ROM aus zählen, aber dann wird es kompliziert. 7-5-3---Rom kroch aus dem Ei. Berechnung nach VARRO!
---
Im römischen Kalender gibt es 3 feste Tage:
1.) KALENDAE=der erste Tag des Monats
2.) NONAE=der 5. Tag des Monats
3.) Idus, uum=der 13. Tag des Monats
In den Monaten März, Juli, Mai, Oktober (Merkwort: MILMO) fallen die NONAE und IDUS zwei Tage später, also auf den 7. bzw. 15. März.
IDUS MARTIAE: CAESARS TODESTAG! (Die Iden des März; s. auch das Buch von Thornton Wilder)
Kalendis Ianuariis=am 1. Januar
Nonis Ianuariis=am 5. Januar
Nonis Martiis=am 7. März
pridie Nonas Maias=am 6. Mai (vor den Nonen des Mai; zufällig mein Geburtstag)
pridie Kalendas Februarias=am 31. Januar
Die anderen Tage werden von den nächsten Nonen, Iden und Kalenden aus rückwärts berechnet. Anfangs-und Endtermin werden dabei mitgezählt.
---
The SIR
C. IULIUS CAESAR: BELLUM GALLICUM I, cap. 8, 1-2: Interea ea legione...

Interea (Inzwischen; unterdessen) ea legione (mit dieser Legion=die X. Legion), quam secum habebat (die er bei sich hatte; man sollte immer eine Legion bei sich haben!), militibusque (und mit den Soldaten), qui (die) ex provincia (aus der Provinz) convenerant (zusammengekommen waren), a lacu Lemanno (vom Genfer See), qui (der) in flumen Rhodanum influit (der in den Fluß Rhône "einmündet"; in die Rhône), ad montem Iuram (bis zum Juragebirge), qui (das) fines Sequanorum (das Gebiet der Sequaner; die "Grenzen" der S.) ab Helvetiis dividit (von den Helvetiern trennt), milia passuum (Tausender der Doppelschritte; 1000 Doppelschritte=1 röm. Meile=mille passus=1,5 km; gen. qual. /explic. bezogen auf "murum") decem novem (19; also 19 röm. Meilen=28, 5 km (hin)) murum (eine Mauer; einen Erdwall; also einen Wall, der 19 röm. Meilen lang ist; sich hinzieht) in altitudinem (in die Höhe bis zu einer Höhe von) pedum sedecim ("der Füße" 16; also 16 Fuß hoch; 1 Fuß=30 cm; also 4, 80 m) fossamque (und einen Graben) perducit (legt er an; läßt er ausführen; bauen). Eo opere perfecto (Nachdem dieses Werk vollbracht worden war; nachdem diese Arbeit erledigt war) praesidia disponit (verteilt er Beobachtungsposten; Besatzungen (an verschiedenen Punkten), castella communit (und legt Stützpunkte an; befestigt Bastionen), quo facilius (damit er desto leichter; quo=ut eo), si (wenn; falls) se invito (gegen seinen Willen; abl. abs.) transire conarentur (sie versuchen sollten überzusetzen; falls sie es wagten, hinüberzugehen), prohibere possit (sie abhalten könne; den Weg sperren kann; absolut gebraucht).-
---
ea legione=per eam legionem
influit: abfließt
milia passuum undeviginti steht auf die Frage "Wie weit hin?"
"Die Befestigungen wurden übrigens nur an den ebneren (sic) Stellen des Rhoneufers aufgeführt; nur da konnte auch wegen der Bodenbeschaffenheit ein Graben gezogen werden."
castella communire: auch: Schanzen aufwerfen
disponit...communit: Asyndeton
---
CAESARS GALLISCHER KRIEG: B. G. TEUBNER'S SCHÜLERAUSGABEN GRIECH. U. LATEINISCHER SCHRIFTSTELLER, hrsg. v. Prof. Dr. F. FÜGNER; Hilfsheft; Leipzig u. Berlin 1902, S. 11 (Anmerkungen).
(Meine alte Ausgabe gehörte übrigens einem gewissen M. von Bibow. Wer dies wohl war?)
---
influere=austreten; in/ übergehen in
XIX=undeviginti=19
XVI=sedecim=16
murum fossamque perducere=einen Erdwall mit Graben errichten
in altitudinem+gen.: in/ bis zu einer Höhe von
prohibere: ergänze: eos
RATIO: Caesar-Der Gallische Krieg; Kurzausg., C. C. Buchner, Bamberg 1999, S. 24 f. (dort befindet sich auch ein Plan/ eine Skizze der Anlage!)
---
"Die von Caesar beschriebene Mauer war allerdings nicht fortlaufend errichtet, sondern nur an einigen Stellen des linken Rhôneufers, die frei zugänglich waren, insgesamt etwa 5000 m."
(Caesar hat hier also übertrieben!)
disponere= verteilen, aufstellen
CAESAR: DE BELLLO GALLICO, Schöningh, bearb. v. J. Vogel u.a., Paderborn 2004, S. 36.
---
zu lernende Vokabeln:
eo+Komparativ=umso
invitus, a, um=gegen jemandes Willen
---
Die Mauer begann südlich von Genf und verlief ungefähr parallel zur Rhône in südlicher Richtung, bis sie nach    19 röm. Meilen auf das Juragebirge stieß. (Ich frage mich, ob noch Reste bzw, Spuren davon im Gelände nachweisbar sind? Am besten hingehen, buddeln.)
---
The SIR (Caesarianer)

PLUTARCHOS VON CHAIRONEA (LITERATUR: GRUNDWISSEN)

(um 50 n. - bald nach 120 n. Chr.)

-Studium der Philosophie in Athen
-Anhänger der PLATONISCHEN AKADEMIE
(Daher das Wort "Akademiker", wobei die meisten heutigen "Akademiker" PLATON nicht gelesen haben (!), was sie aber keineswegs davon abhält, sich Akademiker zu nennen!)
-ausgedehnte Reisen
-Ehrungen durch Kaiser TRAJAN und HADRIAN (das ist doch was!)
-großer Freundeskreis; gastliches Haus; Kreis philosophischer Jünger (die heutigen Schüler sind weder besonders philosophisch noch sind sie Jünger; dafür werde ich immer älter)
SCHRIFTEN: 227! (s. Lamprias-Katalog), davon etwa 1/3 erhalten
a) MORALIA: über ETHIK
b) BIOGRAPHIEN
LITERARISCHE FORM: Dialog und Diatribe (platon. Vorbild)
Große Themenvielfalt: Schrift über Seelenruhe-Vom Nachteil, zu viele Freunde zu haben-Über die Unsitte des Borgens-pädagogische Schriften: z.B.Anleitung zu literarischen Studien-Symposiaka (=Tischgespräche: von banalen Themen (Gartenarbeit; Verdauung) bis zu literarischen)-dialogische Schriften: z.B. Über das daimonion des Sokrates-Platon-Exegese-Erotikus-Schriften gegen Epikureer-Schriften gegen Stoiker (jeweils 3; der Gerechtigkeit halber)-Tierpsychologie-Über Vorsehung-Trostschriften (...)
Man sieht: PLUTARCH war ein fleißiger Mann, der die meiste Zeit seines Lebens bei eifriger Arbeit verbracht hat. Er behandelte fast alle wissenschaftlichen Themen. In seinen Schriften wird jeder ernsthafte Wahrheitssucher fündig!
-Vorrangstellung der ETHIK!
-vorsichtiger EKLEKTIZISMUS (fern von rigoroser Engstirnigkeit)
-kultivierter Stil: weitgespannte Perioden
Berühmt wurde PLUTARCH vor allem durch seine "BIOI PARALLELOI" ("Parallelbiographien"), in denen jeweils ein  Römer einem Griechen gegenübergestellt wird (23 Paare; 1verloren; schließen mit vergleichender Würdigung: SYNKRISIS; Ebenbürtigkeit griech. und röm. Wesens!).
Seine Bücher sind keine Geschichte, sondern Charakterbilder. PLUTARCH zeichnet seine Menschenbilder, indem er sowohl die großen Taten als auch die kleinsten Handlungen und Gewohnheiten beschreibt (peripatetische Tradition). Er hat eine spürbare Neigung zum Anekdotischen und Detail.
LIT. und LESETIP: PLUTARCH: LEBENSBESCHREIBUNGEN, Gesamtausgabe (Goldmanns gelbe Taschenbücher), München 1964:
Band 1: Theseus/ Romulus-Lykurgos/ Numa-Solon/ Poplicola-Themistokles/ Camillus-Perikles/ Fabius Maximus
(genannt der CUNCTATOR=der Zauderer, mein großes Vorbild, auf das ich mich immer berufe, wenn man mir "Beine macht")
Band 2: Coriolanus/ Alkibiades-Aemilius Paulus/ Timoleon-Pelopidas/ Marcellus-Aristeides/ Cato der Ältere
Band 3: Philopoimen/ T. Flaminius-Pyrrhos/ Marius-Lysandros/ Sulla-Kimon/ Lucullus
Band 4: Nikias/ Crassus-Sertorius/ Eumenes-Agesilaos/ Pompeius-Alexandros/ Caesar
Band 5: Phokion/ Cato der Jüngere-Artaxerxes-Agis und Kleomenes/ Ti. u. C. Gracchus-Demosthenes Cicero
Band 6: Aratos- Demetrios/ Antonius-Dion/ Brutus-Galba-Otho
Dazu: WALTHER KRANZ: GESCHICHTE DER GRIECHISCHEN LITERATUR (Sammlung Dieterich; Parkland Verlag), Köln 1998, S. 490-498:
"Plutarchos, des Autobulos Sohn, ist etwa 46 n. Chr. in Chaironea in Boiotien geboren, und noch heute lebt in diesem Dorfe sein Andenken fort...In seiner kleinen Vaterstadt führte er ein glückliches Leben, im Dienste für die Gemeinde, im Kreise seiner zahlreichen Familie und seiner Freunde und Schüler...Sein Leben erstreckte sich über das Jahr 120 hinaus.
Als Schriftsteller war er ungemein fruchtbar. Aus noch viel größerer Zahl sind uns über 150 Einzelschriften und Aufsätze erhalten, die die verschiedenen Themen umspannen. (...)"
---
(Der hatte wenigstens noch Schüler, die ihren Meister liebten.)
---
The SIR






Dienstag, 2. April 2013

OVIDIUS: ARS AMATORIA III, 577-590: Nicht verfügbar sein!
(dürfte euch eh nicht schwerfallen)

omnia tradantur (alle Dinge mögen preisgegeben werden; alles soll mitgeteilt werden; jedes Geheimnis wird verraten) (portas reseravimus (wir haben die Türen aufgeriegelt; geöffnet) hosti (für den "Feind"; die Gegenseite))
et sit (und es sei; soll sein; bestehe) in infida proditione (in treulosem Verrat; erg: an den Männern) fides (meine Treue; erg: zu den Frauen).
quod datur (was gegeben wird) ex facili (mit Leichtigkeit; leicht), longum (eine lange) male nutrit (nährt schlecht) amorem (Liebe; Hyperbaton):
miscenda est (vermischt werden muß) laetis (mit fröhlichen) rara repulsa (die "seltene" (vereinzelte) Zurückweisung; hie und da eine Abfuhr!) iocis (Scherzen; Spielereien: Liebeständeleien; darauf bezogen: laetis; Hyperbaton).
ante fores (vor den Toren; Türen) iaceat (soll er (ruhig) liegen), 'crudelis ianua' (grausame Tür; Personifikation!) dicat (soll/ mag er sagen)
multaque (und vieles) summisse (demütig; kriechend), multa (viele Dinge; vieles) minanter agat (mag er drohend tun).
dulcia (angenehme Dinge; Angenehmes) non ferimus (ertragen wir nicht; halten wir nicht aus; paradox!); suco (durch Saft) renovemur (sollen wir erneuert wereden) amaro (durch bitteren; Hyperbaton):
saepe perit (oft geht unter) ventis (durch Winde) obruta (niedergedrückt; vernichtet) cumba (der Nachen; Kahn) suis (durch seine=günstige; Bezugswort zu "ventis"; Hyp.; also: der Kahn, weil er durch allzu günstige Winde niedergedrückt wird (PPP hier kausal); in Fetzen fliegt!).
hoc est (dies ist es; ist der Grund), quod (welches/ der) uxores (daß die Ehefrauen; ACI) non patiatur (nicht zuläßt; Konjunktiv: konsekutiver Nebensinn (Folge; wird als nicht realisiert betrachtet): er ist derart, daß er...) amari (geliebt werden):
conveniunt illas (sie treffen jene; sie kommen mit jenen zusammen), cum voluere (sooft als sie es gewollt haben; cum iterativum; wenn), viri (die Männer).
adde forem ("füge eine Tür hinzu"; baue eine Sperre ein; sag' "no!"), et duro (und mit hartem; abweisenden) dicat tibi (sage dir) ianitor (der Türsteher; Pförtner) ore ("Mund"; Wort; Tonfall; Bezugswort zu "duro"; Hyp.)
'non potes' (du kannst nicht; nix da!), exclusum (ausgeschlossen; als Ausgeschlossener) te quoque tanget (wird auch dich berühren) amor (die Liebe; also: wenn du ausgeschlossen bist...PPP hier temporal; evtl. konditional).
ponite iam (legt nun ab) gladios hebetes (die stumpfen Schwerter), pugnetur acutis (es möge nun mit scharfen gekämpft werden);
nec dubito (auch zweifle ich nicht; und ich zweifle nicht) telis quin petar (daß ich mit Geschossen angegriffen werde; mit Waffen; Wurfgeschossen) ipse (ich selbst; gerade ich) meis (mit meinen eigenen; zu "telis"; Hyp.)
---
So kann's gehen!
---
KRITISCHER APPARAT:
tradantur RAs: traduntur ao
reseravimus RAo: reserabimus s
sit RAs: fit s
iaceat RAo: iaceant s
dicat RAo: dicant s: clamet s: clament Ob
agat  ex-et R) Ao: agant s
renovemur: RAB 1 Og: renovamur aophi
patiatur ras: patiantur
adde RA (ut vid.) Pa: abde a: obde PeW2 (u.l.): claude o
tibi  Rs: ibi A: sibi o
te RAs: se s: sic D: tunc s
tanget Ro: tangit As: tangat: Ab1 (ut vid.) Pa: plangat (amans) N.
---
R: PARISINUS LATINUS 7311
O: Oxoniensis Bodleianus
(s. auch PRAEFATIO der "OXFORD_AUSGABE: P. OVIDI NASONIS AMORES-MEDICAMINA FACIEI FEMINEAE ARS AMATORIA REMEDIA AMORIS edidit brevique adnotatione critica instruxit E. J. KENNEY OXONII (Oxford university press) 1977, S. V-XII. Die Praefatio ist übrigens-wie es sich gehört-in Latein.)
---
Das Lesen von kritischen Apparaten gehört zweifelsohne zu den Höllenstrafen. Es ist dennoch von immenser Wichtigkeit für das tiefere Verständnis. Die Kenntnis von Überlieferungsvarianten führt nämlich oft zu ganz neuen Deutungsansätzen. Stellen, die im Text "dunkel" sind, werden durch den Variantenapparat oft erhellt (oder auch nicht).
Es soll Leute geben (sunt, qui), die fast nur den kritischen Apparat lesen! Diese stellen unter den Langweilern eine besondere Klasse dar, sozusagen die Elite unter den Langweilern. Was hätte wohl OVID dazu gesagt?
Wenn man todsicher ein Mädchen vergraulen will (und das sollte man ab und zu tun), dann braucht man nur zu sagen: "In meiner Freizeit beschäftige ich mich hauptsächlich mit dem Lesen kritischer Apparate. Da ist nicht mehr viel Zeit für anderes! Außerdem möchte meine Frau Mutter nicht, daß ich mich allzusehr mit Frauenspersonen abgebe."
Ich bin sicher: Die hat man gesehen!
---
Was sind die Waffen, mit denen OVID angegriffen wird?-Es sind seine eigenen Ratschläge. Diese sind keine stumpfen Scherter, sondern scharfe! Er hat diese Waffen in die Hand der Frauen gegeben, damit sie sich gegen die Typen wehren können.
Wenn also einer zudringlich wird, kann die Frau sagen: Sorry, ich habe OVID gelesen. No way, man!
Lustig wird es, wenn es OVID selbst so ergeht:
Die Frau sagt: "Ich durchschaue dich. Ich habe OVID gelesen."
Ovid: "Ich bin OVID! Das hab' ich selber geschrieben!"
---
The SIR